- Camminer Dom
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Die Kathedrale St. Johannes (polnisch: Konkatedra św. Jana Chrzciciela) in Kamień Pomorski (deutsch Cammin), auch als Camminer Dom oder Dom zu Cammin bezeichnet, ist eine aus dem 12./13. Jahrhundert stammende Kirche.
Sie ist eine Kathedrale des Erzbistums Stettin-Cammin.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ein Vorgängerbau der Kathedrale, eine Holzkirche, wurde im Jahr 1176 vom pommerschen Herzog Kasimir I. errichtet. Er wurde notwendig wegen der Verlegung des pommerschen Bischofssitzes aus dem nahen Wolin, das hier seinen Namen Bistum Cammin erhielt. Auch nach der Verlegung des Bischofssitzes nach Kolberg ins Stiftsland des Bistum blieb Cammin Sitz eines Domkapitels. Fünf Mitglieder des pommerschen Herzogshauses und acht Bischöfe sollen hier begraben worden sein.
Die Kirche wurde ursprünglich im romanischen Stil gebaut. In den Jahren 1180 bis 1210 wurde das Presbyterium gebaut. Circa 1250 entstand das südliche Portal mit Tympanon, das die Anbetung des Lammes zeigt. 1308 wurde das noch nicht fertiggestellte Kirchengebäude durch die Brandenburgische Armee zerstört. Der Bau der Basilika wurde im gotischen Stil fortgesetzt. Nach 1310 wurden Arkaden auf der Nordseite gebaut und in den Jahren 1325 bis 1350 Zimmer im Ostflügel der Kathedrale, die in späteren Zeiten den reichen Domschatz beherbergten.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstanden Gemälde im Firmament des Presbyteriums und den Apsiden. Gleichzeitig wurde auf dem ursprünglichen romanischen Bau der gotische Kirchturm und das Lektorium vor dem Presbyterium errichtet. Im Inneren der Kathedrale entstanden Altäre, das Chorgestühl und ein großes Kruzifix. 1382 wird die erste Orgel der Kirche erwähnt.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde ein Dachboden über dem Kirchenschiff eingebaut. 1419 entstand neben dem südlichen Kirchenschiff die Kapelle Lepelów. Die Kirche stand so bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. 1480 baute man neben im Presbyterium den Hauptaltar.
Nach der Reformation in Pommern kam die Kirche 1535 zur Pommerschen Evangelischen Kirche. Anfangs "Dom- und Kathedral- oder St. Johanniskirche" genannt, blieb sie bis 1945 lutherisch und behielt auch nach der Umwidmung als Evangelische Kirche den Status einer Kathedrale. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es zur Zerstörung des Inneren und Einsturz des Turmes. Mit Spenden des brandenburgischen Statthalters in Hinterpommern, Ernst Bogislaw von Croÿ, konnten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts neue, barocke Einrichtungsgegenstände erworben werden. Als im Jahre 1755 die St.- Marienkirche erbaut war, wurde diese in die Kirchengemeinde eingepfarrt, deren Geistliche nun in der "Dom- und St.-Marien-Kirchengemeinde" tätig waren.
Im Jahr 1802 wurde der gotische Turm abgerissen. 1855 wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt und baute ein neuer, neugotischer Glockenturm errichtet. 1888 wurden die barocken Orgeln renoviert. 1934 wurde die Kathedrale erneut restauriert und das Aussehen des Turms verändert.
Der Domschatz ging 1945 gänzlich verloren, als der Transport, mit dem er in Sicherheit gebracht werden sollte, in ein Panzergefecht geriet. Dabei wurde auch der berühmte Cordulaschrein, eine Wikingerarbeit um das Jahr 1000, zerstört.
In den 1960er Jahren wurde die Kathedrale renoviert und an die Bedürfnisse der lateinischen Messe angepasst. Ab 1972 war sie der Sitz des Bistums Stettin-Cammin, 1992 überführt in die Erzdiözese Stettin-Cammin.
2005 wurde die Kathedrale samt den angrenzenden Gebäuden ein „Denkmal der Geschichte“.
Baubeschreibung
Die Kathedrale ist eine romanisch-gotische, aus Backstein errichtete dreischiffige Basilika mit Terrasse auf der Nordseite. Das Presbyterium trägt Merkmale des romanischen und neogotischen Stils.
Zum Süden hin weist die Kirche eine reich verzierte gotische Fassade auf. Der massive neogotische Kirchturm mit vier Kuppel, oben auf ein großen lateinisches Kreuz, prägt das Bild.
Ausstattung
Bemerkenswert sind im Inneren der Kathedrale die aus dem 17. Jahrhundert stammende barocke Stiftung von Ernst Bogislaw von Croÿ und eine aus dem Jahr 1682 Jahre stammende barocke Kanzel. Die Gewölbe tragen mittelalterliche Blumenmotive.
Der Chor weist aus dem 13. Jahrhundert stammende Wandmalereien auf; es handelt sich um Szenen von Eden. Der aus dem 15. Jahrhundert stammende Hauptaltar in der Form eines Triptychon zeigt Bilder von Maria Himmelfahrt und der Krönung der Jungfrau Maria. In den Wänden befinden sich mittelalterliche Tabernakel.
Der Chor wird vom Querschiff getrennt mit einem barocken Gitter (1684). In der ersten Säule befindet sich südlich des Langhauses ein Altar mit einem Bild von Christus vor Pilatus, gemalt von Rembrandt van Rijn.
Im nördlichen Querschiff steht das Baptisterium der Taufkapelle aus dem 14. Jahrhundert, umgeben von einem reichen, barocken Gittervorhang aus dem Jahr 1685. Im Hauptschiff hängen zwei Bilder des Kreuzes, gemalt von Lucas Cranach dem Älteren.
An der Wand des südlichen steht der Altar der Kirche des sw Mikołaja (St. Nikolai) in Trzęsacz (deutsch Hoff). Bei der ersten Säule des Kirchenschiffes, nördlich des barocken Altars von 1683, steht ein gotischer Kleiderschrank mit Zahlen der seligen Jungfrau Maria und die Heiligen der Kirche von St. Nikolai in Kamień Pomorski.
In der Kapelle der Kathedrale befindet sich am Altar ein Bild des Gekreuzigten.
Orgel
Die barocke Orgel der Kathedrale in Kamień Pomorski, eine Stiftung des Statthalters Ernst Bogislaw von Croÿ, wurde im 17. Jahrhundert gefertigt. Sowohl das ursprüngliche Klangkonzept als auch der Werkaufbau und die Gehäusegestaltung sind von der Stralsunder Stellwagen-Orgel in der Marienkirche beeinflusst.
Nachdem zunächst im Jahr 1669 Friedrich Breyer mit dem Orgelbau beauftragt wurde ging dieser Auftrag im Jahr 1770 an Michael Berigel über, dem Schwiegersohn Friedrich Stellwagens. 1672 wurde die Orgel fertiggestellt. Die Bildhauer, die den Gehäuseschmuckt anfertigten, waren Martin Edelber (Schleiewerke, Flachreliefs, Konsolen, u. a.) und Johann Grundman aus Frankfurt/Oder (elf Plastiken, u.a.).
Das erste Konzert fand am ersten Sonntag im Advent 1672 statt.
Die Plastiken Grundmans wurden erst 1683 auf den Sockeln befestigt. In diesem Jahr wurde der Maler Johann Schmidt aus Stargard beauftragt, das Orgelprospekt zu fassen und zu vergolden und versilbern. Im Jahr 1692 wurde nach dem Tod des Stifters Croy dessen Bild an der Orgelkonsole angebracht.
Die erste Reparatur wurde 1726 notwendig. Weitere folgten in den Jahren 1787, 1800, 1817, 1828 und 1830. 1888 wurde das Orgelwerk durch einen Neubau aus der Werkstatt von Barnim Grüneberg ersetzt. Als Folge des Wiederaufbaus hatte das Instrument 44 Stimmen.
Pläne, das Instrument im Stile der Orgelbewegung umzubauen wurden wegen des ausbrechenden Zweiten Weltkrieges nicht umgesetzt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs, als sich die Front dem damaligen Cammin näherte, plante man den Abbau des Instruments und die Evakuierung ins innere Deutsche Reich. Diese Ziele jedoch nicht erreicht. 1945 wurde die Orgel teilweise verwüstet; musikalische Elemente wurden zu 90 Prozent vernichtet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Instrument wieder aufgebaut. Ergänzt wurden die fehlenden Pfeifen. 1967 wurde die Orgel komplett umgestaltet, erneut im Jahr 2004 durch Władysław Cepka (Popowo/Wronek)mit ener gründlichen Renovierung und Modernisierung. Bei den Arbeiten 2004 wurde die Gehäusekonstruktion beschädigt und ein modernes Instrument auf einer Stahlträgerkonstruktion hinter der Gehäusefront montiert.
Von der 1672 von Berigel fertig gestellten Orgel sind erhalten:
- (verändertes) Gehäuse (von den Rückwänden Reste im oberen Teil des Rückpositivs, innere Seitenwände der Pedaltürme)
- Gehäuseornamentik und farbliche Fassung
- Prospektpfeifen vom Hauptwerk (Principal 8′)
- Prospektpfeifen vom Rückpostiv (Principal 4′)
- Prospektpfeifen vom Oberwerk (Principal 4′)
- Prospektpfeifen vom Pedal (Principal 16′) im nördlichen Pedaltrum
Die Orgel hat heute folgende Disposition:
I Rückpositiv C– Gedackt 8′ Quintadena 8′ Prinzipal 4′ Gedacktflöte 4′ Octave 2′ Quinte 11/3′ Sesquialtera II Scharff IV-V Krummhorn 8′ II Hauptwerk C– Quintadena 16′ Prinzipal 8′ Spillpfeife 8′ Gedackt 8′ Octave 4′ Hohlflöte 4′ Rohrflöte 4′ Quinte 22/3′ Octave 2′ Rauschquinte II Mixtur VI–VIII Trompete 8′ Clarine 4′ III Oberwerk C– Prinzipal 8′ Koppelflöte 8′ Octave 4′ Gemshorn 4′ Nasat 22/3′ Blockflöte 2′ Terz 13/5′ Scharff IV–VI Cymbel III Dulzian 16′ Bärpfeife 8′ Schalmey 4′ Tremulant Pedal C– Prinzipalbass 16′ Subbass 16′ Quintbass 102/3′ Octavbass 8′ Rohrflötenbass 8′ Octave 4′ Nachthorn 2′ Mixtur IV Posaune 16′ Trompete 8′
Seit 1964 werden auf der Orgel Konzerte gegeben. Das Festival dauert drei Monate im Sommer und beinhaltet Orgelkonzerte, Auftritte von Chören und Solisten mit Werken alter Meister und zeitgenössischen Kompositionen.Kirchengemeinde
Pfarrer
Mit der Reformation wurde an der "Dom- und Kathedral- oder St.-Johanniskirche" eine Pastorenstelle und ein Archidiakonat eingerichtet. Der Pastor war zugleich "Präpositus", später Superintendent der Synode (Kirchenkreis) Cammin, die später bis 1945 zum Ostsprengel in der Kirchenprovinz Pommern in Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Wurden die Prediger bis ins 20. Jahrhundert hinein vom Landesherrn berufen, übernahmen danach die städtischen Behörden diese Aufgabe.
Als evangelische Pfarrer amtierten zwischen 1535 und 1945 an der Dom-und Kathedralkirche:
- Johann Colling (erster lutherischer Pastor, war mit Martin Luthers Schwester Christine verheiratet), bis 1541
- Michael Dahlenbruch oder Dalenbröck, 1541-1549
- Christian Granow, 1550-1560
- Georg Glambeck, 1560-1572
- Joachim Edling, 1572-1605
- Peter Vanselow (I), 1605-1646
- Adam Rubach, 1647-1659
- Peter Vanselow (II), 1660-1673
- Peter Rahrius, 1674-1691
- Georg Wilhelm Schmalvogel, 1692-1730
- Gebhard Ludolf Krause, 1730-1769
- Johann Gottlieb Pfänder, 1769-1797
- Johann Friedrich Kauffmann, 1798-1820
- Christian Wilhelm Winckler, 1821-1837
- Ludwig Maximilian Mila, 1837-1849
- Johann Ernst Friedrich Wilhelm Kundler, 1849-1852
- Karl Meinhold, 1852-1888
- Albert August Rudolf Lohoff, 1890-1895
- Gerhard Heinrich Gideon Zietlow, 1896 - ?
- N.N.
- Hans Scheel, 1926-1945
Am 16. September 1945 wurde eine Pfarrei der Katholischen Kirche in Polen errichtet.Literatur
- Gwido Chmarzyński: Tablica informacyjna w konkatedrze, 26. Juli 1973
- Martin Rost: Vergessene “norddeutsche” Orgeln - Studienreisen der Orgelkommission. Stralsund, 2008.
- Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 1: Der Regierungsbezirk Stettin. Stettin, 1903.
Weblinks
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