Corps Marchia Brünn

Corps Marchia Brünn
Basisdaten
Erstgründung 23. Oktober 1865 in Brünn
Hochschulort Universität Trier
SC Trier
Verband Kösener SC-Verband
Wahlspruch Durch Eintracht stark - von Mut durchglüht
Waffenspruch Der Schläger unsere Wehr! (D.S.U.W)
Band
Fuchsband
Anschrift Bonner Straße 80-85
54294 Trier
Webseite http://www.marchia-bruenn.de/

Das Corps Marchia Brünn zu Trier ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband von Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum. Das Corps Marchia Brünn pflegt das akademische Fechten und ist farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Universität Trier sowie ehemalige Studenten der Universitäten Düsseldorf und Innsbruck sowie der Technischen Hochschule Brünn in aufrichtiger Freundschaft auf Lebenszeit. Die Corpsangehörigen werden “Brünner Märker” genannt

Inhaltsverzeichnis

Couleur

Die Angehörigen der Marchia Brünn tragen ein Band mit den Farben grün-weiß-rot und silberner Perkussion. Dazu wird im Wintersemester eine grüne Mütze, im Sommersemester ein weißer Seidenstürmer getragen. Füchse tragen ein silbern eingefasstes Band mit den Farben grün-rot.

Geschichte

Das Corps Marchia Brünn wurde am 23. Oktober 1865[1][2] von Studenten der Deutschen Technischen Hochschule Brünn als „Polytechnische Lebensverbindung mit Corpstendenz Hilaria“ gegründet. Die Farben waren von Beginn an grün-weiß-rot. Am 16. März 1871 erfolgte die Umbenennung in Marchia als Bekenntnis zum Stammland, der Markgrafschaft Mähren.[3] Am 12. März 1874 erklärte sich die Studentenverbindung endgültig zum Corps.

Brünn

Der SC zu Brünn

Mit der durch Zutun von Marchia am 10. Dezember 1870 gegründeten Austria wurde am 1. November 1877 der 1. Brünner SC gebildet, nachdem beide Corps am 25. März 1877 als konstituierende Mitglieder dem Linzer Delegierten-Congress der österreichischen Corps beigetreten waren. Marchia gehörte dem Linzer DC, der sich 1878 in Melker SC umbenannte, bis zu seiner Auflösung am 26. April 1887 an. Nach der Suspension von Austria am 18. Mai 1880 war Marchia wieder einziges Corps in Brünn. In den Jahren 1885 und 1886 wurden die Angehörigen der suspendierten Austria nahezu vollständig von Marchia aufgenommen.

Marchia trat dem am 4. März 1898 gegründeten Hohensalzburger SC-Verband (HSSV) erst am 25. November 1901 bei. Diese Entscheidung war im Corps höchst umstritten und führte zu tiefen Zerwürfnissen. Glücklicherweise löste sich der HSSV bereits am 13. Februar 1902 wieder auf. Mit dem am 12. Juli 1900 unter Beteiligung eines Brünner Märkers gegründeten Corps Frankonia wurde am 19. Januar 1903 der 2. Brünner SC gebildet. Von seiner Gründung am 2. April 1909 bis zu seiner Auflösung am 11. Februar 1911 gehörte Marchia dem Dürnsteiner SC-Verband an.

Während des Ersten Weltkriegs wurde ein behelfsmäßiger Corpsbetrieb fortgeführt, eine Suspension erfolgte jedoch nicht. Am 28. Oktober 1918 wurde die Tschechoslowakei gegründet. Marchia wurde Bestandteil einer unbeliebten Minorität in einer fremden Republik. Trotz der politischen Umwelzungen wurde der Corpsbetrieb ab dem Wintersemester 1918/19 zum 30. November 1918 in überbrachter Weise wiederaufgenommen. Am 26. Juni 1919 wurde mit Frankonia der Brünner SC wiederbegründet und am 5. Juli 1919 von beiden SC-Corps das suspendierte Corps Austria rekonstituiert.

Am 20. September 1919[2] wurde der Brünner SC und damit auch das Corps Marchia in den KSCV aufgenommen. Marchia schloss sich dem Blauen Kreis an. Als sich die Verhältnisse in Brünn auskömmlich stabilisiert hatten und die Deutschen „hinter Mauern“ ihren Gepflogenheiten nachgehen konnten, konnte man trotz aller Schwierigkeiten unter den gegebenen Umständen von einem wiedererstärkten aktiven Betrieb sprechen. Ab 1933 wurde das Nebeneinander der Nationen einseitig gestört. Die Aktivenzahlen gingen stark zurück. Aufgrund der Gleichschaltung und Einführung des Führerprinzips im Deutschen Reich traten die SC zu Brünn und Prag am 27. Oktober 1933 aus dem KSCV aus. 1934 gründeten sie den Prager SC-Verband. Trotz dieses Umbruchs wurden im Wintersemester 1933/34 und im Sommersemester 1934 noch 4 Corpsstudenten aus dem Deutschen Reich bei Marchia als Mehrbänderleute aktiv. Mit Errichtung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren suspendierte Marchia an 16. März 1939[4], nachdem das Corps 147 Semester ununterbrochen bestanden hatte.

Innsbruck

Nach der Vertreibung aus der mährischen Heimat konnte der AH-Verband zum 3. Juni 1951 in Salzburg rekonstituiert werden. Sitz des AHV war München. Am 15. Oktober 1956 wurde mit dem Freundschaftscorps Rhaetia Innsbruck ein Patenschaftsverhältnis abgeschlossen. Es sah unter anderem vor, dass Altherrensöhne von Märkern, die bei Rhaetia aktiv wurden, auch auf Märkerfarben fechten konnten.

Düsseldorf

Am 12. Mai 1962 erfolgte in Düsseldorf unter maßgeblicher Beteiligung von jungen Alten Herren des Corps Hansea Wien und Corpsphilistern des örtlichen AHSC die Rekonstitution als kreisfreies Corps unter Lösung aller bis dahin bestehender Verhältnisse. Am 21. Mai 1962[2][4] erfolgte die Aufnahme in den SC zu Köln als Corps Marchia Brünn zu Köln und Düsseldorf. Ein Höhepunkt in der Corpsgeschichte war das 100. Stiftungsfest, das vom 17.-20. Juni 1965 gefeiert wurde.

Nachdem die Medizinische Akademie zwischen 1962 und 1965 zur Vollfakultät ausgebaut worden war, kam es am 1. Januar 1966 zur Gründung der Universität Düsseldorf. Am 2. Juni 1966 wurde Düsseldorf eigenständiger SC mit Marchia als Einzelcorps. Der Ortszusatz "zu Köln und Düsseldorf" wurde auf "zu Düsseldorf" beschränkt. Am 15. Juli 1991[5] musste das Corps Marchia im 30. Jahr seines Bestehens in Düsseldorf wegen Aktivenmangels suspendieren.

Trier

Rudelsburg 2008

Bereits zum 5. September 1992[2][5] konnte der aktive Betrieb wieder aufgenommen werden, als Angehörige der Frankonia Prag, ein Inaktiver der Germania München (WSC) und viele Mitglieder des AHSC zu Trier das Corps Marchia an der Universität Trier rekonstituierten. Zum Sommersemester 1993 konnte das heutige Corpshaus in der Bonner Straße bezogen werden. Vom oKC 1993 in Würzburg wurde Marchia mit den Rechten eines SC zu Trier ausgestattet.

Höhepunkte der Trierer Zeit waren bislang das vom 17. bis 19. Juni 2005 gefeierte 140. Stiftungsfest und der Kommers zur Übergabe der Vorortgeschäfte vom SC zu Rostock an den SC zu Trier am 8. November 2008, nachdem Marchia erstmals seit der Aufnahme in den KSCV die Führung der Vorortgeschäfte übertragen worden waren. Unter dem Vorort Trier mit Marchia als präsidierendem Corps wurde ein neuer Kartellvertrag zwischen dem WSC und dem KSCV abgeschlossen.

Verhältniscorps

Corps Frankonia Prag zu Saarbrücken, Vorstellungsverhältnis von 2000-2005, Freundschaftsverhältnis seit 2005

Frühere Verhältniscorps

Corps Alemannia Wien, Kartelle von 1869 - 1872, 1874 - 1875, 1876 - 1878 und 1891 - 1894;
Corps Constantia Prag, Kartell von 1878 - 1882;
Corps Hansea Wien, Vorstellungsverhältnis von 1985 - 1996, Freundschaftsverhältnis von 1996 - 2007;
Corps Isaria München, Vorstellungsverhältnis von 1919 - 1925;
Corps Joannea Graz, Kartelle von 1874 - 1875 und 1876 - 1878;
Corps Posonia Wien, Kartell von 1909 - 1919, Freundschaftskartell von 1930 - 1962;
Corps Rhaetia Innsbruck, Vorstellungsverhältnis von 1919 - 1921, Freundschaftskartell von 1921 - 1962;
Corps Suevia Prag, Kartell von 1869 - 1871, Vorstellungsverhältnis von 1919 - 1921, Freundschaftskartell von 1921 - 1962

Brünner Märker

Staat

  • Franz Fiala (1861-1898), Chemiker, Prähistoriker und Botaniker
  • Christoph Kaempf (1913-2001), Jurist und Japanologe, Mitgründer und Direktor des Deutsch-Japanischen Kulturinstituts in Kyoto
  • Hans-Hermann Kocks (* 1945), von 1978 bis 2008 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier
  • Edmund Lober von Karstenrod (1857-1930), Feldmarschalleutnant der k.u.k. Armee
  • Hermann Rahe (1913-1998), Jurist, Leitender Ministerialrat, Direktor der Deutschen Richterakademie in Trier
  • Hermann von Rittler (1848-1914), Generalintendant der ökonomischen Verwaltung der k.u.k. Streitkräfte
  • Gustav Gotthilf Winkel (1857–1927), Jurist, Geheimer Regierungsrat

Wirtschaft

  • Anton Karl Wilhelm Gawalowski (1848-1927), Chemiker
  • Theodor Hayek (1887-1970), Generaldirektor, Wegbereiter der Zuckerindustrie in Irland und Neuseeland
  • Rudolf Kratochwill (1898-1974), Versicherungsmathematiker, Generaldirektor des Deutschen Ringes Lebensversicherung, Vorstand des Gerling-Konzerns
  • Hubert Petschnigg (1913–1997), Architekt, Ehrensenator der Technischen Universität Graz

Wissenschaft

  • Helmut Brand (* 1957), Professor für Europäische Gesundheitswissenschaften
  • Wolf Dieter Englert (* 1942), Entomologe, Direktor und Professor des Instituts für Pflanzenschutz im Weinbau der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
  • Jürgen Kiwit (* 1956), Professor für Neurochirurgie
  • Jens-Peter Koester (* 1942), Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Phonetik
  • Josef Neuwirth (1855–1934), Professor für Kunstgeschichte, erster Rektor der TH Wien
  • Harald Ortwig (* 1959), Professor für Fluidtechnik, Hydraulik und Pneumatik
  • Ludwig Popp (1911-1993), Professor für Bakteriologie
  • Karl-Georg Pulver (* 1930), Professor für Anästhesiologie
  • Otto-Karl Sperling (1917–1996), Professor für Orthopädie, Sportmediziner
  • Joseph Wolfschütz (1860-1933), Professor für Flussbau, Wasserstraßen und Binnenschifffahrt
  • Hans Wunderer (1912–1994), Professor für Zahnheilkunde
  • Ludwig Zichner (* 1942), Professor für Orthopädie

Träger der Klinggräff-Medaille

Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurden ausgezeichnet:

  • Andreas Dymke (2000)
  • Joachim Grub (1988)
  • Theo Gründler (2009)

Literatur

  • Norbert Koniakowsky: Corps Marchia Brünn 1865-1995, Trier 1995

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, S. 202
  2. a b c d Kösener Corpslisten 1996, S. 655
  3. Die latinisierte Form von Mark ist Marchia
  4. a b Kösener Corpslisten 1996, S. 657
  5. a b Kösener Corpslisten 1996, S. 659

Siehe auch

Weblinks


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