- Mark (Territorium)
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Eine Mark (mhd. marc, march = „Grenze“; lat. margo = „Rand“, „Grenze“) bezeichnete im mittelalterlichen Europa ein Grenzgebiet eines Reiches; daher findet man auch gelegentlich die pleonastische Bezeichnung Grenzmark. Daneben findet sich die latinisierte Form Marchia.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Der Begriff der „Mark“ als Grenzregion findet sich in vielen indogermanischen Sprachen. Das Wort, hergeleitet aus der ur-indogermanischen Wurzel „mereg“, ist etymologisch verwandt mit dem urgermanischen „marko“, dem fränkischen „marka“, dem alt-englischen „mearc“, dem alt-nordischen „merki“ und „mörk“, dem lateinischen „margo“, dem französischen und italienischen „marche“, dem italienischen und portugiesischen „marca“, dem alt-irischen „mruig“, dem persischen und armenischen „mars“, dem polnischen „marchia“, und dem russischen „марка“.
Fränkisches Reich und Heiliges Römisches Reich
Marken als sicherheitspolitisch besonders wichtige Verwaltungsbezirke in gefährdeten Grenzregionen gewannen insbesondere im Fränkischen Reich wesentliche Bedeutung, als Kaiser Karl der Große um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert das System der Marken einführte, um die Grenzen des in zum Teil langen Kriegen erweiterten Reiches zu sichern. Das karolingische Markensystem wurde von den nachfolgenden Königen und Kaisern des Heiligen Römischen Reichs beibehalten und fortentwickelt.
Die Markgrafen hielten die Marken als ihnen vom König bzw. Kaiser direkt verliehene Lehen und hatten, im Vergleich zu anderen Grafen, besondere Befugnisse: sie konnten Befestigungen anordnen, erhielten eine größere Zahl an fränkischen Vasallen zur Unterstützung zugewiesen, und konnten den Heerbann in ihrem Territorium selbst aufbieten. Mit der Konsolidierung des Reichs ab dem 12. Jahrhundert wurden die meisten der verbliebenen Markgrafschaften zu Reichsfürstentümern, und die Markgrafen, wie die ihnen gleichgestellten Landgrafen, gehörten damit zu den höchsten weltlichen Würdenträgern des Reiches.
Spätere Markgrafschaften
Nicht jede Markgrafschaft entstand aus einer Mark. Die Markgrafschaft Baden (und die 1535 aus ihr hervorgegangenen Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach) gehen auf Hermann I. zurück, der von seinem Vater Berthold I. von Zähringen die Markgrafschaft Verona erbte und den Markgrafentitel in der Folge auch auf seine Grafschaftsrechte am Oberrhein anwandte. Ebenso erwarben die Markgrafen von Ansbach und die von Bayreuth ihre Titel nicht als Regenten einer eigentlichen Mark, sondern erbten sie als Mitglieder des Geschlechts der hohenzollernschen Markgrafen von Brandenburg.
Die ehemalige Grafschaft Mark schließlich war benannt nach der Burg Mark in Hamm, dem Stammsitz ihrer Begründer.
Italien
Karl der Große gründete bereits 774, nach seinem Langobardenfeldzug, die „Mark Verona“. Diese ging bei der Aufsplitterung der Reichsgebiete unter den späten Karolingern dem Ostfrankenreich wieder verloren, aber nach der Niederlage des italienischen Königs Berengar II. im Jahre 951 gegen Otto I. wurde die Markgrafschaft Verona („Mark Verona“, „Marca Veronensis et Aquileiensis“, „Veroneser Mark“) vom italienischen Königreich abgetrennt, dem Herzogtum Bayern angegliedert und Herzog Heinrich I. zu Lehen gegeben.
Tuszien (Toskana) wurde ebenfalls unter Karl dem Großen um 812 eine fränkische Mark. Sie bestand bis zum Tod der Markgräfin Mathilde von Tuszien im Jahre 1115, wurde danach noch mehrfach als päpstliches oder Reichslehen vergeben, und verschwand gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit dem Erstarken der unabhängigen toskanischen Städterepubliken Florenz, Pisa, Siena, Arezzo, Pistoia und Lucca.
Die Region Marken in Mittelitalien bezieht ihren Namen von den zu karolingischer Zeit dort eingerichteten Marken „Marca Fermana“, „Marca Camerinese“ und „Marca Anconitana“, die im 12. Jahrhundert zur „Mark Ancona“ zusammengefasst wurden.
England
Die Welsh Marches (Walisischen Marken) bezeichnen das Grenzland zwischen England und Wales, die Scottish Marches (Schottischen Marken) das Grenzland zwischen England und Schottland. Diese Gebiete wurde von den Marcher Lords verwaltet, die erhebliche Privilegien besaßen; sie durften Burgen bauen, nach eigenem Recht regieren, Kriege führen und Märkte zulassen.
Norwegen
In Norwegen gibt es drei Provinzen, in deren Namen sich die Mark wiederfindet: Finnmark, Telemark und Hedmark. Finnmark („Land der Finnen“), der flächenmäßig größte Verwaltungsbezirk Norwegens, liegt im äußersten Nordosten des Landes und grenzt im Osten an Russland. Telemark im Süden ist das ehemalige Grenzland der þelir, eines alt-norwegischen Stammes. Hedmark im Südosten des Landes grenzt an Schweden.
Armenien
Die Verwaltungseinheit unterhalb der Zentralregierung in Armenien ist die Mars.
Historische Marken des Fränkischen Reiches bzw. des Heiligen Römischen Reiches
Karl der Große errichtete folgende Marken:
- Spanische Mark um Barcelona im heutigen Katalonien, zur Verteidigung gegen die Araber im restlichen Spanien
- Dänische Mark zwischen Eider und Schlei zur Verteidigung gegen die Dänen. Davon leitete sich später der Name Dänemark ab.
- Sächsische Mark zwischen Eider und Elbe im heutigen Holstein, zur Verteidigung gegen die slawischen Abotriten.
- Thüringische Mark im Bereich der Saale zur Verteidigung gegen die Sorben. Hier wurde der Limes Sorabicus gebaut.
- Fränkische Mark im heutigen Oberfranken zur Verteidigung gegen die Tschechen
- Awarenmark zwischen Enns und Wienerwald zum Schutz vor den Awaren, später Marcha Orientalis, im heutigen Niederösterreich
- Mark Karantanien (später Herzogtum Kärnten)
- Mark Friaul
Spätere Könige und Kaiser, insbesondere Otto der Große, behielten dieses System bei und richteten neue Marken ein:
- Mark der Billunger entlang der Ostseeküste von Stettin bis Schleswig
- Sächsische Ostmark, aus der später die Nordmark, die Mark Merseburg, die Mark Zeitz, die Mark Meißen, die Mark Landsberg, die Mark Lausitz und das Osterland hervorgingen
- Nordmark, aus der später die Mark Brandenburg hervorging, mit den Teilgebieten Altmark, Mittelmark (darin die Uckermark) und Neumark; (Kurmark bezeichnet die Mark Brandenburg in den Grenzen von 1535).
- Mark Meißen, aus der Sächsischen Ostmark entstanden, wurde später die Keimzelle des Königreiches Sachsen und des Freistaates Sachsen
- Mark Zeitz, ebenfalls aus der Sächsischen Mark entstanden, genauso wie die
- Mark Merseburg und die
- Milzener Mark um Bautzen (damals Budissin)
- Marcha orientalis im Gebiet des heutigen Niederösterreich
- Böhmische Mark, 1039 gegr., zwischen Thaya und Leiser Bergen (Niederösterreich), kurzlebig
- Ungarische Mark, Neumark, 1043 gegr., zwischen Leiser Bergen, March und Leitha (Niederösterreich), kurzlebig
- Karantanermark, in der heutigen Steiermark
- Mark Pitten (Gebiet bei Wiener Neustadt, damals Steiermark)
- Mark an der Drau (um Marburg und Pettau)
- Mark an der Sann (um Cilli)
- Mark Krain südlich des Herzogtums Kärnten, heute zu Slowenien gehörig
- Windische Mark, südlich der Save, nach 1036 zu Krain
Siehe auch
Kategorien:- Grenze
- Region in Europa
- Verwaltungseinheit
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