Das Schmuckstück

Das Schmuckstück
Filmdaten
Deutscher Titel Das Schmuckstück
Originaltitel Potiche
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2010
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe FSK 6[1]
JMK 6[2]
Stab
Regie François Ozon
Drehbuch François Ozon, nach einem Bühnenstück von Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy
Produktion Eric Altmeyer,
Nicolas Altmeyer,
Genevieve Lemal
Musik Philippe Rombi
Schnitt Laure Gardette
Besetzung

Das Schmuckstück (Original: Potiche) ist eine französische Filmkomödie von Regisseur François Ozon mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu aus dem Jahr 2010. Als literarische Vorlage diente das Bühnenstück Potiche (1980) von Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In der kleinen (fiktiven) Stadt Sainte-Gudule lebt 1977 Suzanne Pujol, eine gelangweilte Hausfrau und Mutter, deren Gatte Robert seine Regenschirmfabrik als Tyrann mit eiserner Hand führt. Nicht nur im Beruf, sondern auch privat, erweist sich Robert als egoistischer Macho, der in seiner Ehefrau nicht mehr als ein dekoratives Schmuckstück sieht und sie mit seiner Sekretärin Nadège betrügt.

Als die Arbeiter der Fabrik mehr Geld fordern und anfangen zu streiken, erleidet Robert eine Herzattacke. Suzanne, die ihr Hausfrauendasein satt hat, übernimmt an seiner Statt mit Hilfe des kommunistischen Bürgermeisters Maurice Babin – einer alten Liebe – die Leitung der Fabrik. Durch ihre diplomatische und freundliche Art gelingt es ihr, die Arbeiter zu beruhigen und die Produktion wieder in Gang zu bringen. Insbesondere ihr sonst sehr passiver Sohn Laurent unterstützt seine Mutter nach Leibeskräften, sodass das Unternehmen mehr Gewinn macht denn je.

Als Robert sich von seiner Herzattacke erholt hat, versucht er die Kontrolle über die Fabrik wieder zu übernehmen. Dies gelingt ihm, als sich seine Tochter Joëlle auf seine Seite stellt. Doch Suzanne weigert sich, in ihr altes Rollenmuster zurückzufallen. Durch ihre neu gewonnene Selbständigkeit und Emanzipation fühlt sich Suzanne ermutigt in die Politik einzusteigen. Als Konkurrentin von Babin erhält sie schließlich einen Abgeordnetensitz in der Nationalversammlung in Paris.

Hintergrund

Die literarische Vorlage, das Bühnenstück Potiche von Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy, wurde 1980 veröffentlicht. In einer Theaterinszenierung von 1982 hatte bereits Danielle Darrieux die Rolle der Suzanne Pujol gespielt, in die Catherine Deneuve in François Ozons Leinwandadaption schlüpfte. Die Dreharbeiten für die Verfilmung fanden von Oktober bis Dezember 2009 in Belgien statt.

Am 4. September 2010 feierte Das Schmuckstück seine umjubelte Premiere bei den 67. Internationalen Filmfestspielen von Venedig, wo der Film am Wettbewerb um den Goldenen Löwen teilnahm. Auch auf dem Toronto International Film Festival wurde der Film neun Tage später gefeiert. In Frankreich kam die Komödie schließlich am 10. November 2010 in die Kinos und war zwei Wochen auf Platz 1 der Kinocharts.[3]. In Deutschland wurde der Film am 24. März 2011 veröffentlicht.

Anmerkungen

  • Das französische Wort „potiche“ bedeutet „Porzellanvase“, wird aber auch für Hausfrauen verwendet, die lediglich eine dekorative Funktion von ihren Ehemännern zugeteilt bekommen.
  • Regisseur Ozon spielt mit der Regenschirmfabrik in Das Schmuckstück bewusst an Jacques Demys Film Die Regenschirme von Cherbourg (Les Parapluies de Cherbourg, 1964) an, mit dem Catherine Deneuve einst ihren Durchbruch schaffte.
  • Der von Fabrice Luchini als tyrannischer Ehemann geäußerte Spruch seinen streikenden Arbeitern gegenüber – „Wenn sie mehr Geld wollen, sollen sie auch mehr arbeiten“ – stammt im französischen Original wortwörtlich von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, womit Ozon absichtlich Parallelen zur Sarkozy-Regierung zieht.[4]
  • Catherine Deneuve wurde wie bereits in Ozons Film 8 Frauen (8 femmes) von Senta Berger synchronisiert.

Kritiken

„Eine lustvoll mit Überspitzungen arbeitende Emanzipationskomödie, gestaltet als liebenswürdige Hommage an ‚klassische‘ amerikanische und französische Film-Musicals, die über ihre nostalgischen Qualitäten aber auch durch den auf die Gegenwart abzielenden politischen Biss überzeugt.“

Lexikon des Internationalen Films[5]

„Erneut ist [François Ozon] eine (Boulevard-)Komödie vom Feinsten gelungen, mit perfekt getimten, pointierten, auch deftigen Dialogen und witzigen Storywendungen, die auch vor angedeuteten Inzest nicht halt machen, um die präsentierte heile Großbürgerfamilienwelt genüsslich zu demontieren.“

Kino.de[4]

Potiche hat alles, was eine gute Komödie braucht: Tempo, Dialogwitz, Überraschungen und jede Menge Lust an dramaturgischer Übertreibung, in der auch ungemütlichere Wahrheiten erst richtig aufblitzen.“

Der Tagesspiegel[6]

„Noch nie hat ein Regisseur Madame Deneuve so physisch herausgefordert. […] In der ein wenig betulich-klamaukigen Posse sind zahlreiche Spitzen gegen die Regierung Sarkozy platziert. Auch hier erweisen sich vermeintliche Clownerien als Befreiungsfantasie.“

Die Welt[7]

Potiche ist ganz der großen Catherine Deneuve gewidmet […]. [Sie] dominiert den Film genauso unangefochten wie sie das Unternehmen leitet – und vertritt dabei einen so volkstümlichen Feminismus, als hätte sich Mary Poppins mit den Suffragetten verbündet. Zurecht feiert man sie am Lido für ihre geballte Einzigartigkeit.“

Daniel Kothenschulte, Berliner Zeitung[8]

Auszeichnungen

Neben der Einladung zum Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig folgten 2011 Nominierungen für den Prix Lumière (Beste Darstellerin – Catherine Deneuve) und den César (Beste Hauptdarstellerin – Catherine Deneuve, Beste Nebendarstellerin – Karin Viard, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kostüme). Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) verlieh dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“.[9]

Deutsche Fassung

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand für die deutsche Erstveröffentlichung im Kino (24. März 2011).[10]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Suzanne Pujol Catherine Deneuve Senta Berger
Maurice Babin Gérard Depardieu Manfred Lehmann
Robert Pujol Fabrice Luchini Stephan Schwartz

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabekarte der FSK
  2. Freigabe der Jugendmedienkommission
  3. Insidekino: Top Ten Frankreich IV. Quartal 2010
  4. a b kino.de
  5. Lexikon des Internationalen Films
  6. Der Tagesspiegel
  7. Die Welt
  8. Berliner Zeitung
  9. Gutachten der Deutschen Film- und Medienbewertung
  10. Synchronkartei

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