- Das letzte Recht
-
Das letzte Recht ist eine historische Novelle[1] von Wilhelm Raabe, die im Februar 1862 entstand[2] und im selben Jahr in Westermann's illustrirten deutschen Monats-Heften erschien. Die Buchausgabe kam 1865 bei Otto Janke in Berlin innerhalb der Sammlung „Ferne Stimmen“ heraus. Nachauflagen hat Raabe 1875, 1896, 1901 und 1905 erlebt.[3] Meyen[4] nennt zwei Besprechungen aus den Jahren 1961 sowie 1962 und gibt zwölf Ausgaben an[5].
Zwar bekommen der Scharfrichter Wolf Scheffer und der ehemalige Zinsmeister Christian Jakob Heiliger von den Menschen Recht, doch das letzte Recht spricht ihnen Gott.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
In Rothenburg im Tal[A 1] verbreitet der neue Scharfrichter Wolf Scheffer um 1704 nicht nur durch seine erbarmungslose Amtsausübung Angst und Schrecken. Der 1670 geborene Meister vom Schwert pocht in dem Städtchen im Südwesten Deutschlands bei jeder Gelegenheit auf seine verbrieften Rechte. Henker Scheffer bewohnt die Scharfrichterei auf dem Herrenberg. In der Nachbarschaft liegen hoch über Rothenburg und ebenso abgelegen, die Silberburg und auf der Römerhöhe der Wartturm Luginsland. Die heruntergekommene Silberburg bewohnt der reiche alte Heiliger zusammen mit seiner Tochter Laurentia. Friedrich Martin Kindler haust als Wächter auf dem Wartturm zusammen mit seinem Sohn Georg, dem schwarzen Jürg. Georg ist als armer Invalide aus dem Franzosenkrieg heimgekehrt. Einst war der alte Kindler Herr auf der Silberburg gewesen. Doch ein Urteil des Reichskammergerichts zu Regensburg vom 1. April 1675 hatte dem Zinsmeister Recht gegeben und den sozialen Abstieg Kindlers zum Stadtsoldaten vorgezeichnet.
Die Mütter Georgs und Laurentias waren beide jeweils kurz nach der Geburt ihrer einzigen Kinder gestorben.
Georg schämt sich seiner erheblichen Kriegsverletzung und möchte am liebsten keinem Rothenburger begegnen. So sucht er Laurentia, die Geliebte, des Nachts auf einer moosigen Steinbank hinter Gestrüpp in verwilderten Garten der Silberburg auf. Laurentia sieht nicht, wie die Zwietracht der Väter überwunden werden kann. Georg ist für einen rigorosen Neubeginn.
Auf seinen nächtlichen Streifzügen kann Georg den Mitmenschen freilich nicht ganz ausweichen. Sein Todfeind, der Henker Scheffer, umschleicht die Silberburg. Georg war mit Scheffer im Krieg aneinander geraten und hatte dem Gegner ein Auge ausgeschlagen.
Der alte Heiliger - auf der Silberburg inmitten seiner Geldsäcke - glaubt sich lange schon von Mördern und Dieben umstellt. Die Manie nimmt ein böses Ende. Der reiche alte Mann wird auf dem Dachboden erhängt aufgefunden.
Ein Sturm hat das Dach der Scharfrichterei abgedeckt. Der Henker Scheffer fordert und bekommt von der Stadt Rothenburg sein Recht. Als Scheffer 1703 aus dem Krieg heimgekommen war, hatte er unter den Papieren des 1695 verstorbenen Vaters Traugott Scheffer ein Dokument entdeckt, das ihn zum Besitzer der Silberburg macht. Der Vater Traugott, Kaiserlicher Kammergerichtssekretarius, hatte das Recht an Heiliger 1675 in Regensburg teuer verkauft. Zwar besitzt der dreißig Jahre alte Vertrag keine Rechtskraft, doch der Henker ergattert die gewaltigen Reichtümer des Selbstmörders Heiliger trotz allem. Das erhaltene Recht bringt dem Henker kein Glück. Wolf Scheffer wird von der einstürzenden Silberburg erschlagen. Georg hatte Laurentia zuvor noch rechtzeitig auf den Wartturm gerettet. Dort oben segnet der alte Kindler die Verbindung Georgs mit der Tochter seines Feindes. Der Rat der Stadt Rothenburg erkennt den alten Kindler einstimmig als Besitzer des Schutthaufens Silberburg an. Vater Kindler stirbt. Georg gräbt die Geldsäcke aus und wird über Nacht reich. Mit seiner Frau Laurentia zieht er nach Linz. Die Ehe wird mit „Bübchen und Mädeln“ gesegnet.
Zitat
- Laurentia zu Georg auf der Bank: „Ich habe nur dich! Liebe mich, liebe mich, halte mich, daß ich nicht vergehe!“[6]
Ausgaben
Erstausgabe
- Ferne Stimmen. Erzählungen von Wilhelm Raabe. 306 Seiten. Otto Janke, Berlin 1873 (enthält: Die schwarze Galeere. Eine Grabrede aus dem Jahre 1609. Das letzte Recht. Holunderblüte)
Verwendete Ausgabe
- Das letzte Recht. Eine Novelle. S. 5-58. Mit einem Anhang, verfasst von Karl Hoppe, S. 407-429 in Karl Hoppe (Bearb.), Hans Oppermann (Bearb.), Hans Plischke (Bearb.): Erzählungen. Das letzte Recht. Eine Grabrede aus dem Jahre 1609. Holunderblüte. Die Hämelschen Kinder. Else von der Tanne. Keltische Knochen. Drei Federn. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1974. Bd. 9.1 (2. Aufl., besorgt von Karl Hoppe und Rosemarie Schillemeit), ISBN 3-525-20118-4 in Karl Hoppe (Hrsg.), Jost Schillemeit (Hrsg.), Hans Oppermann (Hrsg.), Kurt Schreinert (Hrsg.): Wilhelm Raabe. Sämtliche Werke. Braunschweiger Ausgabe. 24 Bde.
Literatur
- Fritz Meyen: Wilhelm Raabe. Bibliographie. 438 Seiten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973 (2. Aufl.). Ergänzungsbd. 1, ISBN 3-525-20144-3 in Karl Hoppe (Hrsg.): Wilhelm Raabe. Sämtliche Werke. Braunschweiger Ausgabe. 24 Bde.
- Cecilia von Studnitz: Wilhelm Raabe. Schriftsteller. Eine Biographie. 346 Seiten. Droste Verlag, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-0778-6
Anmerkung
- ↑ Hoppe vermutet unter anderem, Raabe habe Rottenburg am Neckar als Vorbild für den Ort der Handlung erwählt (Hoppe in der verwendeten Ausgabe, S. 426, 3. Z.v.o.).
Einzelnachweise
- ↑ von Studnitz, S. 310, Eintrag 19
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 407 Mitte
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 412 unten
- ↑ Meyen, S. 360, Einträge 2824 und 2928
- ↑ Meyen, S. 106-107
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 55, 10. 8.v.u.
Werke von Wilhelm RaabeErzählungen und Novellen
Der Weg zum Lachen | Die alte Universität | Der Student von Wittenberg | Weihnachtsgeister | Lorenz Scheibenhart | Einer aus der Menge | Der Junker von Denow | Wer kann es wenden? | Aus dem Lebensbuch des Schulmeisterleins Michel Haas | Ein Geheimnis | Auf dunkelm Grunde | Die schwarze Galeere | Unseres Herrgotts Kanzlei | Das letzte Recht | Eine Grabrede aus dem Jahre 1609 | Holunderblüte | Die Hämelschen Kinder | Keltische Knochen | Else von der Tanne | Die Gänse von Bützow | Sankt Thomas | Gedelöcke | Theklas Erbschaft | Im Siegeskranze | Der Marsch nach Hause | Des Reiches Krone | Deutscher Mondschein | Meister Autor oder Die Geschichten vom versunkenen Garten | Höxter und Corvey | Frau Salome | Vom alten Proteus | Eulenpfingsten | Die Innerste | Der gute Tag | Auf dem Altenteil | Wunnigel | Deutscher Adel | Das Horn von Wanza | Fabian und Sebastian | Villa Schönow | Pfisters Mühle | Zum wilden Mann | Ein Besuch | Im alten Eisen | Der Lar | Gutmanns Reisen | Kloster Lugau | HastenbeckRomane
Die Chronik der Sperlingsgasse | Ein Frühling | Die Kinder von Finkenrode | Der heilige Born | Nach dem großen Kriege | Die Leute aus dem Walde | Der Hungerpastor | Drei Federn | Abu Telfan | Der Schüdderump | Der Dräumling | Christoph Pechlin | Horacker | Alte Nester | Prinzessin Fisch | Unruhige Gäste | Das Odfeld | Stopfkuchen | Die Akten des VogelsangsFragmente
Altershausen
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Das Letzte Abendmahl — Das Abendmahl Leonardo da Vinci, 1495 97 Secco, 422 cm × 904 cm Santa Maria delle Grazie Das Abendmahl (italienisch: Il Cenacolo bzw. L Ultima Cena) ist eines der berühmtesten … Deutsch Wikipedia
Das letzte Abendmahl — Das Abendmahl Leonardo da Vinci, 1495 97 Secco, 422 cm × 904 cm Santa Maria delle Grazie Das Abendmahl (italienisch: Il Cenacolo bzw. L Ultima Cena) ist eines der berühmtesten … Deutsch Wikipedia
Das letzte Orakel von Delphi — ist ein Orakelspruch, der aus dem Jahr 362 n. Chr. überliefert ist. Der spätantike Kirchenhistoriker Philostorgios berichtet, dass der römische Kaiser Julian (genannt Apostata) seinen Vertrauten Oreibasios ausgesandt haben soll, um das Orakel von … Deutsch Wikipedia
Das letzte Wort haben \(oder: behalten\) — »Das letzte Wort haben« bedeutet »darauf aus sein, Recht zu behalten und deshalb immer noch einmal ein Gegenargumente vorbringen«: Natürlich musste sie wieder einmal das letzte Wort behalten … Universal-Lexikon
Das letzte Stück Himmel — Filmdaten Deutscher Titel Das letzte Stück Himmel Produktionsland Deutschland … Deutsch Wikipedia
Das Odfeld — ist eine Hochebene im Landkreis Holzminden im Weserbergland in Niedersachsen. Die Herkunft des Namens Odfeld ist nicht geklärt. Die Volksetymologische Herleitung von campus odini (Odins Feld) ist sicher falsch. Wahrscheinlicher ist die Herleitung … Deutsch Wikipedia
Das Horn von Wanza — ist eine zuerst 1881 erschienene Erzählung von Wilhelm Raabe auf dem Höhepunkt seiner Erzählkunst. Auf der Oberfläche ist es eine 1865 spielende, ganz muntere, nicht selten spannende, gelegentlich verdutzende Erzählung vom herablassenden Besuch… … Deutsch Wikipedia
Recht Kanadas — Das Recht Kanadas beruht im Privatrecht, öffentlichen Recht und Strafrecht größtenteils auf dem englischen Common Law, das ein Erbe der britischen Kolonialzeit ist. In Québec findet hingegen als Folge der ehemaligen Zugehörigkeit zu Frankreich im … Deutsch Wikipedia
Das Abendmahl — Leonardo da Vinci, 1495 97 Secco, 422 cm × 904 cm Santa Maria delle Grazie Das Abendmahl (italienisch: Il Cenacolo bzw. L Ultima Cena) ist eines der berühmtesten … Deutsch Wikipedia
Recht, das — Das Rêcht, des es, plur. die e, der Zustand, da etwas recht ist, und dasjenige was recht ist, doch nur in einigen Bedeutungen dieses Bey und Nebenwortes. 1. Der Zustand, als ein Abstractum. 1) Der Zustand, da jemandes Worte oder Handlungen mit… … Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart