Ein Geheimnis (Wilhelm Raabe)

Ein Geheimnis (Wilhelm Raabe)

Ein Geheimnis ist ein historische Novelle[1] von Wilhelm Raabe, die im Frühsommer 1860 entstand[2] und im selben Jahr in Westermanns Monatsheften erschien. 1862 lag der Text in der Sammlung „Verworrenes Leben“ bei Carl Flemming in Glogau vor. Nachauflagen hat Raabe 1896, 1901 und 1905 erlebt. Meyen[3] nennt drei Besprechungen aus den Jahren 1863 bis 1949. Hoppe[4] beruft sich bei der Angabe von Raabes Quellen auf eine Entdeckung des Forschers Wolfgang Schlegel, Kaiserslautern, aus dem Jahr 1949.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

In den Jahren 1692 bis 1704 in Paris: Claude Bullot, Wirt zum Dauphinswagen in der Gasse Quincampoix, hat manchmal lautstarken Streit mit seiner heiratsfähigen Tochter. Als sich das Gezänk einmal der einkehrende Karl d'Albert, Herzog von Chaulnes, mitanhören muss, ruft er seinen ehemaligen Kammerdiener Stefano Vinacche aus der Gästeschar herbei. Auf Geheiß des Herzogs muss Stefano gegen seinen Willen die streitsüchtige Mademoiselle Bullot heiraten. Auch das reizende Mädchen ist gegen diese Ehe. Es hilft nichts. Als ehemalige Mätresse des Herzogs von Chaulnes wird sie Vinacches Ehefrau. Nachdem die junge Frau einen kleinen Sohn bekommen hat, streitet sie zur Verwunderung des Großvaters Bullot nicht mehr.

Der junge Stefano war 1689 als Lakai des Herzogs aus Italien nach Paris gekommen. Inzwischen verarmt, quartiert er sich im Gasthaus des Schwiegervaters ein. Auch Vater Bullot war gegen die Ehe der Tochter mit dem obdachlosen Vagabunden gewesen. Stefano belehrt alle Zweifler eines Besseren. In Paris wird der Italiener einer der reichsten Männer.

Ein knappes halbes Jahr hatte sich Stefano Vinacche in der Bretagne aufgehalten und war als Goldmacher nach Paris zurückgekehrt. Anno 1700 hatte der neapolitanische Chemiker die geheime Formel für das Projektionspulver zur Herstellung von Gold gefunden. Sein Reichtum bleibt nicht verborgen.

Ludwig XIV. braucht viel Geld. Seine Mätresse, die Marquise von Maintenon, rät dem Herrscher 1703, Monsieur d'Argenson soll das Geheimnis aus dem Italiener herauspressen. Widerwillig stimmt der König dem Vorschlag zu. D'Arguson steckt Stefano in die Bastille. Der Häftling verrät kein Sterbenswörtchen. Am 20. März 1704 schneidet sich der Goldmacher in seiner Zelle die Kehle durch und nimmt das Geheimnis mit ins Grab.

Die Witwe Madame Vinacche darf ihren beträchtlichen Besitz behalten. Der Bruder der Marquise von Maintenon wirft seiner Schwester Ungeschick bei der Auswahl des Werkzeugs d'Arguson vor. Der Bruder ist überzeugt, er hätte mit seinen intelligenten Mitteln das Geheimnis erfahren.

Ausgaben

Erstausgabe

Verwendete Ausgabe

  • Ein Geheimnis. Lebensbild aus den Tagen Ludwigs XIV. S. 347-374. Mit einem Anhang, verfasst von Karl Hoppe, S. 506-515 in Karl Hoppe (Bearb.), Hans Oppermann (Bearb.): Der heilige Born. Ein Geheimnis. Auf dunkelm Grunde. Die schwarze Galeere Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005. Bd. 3 (2. Aufl., besorgt von Eberhard Rohse), ISBN 3-525-20107-9 in Hoppe (Hrsg.), Jost Schillemeit (Hrsg.), Hans Oppermann (Hrsg.), Kurt Schreinert (Hrsg.): Wilhelm Raabe. Sämtliche Werke. Braunschweiger Ausgabe. 24 Bde.

Literatur

  • Fritz Meyen: Wilhelm Raabe. Bibliographie. 438 Seiten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973 (2. Aufl.). Ergänzungsbd. 1, ISBN 3-525-20144-3 in Karl Hoppe (Hrsg.): Wilhelm Raabe. Sämtliche Werke. Braunschweiger Ausgabe. 24 Bde.
  • Cecilia von Studnitz: Wilhelm Raabe. Schriftsteller. Eine Biographie. 346 Seiten. Droste Verlag, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-0778-6

Einzelnachweise

  1. von Studnitz, S. 309, Eintrag 13
  2. Verwendete Ausgabe, S. 506
  3. Meyen, S. 338
  4. Hoppe in der verwendeten Ausgabe, S. 506 und S. 515 unten
  5. Meyen, S. 19

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ein Besuch (Wilhelm Raabe) — Ein Besuch ist eine Skizze[1] von Wilhelm Raabe, die im Sommer 1884 entstand und im selben Jahr in der „Illustrirten Zeitung“ des Leipziger Verlagshauses Johann Jacob Weber erschien. Verleger der Zeitung war zu der Zeit Carl Berendt Lorck. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Raabe — Porträt von Wilhelm Raabe (Gemälde von Wilhelm Immenkamp 1911) Aufnahme aus seine …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Adel (Wilhelm Raabe) — Deutscher Adel ist eine Erzählung von Wilhelm Raabe, die 1880 bei George Westermann in Braunschweig erschien. Im Winter auf das Jahr 1879 war der Roman vom selben Verleger in „Westermanns Monatsheften“ vorabgedruckt worden. Nachauflagen hat Raabe …   Deutsch Wikipedia

  • Hastenbeck (Wilhelm Raabe) — Hastenbeck, eine historische Erzählung, ist die letzte vollendete Prosaarbeit von Wilhelm Raabe, die vom August 1895 bis zum September 1898[1] entstand und Ende 1898[2] bei Otto Janke in Berlin erschien.[3] Erzählt wird die Geschichte vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Altershausen (Wilhelm Raabe) — Altershausen ist der letzte Roman von Wilhelm Raabe. 1899 bis 1902 entstanden[1], erschien das Fragment 1911 posthum bei Otto Janke in Berlin.[2] Frau und Kind des Wirklichen Geheimen Obermedizinalrats Professor Dr. med. Friedrich Feyerabend… …   Deutsch Wikipedia

  • Ein Frühling — ist ein Roman[1] von Wilhelm Raabe, der von 1856 bis 1857 entstand[2] und im Sommer 1857 in der Deutschen Reichs Zeitung erschien. Die Buchausgabe kam im selben Jahr bei Vieweg in Braunschweig heraus.[3] Der Roman handelt in einem Frühling der… …   Deutsch Wikipedia

  • RAABE (W.) — L’année où paraît en Allemagne La Chronique de la rue aux Moineaux de Raabe est celle de la publication de Madame Bovary et des Fleurs du mal. Dans cette partie du siècle dominée en Allemagne par Bismarck, cela souligne l’isolement de la… …   Encyclopédie Universelle

  • Geheimnis (Begriffsklärung) — Geheimnis steht für Geheimnis, eine einer begrenzten Personenzahl vorbehaltene Information Das Geheimnis, Oper von Bedrich Smetana Ein Geheimnis, französischer Film (2007) Ein Geheimnis, Novelle von Wilhelm Raabe …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Klemm (Lyriker) — Wilhelm Klemm (* 15. Mai 1881 in Leipzig; † 23. Januar 1968 in Wiesbaden; Pseudonym: Felix Brazil) war ein deutscher Lyriker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Vor 1914 1.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Horacker — ist ein Roman Wilhelm Raabe, geschrieben im Jahr 1876, dessen Erfolg beim Publikum weit hinter den Erwartungen seines Autors zurückgeblieben ist. Da Raabe seinen Lebensunterhalt ausschließlich als freier Schriftsteller verdiente, war er zu hoher… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”