Edenbergen

Edenbergen
Edenbergen
Wappen von Edenbergen
Koordinaten: 48° 25′ N, 10° 48′ O48.42472222222210.808055555556Koordinaten: 48° 25′ 29″ N, 10° 48′ 29″ O
Fläche: 4,41 km²
Einwohner: 304 (2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1978
Postleitzahl: 86368
Vorwahl: 08230
Karte

Karte von Edenbergen mit Gailenbach

Edenbergen ist ein Dorf und Stadtteil der Stadt Gersthofen im schwäbischen Landkreis Augsburg in Bayern, Deutschland, zu dessen Gemarkung außerdem noch der Weiler Gailenbach gehört.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Edenbergen liegt auf einem Höhenrücken am östlichen Rand des Naturparks „Augsburg – Westliche Wälder“. Die Fläche der Gemarkung umfasst 441,46 Hektar.[2] Davon ist etwas weniger als die Hälfte – 217 Hektar – bewaldet. Direkte Nachbargemeinden sind im Norden Rettenbergen, im Osten Batzenhofen, im Süden Täfertingen und Aystetten und im Westen Adelsried. Augsburg als nächstgelegene Großstadt ist etwa sieben Kilometer Luftlinie entfernt.[3]

Die Schmutter und zwei Bäche, der Bögle- und der Gailenbach, die beide in die Schmutter münden, durchfließen das Ortsgebiet, über das außerdem die Autobahn A 8 verläuft.[1]

Bevölkerung

Demographie

Edenbergen ist der kleinste Stadtteil Gersthofens und macht nur etwa 1,5 Prozent der gesamten Einwohnerzahl der Stadt aus. Am 1. Juli 2009 lebten im Bereich der Gemarkung insgesamt 304 Menschen mit Haupt- und Nebenwohnsitz, von denen 148 Bewohner weiblichen und 156 männlichen Geschlechts waren – das entspricht einem Frauenanteil von 48,7 Prozent.[2] Zum selben Zeitpunkt betrug die Bevölkerungsdichte 69 Einwohner pro Quadratkilometer.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von Edenbergen
Jahr Einwohnerzahl
1809 146
1840 168
1900 172
1925 165
1933 168
Jahr Einwohnerzahl
1939 168
1946 273
1987 351
2002 315
2009 304

Religionen

Die Bewohner des Dorfes sind mehrheitlich römisch-katholischen Glaubens und gehören der Pfarrei Sankt Martin im benachbarten Batzenhofen an, die Teil des Dekanates Meitingen im Bistum Augsburg ist.[4] Edenbergen besitzt keine eigene Kirche, dafür befinden sich im Bereich der Gemarkung insgesamt drei Marienkapellen.

Die protestantischen Bürger Edenbergens gehören einer evangelisch-lutherischen Diasporagemeinde um die „Bekenntniskirche“ in Gersthofen an, welche neben den anderen Stadtteilen außerdem die Gemeinden Gablingen, Heretsried und Langweid am Lech umfasst.[5]

Geschichte

Edenbergen

Edenbergen wurde vermutlich im 11. Jahrhundert von Batzenhofen aus als Rodesiedlung auf dem Höhenrücken zwischen Bögle- und Gailenbach gegründet und gehörte damals zur Urmark Hirblingen. Erste schriftliche Erwähnungen finden sich in den Jahren 1126 und 1179 in Urkunden des Klosters Sankt Ulrich in Augsburg. Der ursprüngliche Ortskern dürfte wohl aus den Anwesen des „Vorderbauers“, des „Bestibauers“ und aus einem Hof im Bereich des heutigen Anwesens Unger bestanden haben. Ein Leibdingbrief aus dem Jahr 1382 weist erstmals Besitz des Damenstifts Sankt Stephan aus Augsburg in Edenbergen aus, dessen historische Siedlungsstruktur lange Zeit erhalten blieb: 1738 umfasste das Dorf 25 Häuser und eine Söldhofstatt. Etwa zu dieser Zeit – 1753 – waren eines Häuser im Besitz des Klosters Sankt Ulrich, zwei im Besitz des Domkapitels und der Rest im Besitz des Damenstiftes Sankt Stephan, das auch die „Niedrige Jurisdiction“ über den Ort innehatte.[6] Damals hatten es die Dorfbewohner nicht leicht – in einem landeskundlichen Werk dieser Zeit heißt es über Edenbergen:

„[...] Der Feldbau, wie auch der Wießwachs ist sehr schlecht, ernehren sich die Einwohner vom Holzbauen, und Baumwollen Spinnen [...]“

Johann Lambert Kolleffel: Schwäbische Städte und Dörfer um 1750. Geographische und topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau, 1749–1753. Hrsg. Robert Pfaud (Beiträge zur Landeskunde von Schwaben), 1974.

Als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 verloren die kirchlichen Einrichtungen im Rahmen der Säkularisation in Edenbergen wie im gesamten Bayern sämtlichen weltlichen Besitz.[7] 1834 bestand das Dorf aus drei Bauernhöfen, zwanzig Söldhofstätten und fünf Leerhäusern. Zu dieser Zeit lebten in Edenbergen um die 170 Bürger, durch die im Zuge der Industrialisierung einsetzende Landflucht verringerte sich deren Zahl aber zeitweise wieder bis unter 150 Einwohner.[6]

Die historische Verbindung zum Nachbardorf Batzenhofen findet sich in kirchlicher, schulischer und staatlich-administrativer Form wieder. Edenbergen ist seit seiner ersten Überlieferung Teil der dortigen Pfarrei Sankt Martin und wurde auch nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht dem Batzenhofener Schulsprengel zugeteilt. Zentralisierungsbestrebungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachten nicht nur die Auflösung des Schulverbandes Batzenhofen und die Zuteilung Edenbergens zum Hauptschulbereich Neusäß, sondern 1966 auch den Abzug des weit über hundert Jahre in Edenbergen beheimateten Revierforstamtes mit sich.[6]

1911 erhielt Edenbergen eine zentrale Wasserversorgung und 1920 elektrisches Licht, was allerdings erst 1958 zu einer vollständigen Straßenbeleuchtung führte. Im selben Jahr wurden eine umfassende Kanalisation eingerichtet, die Straßen ausgebaut und eine Flurbereinigung durchgeführt. In den 1960er-Jahren begann sich der Wandel in der Landwirtschaft auf die Struktur des Ortes auszuwirken: Von damals 14 Bauernhöfen werden heutzutage nur noch zwei bewirtschaftet.[6]

Im Jahr 1978 verlor Edenbergen im Zuge der Gebietsreform in Bayern seine in den Bayerischen Gemeindeedikten von 1818, 1834 und 1869 begründete kommunale Selbstverwaltung. Nachdem bereits am Anfang der 1970er-Jahre erste Versuche unternommen wurden, sich der Stadt Gersthofen anzuschließen, dies aber aufgrund der fehlenden gemeinsamen Grenze nicht möglich war, wurden in den folgenden Jahren verschiedene Anläufe gestartet, sich durch Zusammenschlüsse mit umliegenden Gemeinden ein größtmögliches Maß an Selbstständigkeit zu erhalten. Diese Versuche sind allerdings alle an der Uneinigkeit der betroffenen Orte gescheitert. So wurde schließlich am 1. Januar 1978 zusammen mit den Nachbargemeinden Batzenhofen und Rettenbergen der freiwillige Anschluss an die Stadt Gersthofen vollzogen.[1] Trotz dieser Eingemeindung blieb der dörfliche Charakter des Ortes erhalten.

Namensherkunft

Die Gründung Edenbergens auf einem gerodeten Ödland spiegelt sich auch in dessen Namen wieder, der in dieser Form seit 1475 belegt ist. Bis dahin wird von dem Dorf in verschiedenen Abwandlungen als „Bergen“, „Bergen by Patzenhouen“ (dem heutigen Batzenhofen) und „Oedenberg in Patzenhouer pfarr“ berichtet.[6] Der Name „Bergen“ als Kurzform ist allerdings auch noch heutzutage vor allem unter den älteren Bewohnern des Dorfes üblich.

Gailenbach

Zacharias Geizkofler

Der Weiler Gailenbach dürfte in etwa der gleichen Besiedlungsperiode wie Edenbergen entstammen, wird allerdings erst 1283 erstmals urkundlich erwähnt. 1296 findet sich dabei noch der Name „Gamlunbach“, 1382 dann aber bereits „Gailenbach“ nach dem gleichnamigen Bach, der zwischen Edenbergen und dem Weiler fließt. Zunächst ein Lehen des Augsburger Domkapitels, war Gailenbach seit 1325 im wechselnden Besitz Augsburger Bürgerfamilien.[6]

Einer dieser Patrizier, Zacharias Geizkofler, der von 1597 bis zu seinem Tode im Jahre 1617 Reichspfennigmeister des Heiligen Römischen Reichs war, erbaute hier um 1602 ein kleines Schloss. Dieses blieb – mit einer kurzen Unterbrechung im 19. Jahrhundert, als das protestantische Institut Sankt Anna aus Augsburg 1838 den Besitz erbte, dann aber wieder verkaufte – im Besitze Augsburger Patrizierfamilien. Elemente aus dem heraldischen Zeichen des Geschlechtes „derer von Paris“ gingen in das Edenberger Ortswappen ein.

1864 wohnten in Gailenbach, das damals aus dem Schloss, einem Wirtshaus und zwei Bauernhöfen bestand, 17 Personen.[6] 1927 errichtete das Augsburger Kloster der Franziskanerinnen von Maria Stern hier einen Gutshof, der aber Anfang der 1980er-Jahre aufgegeben wurde.[1] Heute besteht der Weiler aus dem nach wie vor bewohnten Schloss und einem bewirtschafteten Bauernhof.

Gailenbacher Mühle

Schon 1296 wird von der direkt an der Schmutter gelegenen Gailenbacher Mühle berichtet, die seitdem über viele Jahrhunderte im Besitz verschiedener Augsburger Patrizier war.[8] Die Gebäude in ihrer heutigen Form stammen aus dem Jahr 1898.[6] Die Mühle ist heute nicht mehr in Betrieb, die Gebäude wurden an mehrere Gewerbetreibende vermietet.

Wappen

Die Blasonierung des Edenberger Wappens nennt einen von Silber und Rot geteilten Schild, oben in Blau ein rot gezungter und bewehrter, rückwärtsblickender Löwe mit einer silbernen heraldischen Lilie in der rechten Vorderpranke, unten drei, eins zu zwei gestellte, silberne heraldische Lilien.

Die Lilie ist eine Gemeine Figur der Heraldik, die als Sinnbild der Heiligen Maria und jener Menschen, die sich ihrem Patronat unterstellen, gilt – sie steht damit für die Reinheit und Unschuld. Die Dreiteilung der Blüte der Lilie symbolisiert die Heilige Dreifaltigkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der schreitende, leopardierte Löwe steht als „König der Tiere“ für Mut und Königlichkeit.

Infrastruktur

Nahverkehr

Trotz seiner ländlichen Lage ist Edenbergen aufgrund seiner geringen Entfernung zu Augsburg noch Teil der Stadtzone 20 des Tarifgebietes des Augsburger Verkehrsverbundes. Das Dorf wird an den zwei Haltestellen Edenbergen-Mitte und Edenbergen-West durch die Buslinien 27 (nach Augsburg-Nord) und 56 (nach Gersthofen) der Gersthofer Verkehrsgesellschaft bedient.[9]

Autobahnraststätte

Edenbergen ist vor allem durch die gleichnamige Autobahnraststätte mit Motel an der A8 im Süden der Gemarkung überregional bekannt.[10] Die Raststätte ist vom Dorf aus allerdings offiziell nicht zu erreichen – die Zufahrtswege sind nur für Mitarbeiter und Gäste des Hotels freigegeben.

Vereinsleben

Das Feuerwehrhaus in der Dorfmitte von Edenbergen

Das Dorfleben von Edenbergen wird vor allem durch die Aktivitäten der im Jahre 1875 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr geprägt, die den einzigen ortseigenen Verein darstellt.[11] Daneben ist Edenbergen Sitz der deutschlandweit aktiven Raketen-Modellsport-Gemeinschaft (Ramog).[12] An der Gailenbacher Mühle hat der 1. Augsburger Angler Club eine Fischerhütte errichtet, so dass sich hier ein Großteil dessen Vereinslebens abspielt.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Stadt Gersthofen: Die Ortsteile der Stadt Gersthofen – Abgerufen am 21. September 2011.
  2. a b Stadt Gersthofen: Daten & Zahlen – Abgerufen am 22. September 2011.
  3. Orte in Deutschland: Entfernung von Augsburg nach Edenbergen – Abgerufen am 26. September 2011.
  4. Bistum Augsburg: Pfarrei St. Martin – Batzenhofen – Abgerufen am 22. September 2011.
  5. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gersthofen: Wichtige Orte im Gemeindeleben – Abgerufen am 22. September 2011.
  6. a b c d e f g h Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Edenbergen. Edenbergen; 2001.
  7. Treml, Manfred (Hrsg.): Geschichte des modernen Bayern. Königreich und Freistaat. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München; 2001. ISBN 978-3-870-52408-1
  8. GrandeVia: Die Mühle – Abgerufen am 22. September 2011.
  9. Gersthofer Verkehrsgesellschaft mbH: Fahrplan – Abgerufen am 22. September 2011.
  10. Rasthaus und Motel Edenbergen: Kontakt und Anfahrt – Abgerufen am 22. September 2011.
  11. Freiwillige Feuerwehr Edenbergen: Geschichte: Die ersten Jahre – Gründung und Anfänge – Abgerufen am 22. September 2011.
  12. Modellraketen-Verein Ramog e.V.: Anschriften und Beitrag – Abgerufen am 22. September 2011.
  13. Fischereiverband Schwaben: 50 Jahre 1. Augsburger Angler Club e.V. – Abgerufen am 22. September 2011.

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