- Eduard Seidler
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Eduard Seidler (* 20. April 1929 in Mannheim) ist ein deutscher Medizinhistoriker und Hochschullehrer. Er hat sich insbesondere um die Aufarbeitung der Rolle der Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus verdient gemacht.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seidler war der einzige Sohn des Kaufmanns Wilhelm Seidler. Im Zweiten Weltkrieg war er Sanitäter in der Hitlerjugend. Die Emigration und Deportation vieler jüdischer Freunde seiner Eltern war ein prägendes Ereignis für ihn.
1947 erwarb er in Mainz, das zur französischen Besatzungszone gehörte, das französische Zentralabitur und begann sein Studium der Medizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach dem Physikum wechselte er nach Paris. Das Staatsexamen legte er in Heidelberg ab. Seine Dissertation schrieb er zu einem Thema aus der Gynäkologie. Bereits während seiner Weiterbildung zum Kinderarzt verfasste er erste medizinhistorische Arbeiten, die später auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurden. Er habilitierte sich an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit zur Heilkunde des Mittelalters in Frankreich und erhielt 1967 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1994 wurde er emeritiert.
Wirken
Schwerpunkte Seidlers wissenschaftlicher Arbeit waren die Geschichte der Kinderheilkunde, die Medizin des späten Mittelalters in Frankreich, die Geschichte der Krankenpflege, die Geschichte der medizinischen Ausbildung und die Sozialgeschichte der Medizin seit dem 18. Jahrhundert. Zahlreiche Arbeiten zu Modellen der Arzt-Patient-Beziehung stammen von ihm.
1984 war Seidler an der Gründung der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin beteiligt, für die er eine Forschungsarbeit zum Schicksal jüdischer Kinderärzte in der NS-Zeit durchführte. Über 750 Biografien wurden dafür erschlossen. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass sich auch die betroffene Fachgesellschaft bereitwillig zum Komplizen gemacht hat, indem sie ihre jüdischen Mitglieder ausschloss.
Seidler hat sich besonders für die medizinische Ausbildung und die Entwicklung der Medizinethik eingesetzt. Von 1979 bis 1981 hatte er das Amt des Prodekans beziehungsweise Dekans der medizinischen Fakultät Freiburg inne. Zehn Jahre lang war Seidler Mitglied des Advisory Committee for the Medical Education der Europäischen Kommission. Von 1983 bis 1990 war Seidler Vorsitzender der Ethikkommission der Landesärztekammer Baden-Württemberg und von 1988 bis 1992 Präsident der Akademie für Ethik in der Medizin.
Auszeichnungen
- Bundesverdienstkreuz I. Klasse
- Otto-Heubner-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
- Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1991)
- Cothenius-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (2009)
- Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft (2010)
Weblinks
- Gegen das Vergessen. Paracelsus-Medaille für Eduard Seidler. Bundesärztekammer, PDF (44 kB)
- Literatur von und über Eduard Seidler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Kategorien:- Medizinhistoriker
- Pädiater
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Träger der Paracelsus-Medaille
- Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
- Mitglied der Leopoldina
- Hochschullehrer (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
- Deutscher
- Geboren 1929
- Mann
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