Ernst Flatow

Ernst Flatow

Ernst Flatow (* 26. Juni 1887 in Berlin; † 1942 im Warschauer Ghetto) war ein deutscher evangelischer Pfarrer jüdischer Herkunft, Gegner des Nationalsozialismus, Krankenhaus-Seelsorger und Opfer des Holocaust.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Flatow besuchte nach dem Abschluss der Volksschule ein Gymnasium in Fürstenwalde, wo er sein Abitur ablegte. Anschließend meldete er sich zu einem Einjährigen-Freiwilligen-Dienst im Infanterieregiment Nr. 136 in Straßburg. Danach studierte er Jura, Geschichte, Philosophie, Philologie und Nationalökonomie in Straßburg, Heidelberg, Berlin, Jena und Freiburg. Nach seiner Taufe durch Pfarrer Gustav Kawerau im Jahre 1913 begann er ein Theologiestudium in Berlin. Von 1914 bis 1918 wurde er als Heeressoldat zum Ersten Weltkrieg eingezogen, wurde zum Feldwebel befördert und für „besondere Tapferkeit“ vor Verdun mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Nach dem Ende des Krieges trat er in die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) ein und nahm einen Dienst bei der Inneren Mission als „Oberhelfer“ im Rauhen Haus von Hamburg auf. 1920 setze er sein Theologiestudium in Rostock und Berlin fort, hängte 1921 einen Kursus als Werkstudent an und absolvierte 1926 sein Erstes Theologisches Examen in Berlin. 1927 begann er sein Vikariat in der evangelischen Gemeinde von Köln-Ehrenfeld und tat als Hilfsprediger seelsorgerischen Dienst. 1928 folgte die Ablegung seines Zweiten Theologischen Examens und seine Ordination zum Pfarrer. Er wurde von der Stadt Köln als Krankenhaus-Seelsorger angestellt.

Im Januar 1933 erfuhr Flatow von dem Geheimgespräch zwischen Hitler und von Papen, das am 4. Januar, noch vor der Machtübertragung an die NSDAP, in der Wohnung des Bankiers Schröder stattgefunden hatte. Hierbei hatte Hitler die Entfernung aller Sozialdemokraten, Kommunisten und Juden aus führenden Stellungen angekündigt. Am Tag seiner Ernennung zum Reichskanzler, am 30. Januar 1933, erklärte Flatow: „Jetzt sind wir Juden dran!“ Im März 1933 wurde ihm von der Stadt Köln gekündigt. Am 10. November 1933 entließ der Präsident des altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrats zu Berlin, Friedrich Werner, den ersten Pfarrer jüdischer Herkunft, Ernst Flatow. Die Begründung lautete:[1]

Flatow hat in seinem Äußeren und seinem Wesen so sehr in die Augen springend diejenigen Merkmale an sich, die von dem Volke als der jüdischen Rasse eigen angesehen werden, daß eine Beschäftigung in einer Gemeinde unmöglich ist.

In der Rheinländischen Provinzialkirche erhielt er keine Pfarrstelle, und auch Kollegen wie Vorgesetzte wandten sich von ihm ab. Flatow gehörte der Bekennenden Kirche an. 1941 zog Flatow nach Berlin und dann nach Lobetal, wo er als Krankenhausseelsorger arbeitete. Am 13. April 1942 wurde er zusammen mit allen anderen Juden von Lobetal ins Warschauer Ghetto deportiert, wo er beim Bau der Ghettomauern eingesetzt wurde. Hierbei fand er den Tod.

Gedenken

Flatow zum Gedenken benannte die Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld das 2011 errichtete Zentrum des Gemeindebezirks Alt-Ehrenfeld in Ernst-Flatow-Haus. In Köln-Ehrenfeld ist eine Straße nach ihm benannt und in der Ehrenfelder Friedenskirche erinnert eine Gedenktafel an Flatow.[2]

Literatur

  • Evangelisches Pfarrhausarchiv (Hg.): WIDER DAS VERGESSEN. Schicksale judenchristlicher Pfarrer in der Zeit von 1933-1945. Begleitheft zur Sonderausstellung im Lutherhaus Eisenach April 1988 bis April 1989

Einzelnachweise

  1. H. Prolingheuer: Kleine politische Kirchengeschichte S. 182
  2. Richtfest in Köln-Ehrenfeld: Feier beim Rohbau des Ernst-Flatow-Hauses

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