Köln-Ehrenfeld

Köln-Ehrenfeld
Wappen von Ehrenfeld
Wappen von Köln

Ehrenfeld
Stadtteil 401 von Köln

Lage des Stadtteils Ehrenfeld im Stadtbezirk Ehrenfeld
Koordinaten 50° 56′ 47″ N, 6° 55′ 6″ O50.9463888888896.9183333333333Koordinaten: 50° 56′ 47″ N, 6° 55′ 6″ O
Fläche 3,72 km²
Einwohner 35.654 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 9581 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Apr. 1888
Postleitzahlen 50823, 50825, 50827
Vorwahl 0221
Stadtbezirk Ehrenfeld (4)
Verkehrsanbindung
Bundesstraße Bundesstraße 59 number.svg
DB-Anschluss Köln-Ehrenfeld
Stadtbahn-Linien 3 4 5 13
Bus-Linien 140 141 142 143
Quelle: Strukturdaten Stadt Köln

Ehrenfeld ist ein Stadtteil innerhalb des gleichnamigen Kölner Stadtbezirks 4. Das im Kölner Westen liegende Viertel gehört seit 1888 zur Stadt Köln. Das Stadtbild wird heute von Bürgerhäusern aus der Gründerzeit, Industriedenkmälern, Kriegsbaulücken füllenden Mietshäusern aus den 1950er und 1960er Jahren sowie vom Wohnturm des Herkules-Hochhauses aus den 1970ern geprägt.

Der ehemalige Arbeiter- und Industriestadtteil hat heute einen hohen Anteil von Migranten aus allen Teilen der Welt. Entsprechend bunt ist die Geschäftswelt mit vor allem türkischen und italienischen Geschäften und Betrieben, aber auch mit vielen weiteren Unternehmen von Inhabern aus Nah- und Fernost sowie aus Afrika. Ehrenfeld hat eine sehr lebendige Kulturszene und wird als Wohnviertel immer beliebter – steigende Mieten und eine wachsende Zahl von Theatern, Restaurants und Szenekneipen zeugen davon.

Ehrenfeld, im Hintergrund (von links) das Herkuleshochhaus, Kölnturm, Colonius und Kölner Dom

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Stadtteil Ehrenfeld grenzt im Osten an Neustadt-Nord, im Süden an Lindenthal und Braunsfeld, im Westen an Müngersdorf und Bickendorf und im Norden an Neuehrenfeld.

Geschichte

Karte aus dem Jahre 1606 mit dem Gebiet westlich von Köln. Die Weiler Martiren (Mechtern) und Obbelrath (Subbelrath) sind in der Ehrenportzer Schweidt erkennbar

Ehrenfeld verdankt seine Entstehung dem Vordringen Kölns nach Westen, vor die Tore der Stadt. Bewohnt war das Gebiet schon im ersten bis dritten Jahrhundert nach Christus, wie der Fund einer römischen Landvilla bei der heutigen Mechternkirche im Jahre 1996 belegte. An dieser Stelle soll, der Legende nach, auch der Heilige Gereon wegen seines christlichen Glaubens getötet worden sein – die Bezeichnung Mechtern geht auf die mundartliche Veränderung des lateinischen ad marthyres sanktos (zu den heiligen Märtyrern) zurück.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet des heutigen Ehrenfeld landwirtschaftlich besiedelt und genutzt worden. Noch im Jahre 1840 gab es mit den sich überwiegend im kirchlichen Besitz befindlichen Gütern Mechtern, Subbelrath und Ziegelfeld lediglich drei Häusergruppen, die von 32 Menschen bewohnt wurden. Am Ziegelfeld wurde auch Ziegelbrennerei betrieben. Die Idee zur Gründung einer Vorstadt an dieser Stelle wird dem Kölner Buchdrucker und Antiquar Franz Anton Kreuter zugeschrieben. Dieser erkannte den durch Industrialisierung und Bevölkerungszuwachs notwendigen Platzbedarf für Gewerbeflächen und preiswerten Wohnraum, der innerhalb Kölns nicht befriedigt werden konnte und überzeugte Politiker und Investoren vom Aufbau eines Vorortes. Im Jahre 1845 entschied man über den Bau des Ortes unter der Bezeichnung Ehrenfeld. Der Name erklärt sich aus der geographischen Lage des Areals zu Köln: Man verließ die Stadtmauer durch das Ehrentor (Ehrenportz) und ging nach Westen über die Ehrenstraße, um zum Ehrenstraßener Feld zu gelangen. Bereits im Frühjahr 1845 entstanden die ersten Wohnhäuser an der Venloer Straße, Subbelrather Straße sowie an deren Verbindungsstraßen Körnerstraße, Simrockstraße und Stammstraße, zumeist als Dreifensterhäuser. Die älteste erhaltene Fassade eines solchen Hauses ist heute in der Venloer Str. 260 zu sehen: Das Haus Mertens wurde im Jahre 1853 in Backstein erbaut. Ein seitlicher Anbau wurde nach 1894 hinzugefügt. Von 1866 bis 1971 war das Haus im Besitz der Familie Mertens. Es beherbergte eine Metzgerei, in deren Räumen im Erdgeschoss heute ein Blumengeschäft zu finden ist.

Ehrenfeld gehörte zur Bürgermeisterei Müngersdorf im Landkreis Köln. 1867 wurde Ehrenfeld mit über 4.000 Einwohnern selbständige Gemeinde. Stolz nahmen die Ehrenfelder 1875 ihre Rangerhöhung in den „Stand der Städte“ zur Kenntnis. Das Stadtrecht folgte jedoch erst im Jahre 1879. Das Ehrenfelder Wappen bildete ein Kammrad auf blau-goldenem Grund.

Industrialisierung

Blick auf die Industriestadt Ehrenfeld, um 1900

Bereits im Gründungsjahr Ehrenfelds nahm die Tapetenfabrik von Phillip Hoffmann in der später nach ihm benannten Phillipstraße ihren Betrieb auf. Es folgte die Ansiedlung zahlreicher Betriebe, vor allem aus den Bereichen Metallverarbeitung, Chemie, Glasherstellung und später auch Elektrotechnik, darunter große Firmennamen wie Leyendecker (Bleiprodukte), Herbrand (Waggonfabrik), Herbig (Farben, später Herbol) oder Helios (Elektrotechnik). Grundsteine für einige noch heute bekannte Firmen und Entwicklungen wurden in dieser industriellen Pionierzeit in Ehrenfeld gelegt: So schuf die 1882 gegründete Helios AG einige Meilensteine der Wechselstromtechnik. Der Automobilbauer und Audi-Gründer August Horch entwickelte ab 1899 in seiner Firma Horch (A. Horch & Cie.) am heutigen Standort der Sparkasse KölnBonn auf der Venloer Straße seine ersten Automobile. Die Parfümeriefabrik Ferdinand Muelhens (4711) war ab 1874 in der Vogelsanger Straße 100 ansässig. Heute noch ist die Ruine einer großen Werkshalle der Firma Ostermann & Co zu sehen. Auf dem Gelände Grüner Weg 2-4 (heute teilweise von Aldi genutzt) fertigte sie bis zu ihrer Liquidation 1992 die seinerzeit größten Schiffspropeller der Welt. In der Venloer Straße 466 eröffnet Cornelius Stüssgen am 28. August 1897 sein erstes Lebensmittelgeschäft.

Ehrenfelder Rathaus an der Venloer Straße auf einer Postkarte aus dem Jahre 1902

Mit dem Wachstum von Bevölkerung und Industrie entstand auch das Bedürfnis nach öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen. Im Jahre 1863 wurde in der Platenstraße das erste Schulgebäude Ehrenfelds als Katholische Volksschule errichtet. Zeitweise diente es als Berufsschule und Schule für Lernbehinderte; heute ist es ein städtisches Wohnheim. Es folgten öffentliche Einrichtungen wie Post und Bahnstation. Im Jahr 1875 gab es in Ehrenfeld bereits 40 Fabriken – bis zum Jahr 1886 erhöhte sich diese Zahl auf 52.

In der Blütezeit der Industrialisierung bekundete der Ehrenfelder Stadtrat: „Aus geringen Anfängen ist in der kurzen Zeit von noch nicht 30 Jahren eine schöne, blühende Stadt von 15.000 Einwohnern entstanden, deren Bewohner durch Fleiß, Tüchtigkeit und Gemeinsinn sich auszeichnen, deren Industrie weit über die Grenzen unseres Vaterlandes berühmt ist.“

Im Jahre 1880 wurde das Ehrenfelder Rathaus an der Venloer Straße von Vincenz Statz erbaut. Es galt als architektonisch bedeutendstes Profanwerk der Neugotik in Kölns Vororten. Erster und einziger Bürgermeister der Stadt Ehrenfeld war zwischen 1880 und 1888 Hugo Jesse. Im Jahre 1888 erfolgte die Eingemeindung Ehrenfelds als Stadtteil von Köln.

Noch heute werden Teile des Ehrenfelder Stadtbildes von Gebäuden mit industriekultureller Bedeutung geprägt. Einige der häufig unter Denkmalschutz stehenden und zum Teil architektonisch anspruchsvollen Komplexe wurden umgebaut und umgewidmet, etwa als Veranstaltungsräume, Gewerbeparks, Clubs oder Wohnraum.

Zweiter Weltkrieg

Der 1939 begonnene Zweite Weltkrieg endete in Ehrenfeld am 6. März 1945 mit dem Einrücken der Amerikaner auf der Venloer Straße. Wie ganz Köln wurde auch Ehrenfeld, das 55 Mal Ziel alliierter Luftangriffe gewesen war, hart getroffen und erlitt schwere Zerstörungen. Das Rathaus wurde bei einem Bombenangriff am 17. Juni 1943 beschädigt und nach dem Krieg abgerissen.

Die Verfolgung von Juden im Nationalsozialismus führte während der Pogrome anlässlich der so genannten Reichspogromnacht zur Zerstörung der 1927 nach Entwürfen des Architekten Robert Stern erbauten Synagoge in der Körnerstraße. Sie diente bis dahin 2000 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Ehrenfeld als Gebetshaus. Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern in den Straßen Ehrenfelds heute an die Deportation von Ehrenfelder Bürgern, Juden zumeist, vor deren ehemaligen Häusern sie in den Boden eingelassen sind.

Gedenktafel für Opfer des NS-Regimes

Mitglieder der Ehrenfelder Gruppe, der Edelweiß-Piraten, einer im Sommer und Herbst 1944 in Köln aktiven Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten, wurden am 10. November 1944 in der Hüttenstraße von der Gestapo öffentlich und ohne Gerichtsurteil hingerichtet. Nach einem von ihnen, Bartholomäus Schink, ist dieser Abschnitt der Straße heute benannt. Nach dem Krieg entwickelte sich ein politischer und historischer Streit um die Zugehörigkeit der Gruppe zum Widerstand, der erst in den letzten Jahren weitgehend beigelegt wurde: An die Hinrichtung russischer und polnischer Zwangsarbeiter und die Widerstandskämpfer der Ehrenfelder Gruppe erinnert heute eine Gedenktafel in der nahen Schönsteinstraße:

Hier wurden am 25. Oktober 1944 elf vom NS-Regime zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppte Bürger Polens und der UdSSR und am 10. November 1944 dreizehn Deutsche – unter ihnen jugendliche Edelweißpiraten aus Ehrenfeld sowie andere Kämpfer gegen Krieg und Terror – ohne Gerichtsurteil öffentlich durch Gestapo und SS gehenkt.

Nachkriegszeit

In der Phase des so genannten Wirtschaftswunders und Wiederaufbaus prosperierte auch Ehrenfeld als Industriestandort und Arbeiterviertel. Der industrielle Wiederaufbau beschleunigte einen Wandel, der sich bereits vor dem Krieg abzeichnete: Die sich entwickelnde Schwerindustrie benötigte Platz, den das dichtbewohnte Ehrenfeld nicht mehr bieten konnte und bevorzugte das offene Umland. Kleine und mittlere Unternehmen, etwa aus dem Werkzeugbau, Maschinenbau oder der Lebensmittelindustrie blieben oder siedelten sich neu an. Hinzu kamen Verwaltungen sowie Handels- und Dienstleistungsunternehmen. 1957 eröffnete der Unternehmer Herbert Eklöh in den ehemaligen Produktionshallen der Helios-AG auf 2000 m² Europas ersten Supermarkt.[1] Auch entstand das erste Zentrum für Krankengymnastik und med. Massage, das Fridolinbad. Im Jahre 1966 hatten 111 Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten ihren Sitz in Köln-Ehrenfeld – dies entsprach etwa einem Sechstel der Kölner Betriebe in dieser Zeit.

Das Stadtviertel veränderte sich auch baulich: Als Ehrenfeld tangierende Umgehungsstraße wurde die heute sechsspurige Innere Kanalstraße entlang des inneren Grüngürtels im Jahre 1952 fertig gestellt. Zahlreiche kriegsbedingte Baulücken wurden in den 1950er Jahren durch Wohnhäuser in einem schnörkellosen, einfachen und preiswerten Baustil gefüllt. Viele Gebäude, die aus heutiger Sicht als denkmalwürdig erscheinen, wurden abgerissen, oft weil ein Wiederaufbau zu aufwendig anmutete.

Mit dem neuen Wohlstand der Aufbaujahre kamen auch Gastronomie, Kinos und Geschäfte nach Ehrenfeld, vor allem rund um die Venloer Straße. Auch der Ehrenfelder Karneval, mit eigenen Vereinen, einem Kinderdreigestirn und dem Ehrenfelder Dienstagsumzug entwickelte sich als eigener Beitrag zum Kölner Karneval. Arbeitskräftemangel machte den Zuzug von Gastarbeitern aus der Türkei und anderen meist südeuropäischen Ländern notwendig. Viele von Ihnen ließen sich dauerhaft in Ehrenfeld nieder und gründeten später eigene Geschäfte, Moscheen und Teestuben.

Strukturwandel

Underground - einst Industrie, jetzt Club

Von den 1970er Jahren bis in die heutige Zeit veränderte sich Ehrenfelds Wirtschafts- und Sozialstruktur. Immer mehr Unternehmen schlossen ihre Pforten – teils nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten, teils, weil Veränderungen und Vergrößerungen am inzwischen dichtbevölkerten und -bebauten Standort nicht mehr möglich waren. In Folge des damit verbundenen Abbaus von Arbeitsplätzen stieg die Arbeitslosigkeit in Ehrenfeld – gleichzeitig sank die Kaufkraft vieler Bewohner stetig. In Folge dessen verließen auch eine Reihe von Händlern, Gastronomen und Dienstleistern das Viertel. Deren Geschäfte wurden von Ramschläden, mehr oder weniger zwielichtigen Kneipen oder Spielhallen, später auch einfachen Internetcafés und Callshops übernommen. Mit der Arbeitslosigkeit stieg auch die Kriminalität im Viertel: Dem Arbeiterstadtteil drohte an vielen Stellen auch optische Verwahrlosung, denn gerade die zahlreichen Altbauten waren nicht selten vom Verfall bedroht, weil überfällige Sanierungen ausblieben. Niedrige Mieten für Wohnraum und Gewerbe zogen jedoch spätestens in den 1990er Jahren auch Studenten und Kulturschaffende an. Vor allem letztere wandelten brachliegende Industriebauten in Ateliers, Theater oder Clubs wie „Ruine“, „Underground“, „Live Music Hall“, „Loft“ oder „Herbrands“ um. Gleichzeitig entstanden – oft genug direkt neben Imbissbuden – Szenekneipen und anspruchsvolle Restaurants. Auch ein Programmkino gab es bald wieder. Es folgten Unternehmer und Dienstleister mit neuen Geschäftsideen. Zunehmend investierten auch Hausbesitzer in die Sanierung maroder Altbauten, so dass inzwischen ganze Straßenzüge wieder bunte Gründerzeitfassaden zeigen. Heute gibt es bei Bewohnern, Architektur, Geschäften und Gewerbe eine Koexistenz zwischen billigem Wohnraum und Ramschgeschäften auf der einen sowie aufstrebenden, innovativen Betrieben, schickem Wohnen im sanierten Altbau und kulturellen Anziehungspunkten auf der anderen Seite. Die Sozialhilfedichte und die Arbeitslosenquote lagen Anfang 2005 nur noch knapp über dem Kölner Durchschnitt. Der Ausländeranteil in Ehrenfeld liegt seit Jahren recht stabil bei 25 Prozent.

Gebäude und Architektur

Dreifensterhaus in der Lessingstraße

Die ältesten Häuser Ehrenfelds sind so genannte Dreifensterhäuser. Die Gebäude wurden schmal gebaut, weil nach der preußischen Bauordnung Häuser mit einer Breite von bis zu 20 Fuß (etwa 6,28 Meter) von Steuerabgaben befreit waren. Nach hinten wurden sie oft durch Anbauten erweitert. Häufig befanden sich in Parterre oder im Souterrain Hauswirtschaftsräume, Läden, Werkstätten, später Büros, Praxen oder auch Garagen. Wohlhabende Unternehmer leisteten sich dazwischen Villen und Bürgerhäuser. So ließ der Inhaber der Gießerei Lieck und Plümacher, Xavier Liek, in der Körnerstraße 98 im Jahr 1877 eine historistische Halbvilla erbauen. In den Nischen an der Seitenfront stehen die Figuren von Pluto und Merkur; der Gott der Schmiede und der Gott der Kaufleute versinnbildlichen den Beruf des ersten Hausbesitzers.

Das öffentliche Neptunbad am Neptunplatz wurde 1912 in Betrieb genommen und als erste neuzeitliche Badeanstalt in den Kölner Vororten eröffnet. Für den Bau verantwortlich war der Königlich-Preußische Stadtbauinspektor Johannes Baptist Kleefisch (* 8. November 1862 in Köln; † 3. Januar 1932 ebenda) [2]. Der gesamte Innenbereich wurde im Jugendstil gestaltet; die Statue des jungen „Neptun“ zierte die Schwimmhalle. 1994 wurde die Badeanstalt geschlossen und seit 2002 als „Health Club & Spa“, das innenarchitektonisch an die alten Traditionen anknüpft, wieder eröffnet.

Neptunbad

Der ehemalige „Ehrenfelder Hof“ und „Haus der Casinogesellschaft“ auf der Venloer Straße ist seit 1907 im Besitz der Familie Scholzen, die im „Haus Scholzen“ ein traditionelles Restaurant mit eigener Hausbrennerei betreibt. Von 1872 bis 1876 fanden hier auch die Gottesdienste der Evangelischen Gemeinde statt.

Herkuleshochhaus

Neben der ehemaligen Synagoge Körnerstraße wurde 1942/43 ein Bunker errichtet, der 1945–1955 als Notunterkunft für Wohnungssuchende diente. Zuletzt instandgesetzt wurde das Gebäude 1983/84. Eine Zeit lang fanden hier Kulturveranstaltungen der Initiative „Gestaltwechsel“ statt, was aus Brandschutzgründen jedoch eingestellt wurde. Seitdem dient der Bunker als Lager für Feuerwehr und Katastrophenschutz. Seit 1995 steht er unter Denkmalschutz. Es sind Bestrebungen im Gange, den Bunker wieder regelmäßig für Kulturveranstaltungen zu nutzen.

Überragt wird Ehrenfeld vom 1973[3] fertiggestellten 31-geschossigen Herkuleshochhaus des Architekten Peter Neufert. Der Wohnturm wurde nach der benachbarten Herkulesstraße benannt und markiert mit dem Beginn der Stadtautobahn und der Inneren Kanalstraße einen Verkehrsknotenpunkt Kölns. Auffallend ist besonders seine Fassade: Er ist mit orange, blau und rot emaillierten Blechen verkleidet, die große, die Kanten übergreifende Farbkomplexe bilden. Davon silbern abgesetzt, dreifach variiert und scheinbar ohne feste Reihenfolge angeordnet sind die Fenster, so dass der Eindruck eines Mosaiks entsteht. Die bunte Fassade, die 2005 saniert wurde, brachte dem Gebäude im Volksmund die Bezeichnungen „Papageienhochhaus“ oder „Villa Kunterbunt“ ein.

Zentralmoschee

Baustelle der Zentralmoschee im April 2011

Am 7. November 2009 begannen mit der Grundsteinlegung die Bauarbeiten des Neubaus der Zentralmoschee Köln auf dem Gelände der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DİTİB) an der Venloer Straße/Ecke Innere Kanalstraße. Kölns erste repräsentative Moschee soll nach einem Entwurf von Gottfried und Paul Böhm als imposanter Kuppelbau mit zwei Minaretten entstehen.[4] Der Bau war vor allem in der Planungsphase umstritten - Zum Widerstand gegen einen Moscheebau dieser Größe rief die als rechtspopulistisch bis rechtsextrem eingestufte Bürgerbewegung pro Köln gemeinsam mit einer Bürgerinitiative auf. Ralph Giordanos Ablehnung brachte den geplanten Moscheebau bundesweit in die Schlagzeilen.[5] Seit dem Beginn der Bauarbeiten sind die auf der Straße ausgetragenen Auseinandersetzungen vor Ort deutlich zurückgegangen.

Kirchen

Marktkapelle St. Mariä Himmelfahrt

Ältestes bestehendes Gotteshaus Ehrenfelds ist die Marktkapelle St. Mariä Himmelfahrt am Geißelmarkt. Die Kapelle wurde von Johann und Cäcillie Wahlen für den Gottesdienst der Ehrenfelder Katholiken gestiftet und von Vincenz Statz 1860 gebaut. Die am Giebel angebrachten Skulpturen stellen St. Antonius und St. Johannes Baptist dar. 1944 wurde die Kapelle bei Bombenangriffen zerstört, 1955 durch Karl Band wieder aufgebaut und zu einer Gedenkstätte an die Opfer des Zweiten Weltkrieges gemacht. 1988 erfolgte die Rekonstruktion des Reliefs über dem Portal.

Mehrere Vorgängerbauten hat die katholische Kirche St. Mechtern aufzuweisen. Nach der Legende befindet sie sich an dem Ort, an dem die Thebäische Legion hingerichtet wurde. Daher auch ihr Name, eine Verkürzung von „ad martyres sanctos“. Hier befand sich im Mittelalter auf dem Hofgelände die Kirche St. Bartolomäus, Pfarrkirche für die verstreut liegenden Höfe und kleinen Dörfer ringsum. Im Volksmund wurde diese Kirche spätestens im 18. Jahrhundert St. Mechtern genannt, wie ein Schreiben des Pfarrers aus dieser Zeit belegt. Diese Kirche wurde im Zuge der Säkularisation geschlossen und anschließend abgerissen. Erst 1909 wurde hier wieder eine Kirche errichtet, nun im neuromanischen Stil. Diesmal erhielt sie nicht den alten Namen St. Bartolomäus, sondern den volkstümlichen Namen St. Mechtern. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Die heutige Kirche, welche 1954 erbaut wurde, ist ein Werk des Architekten Rudolf Schwarz.

Die Evangelische Friedenskirche Rotehausstraße wurde 1876 nach den Plänen des Baumeisters Carl Coeper im Berliner Rundbogenstil gebaut. 1877 wurde der 41,5 Meter hohe Turm fertiggestellt. Das Chormosaik von 1922 diente als Krieger-Ehrenmal. 1942 bis 1944 wurde die Kirche teilweise zerstört, 1949 wieder aufgebaut und 1950 in Friedenskirche umbenannt. Eine Restaurierung erfolgte 1975 bis 1977.

Industrie

Heliosturm
Die ehemalige 4711-Fabrik. Heute u. a. mit Wohnungen, Kindergarten und Büros.

Ehrenfelds bekanntestes Industriedenkmal ist sicherlich der Heliosturm an der Heliosstraße. Dieser 1885 errichtete Binnenleuchtturm wird oft als Wahrzeichen Ehrenfelds bezeichnet. Er hat keine Funktion als Seezeichen sondern gehörte zur 1930 erloschenen Helios AG, die Pionierleistungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik hervorbrachte und unter anderem auch Leuchtmittel für Leuchtfeuer herstellte. Zu diesem Industriedenkmal gehört außerdem das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Venloer Straße sowie die große Produktionshalle des Unternehmens. Letztere diente unter der Bezeichnung „Rheinlandhalle“ ab 1928 für Sport- und Unterhaltungsveranstaltungen wie das Kölner Sechstagerennen, wurde aber später auch für Propagandaveranstaltungen der NSDAP genutzt. Heute wird der Komplex der Helioswerke von zwei Möbelhäusern, Geschäften, einem Fitnessclub und Ärzten genutzt. Der Heliosturm selbst leuchtet nach einer Rekonstruktion im Jahr 1996 wieder mit einem Dauerlicht, das durch Leuchtstoffröhren erzeugt wird.

Die Vereinigten Deutschen Metallwarenfabriken (VDM), die 1930 die Bleiröhrenwerke Wilhelm Leyendecker & Cie übernahm, hinterließen Ehrenfeld ebenfalls ein markantes Industriedenkmal: Im heutigen Leo-Amann-Park, hinter dem ehemaligen Verwaltungsgebäude des Betriebes (heute: Bürgerzentrum Ehrenfeld) steht der ehemalige Wasserturm der Fabrik. Er wurde im Stil eines Turmes, wie man ihn bei Wehr- oder Kirchengebäuden erwartet, erbaut und besitzt Zinnen und Ecktürme. Nach einer großen Ehrenfelder Karnevalsgesellschaft, die für seine Restaurierung sorgte, wird er heute Blau-Gold-Turm genannt. Er verfügt über Remise, Funduskammer, Gesellschaftsraum und eine Dachterrasse.

Kultur

Mit dem Arkadas-Theater, dem Kölner-Künstler-Theater, dem TheaterHaus Köln und dem Artheater besitzt Ehrenfeld vier freie Bühnen. Das Programmkino Cinenova bietet in drei Sälen 705 Zuschauern Platz. Zahlreiche Clubs und Live-Bühnen haben sich vor allem in ehemaligen Fabrikanlagen etabliert – zu den bekanntesten gehören das Underground, die Werkstatt, der Sensor Club, die Live-Music-Hall und das Herbrand’s in der ehemaligen Wagenbaufabrik Herbrand. In Nähe des Bahnhofs befindet sich mit dem Café Goldmund der einzige gastronomische Betrieb in Köln, der gleichzeitig Antiquariat und Bookcrossing-Station ist.

Verkehr

Bahnhof Köln-Ehrenfeld

Bahnverkehr

Quer durch Ehrenfeld verläuft die Schnellfahrstrecke Köln Hbf – Aachen Hbf. Der Bahnhof Köln-Ehrenfeld ist ein Regionalbahnhof an der Strecke Köln Hbf – Aachen Hbf bzw. Köln Hbf – Mönchengladbach Hbf. Hier besteht Zugang zu den S-Bahn-Linien S 12 und S 13, den Regional-Express-Linien RE 1, RE 8 und RE 9 sowie zu den Regionalbahnlinien RB 27 und RB 38.

Westlich des zuvor beschriebenen Bahnhofs liegt der S-Bahn-Haltepunkt Köln-Müngersdorf Technologiepark.[6][7] Eröffnet wurde er am 15. Dezember 2002. An diesem Haltepunkt besteht Zugang zu den S-Bahnlinien S 12 und S 13, außerdem ist dieser Haltepunkt an das Busnetz der Stadt Köln angebunden.

Vier Stadtbahnlinien (3, 4, 5 und 13) verbinden Ehrenfeld mit dem Stadtzentrum sowie mit den umliegenden Vororten.

Straßenverkehr

Bis zu ihrem Umbau als Einkaufs- und Geschäftsstraße war die Venloer Straße eine der Hauptausfallstraßen Kölns. Heute wird sie entlastet durch die nahegelegene A 57 sowie durch die radial aus Köln führenden Vogelsanger und Subbelrather Straße. Den Querverkehr nehmen als Teil des Kölner Ringstraßensystems der Maarweg, die Äußere Kanalstraße, der Ehrenfeldgürtel sowie die Innere Kanalstraße auf.

Siehe auch

Literatur

  • Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld e.V. (Hrsg.) / Gerhard Wilczek: För Ihrefeld - uns Veedel (Festschrift 1979 der Bürgervereinigung), Köln 1979 (ohne ISBN)
  • Johannes Maubach: Auf den Spuren der alten Ehrenfelder Industrie, Köln 2005
  • Johannes Maubach: Quer durch Ehrenfeld - Ehrenfelder Geschichtspfad (Teil 1), Köln 2001 (ohne ISBN)
  • Johannes Maubach: Quer durch Ehrenfeld - Ehrenfelder Geschichtspfad (Teil 2), Köln 2002 (ohne ISBN)
  • Bettina Mittelstraß: Ehrenfeld – Eine Lebensform, Köln 2005, ISBN 3-462-03589-4
  • Christian Schuh: Kölns 85 Stadtteile, Köln 2003, ISBN 3-89705-278-4
  • Gerhard Wilczek: Ehrenfeld einst und jetzt, Köln 1967, ASIN B0000BU6IX
  • Gerhard Wilczek: Ehrenfeld in Bildern (mit Bickendorf, Ossendorf, Vogelsang und Bocklemünd-Mengenich), Köln 1974 (ohne ISBN)

Weblinks

 Commons: Köln-Ehrenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Supermarkt In: Die Zeit vom 20. Juni 1957
  2. historisches Architektenverzeichnis
  3. Werner Schäfke (Hg.): Das neue Köln 1945–1995 1995 ISBN 3-927396-62-1, S. 199
  4. Moderner Kuppelbau mit zwei Minaretten. Kölner Stadtanzeiger vom 26. September 2006
  5. Giordano attackiert erneut Islamisten. Kölner Stadtanzeiger vom 1. Juni 2007
  6. www.deutschebahn.com: Gleise in Serviceeinrichtungen Abgerufen am 9. Februar 2011 (PDF)
  7. DB, Bahnhöfe in Deutschland

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