- Ferdinand von Schirach
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Ferdinand von Schirach (* 1964 in München) ist ein deutscher Strafverteidiger und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Von Schirach ist Sohn des Münchner Kaufmanns Robert von Schirach (*1938, †1980) und Frau Elke (geb. Fähndrich, *1942)[1] und Enkel des NS-Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Er wuchs in München und Trossingen auf und besuchte das Jesuiten-Kolleg St. Blasien, über das er anlässlich der Missbrauchfälle im Spiegel schrieb.[2] Nach seinem Studium in Bonn und seinem Referendariat in Köln und in Berlin ließ er sich 1994 als Rechtsanwalt nieder, spezialisiert auf Strafrecht. Von Schirach gilt als „Promi-Anwalt“ und vertrat unter anderen den BND-Spion Norbert Juretzko, ferner Günter Schabowski im so genannten Politbüroprozess. Er machte im Rahmen der Liechtenstein-Affäre von sich reden, als er Strafanzeige gegen den Bundesnachrichtendienst erstattete oder als er im Namen der Familie des verstorbenen Schauspielers Klaus Kinski Strafanzeige gegen den Berliner Datenschützer erstattete, als dieser der Veröffentlichung der Krankenakte Kinskis zustimmte. Schirach ist ausschließlich auf dem Gebiet des Strafrechts tätig.
Im August 2009 veröffentlichte Schirach das Buch Verbrechen im Piper Verlag, das 54 Wochen auf der Bestseller-Liste des Spiegels blieb. Der Erzählband mit Kurzgeschichten basiert auf Fällen aus seiner Kanzlei. Die Rechte an dem Buch wurden in über 30 Länder verkauft. Unter anderem haben Verbrechen Verlage wie Éditions Gallimard in Frankreich, Alfred A. Knopf, Inc. in den USA, Chatto and Windus in England oder Salamandra in Spanien gekauft. Das Hörbuch "Verbrechen", gelesen von Burghart Klaußner, ist 2009 bei Der Audio Verlag erschienen.
Die Constantin Film kaufte die Filmrechte an dem Buch.[3] Doris Dörrie wird die erste Geschichte aus dem Bestseller-Erzählband „Verbrechen“ verfilmen.[4] Die Fälle aus dem Kurzgeschichtenband "Verbrechen" werden zudem 2012 als Mini-Serie im ZDF gezeigt[5][6]. Hier wird Josef Bierbichler die Hauptrolle des Anwalts Friedrich Leonhardt spielen, Produzent ist Oliver Berben.[7]
Im August 2010 erschien, ebenfalls im Piper Verlag, sein zweites Buch Schuld. Wie der Band Verbrechen enthält es kurze Erzählungen aus dem anwaltlichen Alltag.[8][9] Sofort nach Erscheinen war es auf Platz 1 der Bestsellerliste des Spiegels. Das von Burghart Klaußner gelesene Hörbuch gewann den deutschen Hörbuchpreis 2011.[10] Die Constantin Film kaufte auch die Filmrechte an diesem Buch.[11]
Weitere Erzählungen Schirachs erschienen in der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem Spiegel. Seit Juni 2010 schreibt Schirach eine Kolumne im Spiegel mit dem Titel Einspruch.[12]
Im September 2011 veröffentlichte Schirach das Buch Der Fall Collini im Piper Verlag, das auf Platz 2 der Bestsellerliste des Spiegels einstieg. Das Buch erzählt vom Mord am Industriellen Hans Meyer, der früher NS-Offizier in Italien war. Thematisiert wird das schwierige Gerichtsverfahren, welches aber nicht zum Abschluss kommt, weil der Angeklagte Selbstmord begeht. Thema sind die Urteile der deutschen Nachkriegsjustiz, die milde mit NS-Tätern umgegangen ist sowie die Problematik der Verjährung an der Beihilfe zum Mord, ausgelöst durch das Einführungsgesetz zum Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (EGOWiG), an dem der Jurist Eduard Dreher maßgeblich beteiligt war. Zum Erscheinungstag zeigten die Tagesthemen einen Bericht über das Buch.[13] Die WELT sprach von einer "Glasklaren Geschichte von bestürzender Amoralität" [14], der FOCUS von einem "Glücksfall für die deutsche Literatur (FOCUS 36/2011, S. 98). Schirach erklärte in einem Interview mit der ZEIT, dass es ihm nicht um die Frage »Wer war der Mörder?« geht, sondern um die Frage »Was ist das Motiv?«. [15] In einem Essay im SPIEGEL äußert sich Schirach erstmals über seinen Großvater Baldur von Schirach. Er schreibt "Der Fall Collini" sei keine Aufarbeitung seiner Familiengeschichte, vielmehr schreibe er "über die Nachkriegsjustiz, über die Gerichte in der Bundesrepublik, die grausam urteilten, über die Richter, die für jeden Mord eines NS-Täters nur fünf Minuten Freiheitsstrafe verhängten. Es ist ein Buch über die Verbrechen in unserem Staat, über Rache, Schuld und die Dinge, an denen wir heute noch scheitern."[16] Der CICERO (10/2011) schreibt, Schirachs Sprache sei ausgehärtet und genau kalkuliert, er stelle sich, anders als Bernhard Schlink vehement auf die Seite der Opfer.
Auszeichnungen
- 2010: Stern des Jahres für Literatur der Münchner Abendzeitung
- 2010: Kleist-Preis für seinen Erzählband Verbrechen
- 2010: Nominierung Deutscher Reporterpreis in der Kategorie Essay
- 2011: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis) für Literatur
- 2011: Nominierung Deutscher Reporterpreis in der Kategorie Essay
Werk
- Verbrechen. Piper, 2009, ISBN 978-3-492-05362-4.
- 2010, ISBN 978-3-492-25966-8.
- 2011, ISBN 978-3-492-27243-8.
- Schuld. Piper, 2010, ISBN 978-3-492-05422-5.
- 2012, ISBN 978-3-492-27377-0.
- Der Fall Collini. Piper, München 2011, ISBN 978-3-492-05475-1.
Hörbücher
- Verbrechen, DAV Der Audio Verlag, Gekürzte Fassung, gelesen von Burghart Klaußner, ISBN 978-3-89813-859-8
- Schuld, Osterwoldaudio, Ungekürzte Fassung, gelesen von Burghart Klaußner, ISBN 978-3-86952-046-9
- Der Fall Collini, Osterwoldaudio, Ungekürzte Fassung, gelesen von Burghart Klausner, ISBN 978-3-86952-103-9
Weblinks
- Literatur von und über Ferdinand von Schirach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Ferdinand von Schirach
- An der Seite des Verbrechers. Portrait Schirachs im Spiegel, 18. August 2009
- Verbrechen und andere Kleinigkeiten. Ferdinand von Schirach im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 18. August 2009
- Von Schirach stellt die Frage nach der Schuld Portrait Schirachs in der WELT, 20. August 2009
- Der schmale Grat Portrait Schirachs im Tagesspiegel, 5. September 2009
- Lagune des Grauens Benjamin von Stuckrad-Barre über Schirach in der Welt am Sonntag, 6. Juni 2010
- Der Verteidiger hat das Wort Portrait Schirachs im Focus, 26. Juli 2010
- Man kann keine Ehrfurcht vor dem Bösen haben. Jüdische Allgemeine, 12. August 2010, abgerufen am 16. August 2010.
- Jeder kann zum Mörder werden Rede Schirachs zur Verleihung des Kleist-Preises am 21. November 2010 im Tagesspiegel
- Bilder von der Verleihung des Kleist-Preises am 21. November 2010 im Berliner Ensemble
- Berlin Rede Schirachs zur Verleihung des BZ-Kulturpreises in der B.Z.
- Zehnseiten.de Schirach liest aus „Verbrechen“ auf zehnseiten.de
Einzelnachweise
- ↑ http://spiegel.de/spiegel/print/d-45141059.html
- ↑ Ferdinand von Schirach: Eine Jugend im Jesuiten-Internat St. Blasien. Spiegel Online, 8. Februar 2010, abgerufen am 22. März 2010.
- ↑ Katja Wirz: Constantin Film sichert sich Filmrechte an Ferdinand von Schirachs Besteller-Erzählband. Constantin Film, 28. Februar 2010, abgerufen am 22. März 2010.
- ↑ Katja Wirz: GLÜCK Doris Dörrie verfilmt erste Geschichte aus Ferdinand von Schirachs Bestseller-Erzählband „Verbrechen“. Constantin Film, 7. September 2010, abgerufen am 7. September 2010.
- ↑ BZ: Schirachs Fälle gehen im ZDF in Serie. Abgerufen am 5. Juli 2011.
- ↑ Bestseller "Verbrechen" Schirach-Kurzgeschichten in Kino und TV. Der Spiegel, 6. Juli 2011, abgerufen am 14. Juli 2011.
- ↑ Alexander Krei: ZDF: Schirachs "Verbrechen" wird neue Miniserie auf DWDL.de, abgerufen am 5. September 2011.
- ↑ Georg Oswald: Aller Abgrund ist schwarz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Juli 2010, abgerufen am 25. Juli 2010.
- ↑ Uwe Wittstock: Weisheit und Blindheit der Gesetze. Die Welt, 31. Juli 2010, abgerufen am 2. August 2010.
- ↑ http://www.deutscher-hoerbuchpreis.de/2011_klaussner.html
- ↑ CONSTANTIN FILM sichert sich Filmrechte an Ferdinand von Schirachs Kriminalroman „Schuld“. Constantin Film, 30. September 2010, abgerufen am 30. September 2010.
- ↑ http://www.spiegel.de/thema/einspruch/
- ↑ http://www.piper-verlag.de/belletristik/buch.php?id=18576&page=buchaz&sort=autor&auswahl=a&pagenum=1
- ↑ Jenny Hoch: Glasklare Geschichte von bestürzender Amoralität. Die Welt, 1. September 2011, abgerufen am 2. September 2011.
- ↑ Das Dreher-Gesetz. Die Zeit, 2. September 2011, abgerufen am 2. September 2011.
- ↑ Du bist, wer du bist. SPIEGEL, 5. September 2011, abgerufen am 19. September 2011.
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