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foodwatch e. V. (engl. food ‚Nahrung‘ und watch ‚Wacht‘) ist ein gemeinnütziger Idealverein, der sich mit den Rechten von Verbrauchern und der Qualität von Lebensmitteln auseinandersetzt. Foodwatch wurde im Oktober 2002 in Berlin vom ehemaligen Greenpeace-Geschäftsführer Thilo Bode gegründet, der seither als Vorstand im Sinne des Gesetzes und als Geschäftsführer fungiert. Stellvertretender Geschäftsführer und Leiter Kampagnen ist Matthias Wolfschmidt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Zweck des Vereins ist laut Satzung die „Beratung und Information von Verbrauchern auf dem Gebiet der Agrar- und Lebensmittelproduktion, des Handels und des Absatzes von Verbrauchsgütern sowie der Bereitstellung von Dienstleistungen“. Der Verein hat auch politische Ziele: Es diktiere zur Zeit "die Nahrungsmittelindustrie der Politik die Spielregeln" meint Foodwatch und ist für Gesetzesänderungen.[2] Nach seiner Satzung strebt der Verein die Berechtigung zu Verbandsklagen an.

Mitglieder

Im August 2011 zählte der Verein nach eigenen Angaben[3] mehr als 20.000 Förderer; darunter fallen nicht-stimmberechtigte Fördermitglieder, stimmberechtigte Fördermitglieder und Einmalspender. Die Zahl der stimmberechtigten Mitglieder ist nicht veröffentlicht. Laut Satzung sollen es jedoch nicht mehr als 100 werden;[4] entsprechend konzentriert sich die Werbung von foodwatch auf Förderer und Spender, die kein Mitspracherecht fordern.

Finanzen

Nach eigenen Angaben finanziert sich foodwatch „aus den Beiträgen der Fördermitglieder und aus Spenden“. Auf staatliche Zuschüsse werde verzichtet; Spenden der Wirtschaft würden nur angenommen, wenn dadurch keine Interessenkonflikte entstünden. Zum Aufbau der Organisation hätten 2002 bis 2005 rund 1,5 Millionen Euro, hauptsächlich durch langfristige Darlehen von der GLS Gemeinschaftsbank und von Privatpersonen, zur Verfügung gestanden.[5]

2007 verfügte der Verein über ein laufendes Budget von rund 1 Mio. Euro, das zu 78 Prozent aus Förderbeiträgen und Kleinspenden unter 5.000 Euro und zu 20 Prozent aus Großspenden und von Stiftungen stammte. Dies wurde verwendet für Kampagnen (39 Prozent), Mitgliederbetreuung und -werbung (27 Prozent), Medien- und Öffentlichkeitsarbeit (18 Prozent) und Verwaltung (16 Prozent).[6]

2009 teilte foodwatch mit, die laufenden Ausgaben vollständig durch Beiträge von Fördermitgliedern und Kleinspenden decken zu können.[5]

Aktivitäten

Foodwatch greift vor allem mediengängige Themen wie beispielsweise Lebensmittelskandale auf und positioniert sich dadurch öffentlich als Lobbyorganisation der Verbraucher gegenüber der Nahrungsmittelindustrie. Dazu fährt die Organisation Kampagnen nach Greenpeace-Vorbild; die bekannteste gilt der Substanz Acrylamid, welche beim Erhitzen kohlenhydrathaltiger Lebensmittel entstehen kann. Seit einigen Jahren testet foodwatch regelmäßig Kartoffelchips und Weihnachtsgebäck auf das krebsverdächtige Acrylamid. Kartoffelchips wurden im August 2007 getestet.[7]

Ende 2006 deckte foodwatch eine Lüge in der Werbung von McDonald’s auf. Das Unternehmen hatte versprochen, Brötchen ohne chemische Zusatzstoffe anzubieten, was nicht den Tatsachen entsprach. Nach Intervention von foodwatch änderte McDonalds den Slogan auf „natürliche Backmittel“ um. Dies wiederum war ein Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz. Erneut schritt foodwatch ein, worauf McDonald’s eine Unterlassungserklärung unterschrieb.

Anfang 2007 erstattete foodwatch Anzeige gegen die Unternehmen SNP (gehört zum Nahrungsmittelkonzern Vion N.V.), GePro (PHW-Gruppe), den Düngemittelhändler Beckmann und die Veterinärämter der Landkreise Diepholz, Emsland, Oldenburg und Vechta. Die Anzeige basierte auf dem Vorwurf, dass die Unternehmen illegalen Handel mit Tiermehl (K3-Material) betreiben und die Ämter hierzu Beihilfe leisten würden. Obwohl entsprechende Abfälle und das daraus hergestellte Tiermehl keinesfalls in die menschliche Nahrungskette gelangen dürfen, fand die Verbraucherschutzorganisation dafür entsprechende Hinweise. Die daraufhin eingeleiteten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass der Handel mit den Mehlen tatsächlich stattfand, jedoch mit Genehmigung der zuständigen Behörden und daher keine Straftat war. Die Genehmigungen selbst haben allerdings gegen geltende Gesetze verstoßen. Da Beihilfe aus juristischer Sicht jedoch nur vorliegt, wenn die Haupttat strafbar ist, wurden die Ermittlungen sowohl gegen die Unternehmen als auch gegen die Ämter Ende 2007 eingestellt. Die Genehmigungspraxis der Behörden wurde daraufhin geändert.[8][9]

Im Jahr 2008 kritisierte die Organisation anhand einer eigenen Datensammlung amtliche Messwerte aus den Bundesländern, dass an manchen Orten in Deutschland das Trinkwasser stärker mit Uran belastet sei als bisher bekannt. Dabei wurde vor allem die Informationspolitik der Behörden in Frage gestellt und die Forderung erhoben, dass der Verbraucher mit der nächsten Wasserrechnung über den Urangehalt seines Trinkwassers informiert werden solle. Die Trinkwasserverordnung sieht keinen Höchstwert für Uran vor. 2006 war nach foodwatch-Recherchen und einer Klage auf Informationserteilung ein Grenzwert für Uran in die Mineralwasserverordnung aufgenommen worden: Mineral- und Tafelwasser, das als „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ beworben wird, darf seitdem nicht mehr als 2 µg Uran pro Liter enthalten.[10] Im Vorfeld hatte bereits das Bundesinstitut für Risikobewertung gefordert, Mineralwasser für Säuglingsnahrung müsse frei von Uran sein.[11] Das Umweltbundesamt kritisierte allerdings, dass es aufgrund der neuen Verordnung zu einer Risikoüberbewertung käme, da Wasser erst ab 10 µg Uran pro Liter für die Zubereitung von Babynahrung gefährlich werde.[12]

Seit März 2009 vergibt die Organisation den Negativpreis Goldener Windbeutel „für die dreisteste Werbelüge des Jahres“, um auf den Unterschied zwischen beworbenen Qualitätsversprechen und den tatsächlichen Eigenschaften von Lebensmitteln hinzuweisen. Preisträger 2011 war die Milchschnitte.

Würdigung

Am 30.10.10 erhielt Foodwatch den Fairness-Initiativpreis 2010. Die Fairness-Stiftung zeichnet damit Organisationen aus, die tatkräftig und effektiv in ausgewählten Themenfeldern die Praxis der Fairness initiieren und unterstützen.[13].

Kritik

Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner (CSU) übte Kritik an Thilo Bode und den Kampagnen von Foodwatch. Bode lebe von der „Skandalisierung", so Aigner: „Das ist sein Geschäftsmodell, um möglichst viele Mitglieder und Spendengelder zu gewinnen.“ Sie halte „Kampagnen, die ein Klima der Verunsicherung schüren, für bedenklich“.[14]

Einzelnachweise

  1. foodwatch.de: Matthias Wolfschmidt, Leiter Kampagnen und stellvertretender Geschäftsführer. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  2. Seite "Über uns" auf der Foodwatch-Website.
  3. foodwatch als Förderer unterstützen. Abgerufen am 12. August 2011.
  4. Die Satzung von foodwatch e. V. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  5. a b Gründung 2002 als “Start-up-NGO”. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  6. Wie foodwatch sich finanziert. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
  7. NDR Fernsehen: Nachgefragt: Wie viel giftiges Acrylamid steckt noch in Kartoffel-Chips? (Nicht mehr online verfügbar.) 24. September 2007, ehemals im Original, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  8. Dieter Nürnberger, Deutschlandradio: Foodwatch zu neuem Fleischskandal. 21. Februar 2007, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  9. foodwatch: Verfahren wegen Tiermehl-Schmuggels eingestellt. 8. April 2007, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  10. Vierte Verordnung zur Änderung der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung, BGBl. I 2006, 2762 f. vom 11. Dezember 2006 Nr. 56
  11. BfR-Pressemitteilung 22/2005. 30. Juni 2005, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  12. Newsletter Berufsverband Baden-Württemberg. Abgerufen am 30. Dezember 2010 (PDF).
  13. Fairness-Stiftung Preisverleihung 2010
  14. Wirtschaftswoche, 6. November 2010.

Weblinks


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