- Heinz Töpfer
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Heinz Töpfer (* 5. Juni 1930 in Neudobra; † 11. Februar 2009 in Dresden) war ein deutscher Hochschulprofessor für Regelungs- und Steuerungstechnik.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend, Ausbildung und Familie
Heinz Töpfer wurde als Sohn einer Handwerkerfamilie geboren. Nach dem Besuch der 8-klassigen Volksschule erlernte er den Beruf des Feinmechanikers beim Traditionsunternehmen Reiss, Liebenwerda, in der DDR-Zeit ein volkseigener Betrieb. 1948 begann Töpfer ein Studium an den Technischen Lehranstalten Dresden, Sektor Ingenieurschule für Feinmechanik, die 1986 in die TU Dresden integriert wurde. Nach Abschluss des Studiums begann er ein Studium an der damaligen Technischen Hochschule Dresden (heute Technische Universität Dresden) in der Fakultät Maschinenwesen, Fachrichtung Feinmechanik/Getriebelehre. Als Arbeiterkind eingestuft erhielt er an der TH ein Stipendium und im Studium allseitig Unterstützung. Stets parteilos fühlte er sich der DDR für die ihm gebotenen Bildungsmöglichkeiten nachhaltig verpflichtet. 1955 erwarb er den akademischen Grad des Diplom-Ingenieurs. Neben dem Studium arbeitete er bei Prof. Koloc auf dem Gebiet der Plasteverarbeitung und in der Industrie mit Siegfried Hildebrand an ingenieurtechnischen Aufgaben.
Karriere
1956 und 1957 war Töpfer Wissenschaftlicher Assistent bei Heinrich Kindler am Institut für Regelungstechnik, Fakultät für Elektrotechnik der Technischen Hochschule Dresden, von 1958 bis 1967 Abteilungsleiter und Stellvertreter des Direktors Kindler des von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (später Akademie der Wissenschaften der DDR) in Dresden neu gegründeten Instituts für Regelungs- und Steuerungstechnik. 1963 promovierte er. Von 1967 bis 1978 wurde Töpfer an die TH Magdeburg (jetzt Technische Universität Magdeburg) im Fachgebiet Regelungstechnik berufen: 1961 als Lehrbeauftragter, 1963 als Dozent und 1967 als Professor, 1969 als Professor mit Lehrstuhl. Neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit wirkte er als Gründungsdirektor der Sektion Technische Kybernetik, Leiter des Wissenschaftsbereiches „Prozesssteuerung und Regelungstechnik“ sowie der Fachrichtung „Technische Kybernetik und Automatisierungstechnik“. Ab 1972 bis zu seinem Ausscheiden war er Mitglied des Senats der TH Magdeburg.
1971 wurde ihm von der Deutschen Akademie der Wissenschaften angeboten, das Amt des Direktors des Dresdner Instituts für Regelungs- und Steuerungstechnik zu übernehmen. Seiner Bitte an den Minister für Hoch- und Fachschulwesen der DDR, ihn dafür von seinen Aufgaben an der TH Magdeburg zu entbinden, wurde jedoch nicht entsprochen. 1978 wurde Töpfer als Nachfolger von Kindler als Leiter des Wissenschaftsbereiches Prozesssteuerung und Regelungstechnik an die Technische Universität Dresden berufen und ab 1982 zum Mitglied des Senats der Universität bestellt.
Er widmete sich in Forschung und Lehre der rechnergestützten Projektierung von Automatisierungsanlagen unter Einsatz von Prozessrechnern und setzte sich für die Schaffung einer modernen gerätetechnischen Basis für Lehre und Forschung ein. So entstand als Ergänzung zum bestehenden Laborpraktikum Regelungstechnik ein modernes Gerätezentrum Automatisierungstechnik, in dem auf der Basis einer halbindustriellen Versuchsanlage erweiterte Laborpraktika durchgeführt werden konnten. Außerdem wurden ein Laborpraktikum Steuerung diskreter Prozesse auf der Basis von VPS und SPS und ein Roboterlabor für Lehre und Forschung geschaffen. Mit der Modellierung und Automatisierung von verfahrenstechnischen Prozessen in der Galvano- und Oberflächentechnik kreierte er ein neues Forschungsfeld.
In der Folge des Beitritts der Länder der DDR zur BRD am 3. Oktober 1990 wurden in den Universitäten der Neuen Bundesländer Arbeitsweise und Strukturen an die in Westdeutschland praktizierten angepasst, was zu strukturellen und zu personellen Änderungen im Professorenkollegium führte. Töpfer wirkte an den Maßnahmen zur Neustrukturierung als Gründungsdekan der Fakultät für Elektrotechnik und als Senatsmitglied maßgeblich mit. Von 1993 gründete er gemeinsam mit Albert Jugel die Firma „Automatisierung Dresden GmbH“ (ADG). Arbeitsschwerpunkte waren der Entwurf und die Planung sowie die Inbetriebnahme von Automatisierungslösungen, später die Entwicklung rechnergesteuerter Prüfstände für Erzeugnisprüfungen. Er schied auf eigenen Wunsch als Mitglied des Wissenschaftsrates der Bundesrepublik, zu dem er berufen worden war, aus.
Nach dem Abschied von der Universität war er für die Bürkert GmbH und Co KG Ingelfingen tätig und schuf eine entwicklungsorientierte Niederlassung der Firma Bürkert im Dresdner Raum. Bis 1996 leitete Töpfer diese Entwicklungsstelle und wirkte dann als wissenschaftlicher Berater bei der Firma Bürkert. Er brachte Förderprojekte zum Laufen und gab Impulse zur Entwicklung eines Piezoventils, eines modularen Konzepts für Kleinventile, eines Low-Power-Magnetventils, eines Lamellenventils, eines Gassensors, eines feldbusfähigen Positioners und eines neuartigen Stellungsreglers. 2006 trat er in den Ruhestand.
Wirken
Ergebnisse seiner Grundlagenforschungsarbeiten waren in zeitliche Folge:
- Beiträge zu wissenschaftlichen Grundlagen für die Modellbildung, Berechnung und Entwicklung analoger und binärer fluidischer Elemente der Informationsverarbeitung, -erfassung und -nutzung für die Steuerungs- und Regelungstechnik.
- Grundlagen für die Modellbildung, Berechnung und Entwicklung analoger und digitaler Mittel der Informationsnutzung für Steuerungs- und Regelungszwecke auf dem Gebiet der Beeinflussung von Gas- und Stoffströmen.
- Beiträge für die Entwicklung einer Theorie zur Konzipierung und Projektierung von Automatisierungsanlagen sowie zur Synthese von Automatisierungsstrukturen.
Erfolgreich war H. Töpfer bei der Bearbeitung von Themen und Aufgaben, die zu industriellen Anwendungen führten. Beiträge in dieser Richtung:
- Gesamtkonzept und Entwicklung des pneumatischen Steuerungssystems Dresdener Logikbausteine (DRELOBA) für den universellen Einsatz zur Steuerung von verfahrens- und energietechnischen Prozessen sowie zur Steuerung von Maschinen, Aggregaten und Anlagen. Das System wurde im VEB Reglerwerke Dresden von 1963 bis 1987 produziert und auch von der Sunvic Regler GmbH in der Bundesrepublik Deutschland vertrieben. Der VEB Elektroschaltgeräte Dresden (ESD) und der VEB Reglerwerk Dresden vereinigten sich 1985 zum VEB EAW Elektronik Dresden, der dem Kombinat EAW Berlin-Treptow "Friedrich Ebert" unterstand. Der wirtschaftliche Effekt der neuen Lösungen bestand darin, dass Steuerungen, die anfangs noch mittels Relaistechnik, später mit moderneren elektronischen Lösungen funktionierten, insbesondere beim Einsatz in explosionsgefährdeten Produktions- und Fertigungsstätten abgelöst werden konnten.
- Konzeptionelle und entwicklungsvorbereitende Arbeiten für Strategien, Methoden und Mittel zur Automatisierung der experimentellen Forschung sowie der Labor- und Prüfstandsarbeit. Ergebnisse wurden genutzt bei Dieselmotorenprüfständen und Mikroklima-Laboratorien.
- Mitwirkung an der Schaffung neuer Generationen von Mikrorechner-Reglern und universell nutzbarer Entwurfshilfsmittel für die Parametrierung und Strukturierung von Reglern. Software und CAD-Entwurfshilfsmittel wurden zum Produzenten VEB Kombinat Elektroapparate-Werke Berlin überführt und von Erstanwendern der Gerätetechnik getestet, dann kommerziell vertrieben.
- Konzeptionelle und entwicklungsvorbereitende Arbeiten zur Schaffung von universellen, niveaugestuften Leitständen für die Automatisierung flexibler Fertigungssysteme in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum der Werkzeugmaschinenindustrie der DDR.
Töpfer war an 20 Patenten beteiligt, die im Zeitraum 1964-1970 angemeldet wurden und sich auf das System „DRELOBA“ bezogen; nach 1990 folgten 12 weitere aus seiner Tätigkeit bei der Firma Bürkert.
Ehrenamt und Ehrungen
Töpfer war Mitglied in Beratergremien der DDR-Regierung, so ab 1973 als Vorsitzender des Zentralen Arbeitskreises Steuerungs- und Regelungstechnik des Forschungsrates der DDR, als auch in wissenschaftlich-technischen Räten zur Behandlung von Forschungsstrategien und Programmen (Hauptforschungsrichtungen Kybernetik und Informationstechnik, Kooperationsrat technische Kybernetik u.a.), wie auch in auf fachliche Arbeit orientierten gesellschaftlichen Organisationen. In der internationalen Föderation IFAC wurde er Mitglied des Technischen Komitees Components. Von 1973 bis 1982 war er Vorsitzender der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Messtechnik und Automatisierung (WGMA) und wurde dann zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Auszeichnungen in der DDR
- 1964 Nationalpreis der DDR 2. Klasse für Wissenschaft und Technik 1964
- 1972 Ehrentitel Verdienter Techniker des Volkes
- 1974 Held der Arbeit
- 1981 Orden Banner der Arbeit Stufe 1
- 1987 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR .
- 1978 Ehrennadel in Gold, verliehen von der Ingenieurorganisation der DDR, Kammer der Technik (KdT)
- 1982 Ehrenvorsitzender der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Messtechnik und Automatisierung (WGMA)
- 1986 Ehrenmitglied der KdT.
Auszeichnungen in der BRD
In der BRD wurde er im Zuge des Beitritts der Länder der DDR zur BRD vom Wissenschaftsrat der BRD als Mitglied kooptiert.
- 2001 Otto-Winkler-Ehrenmedaille
Schriften (Auswahl)
- Pneumatische Bausteinsysteme der Digitaltechnik. Band 55 der Reihe Automatisierungstechnik, Verlag Technik, Berlin 1967.
- Einführung in die Automatisierungstechnik. Verlag Technik, Berlin 1976.
- Funktionseinheiten der Automatisierungstechnik. Verlag Technik, Berlin 1977.
- Grundlagen der Automatisierungstechnik. Verlag Technik, Berlin 1987.
- Grundlagen der Automatisierungstechnik. Carl Hanser Verlag, München 1989.
- J.-J. Gevatter (Hrsg.); Mitautor Töpfer H.: Automatisierungstechnik 2 – Geräte. Springer-Verlag, 2000 (VDI-Buch), ISBN 3-540-67085-8.
- Automatisierungstechnik aus Herstellersicht – Rückblick, Stand, Trends. Herausgegeben von H. Töpfer, veröffentlicht von der Firma Bürkert Steuer- und Regeltechnik Ingelfingen 1996.
- H. Töpfer (Hrsg.); A. Schwarz u. a.: Wissensspeicher Fluidtechnik. Fachbuchverlag Leipzig, 1998, ISBN 3-343-00246-1.
- K. H. Fasol, R. Lauber; F. Mesch, H. Rake, M. Thoma, H. Töpfer: Great Names and the Early Days of Control in Germany. In: Automatisierungstechnik. 54 (2006) 9, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2006, S. 462-472.
Literatur
- M. Thoma, D. Werner: Heinz Töpfer 65 Jahre. In: Automatisierungstechnik. 43 (1995) 6, R. Oldenbourg Verlag 1995, S. 316.
- H.-J. Zander, G. Bretthauer: Prof. Heinz Töpfer zum 80. Geburtstag. In: Automatisierungstechnik. Vol. 58, No. 7, S. 413-415.
- F. Mesch: Heinz Töpfer 70 Jahre. In: Automatisierungstechnik. Vol. 48, Issue 8, S. 407.
- K. Reinschke: Verbindungen über die DDR hinaus. In: Dresdner Universitätsjournal. 20/2009, Technische Universität Dresden, S. 4.
- D. Hundorf: Freiprogrammierbare, pneumatische Standardsteuerung zur Automatisierung diskontinuierlicher Prozesse. Sunvic Regler GmbH, Solingen 5. August 1969.
- B. Wagner, A. Schwarz: Pneumatische Bausteinsysteme der Digitaltechnik – unter besonderer Berücksichtigung des Steuerungssystems DRELOBA. Vieweg, Braunschweig 1967.
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