Hinrich Klinghe

Hinrich Klinghe

Hinrich Klinghe (auch Hinrik Klinghe) (* 15. Jahrhundert) war ein deutscher Erzgießer und gilt als bedeutendster Nachkomme aus der Familie des Ghert Klinghe.[1] Bekanntheit erlangte er durch den Guss von Bronzetaufbecken, von denen noch einige erhalten sind.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hinrich Klinghe wurde als dritter Sohn von Ghert Klinge geboren und wuchs in einer Familie von Erzgießern auf. Neben seinem berühmten Vater erlernten auch seine Brüder Hermann (Harm), Berend, Gotecke († nach 1515) und Barthold die Kunstgießerei. Hinrich trat zwischen 1460 und 1477 auf. Die genauen Lebensdaten sind nicht bekannt.[2]

Werk

Im väterlichen Betrieb in Bremen oder als Wandergießer gehörte Klinghe im 15. Jahrhundert zu den führenden Bild- und Erzgießern Norddeutschlands. Die Familie schuf vor allem Glocken und Taufbecken und war im gesamten Küstenraum von Ostfriesland bis nach Schleswig und Lüneburg tätig. Insgesamt gingen aus der Klinghe-Werkstatt 61 Gusswerke hervor, von denen noch etliche erhalten sind.[3]

Hinrich Klinghe übernahm einige Gussformen seines Vaters, sodass bei einigen Werken wie dem Taufbecken in Zeven dessen Name erscheint. Bei seinen Taufbecken legte er stärker auf die architektonischen Verzierungen Wert, die plastisch herausgearbeitet sind.[1]

Werkliste

Jahr Gusswerk Ort Kirche Bemerkungen Bild
1467 Bronzeglocke Altenhuntorf Einzige erhaltene Glocke von Hinrich Klinghe (nominal f1)
1468 und 1477 zwei Bronzeglocken Langwarden St. Laurentius Zuschreibung („Hinrik Clinalie“)[2]
1469 Bronzetaufe Pilsum Pilsumer Kreuzkirche Das Becken ruht auf vier Diakonen, deren Köpfe durch die Evangelistensymbole dargestellt werden. Die Evangelisten Matthäus und Markus werden irrtümlich beide als „sanctus marcus“ bezeichnet. Die Namen der Figuren in den Feldern, die durch kleine Musikerfiguren voneinander getrennt werden, sind auf Nimbenumschriften angegeben. Nach der Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes folgen die Apostel Paulus, Andreas, Thomas, Bartholomäus, Simon Kananäus, Matthäus, Bischof Nikolaus und die Apostel Matthias, Jakobus der Jüngere, Philippus, Jakobus der Ältere, Johannes, Petrus.[4] Kreuzkirche Pilsum msu 168.jpg
1469 Bronzetaufe Zeven St. Viti Zwar mit „ghert klinge“ signiert, aber aufgrund stilistischer Kennzeichen Hinrich Klinghe zugeschrieben.[1] Drei Diakone tragen das Becken, in dessen Wandung die Kreuzigungsszene und zehn Apostel (Petrus, Paulus, Andreas, Matthias, Johannes, Bartholomäus, Philippus, Jakobus der Jüngere, Matthäus, Thomas) als Relief erscheinen.[5]
1469 Bronzetaufe Bramstedt St.-Jacobi-Kirche Das Becken ruht auf vier Diakonen. In den Feldern werden biblische Figuren dargestellt. Bramstedt St Jacobi Kirche 06 (RaBoe).jpg
1473 Bronzetaufe Müden (Örtze) St. Laurentius Das Becken wird von drei Diakonen getragen. Gotische Kielbögen gliedern die Beckenwandung. Sie werden oberhalb mit Lilienornamenten verziert. In den Feldern darunter finden sich Apostelfiguren mit ihren Attributen. Muedentaufe2.jpg
1474 Bronzetaufe Esens St.-Magnus-Kirche Das Becken ruht seit etwa 1600 auf vier Sphinxen. Die Beckenwandungen sind durch Kielbögen gegliedert. Die größte Darstellung nimmt die Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes ein. Dem schließen sich an: Apostel Paulus, Andreas, Jakobus der Ältere, Bartholomäus, Simon (oder Philippus), ein Relief der Taufe Christi im Jordan, ein heiliger Bischof (vermutlich Nikolaus) sowie Philippus (oder Thaddäus), Thomas, Jakobus der Jüngere (oder Matthäus), Johannes und Petrus.[6][7]
1474 Bronzetaufe Uttum Uttumer Kirche Das Becken ruht auf vier Diakonen. Nach der Kreuzigungsszene folgen Paulus, Johannes, Jakobus der Ältere, Bartholomäus, Thomas, Bischof Nikolaus, Christi Taufe, Simon (oder Philippus), Jakobus der Jüngere (oder Matthäus), Philippus (oder Thaddäus), Andreas und Petrus.[8]
1474 Bronzeglocke Hamburg-Allermöhe 1806 eingeschmolzen
1475 Bronzetaufe Pellworm Alte Kirche Ursprünglich in der Kirche zu Buphever, die 1634 unterging

Literatur

Weblinks

 Commons: Hinrich Klinghe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Barbara Hellwig: Hinrich Klinghe. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 95 f., gesehen 25. Juni 2011.
  2. a b Karl Ernst Hermann Krause: Klinge. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 186 f.
  3. Ghert Klinghe im biographischen Lexikon für Ostfriesland, gesehen 25. Juni 2011.
  4. Fotos unter flickr: Klinghe-Taufe in Pilsum, gesehen 25. Juni 2011.
  5. Zevener Zeitung: Taufkessel ist 541 Jahre alt, gesehen 26. Juni 2011.
  6. Turmmuseum Esens, gesehen 25. Juni 2011.
  7. Fotos unter flickr: Klinghe-Taufe in Esens, 25. Juni 2011.
  8. Fotos unter flickr: Klinghe-Taufe in Uttum, gesehen 25. Juni 2011.

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