Kentron V3

Kentron V3
Kentron V3
Allgemeine Angaben
Typ: Luft-Luft-Rakete
Herkunftsland: Südafrika
Hersteller: Armscor, Kentron (heute: Denel Dynamics)
Entwicklung: ab 1969
Einsatzzeit: ab 1973
Technische Daten
Länge: 2940 mm
Durchmesser: 127 mm
Gefechtsgewicht: 73,4 kg
Spannweite: 530 mm
Antrieb: Feststoffraketenmotor
Geschwindigkeit: ca. Mach 1,8
Reichweite: 300 – 4000 m
Ausstattung
Zielortung: passives Infrarot
Gefechtskopf: 12 kg Splittersprengkopf
Zünder: Annäherungzünder
*:

Daten für V3A

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Bei der Kentron V3 (aber auch Armscor oder Denel) handelt es sich um eine wärmesuchende Luft-Luft-Lenkwaffe mit kurzer Reichweite, die von der South African Air Force (SAAF) seit 1973 eingesetzt und beständig weiterentwickelt wird.

Inhaltsverzeichnis

Versionen

V3A

Als die Entwicklung der Kentron V2 eingestellt wurde, verfügte die SAAF über keine Kurzstrecken-Luft-Luft-Rakete. Man beschaffte sich einerseits 50 französische R.530 (1963) und später 100 R.550 Magic (1973)[1], andererseits isolierte sich Südafrika zusehends durch seine Apartheidspolitik, was zur Folge hatte, dass es schwer wurde Waffen zu importieren. Deshalb begann man 1969 mit der Entwicklung der V3A. Sie sollte besser sein als eine AIM-9B Sidewinder, insbesondere was die Manövrierfähigkeit betraf.

Da sich die Entwicklung hinzog, konnten die Piloten der SAAF erste Erfahrungen mit der R.550 Magic sammeln. Man erkannte, dass die Magic besser als eine AIM-9B war. Von daher orientierten sich die Entwickler an der Magic und das Ergebnis war die V3A. Diese ist zwar vom Aufbau her der Magic recht ähnlich, aber nicht identisch. Die Produktion begann 1975 und endete noch im selben Jahr nach nur 20 gebauten Exemplaren. Sie wurde an der Dassault Mirage F1CZ bis zum Jahr 1978 verwendet.

Aber die V3A hatte einige Einschränkungen, so musste man hinter einem gegnerischen Flugzeug sein, da der Infrarotsuchkopf nur einen Erfassungsbereich von 30° hatte. Außerdem konnte sie nur unter einer niedrigen G-Belastung abgefeuert werden. Die Flugzelle der V3A konnte nur Manöver bis 25 g standhalten bei einer Maximalen Flugzeit von 25 Sekunden. Einen Vorteil hatte die V3A, denn das Zielsystem war im Helm schon integriert. So konnte der Pilot ein Ziel schon erfassen und aufschalten, bevor es überhaupt im Erfassungsbereich der V3A war. Sie war damit eine der ersten Lenkwaffen, die über so ein System verfügte.

V3B Kukri

Mit der Entwicklung der V3B wurde 1975 begonnen. Sie wurde nur in einigen Details gegenüber der V3A verbessert. So schafft sie eine Geschwindigkeit von Mach 1,8, die Flugzelle hielt jetzt Manöver von bis zu 40 g stand und sie wiegt 74,25 kg. Die Reichweite wurde auf 5 km erhöht obwohl die maximale Flugzeit bei 25 Sekunden blieb. Am Suchkopf wurde der Schielwinkel auf 34° vergrößert und der passive Infrarotsensor wurde etwas empfindlicher. Sie wurde von der Atlas Impala Mk II und allen Mirage-F1- und III-Versionen, die in der SAAF vorhanden waren, eingesetzt. Während der Test- und Evaluationsphase wurde sie auch an einem Hubschrauber getestet, dem Atlas XTP-1[2]. Die Produktion der V3B startete 1979 und wurde 1985 nach nur 450 gebauten Exemplaren wieder eingestellt. 1981 wollte man die V3B auch international vermarkten und man erfand den Zusatz Kukri, aber man hatte keinen Erfolg. Ihren ersten Kampfeinsatz erlebte die V3B während der Operation Protea, die vom 23. August bis 4. September 1981 in Cunene, Angola, stattfand.

In den Kämpfen gegen die angolanischen Mig-23 während des Bürgerkrieg in Angola (1975-1989) mussten die SAAF-Piloten feststellen, dass die R.550 Magic doch nicht so gut und die V3B sogar noch schlechter war. So konnten Piloten der SAAF nur 4 Abschüsse (3x Mig 23, 1x An-26) während des Krieges mit der V3B erzielen[3]. Dies sorgte für erhebliche Spannung zwischen den SAAF-Piloten und dem Kentron-Personal. So gibt es einen Bericht über einen Luftkampf, in dem zehn V3B auf zwei Mig-23 abgefeuert wurden und keine traf.

V3C Darter

Im Jahr 1986 ging die V3C in Produktion, mit deren Entwicklung schon 1983 begonnen wurde. Sie wurde so umfassend überarbeitet, dass sie schon fast eine andere Rakete ist. Sie ist deutlich kürzer (2750 mm), hat einen größeren Durchmesser (157 mm) und wiegt mit 89 kg mehr. 16 kg entfallen auf den Gefechtskopf, der mit dem Sprengstoff Torpex gefüllt ist und einen Mantel aus kleinen Wolfram-Würfeln besitzt. Die V3C verfügt über die gleiche mechanische und elektrische Schnittstelle wie die R.550 Magic. Sie kann daher von allen Flugzeugen, die für die Magic freigegeben sind, verschossen werden. Tatsächlich wurde sie nur von der SAAF an der Mirage III, F1, Cheetah und Impala Mk II benutzt. Sie ist auch für den Kampfhubschrauber Denel AH-2 Rooivalk freigegeben, sie wird aber nicht verwendet.

Einer der Hauptkritikpunkte an der V3B war der Suchkopf, dieser wurde komplett neu gestaltet. Jetzt wird ein Zwei-Farben-Detektor mit einem Sichtwinkel von 55° verwendet, der weniger anfällig ist gegenüber Täuschkörpern sowie anderen Störquellen (Sonne, Feuer am Boden). Die Zielelektronik und Software wurden verbessert, dadurch ist sie jetzt eine All-aspect-Lenkwaffe, das heißt sie kann Ziele aus allen Richtungen angreifen. Der Feststoffraketenmotor brennt zwei Sekunden und beschleunigt sie auf bis zu Mach 2,2[4].

Obwohl als Ersatz für die im Buschkrieg eingesetzte V3B entwickelt, wurde sie erst 1990 nach dem Ende des Krieges in Dienst gestellt. Sie wurde mit Einführung der Saab JAS 39 Gripen außer Dienst gestellt.

U-Darter

Eine Version der V3C ist die U-Darter (upgraded). Sie wurde speziell für die Cheetah C/D entwickelt. Gegenüber der V3C hatte sie einen etwas größeren Durchmesser (160 mm) und wog 96 kg. Der Splittersprengkopf hatte eine Masse von 15 kg. Weiter wurde ein digitaler Autopilot und ein Indium-Antimon Infrarotsuchkopf verbaut. Bei dem Sensor handelt es sich um ein 100 x 100 Pixel Modul, welcher kardanisch aufgehängt ist und einen Schielwinkel von 56° besitzt[5] hat. Dieser Suchkopf kann dank seiner hohen Auflösung besser mit Infrarotgegenmaßnahmen wie Flares umgehen. Die Zelle der U-Darter hält Flugmanövern von bis zu 50 g stand.

Sie wurde je nach Quelle zwischen 1994 und 1997 in Dienst gestellt. Von ihr wurden nur wenige Exemplare hergestellt und im Jahr 2008 zusammen mit der Cheetah außer Dienst gestellt.

V3E A-Darter

Eine V3E A-Darter (Mitte)

Ursprünglich stellte Kentron 1994 die A-Darter (Agile) als ein Upgrade der U-Darter vor, um sie für Nutzer der General Dynamics F-16 interessant zu machen[6]. Dieses Upgrade umfasste einen IIR-Sensor (Imaging Infrared) und eine Schubvektorsteuerung. Es tauchten immer wieder Berichte über dieses Upgrade auf. So gab es 1997 einen Bericht, dass die A-Darter schon 2005 in Dienst gestellt werden könne. Im Jahr 1999 wiederum sagte Kentron, dass sie die A-Darter als Basis für die Umkhonto nutze[7]. Erst im Jahr 2006 wurde offiziell verkündet, dass Südafrika und Brasilien gemeinsam die V3E A-Darter entwickeln und einsetzen wollen. Als Projektkosten wurden 1 Milliarde Südafrikanischer Rand veranschlagt, Denel plant aber weitere 2 Milliarden Rand in den nächsten 15 Jahren für die weitere Entwicklung. Im selben Jahr wurde bekannt, dass die A-Darter das von BAE Systems hergestellte inertiale Navigationssystem SilMU02[8] verwendet.

Es ist geplant, dass sie eine Reichweite von ca. 10 km hat. Sie ist 2980 mm lang und dies bei einem Durchmesser von 166 mm. Obwohl etwas größer als die U-Darter, wiegt sie etwas weniger (90 kg). Noch ist unbekannt, was für einen Gefechtskopf sie nutzt, es wird wahrscheinlich ein Splittersprengkopf mit Näherungszünder wie bei der U-Darter sein. Auch wird die Zielerfassung über das Helmdisplay verbessert.

Die A-Darter verwendet den MIL-STD-1553-Bus und soll bei der SAAF an der Saab JAS-39 Gripen und dem BAE Hawk verwendet werden. Die Força Aérea Brasileira möchte mit der A-Darter die MAA-1 Piranha von Mectron ersetzen; sie soll an der AMX Ghibli, Northrop F-5E Tiger II, Embraer EMB 314 und dem Gewinner des F-X2 Wettbewerbs (Gripen, Rafale oder Super Hornet) genutzt werden. Ein weiterer potenzieller Exportkandidat ist Pakistan, das 2007 Interesse an der A-Darter für die JF-17 Thunder äußerte.[9]. Aber Pakistan hatte schon 1996 Interesse an der U-Darter. Dieses Abkommen über ein Volumen von 160 Millionen US-Dollar kamm aber nicht zu stande[10]. Die Volksrepublik China bekundete 2004 ebenfalls ein Kaufinteresse an der A-Darter. Aber mit dem Beginn der Entwicklung der PL-10 ging dieses Interesse recht schnell verloren[11].

Am 26. Februar 2009 verkündete Denel, dass Mitte Februar die ersten bodengestützten Testabschüsse der A-Darter auf dem Raketentestgelände in Overberg stattfanden[12]. Etwas mehr als ein Jahr später, am 21. Juli 2010, konnte Denel den erfolgreichen Abschuss von einer Gripen berichten[13]. Es wird geplant mit der Serienproduktion im Jahr 2012 zu beginnen[14]. Von 2013 an, so ist es geplant, sollen die ersten A-Darter für die SAAF verfügbar sein. Weiter gibt es Pläne für Updates (Mk. 2 und Mk. 3) und diverse Varianten der A-Darter. Unter anderem eine A-Darter light (kurze Reichweite), A-Darter ER (Extended Range/Erweiterte Reichweite) sowie eine Luft-Boden Version[15].

V3P Archer

Die V3P, eigentlich eine russische Wympel R-73, war als Ersatz für die V3B gedacht. Es wurden 18 Exemplare gekauft und an der Mirage F1 getestet. Aber es wurde entschieden, stattdessen die V3S als Übergangslösung für die V3B zu beschaffen, bis die V3C einsatzbereit ist.

V3S Snake

Während des Angolanischen Bürgerkrieges (1975-1989) wurde immer deutlicher, dass die V3B keine wirklich effektive Lenkwaffe war. Verschärfend kam hinzu, dass Angola Anfang der 1980er Jahre Kampfflugzeuge vom Typ MiG-23 geliefert bekam. Man wollte daher die V3C entwickeln, aber man unterschätzte die Technologie und die Zeit, bis sie einsatzbereit ist. Da aber die SAAF eine Kurzstrecken Luft-Luft-Rakete brauchte, begann man mit der Suche auf dem internationalen Markt. Man wurde in Israel fündig und bestellte im Jahr 1985 50 Python 3, die 1987 geliefert wurden. Als Trägerflugzeuge wurden die Mirage F1CZ sowie die Atlas Cheetah C/D verwendet. Die V3S wurde 2008 zusammen mit der Cheetah außer Dienst gestellt.

Verweise

Weblinks

Literatur

  • Duncan S. Lennox, Arthur Rees: Jane's Air-Launched Weapons. Ausgabe 5. Janes Information Group.
  • Keith Atkin: Jane's Electro-Optic Systems. 6. Auflage. 2000–2001, Janes Information Group.

Einzelnachweise

  1. SIPRI Arms Transfers Database auf sipri.org
  2. Bild einer Atlas XTP-1 mit V3B auf militaryphotos.net
  3. South African Air-to-Air Victories auf acig.org (eng)
  4. Flight International, Seite 3, 19. März 1988
  5. Flight International, Seite 30, April 1997
  6. Flight International, Seite 17, vom 7. Dezember 1994
  7. Flight International, Seite 17, 28. April 1999
  8. Bericht vom 25. September 2006 auf baesystems.com (eng)
  9. Bericht über die Air Show 2007 in Dubai auf strategycenter.net (eng)
  10. Bericht in der Flight International vom 21. Februar 1996
  11. Bericht auf strategycenter.net vom 2. Februar 2008 (eng)
  12. Bericht: Denel's A-Darter makes test debut auf flightglobal.com vom 26. Februar 2009 (eng)
  13. Bericht auf defenceweb.co.za vom 21. Juli 2010
  14. Bericht: SA-Brazil missile venture in full flight auf www.businessday.co.za vom 22. April 2010 (eng)
  15. Bericht: Denel Dynamics markets high-tech missile offering to SANDF and friendly countries auf engineeringnews.co.za vom 26. August 2011 (eng)

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