Mikojan-Gurewitsch MiG-23

Mikojan-Gurewitsch MiG-23
Mikojan-Gurewitsch MiG-23
Sowjetische MiG-23 „Flogger“ aufgenommen am 1. Mai 1989
Sowjetische MiG-23 „Flogger“ aufgenommen am 1. Mai 1989
Typ: Abfangjäger
Entwurfsland: SowjetunionUdSSR UdSSR
Hersteller: Mikojan-Gurewitsch
Erstflug: 10. Juni 1967
Indienststellung: 1970
Produktionszeit: 1967 bis 1985
Stückzahl: 5.047

Die Mikojan-Gurewitsch MiG-23 (NATO-Codename: „Flogger“) ist ein einstrahliges Kampfflugzeug, das zur Zeit des Kalten Krieges in der Sowjetunion entwickelt wurde. Das einsitzige Schwenkflügelflugzeug war neben der MiG-21 das erfolgreichste von der Sowjetunion exportierte Kampfflugzeug.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die MiG-23 wurde in den Jahren von 1964 bis 1966 zur Ablösung der MiG-21 im Konstruktionsbüro Mikojan-Gurewitsch entwickelt und sollte anfangs zum Teil auf dieser basieren. Dazu wurde die Je-8 entwickelt, die allerdings in ihren Leistungen nicht befriedigte, worauf zwei vom Aufbau verschiedene, etwas größere und mit stärkeren Triebwerken ausgerüstete Prototypen der MiG-23 entwickelt wurden. Die Je-230 mit Deltaflügel und zusätzlichen Hubtriebwerken hatte am 3. April 1967 und die Je-231 mit Schwenkflügeln am 10. Juni 1967 ihren Erstflug. Beide Prototypen wurden bei der Luftparade in Domodedowo am 9. Juli 1967 erstmals vorgestellt, wobei später die Schwenkflügler bevorzugt und weiterentwickelt wurden. 1969 waren die Tests abgeschlossen, worauf die Serienfertigung begann und die Maschine in den Truppendienst eingeführt wurde. Die Vorserienmuster MiG-23S und MiG-23SM waren noch mit dem schwächeren Triebwerk Tumanski R-27F2M-300 ausgerüstet. Die Aufgabe der MiG-23 waren Luftverteidigung und Angriff. In der Sowjetunion wurden mehr als 4.000 Stück (inklusive MiG-27) in verschiedensten Versionen gebaut. Mitsamt den Lizenzbauten wurden weltweit schätzungsweise 11.000 MiG-23 hergestellt. 1978 rollten in der Sowjetunion die letzten Maschinen der Version MiG-23UB vom Band.

Eine entscheidende Neuerung der MiG-23 waren die Schwenkflügel. Sie verbesserten im Langsamflug den Auftrieb und ermöglichten vor allem den Jagdbomberversionen eine kurze Start- und Landestrecke. Aber auch im Luftkampf brachte die veränderbare Pfeilung der Tragflächen wesentliche Vorteile durch die mögliche Anpassung an den erreichten Höhen- und Geschwindigkeitsbereich.

Die MiG-23 war besser als ihre Vorgängermodelle für Start und Landung auf Feldflugplätzen geeignet. Darüber hinaus wurde das Flugzeug im Vergleich zur MiG-21 mit leistungsfähigerer Sensortechnik (Radar und Infrarot) ausgestattet und konnte eine höhere Geschwindigkeit erreichen. Zugelassen war die MiG-23ML/MF bis Mach 2,35; mit dem stärkeren Triebwerk der MiG-23ML wurde aber auch Mach 2,7 erreicht. In Bodennähe war ebenfalls Überschallgeschwindigkeit möglich.

In der Version MiG-23MF, MiG-23ML(Ä) (Exportversion der MiG-23ML) sowie MiG-23UB wurde das Muster vom JG-9 (Peenemünde) der Luftstreitkräfte der DDR geflogen. Hier waren zwei Staffeln MiG-23ML und eine Staffel MiG-23MF stationiert. Außerdem wurde beim JBG-37 (Cottbus-Drewitz) die MiG-23BN in der Version als Jagdbomber geflogen (damalige Bezeichnung in der NVA: auch MiG-23BN). Im gleichen Geschwader flogen vier MiG-23UB: in der 1. JBS die takt. Nr. 101 (abgestürzt am 17. Juni 1987 durch Ausstoßen des Bremsschirmes beim Start) sowie die takt. Nr. 104 (BW:20+62); in der 2. JBS die takt. Nr. 102 (BW: 20+61) und die takt. Nr. 105 (BW: 20+63).

Außerhalb der Staaten des Warschauer Paktes war und ist die Mig-23 in Libyen, Syrien, Ägypten, Indien, Kuba, Algerien, Angola, Irak, Afghanistan, dem Jemen und Nordkorea im Einsatz. Heute stehen die Flugzeuge in den meisten dieser Staaten noch im Dienst, mehrheitlich in der Version MLD. Auch die Streitkräfte der Nachfolgestaaten der Sowjetunion verfügen noch über zahlreiche MiG-23, die vermutlich in ihrer Mehrheit nicht mehr unmittelbar flugbereit, sondern eingelagert sind. Unter der Bezeichnung YF-113 verfügt auch die US Air Force über MiG-23. Als gesichert gilt die „direkte Übernahme“ der beiden MIG-23BN, takt. Nr. 692 (BW: 20-41) und 715 (BW: 20-53), aus der ehemaligen 1. JBS des aufgelösten JBG-37 am 2. September 1993. Dagegen wurde die takt. Nr. 712 aus der 2. JBS am 16. April 1991 erst an die Wehrtechnische Dienststelle 61 in Manching übergeben, um von dort am 16. Oktober 1996 ebenfalls in die USA überführt zu werden – zur USAF für Beschusstests auf der Eglin Air Force Base in Florida.

Die Herstellerfirma RAC-MiG bietet Aufrüstungs- und Modernisierungsprogramme für die MiG-23 an.

Versionen

Mikojan-Gurewitsch-MiG-23-Prototyp
Mikojan-Gurewitsch MiG-23 (Prototyp Je-231)
Ausgestelltes MiG-23-Flugzeug (MiG-23S)
MIG-23MF im Museum für Luftfahrt und Technik in Wernigerode
MiG-23BN des JBG-37 /2.Fliegerstaffel
  • Je-230: Erste Versuchsvariante mit Deltaflügel, einem Tumanski-R-27-300-Triebwerk und zwei Hubtriebwerken Kolesow RD-36-35 mit je 22,6 kN Schub; Erstflug am 3. April 1967, auch als MiG-23PD, MiG-23UWP oder 23-01 bezeichnet
  • Je-231 Flogger-A: Prototyp der MiG-23 mit Schwenkflügeln, Erstflug am 10. Juni 1967; auch als MiG-23 oder 23-11 bezeichnet
  • MiG-23S Flogger-B: Vorserienversion für die Truppenerprobung mit dem Triebwerk Tumanski R-27F2M-300 und analogem Monopuls-Funkmessvisier RP-22 (Saphir-21); Erstflug am 21. Mai 1969
  • MiG-23SM Flogger-B: generell wie die MiG-23S, aber mit vier Waffenstationen unter den Lufteinlaufkanälen
  • MiG-23M Flogger-B: erste Serienversion mit neu konstruierter Zelle zur Aufnahme des Triebwerks Tumanski R-29-300 und verbesserter Avionik, unter anderem neues Funkmessvisier RP-23 (Saphir-23D-III mit äußerer Kohärenz)
  • MiG-23MR Flogger-B: Variante der MiG-23M mit vereinfachter Avionik und verkürzter Heckflosse
  • MiG-23MS Flogger-E: vereinfachte Exportvariante der MiG-23M mit MiG-21bis-Radar (analoges Monopuls-Funkmessvisier ohne Kohärenz RP-22/Saphir-21)
  • MiG-23MF Flogger-B: Exportvariante der MiG-23M mit nur geringen Änderungen, teilweise wurden MiG-23M zu MiG-23MF umgebaut
  • MiG-23ML Flogger-G: Variante der MiG-23MF als Mehrzweckkampfflugzeug mit besserem Radargerät N-003 (Saphir-23ML), Prototyp war die 23-12; look-down/shoot-down-Fähigkeit
  • MiG-23MLG: Variante der MiG-23ML mit veränderter Ausrüstung, Prototyp war die 23-37
  • MiG-23MLS: Variante der MiG-23ML mit veränderter Ausrüstung, Prototyp war die 23-47
  • MiG-23A: nicht realisierte Version der MiG-23ML für den Einsatz auf Flugzeugträgern
  • MiG-23K: nicht realisierte Version der MiG-23A mit neuem Triebwerk R-100, Luftbetankungsvorrichtung und größeren Tragflächen
  • MiG-23MLA: geänderte Version der MiG-23ML als taktischer Jäger, Prototyp war die 23-13
  • MiG-23P: reiner Abfangjäger, ähnlich der MiG-23ML, der völlig auf den Luftkampf spezialisiert ist; leichteres Bordradar N-006 (Saphir-23PA); Prototyp war die 23-14
  • MiG-23MLD Flogger-K: aufgewertete MiG-23ML als Mehrzweckkampfflugzeug mit verbesserter Aerodynamik, Waffenkontrollsystem und geänderter Avionik; unter anderem neues Funkmessvisier N-008 (Saphir-23MLD), die meisten MiG-23ML wurden zu MiG-23MLD umgebaut, Prototyp war die 23-18
  • MiG-23MLDG: nicht realisiertes Projekt mit Vorrichtungen zur elektronischen Kriegführung; auch als 23-57 bezeichnet
  • MiG-23B Flogger-F: Jagdbomberversion auf der Basis der MiG-23S mit abgeflachten Rumpfbug, gepanzerten Cockpitseiten und beschussfesterer Verglasung; Als Triebwerk kam ein AL-21-F3 mit etwa 110 kN Schub zum Einsatz, als Navigationssystem ein Sokol-23S inklusive Laserentfernungsmesser und Doppler-Radar DISS-7; Prototyp war die 32-24, deren Erstflug am 18. Februar 1971 durch Testpilot Alexander Fedotow stattfand. Dieser folgten noch zwei weitere Prototypen mit geändertem Sägezahn-Tragflächen und ab 1972 eine Kleinserie von 24 Flugzeugen mit nochmals geänderten Tragflächen
  • MiG-23BN Flogger-H: Exportversion der MiG-23B (in der DDR auch als MiG-23BN bezeichnet) aus dem Moskauer MAPO-Herstellerwerk; Prototyp war die 32-23, nunmehr mit Tumanski-R-29B-300-Triebwerk, 624 Stück gebaut
  • MiG-23BM Flogger-F: Prototyp der MiG-27, auch als 32-25 bezeichnet
  • MiG-23BK Flogger-H: Prototyp der MiG-27K, auch als 32-26 bezeichnet
  • MiG-23U Flogger-C: Trainingsversion auf der Basis der MiG-23M mit zwei Sitzen in Tandemanordnung
  • MiG-23U Flogger-C: kampftaugliches Übungsflugzeug, Prototyp war die 23-51
  • MiG-23UM Flogger-C: Trainerversion, basierend auf der MiG-23ML und MiG-23P
  • MiG-23-98: Die russische Firma Phazotron bietet in Zusammenarbeit mit dem Mikojan ANPK drei Varianten eines als MiG-23-98 bezeichneten Kampfwertsteigerungsprogramms an. Hauptziel dieses Programms ist, die MiG-23 mit modernen russischen Luft-Luft- und Luft-Boden-Waffen auszustatten. Die einfachste und billigste Variante (MiG-23-98-3) besteht darin, ein rund 20 Kilogramm schweres Zusatzgerät im Saphir-23-Radar zu installieren, das es erlaubt, moderne Raketen wie die R-27R, R-27T oder R-77 bis zur maximalen Erfassungsreichweite von 50 Kilometern einzusetzen. Durch das FRC genannte Gerät wird die Luft-Boden-Kampffähigkeit nicht gesteigert. Eine kostspieligere Variante ist der Ersatz des alten Saphir-23-Radars durch ein modernes Puls-Doppler-Radargerät der Typen Moskit-23 oder Moskit-21K. Die Umrüstvariante mit Moskit-23 heißt MiG-23-98-1, die mit Moskit-21K MiG-23-98-2. Das Radargerät Moskit-23 ist eine Weiterentwicklung des in der MiG-21-93 verwendeten Kopjo-Radars, das seinerseits auf dem RPLK-29 der MiG-29 basiert. Im Gegensatz zum bisherigen Saphir-23 verfügt es über die Luftkampfmodi Track-While-Scan, Range-While-Search und Nahluftkampf sowie einen Bodensuchmodus. Im Track-While-Scan-Modus ist das Moskit-23 in der Lage, acht Luftziele gleichzeitig zu beobachten und zwei von ihnen simultan zu bekämpfen. Nach Angaben der Firma Phazotron ist es für einen Luftgegner unmöglich, sich vor dem Moskit-23 im Erdhintergrund (ground clutter) zu verstecken. Das Moskit-23 sei in der Lage, selbst in Bodennähe im Schwebeflug verharrende Hubschrauber zu erfassen und zu verfolgen. Es ermöglicht eine Auffassungsentfernung von 90 Kilometern und einen Suchwinkel im Track-While-Scan-Modus von 60 Grad. Es ist in der Lage, alle Luft-Luft-Raketen von der R-27 bis zur R-77 und auch ältere Raketen der Typen R-23T und R-24T zu steuern.
  • MiG-23B-98: Modernisierungsvariante als Jagdbomber
  • MiG-23UB-99: Trainerversion, auf der Modernisierungsvariante MiG-23-98 basierend

Technische Daten

Kenngröße MiG-23MF[1] MiG-23BN[2] MiG-23UB
Besatzung: 1 1 2
Länge: 16,70 m 16,70 m 16,64 m
Spannweite:
  • 7,77 m bei 72°
  • 13,96 m bei 16°
  • 7,78 m bei 72°
  • 13,97 m bei 16°
  • 7,78 m bei 72°
  • 13,97 m bei 16°
Höhe: 5,15 m 4,80 m 4,82 m
Flügelfläche: 37,27 m² 37,27 m² 34,16 m²
Leergewicht: 10,9 t 10,45 t 8,7 t
Kraftstoffvorrat:
  • intern: 5.380 l
  • extern: 2.400 l 1)
  • intern: 5.380 l
  • extern: 2.400 l 1)
  • intern: 4.000 l
  • extern: 2.400 l 1)
Maximales Startgewicht: 18,4 t 20,0 t 14,8 t
Höchstgeschwindigkeit: 2.450 km/h 1.900 km/h 2.500 km/h
Dienstgipfelhöhe: 19.000 m 15.600 m 18.000 m
Flugreichweite: 2.420 km (ohne Zusatztanks 1.350 km) 1.810 km 3.000 km
Triebwerke: Tumanski R-29-300 Tumanski R-29B-300 Tumanski R-27F2M-300
Schubkraft:
  • mit Nachbrenner: 122,6 kN
  • ohne Nachbrenner: 81,4 kN
  • mit Nachbrenner: 112,8 kN
  • ohne Nachbrenner: 77 kN
  • mit Nachbrenner: 98,07 kN
  • ohne Nachbrenner: 67,67 kN
Startstrecke: 560–600 m 1.200–1.300 m 1.200–1.300 m
Landestrecke: 750–800 m 1.200–1.300 m 1.200–1.300 m

1) in zwei TF-ZB und ein Rumpf-ZB mit je 800 l

Rumpf

Der Rumpf der MiG-23 ist relativ schmal und wird in seiner länglichen Form nur durch den Flügelkasten unterbrochen. Am Bug befindet sich bei den Jägerversionen unter einem großen kegelförmigen Radom das Radar. Die Jagdbomberversionen besitzen dagegen einen gestreckten keilförmigen Bug. Die Cockpithaube ist aerodynamisch an die Rumpfform angepasst, um den Luftwiderstand zu reduzieren. Auf dem Kabinendach sind Rückspiegel vorhanden. Hinter dem Cockpit sind beidseitig beheizbare Lufteinläufe angebracht. Diese verfügen rumpfseitig über große, unterbrochene und verstellbare Grenzschichtschneiden. Für zusätzliche Ansaugluft sind auf den Außenseiten der Lufteinlaufkanäle je zwei zusätzliche Ansaugklappen vorhanden. Für einen Triebwerkswechsel lässt sich das Heck am Rumpfhauptspant vom Rest des Rumpfes lösen. Am hinteren Ende des Rumpfes befinden sich hydraulisch betriebene Luftbremsklappen, je zwei beiderseits des Höhenleitwerks und der Kielflosse.

Das Fahrwerk der MiG-23 ist ein Dreibeinfahrwerk, welches sehr robust ausgelegt ist, um den Betrieb auf unbefestigten Pisten zu ermöglichen. Das Bugfahrwerk ist zwillingsbereift und hydraulisch lenkbar. Die Zwillingsreifen des Bugfahrwerkes sind mit Schutzblechen zur Schmutzabweisung versehen. Das Hauptfahrwerk hat horizontal angeordnete Federbeine mit Federwegen von mehr als 1 m. Beim Einfahren faltet sich das Hauptfahrwerk nach innen zusammen, so dass es in einem relativ kleinen Fahrwerksschacht im Rumpf verschwindet. Fahrwerksklappen für das Hauptfahrwerk, die auch als Schmutzfänger dienen, sind zum Teil an den Federbeinen angebracht.

Tragflächen und Leitwerke

Die MiG-23 verfügt über Schwenkflügel, deren Pfeilung von 16° für geringere Geschwindigkeiten bis zu 72° für den Hochgeschwindigkeitsflug verstellbar ist. Die Winkelstellung der Tragflächen kann dabei manuell durch den Piloten oder durch den Bordcomputer an die Flugbedingungen angepasst werden. Ab den Versionen MiG-23M und MF wurde die Profiltiefe der schwenkbaren Tragflächen erhöht. Damit diese sich bei geringer Pfeilung an die starre Nasenkante des Tragflügelkastens anpassen, wurde das innere Ende der Tragflächennasenkante mit einem Sägezahn versehen. Bei zurückgeschwenkten Tragflächen erzeugen diese kräftige Wirbel, welche die Anströmung und damit die Steuerung bei Flugmanövern verbessern. Vorflügel befinden sich nur an der Nasenkante der schwenkbaren Tragflächen, genauso wie das dreiteilige Klappensystem an der Hinterkante, das für den Betrieb auf kurzen Start- und Landebahnen erforderlich ist. Zusätzlich sind auf der Oberseite der schwenkbaren Tragflächen Spoiler vorhanden.

Das Leitwerk der MiG-23 ist wie das Ende eines Dartpfeiles ausgelegt. Das Seitenleitwerk ist für den Hochgeschwindigkeitsflug stark nach hinten gepfeilt und hat eine weit nach vorne verlängerte Nasenkante. Unterhalb des Rumpfes befindet sich ein Kielflosse zur Verbesserung der Stabilität. Um bei der Landung ausreichende Bodenfreiheit zu bekommen, wird diese beim Ausfahren des Fahrwerks automatisch auf die Steuerbordseite geklappt. Wie das restliche Leitwerk ist auch das Höhenruder stark nach hinten gepfeilt. Um bei zurückgeschwenkten Tragflächen einen ausreichenden Zwischenraum zu bekommen, sind die Höhenleitwerke weit hinten am Rumpf angebracht. Die hydraulisch angetriebenen Höhenleitwerksflossen können nicht nur gleichsinnig als Höhenruder angesteuert werden, sondern auch differentiell als Querruder.

Ausrüstung

Solche Schleudersitze des Typs KM-1 wurden in der MiG-21 und MiG-23 verwendet (Technik-Museum Speyer).
  • Bordradar RP-23 (Monopuls-System; Doppler) Reichweite bis zu 90 Kilometer, Übersichtsmodus, Zielbegleitung/-beleuchtung auf Verfolgungs- Schnitt- und Gegenkurs, Look-Down-Fähigkeit/Shoot-down-Fähigkeit; mögliche Zielbekämpfung / Zielbegleitung bis acht Kilometer über und fünf Kilometer unter der eigenen Flughöhe; Bekämpfungsentfernung abhängig vom Zielkurs, zahlreiche Modi zur Arbeit bei verschiedensten Störungen
  • Infrarot-Peiler TP-23 (passiver IR-Detektor), Reichweite 20 bis 30 Kilometer, ermöglicht gedeckte Annäherung und Zielzuweisung für Luft-Luft-Raketen (auch halbaktive) ohne Zielbeleuchtung.
  • Optisches Visier für Einsatz der R-60; R-73 (Auslenkung der Zielsuchköpfe bis zu 60 Grad aus Längsachse; elektronische Berechnung des Vorhaltes für Kanone und automatischer sowie manueller Bombenwurfmodus für ballistische und fallgebremste Bomben.
  • Blickfelddarstellung SEI zur Darstellung der wichtigsten Flug- und Zielparameter in Zusammenarbeit mit Radar, Wärmepeiler und optischem Visier.
  • Radarwarnsystem aus allen Richtungen.
  • Automatische Überwachung und Begrenzung des Anstellwinkels (SOUA).
  • Autopilot mit Betriebsmodus Dämpfung, Stabilisierung, Rückführung aus beliebiger Fluglage, Rückführung aus gefährlicher Flughöhe, Zusammenarbeit mit Navigations- und Waffensystem möglich.
  • Automatischer Waffenrechner zur Zielzuweisung an das Waffensystem (unter anderem Auswahl der optimalen Rakete).
  • Automatisches Leitsystem Lasur 6 ermöglicht gegen Funkstörungen und Abhören gesichertes Leiten an das Ziel ohne Funk.
  • Navigations-/ILS-System RSBN-6S – Kombination aus Drehfunkfeuer-Rechnersystem mit Zielpunktprogrammierung und automatischem Instrumentenlandesystem für den Einsatz bis zum Wetterminimum 100 Meter Wolkenuntergrenze/1 Kilometer Sicht.
  • Funkhöhenmesser
  • Freund-Feind-Kennungsgerät

Bewaffnung

  • eine doppelläufige 23-mm-Kanone Gscha-23L (Kampfsatz: 200 Schuss) im Rumpf hinter dem Bugfahrwerk mittig auf einer absenkbaren Lafette; diverse gelenkte Luft-Luft-Raketen (z.B. R-3S,R-60,R-73,R-23T,R-23R,R-24T,R-24R);
Typ MiG-23BN /MiG-27: über Funk gelenkte Luft-Boden-Rakete Cha 23 /Cha 25 (Lenkanlage: DELTA) und ungelenkte Luft-Boden-Raketen (bis zu 128 × S-5, 80 × S-8, 4 × S-24); maximal sechs FAB-250- bzw. FAB-500-Splitter-Spreng-Bomben (diese beiden Bombentypen konnten auch mit einem Bremsschirmcontainer hinter dem Leitwerk ausgerüstet werden, der über einen separaten elektrischen Zünder im Abwurfmoment zeitverzögert auslösbar war); 1 × je Rumpfträger rechts und links; je zwei FAB-250 bzw. FAB-500 hintereinander an den beiden Mehrfachträgern vom Typ MBD-3 (diese Mehrfachträger mussten zuvor gegen die beiden Standardträger vom Typ BD-3-23 am festen Teil der Tragfläche ausgetauscht werden); bis zu 18 FAB-100, befestigt an vier Mehrfachträgern vom Typ MBD-2-67-U (vier FAB-100 je Mehrfachträger); zusätzlich jeweils einmal links und rechts am Heckträger D-3U-1A; Die Bombenschlösser aller Mehrfachträger bzw. der beiden Heckträger waren „pyrotechnische Schlösser“, d.h, sie mussten vor dem Anhängen einer Bombe mit einer oder zwei Pyropatronen (Typ PPL) bestückt werden, die im Moment des Öffnens des Bombenschlosses elektrisch gezündet wurden. Die entstehenden Heißgase öffneten zum einen den Mechanismus des Bombenschlosses und wirkten parallel dazu auf einen Pyrostößel, welcher der Bombe einen zusätzlichen Impuls verlieh und zur sogenannten „Zwangstrennung der Außenlast“ führte. Nach dem Wechsel der beiden Standard-Rumpfträger des Typs BD-3-23 gegen die Spezialträger BD-3-66 konnte eine taktische Kernwaffe mit bis zu 30 Kilotonnen Sprengkraft je Spezialträger transportiert werden. Unterschiedliche automatische Bombenabwurfmanöver für konventionelle Bomben bzw. Kernwaffen wurden über den Ziel-Navigationskomplex (Waffenrechner) vom Typ SOKOL realisiert.
  • zwei Kanonen-Container UPK-23-250 mit je einer 23-mm-Kanone GSch-23L (Kampfsatz: 250 23-mm-Splitter-Spreng- und Panzer-Brand-Geschosse) für beide oberen Standard-Aufhängungen vom Typ BD-3-23 unter dem festen Tragflächenteil. Unter dem schwenkbaren TF-Teil konnten bei einer Pfeilung von 16° nur zwei Kraftstoffzusatzbehälter von je 800 Litern befestigt werden, die einschließlich des fest am ZB-Körper angebauten Trägers „abgeschossen“ werden mussten, bevor die Flügelpfeilung auf 45°-Manöverstellung bzw. 72°-Hochgeschwindigkeits-Stellung verändert werden konnte. Der „Abschuss“ jedes Kraftstoffzusatzbehälters von den Tragflächen wurde durch die Heißgase einer elektrisch gezündeten Pyropatrone des Typs EPU-253 ausgelöst.
  • maximale Waffenlast: 3,0 Tonnen

Sonstiges

Eine sowjetische MiG-23 aus dem Jahr 1989
  • Eine MiG-23 des JG-9 erreichte Anfang der 1980er-Jahre über Trassenheide beim Anflug auf den Flugplatz Peenemünde Überschall; im Ortskern von Trassenheide entstanden durch die Druckwelle umfangreiche Zerstörungen.
  • Eine führerlose sowjetische MiG-23 stürzte am 4. Juli 1989 in Belgien ab. Während des Starts der sowjetischen Maschine in Polen ließ die Triebwerksleistung im kritischen Abschnitt der Startphase gefährlich nach. Die Bodenleitstelle befahl dem Piloten, sich mit dem Schleudersitz zu retten. Es wurde mit einem sofortigen Absturz der Maschine gerechnet. Jedoch stabilisierte sich die Maschine, unter anderem durch die veränderte Schwerpunktlage (fehlender Schleudersitz, Cockpithaube, Pilot) von selbst. Das Flugzeug flog daraufhin ohne Pilot weiter bis nach Belgien (etwa 2.000 Kilometer) in Begleitung von NATO-Flugzeugen und stürzte dort ab. Beim Absturz auf ein Wohnhaus kam ein 18-jähriger Mann ums Leben. Vertreter der sowjetischen Luftstreitkräfte sowie der Pilot besuchten Belgien und entschuldigten sich. Der Pilot versicherte den Angehörigen des Opfers, dass er sich nicht katapultiert hätte, wenn die Folgen absehbar gewesen wären. Die UdSSR leistete eine Entschädigungszahlung. Der Zwischenfall hatte keine politischen Folgen, da es sich offensichtlich um einen technischen Fehler handelte.
  • Am 22. Dezember 1992 stieß eine MiG-23 der libyschen Luftwaffe beim Anflug auf Tripolis mit einer Boeing 727 der Libyan Arab Airlines zusammen. 157 Menschen starben.
  • Während eines Schaufluges über dem Luftwaffenstützpunkt Matiga stürzte am 7. Oktober 2009 eine zweisitzige libysche MiG-23 ab. Beide Piloten kamen ums Leben.[3]

Literatur

  • Yefim Gordon: MiG-23/27 Flogger Soviet Swing-Wing Fighter/Strike Aircraft. Midland Publishing Ltd. Earl Shilton 2005, ISBN 1-85780-211-X.
  • Thomas Hentschel: Die Entwicklung sowjetischer/russischer Jägerradare (1939–2003) Band 1 und Band 2. Eigenverlag Th. Hentschel 2004.
  • de Agostini: AIRCRAFT, Die neue Enzyklopädie der Luftfahrt. TOPIC Verlag GmbH, München-Karlsfeld 1992 , S. 289–299, S. 2526–2532.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Suchoi: MiG-23
  2. Der Held vom Ganges – Schwenkflügler MiG-23B/BN und MiG-27. In: FliegerRevue Mai 2009, S. 26–29.
  3. RIA Novosti: Kampfjet-Absturz in Libyen (7. Oktober 2009)

Weblinks

 Commons: MiG-23 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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