Kobbeln

Kobbeln
Kobbeln
Gemeinde Neuzelle
Koordinaten: 52° 6′ N, 14° 34′ O52.09388888888914.5625120Koordinaten: 52° 5′ 38″ N, 14° 33′ 45″ O
Höhe: 120 m ü. NN
Einwohner: 183 (2010)
Eingemeindung: 31. Dez. 2001
Postleitzahl: 15898
Vorwahl: 033652

Kobbeln ist ein Ortsteil der Gemeinde Neuzelle und befindet sich etwa acht Kilometer südwestlich von Eisenhüttenstadt im Land Brandenburg. Das Angerdorf liegt an der L43 zwischen Groß Muckrow im Westen und Möbiskruge im Osten.

Inhaltsverzeichnis

Namensdeutung

Im Jahre 1445 Cabelow, wird die Kobil am 1. Dezember 1450 urkundlich gemeinsam mit Trappeln (Treppeln) und Ostendorf (Ossendorf) erwähnt. Dann 1517 Kobelaw und 1559 findet sich Kobel, 1700 Cobbeln, was sich als Kobbeln einbürgert. Ob der Ortsname sich von dem Altsorbischen Kobyla = Stute ableitet, gilt als unsicher, da sich im Niedersorbischen der Begriff kobjela (Kober, Bügelkorb) findet. Er bezieht sich auf eine korbartige Vertiefung im Gelände. Man neigt dazu, sich dieser Annahme anzuschließen, da sich verschiedene Flurnamen finden, wie Kobbelk Lauch, ein Waldsumpf, und östlich davon ein Ackerstück, die Kobbelsken oder der Kobbelgrund, ein langgestrecktes Grenztal Richtung Möbiskruge, alles Geländevertiefungen.[1]

Geschichte

Bereits in der Jungsteinzeit war die Wuaske, ein nordöstlich den Ort angrenzendes hügeliges Wiesengelände besiedelt. Eine dort gefundene flache Hacke aus gneisartigem Gestein mit konisch durchbohrtem Schaftloch, welche zum Gerätebestand der Bandkeramischen Kultur gehört, belegt die Bodenbearbeitung der damaligen Ackerbauern durch die starke Abnutzung der Schneide.

Als einstige Besitzer der Dörfer Kobbeln, Ossendorf und Treppeln, wurden drei Frankfurter Bürger angegeben, bevor 1450 die Orte dem Neuzeller Kloster übereignet wurden. Kobbeln gehörte bis zu diesem Zeitpunkt in die brandenburgischen Herrschaft Cottbus. Vor dem Dreißigjährigen Krieg lebten in Kobbeln sieben Bauern und sieben Kossäten, nach den Krieg jeweils nur noch zwei.[2] Die wenigen Bauern des Ortes waren ab dem 16. Jahrhundert verpflichtet, ihr Getreide zum Mahlen zur Schlaubemühle zu bringen. Im Jahre 1625 erwarb Joachim von Kückpusch von Balthasar Grundtmann, Hofmeister des Stifts Neuzelle das Lehnschulzengut, das ganze Dorf gelangte vor 1660 in seinen Besitz. Der Ort wechselte den Pfandesinhaber häufig, einer, der Hofmeister des Stifts Jodocus Romberg, ließ um 1677 aus den wüsten Höfen ein Vorwerk mit zwölf Hufen einrichten, welches 1695 an Anna Elisabeth von Kückpusch verpachtet wurde.[3] Im Jahr 1703 wurde Ernst von Schlieben Pächter des Lehnschulzengutes Kobbeln.[4] Dieses Gut (Dorfstraße 6) hatte um 1750 etwa sechs Hufen Größe, beim Abriss des Wohnhauses in den 1970er-Jahren fand man einen Balken mit der Jahreszahl 1761. Außerdem gab es im Dorf drei Vier-, drei Zweihufengüter, sieben Kossätenhöfe, eine Hirtenstelle und eine Schmiede. Im Jahre 1827 errichteten die Dörfer Kobbeln und Treppeln gemeinsam eine Schule im Ort, 1911 wurde ein Neubau an ihrer Stelle errichtet. Etwa 600 Meter nordöstlich des Dorfes liegen in einer Talsenke zwei ehemalige Braunkohlenschächte des Wellmitzer Revieres, die Grubenlöcher. Von 1921 bis 1923 beuteten hier die Brandenburger Kohlenwerke ein Kohlenlager aus, der Abbau endete jedoch, weil die weiten Transportwege die Grube unrentabel machten.[5] Das Dorf kam an das Elektrizitätsnetz und erhielt um 1925 eine eigene Wasserleitung, welche das Wasser von einem Quell am Springberg lieferte. Im Herbst 1943 sollte Kobbeln zur Errichtung des SS-Truppenübungsplatz Kurmark umgesiedelt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der DDR wurde 1960 die LPG Neues Leben, eine kleine Schweineproduktion, begründet. Bereits 1971 erfolgte der Zusammenschluss mit der LPG Frühlingsstürme Treppeln, die Ställe und Werkstattgebäude wurden danach von der LPG Tierproduktion Möbiskruge genutzt. Im Jahre 1979 gab es nur noch 105 Einwohner, einen Konsum und in der ehemaligen Schule den Rat der Gemeinde und die Post. Der Schulbesuch erfolgte in Neuzelle. Ein Teil des Jagdrevieres war, wie in vielen Revieren des Schlaubetales, dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS), vorbehalten. Dr. Friedhelm Farthmann, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion des Landes Nordrhein-Westfalen bat bei einem Treffen anlässlich des Staatsbesuches von Erich Honecker im Jahre 1987 in der BRD darum, gelegentlich die Jagd in der DDR ausüben zu können. Vom Jahreswechsel 1987/1988 bis zum Oktober 1989 besuchte er mehrfach Jagdgebiete der Stasi. Unter der persönlichen Betreuung durch den Leiter des Referats X4/HVA, Oberstleutnant Manfred Müller[6], jagte er auch im Sonderjagdgebiet Kobbeln des MfS.[7] Die Kobbelner Försterei am Weg nach Kieselwitz gelegen, war in der DDR ein Erholungsheim. Am 31. Dezember 2001 wurde Kobbeln mit zehn weiteren Orten zur neuen Gemeinde Neuzelle zusammengeschlossen.[8]

Naturdenkmal - Der Große Stein

Kobbelner Stein

Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts berichtete man von dem Großen Stein, welcher im Kiefernwald des 148 m ü. NN aufragenden Springberg lag. Zu diesem Zeitpunkt war sein tatsächliches Ausmaß jedoch unbekannt, da er bis etwa 1921 in weiten Teilen in der Erde verborgen war. Von August bis Oktober 1925 legte man den Stein nach den ersten Grabungen der letzten Jahre vollständig frei. Er hat etwa eine Länge von 7,30 m, eine Breite von 5,25 m, eine Höhe von 4,52 m sowie einen Umfang von 25 m. Wie die meisten größeren Findlinge der Region lagert er in inmitten endmoränenartiger Oberflächenformen des Pleistozäns. Seine Ursprung war die dänische Insel Bornholm, ehe er während der Eiszeit nach Brandenburg kam und heute ein Wanderziel im Naturpark Schlaubetal wurde. Der Kobbelner Stein besteht aus hornblendereichem Syenit. Sein Gewicht wird auf 256 Tonnen, sein Volumen auf 95 Kubikmeter geschätzt.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Klaus-Dieter Gansleweit: Eisenhüttenstadt und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet zwischen Oder, Neisse und Schlaubetal um Eisenhüttenstadt und Neuzelle, Werte unserer Heimat, Band 45, Akademie-Verlag, 1986, S. 95f, 135f

Einzelnachweise

  1. Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Band 2, Domowina-Verlag, Bautzen 1987, ISBN 3-7420-0097-7, S.38
  2. Laurentius Mauermann: Das fürstliche Stift und Kloster Cisterzienser Ordens Neuzell bei Guben in der Niederlausitz, G.Joseph Manz, Regensburg 1840, S. 122
  3. Winfried Töpler: Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268–1817. Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Band 14. Berlin 2003, ISBN 3-931836-53-3, S. 257
  4. Winfried Töpler: Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268–1817. Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Band 14. Berlin 2003, ISBN 3-931836-53-3, S.258
  5. Arbeitsgruppe Stadtgeschichte Eisenhüttenstadt: Eisenhüttenstadt: "erste sozialistische Stadt Deutschlands", be.bra Verlag 1999, ISBN 3930863685, S. 23
  6. Wie Ost-Berlin gegen den Axel Springer Verlag mobil machte Welt online 23. März 2001
  7. Klaus Marxen, Gerhard Werle, Toralf Rummler, Petra Schäfter: Strafjustiz und DDR-Unrecht, 2002, ISBN 3-89949-007-X,S. 480
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  9. Martin Schulze, hrsg. Wolf Bergelt,: Orgelhandbuch Brandenburg Band 5: Oder-Spree, ISBN 978-3-937378-11-4, S. 325

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