- Männer, die auf Ziegen starren
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Filmdaten Deutscher Titel Männer die auf Ziegen starren Originaltitel The Men Who Stare at Goats Produktionsland USA Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 2009 Länge 93 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Grant Heslov Drehbuch Peter Straughan Produktion Grant Heslov,
George Clooney
und Paul ListerMusik Rolfe Kent Kamera Robert Elswit Schnitt Tatiana S. Riegel Besetzung - George Clooney: Lyn Cassady
- Ewan McGregor: Bob Wilton
- Jeff Bridges: Bill Django
- Kevin Spacey: Larry Hooper
- Stephen Lang: Brigade General Dean Hopgood
- Robert Patrick: Todd Nixon
- Waleed Zuaiter: Mahmud Daash
- Stephen Root: Gus Lacey
- Glenn Morshower: Generalmajor Holtz
- Nick Offerman: Scotty Mercer
- Tim Griffin: Tim Kootz
- Rebecca Mader: Debora Wilton
Männer die auf Ziegen starren (Originaltitel: The Men Who Stare at Goats) ist eine US-amerikanische Komödie von Regisseur Grant Heslov aus dem Jahr 2009, die in Deutschland am 4. März 2010 startete.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Bob Wilton ist Journalist bei einer kleinen Zeitung in Ann Arbor. Im Herbst 2002 hört er während eines Interviews mit einem Mann, der behauptet, durch Blicke seinen Hamster getötet zu haben, zum ersten Mal von Lyn Cassady. Als sich seine Frau Anfang 2003 von ihm trennt, will er ihr seine Männlichkeit beweisen, indem er in den Irakkrieg zieht – als Journalist. Da er aber nicht als sogenannter „Embedded Journalist“ arbeiten kann, steckt er in Kuwait fest und ist dort auf der Suche nach einer Story. In seinem Hotel trifft er Cassady. Dieser sieht eine Zeichnung Bobs, die einem Tattoo auf Cassadys Brust gleicht, als Zeichen des Schicksals. Er erzählt Bob von der in den 70er Jahren gegründeten experimentellen Spezialeinheit New Earth Army der US Army, deren Mitglieder sich „Jedi“ nennen und die zusammen mit ihrem Ausbilder Bill Django parapsychologische Kampftechniken entwickelt und eingeübt haben sollen, unter anderem Fernwahrnehmung, Unsichtbarkeit, durch Wände zu laufen oder mit bloßen Blicken Tiere zu töten. [1]
Cassady behauptet, dass er aus dem Ruhestand geholt und auf eine „geheime Mission“ geschickt worden sei. Wilton kann zunächst seine Skepsis gegenüber den Erzählungen Cassadys nicht verbergen. Gleichzeitig wittert er aber auch eine Enthüllungsstory und bricht mit Cassady in die irakische Wüste auf. Ein Versuch Cassadys, seine übersinnlichen Kräfte zu zeigen, endet mit einem Autounfall. Drei Männer, die mit einem Pick-up vorbeikommen und von Bob um Hilfe gebeten werden, entführen die Amerikaner. Cassady und Wilton können sich und einen Iraker jedoch selbst befreien und werden kurz darauf von Mitgliedern einer US-amerikanischen Sicherheitsfirma mitgenommen. Als diese an einer Tankstelle in eine Schießerei mit einer anderen Sicherheitsfirma gerät, fliehen Bob und Lyn zusammen mit der dritten Geisel, Mahmud Daash, in dessen Haus. Jedoch ist seine Familie verschwunden und das Haus geplündert. Dennoch leiht Daash aus Dankbarkeit für die Befreiung Cassady und Wilton sein Auto, das allerdings bald darauf in der Wüste von einer Straßen-Mine zerstört wird. Cassady und Wilton schleppen sich verletzt weiter, verzweifeln aber auf Grund der großen Trockenheit. Lyn glaubt, dass sein „Geheimauftrag“ auf Grund eines Fluchs gescheitert ist.
Während des Weges durch die Sandwüste erfährt Bob mehr und mehr die Geschichte der Einheit New Earth Army. Diese wurde nach dem Vietnamkrieg von Bill Django gegründet. Mit der Hilfe verschiedener Hippie-oder New Age-Methoden, unter anderem Gesprächskreise und Tanz, aber auch parapsychologischer Phänomene wie Fernwahrnehmung, Wahrsagerei und Gedankenbeeinflussung, versuchte Django eine durch Gewaltlosigkeit und geistige Fähigkeiten überlegene Truppe zu erschaffen. Nach einer Intrige des Rekruten Larry Hooper, der neidisch auf die überlegenen Fähigkeiten Lyns ist, gegen Bill Django wird dieser jedoch entlassen und die Einheit zu einer Psychokampftruppe umfunktioniert. Lyn wird schließlich genötigt, eine Ziege durch bloßes Anstarren zu töten. Er hat Erfolg, was er als seinen persönlichen Sündenfall ansieht, und tritt deshalb aus der Gruppe aus.
In der irakischen Wüste halb verdurstet findet Bob schließlich Wasser, als er einer umherirrenden Ziege folgt. Schließlich werden Bob und Lyn von einem US-amerikanischen Hubschrauber gefunden und in ein Lazarett gebracht.
Nach ihrer Genesung streifen die beiden durch die US-Basis und finden in einem Container voller Ziegen Django wieder, kurz darauf stößt auch Larry Hooper wieder hinzu. Hooper präsentiert die Basis stolz als eine Art Fortsetzung der New Earth Army – sie dient der Erfindung und Erforschung neuer psychologischer Kampftaktiken. Auch Bill Django beteiligt sich daran. Bill macht Bob und Lyn auf die Gefängniszellen aufmerksam, in denen irakische Häftlinge mittels nicht-physischer Foltermethoden (Weiße Folter) gequält werden. So wird ein gefesselter Häftling ununterbrochen mit stroboskopischer Zellenbeleuchtung und Musik traktiert. Lyn ist schockiert von den Folgen, die die „New Earth Army“ scheinbar nach sich zieht, und entschließt sich, sterben zu wollen. Hooper erzählt, dass Lyn keinesfalls, wie zuvor behauptet, durch eine Vision auf seine Mission geschickt wurde, sondern durch ein anderes Mitglied der Truppe auf die Einrichtung aufmerksam gemacht wurde.
Daraufhin versetzen Bill Django und Bob Wilton nachts heimlich in der Küche Lebensmittel und das Trinkwasser mit LSD aus Hoopers Vorräten, was nach dem Frühstück der Soldaten auf der Basis für entsprechendes Durcheinander sorgt. Im allgemeinen Chaos befreien Django und Cassady die Gefangenen sowie die Ziegen. Schließlich lassen sie Bob zurück und fliegen in einem Helikopter davon. Sie bleiben verschollen.
Zurück in den USA schreibt Bob Wilton seine Enthüllungsstory über die New Earth Army, ihren heutigen Einsatz im Bereich psychologischer Kriegsführung und die Foltermethoden in der US-Basis. Die Story will jedoch niemand ernsthaft veröffentlichen. Im Fernsehen erscheint lediglich eine belustigende Kurzmeldung über den Einsatz des Barney-&-Friends-Titelsongs zu Folterzwecken.[2]. Mit dem Verlust seiner Frau hat er sich abgefunden und will die Arbeit von Cassady fortsetzen. Zuletzt sieht man, wie Bob, zum erleuchteten Jedi-Krieger herangereift, erfolgreich durch die Wand seines Büros läuft.
Kritik
„Jenseits aller Scham toben sich George Clooney und Co. in dieser respektlosen Armeeparodie aus. Und ihre Laune ist ansteckend. Allerdings driftet die Story gegen Ende völlig ins esoterische Durcheinander ab. Eine Verschnaufpause von dem wirren Happening wäre für so manches Zuschauergehirn die Rettung vor dem Super-Gaga-GAU gewesen.“
– cinema.de [3]
„Es gibt lustige Momente, aber nichts ist zum Brüllen komisch. Es gibt ein paar ernste, geschickt eingebaute Anspielungen auf Foltermethoden und Besatzer-Ignoranz, aber nichts, was einen lange beschäftigen muss. Es gibt eigentlich nicht viel Schlechtes zu sagen über "Männer, die auf Ziegen starren". Aber wenn das Plakat besser ist als der Film, dann stimmt etwas nicht.“
– Spiegel Online [4]
„Natürlich ist Clooney als relaxter Jedi-Warrior von entwaffnendem Charme und auch Bridges und Spacey balancieren ihre Figuren gekonnt am Rande der Karikatur. Ins Schlingern gerät der Film immer dann, wenn er versucht aktuelle Themen aufzugreifen und ‚wichtige Botschaften‘ zu vermitteln, denn dann packt er ungeniert den moralischen Zeigefinger aus. Wenn Nebenfiguren vom schweren Kriegsschicksal erzählen und dabei die unbeschwerte Farce plötzlich zur bleischweren Moralfabel mutiert.“
– Oliver Lysiak [5]
Hintergrund
Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch des Autors Jon Ronson, welches in Deutschland ursprünglich unter dem Titel Durch die Wand erschien.
Die New Earth Army, in der Lyn Cassady Mitglied ist, gab es als First Earth Battalion wirklich. Sie war eine private Initiative einzelner US-Offiziere.[6]
Zu militärischen parapsycholgischen Forschungsprogrammen der beiden damaligen Supermächte Sowjetunion und USA während des Kalten Krieges existieren zahlreiche Spekulationen. Ein Sowjetisches Programm ist derzeit nicht belegbar, das US-Militär betrieb von 1972 bis 1995 parapsychologische Forschung unter dem Codenamen "Star Gate".[7] Auch militärische Forschungen zur Bewusstseinsveränderung bei Probanden durch die US-Regierung gelten als gesichert (s.a. Naomi Klein).[8]
Anspielungen
Cassady erzählt, dass für die Experimente die Stimmbänder der Ziegen zerstört wurden. Wilton sagt daraufhin: „Das Schweigen der Ziegen.“ Dies ist eine Anspielung auf den Film Das Schweigen der Lämmer, in dem die titelgebende Stille der Tiere als besonders unheimlich und traumatisch beschrieben wird. Das unterstreicht die Heftigkeit der Emotionen, die in Cassady durch die Experimente entwickelt wurden.
Es gibt diverse Bezüge auf Star Wars. Cassady bezeichnet sich und seine Kameraden als Jedi. Wilton fragt Cassady, was das sei – Darsteller Ewan McGregor spielte in den Star-Wars-Episoden I bis III selbst einen Jedi. Wie in den ersten drei Episoden gibt es mit Hooper einen Jedi-Schüler, der auf die dunkle Seite der Macht wechselt: Hooper zerstört die Einheit und bricht seinen Lehrer durch den Verrat emotional, außerdem belegt er Cassady mit einem Fluch.
Als Django mit der Ausbildung der New Earth Army beginnt, zitiert er nahezu wörtlich einige Passagen des Drill-Sergeant aus Full Metal Jacket, um sie anschließend durch eine Aufforderung zum Tanz zu persiflieren.
Nachdem Cassady und Wilton ihr Auto durch die Mine verloren haben, irren sie durch die Wüste. Diese Einstellungen erinnern an Szenen aus Krieg der Sterne, in denen C3PO und R2D2 auf dem Wüstenplaneten Tatooine landen.
Motive
Ziegen treten als wiederkehrendes Motiv auf. Zuerst als Versuchsobjekte, die nach der Umstrukturierung der New Earth Army von einer friedensfördernden zu einer kämpfenden Einheit durch Blicke getötet werden. Für Cassady ist sein Erfolg bei diesem Experiment so traumatisch, dass er seinen Militärdienst beendet. Als Wilton und Cassady nach dem Unfall mit der Landmine fast in der Wüste verdursten, folgt Wilton einer Ziege zu einem Wasserloch, an dem die beiden Männer per Helikopter gerettet werden. In Hoopers Camp finden Cassady und Wilton Django in einem Verschlag voller stummer Ziegen auf. Diese Ziegen entlässt Cassady später in die Freiheit.
Bewusstseinserweiternde Drogen spielen eine wichtige Rolle für die Handlung. Django lernt bei seinen Recherchen in der Hippie-Szene über parapsychologische Fähigkeiten vor Gründung der New Earth Army Drogen kennen. Weil Hooper damit heimlich an einem Kameraden Experimente mit LSD durchführt, die diesen zu einem Amoklauf und letztlich zum Selbstmord bringen, zerstören Drogen die New Earth Army. Hooper nutzte den Skandal, um Django zu diskreditieren und die Einheit zu übernehmen. Die gleiche Substanz sorgt jedoch auch dafür, dass Hoopers Truppe im Irak ausgelassen tanzt, was die Befreiung der gefolterten Gefangenen und der Ziegen erst ermöglicht. Ein Schicksalskreis scheint sich zu schließen, als Hooper unter dem Einfluss von LSD erst andere bedroht und dann die Waffe auf sich selbst richtet – ein plötzliches Hungergefühl bringt ihn jedoch vom Selbstmord ab.
Ein weiteres Motiv ist das Anders-Sein. Bob Wilton möchte seiner Frau durch die Arbeit als Kriegsberichterstatter beweisen, dass er ein ganzer Mann ist, und sie so zurückerobern – er möchte anders sein. Lyn Cassady hingegen ist durch seine besonderen Fähigkeiten anders, kann in der New Earth Army jedoch endlich darüber glücklich sein. Die Jedi-Philosophie lehrt ihre Anhänger, sich in ihrem Anders-Sein zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.
Weblinks
- Männer, die auf Ziegen starren in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Sammlung von Kritiken zu Männer, die auf Ziegen starren bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Offizielle deutsche Website
Einzelnachweise
- ↑ The Men Who Stare at Goats: the power of psychic spying telegraph.co.uk, 4. November 2009, abgerufen am 28. Oktober 2010 (englisch)
- ↑ FOLTER – Hören mit Schmerzen. Spiegel Online, 11. Januar 2010, abgerufen am 10. April 2010 (deutsch).
- ↑ cinema.de – Kritik
- ↑ Spiegel Online – Kritik
- ↑ Oliver Lysiak: Männer die auf Ziegen starren (Review)
- ↑ First Earth Battalion
- ↑ The Vision Thing. Time Magazine, 11. Dez. 1995, abgerufen am 4. Juli 2011 (englisch).
- ↑ Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Naomi Klein, 2007, abgerufen am 10. April 2010 (deutsch).
Kategorien:- Filmtitel 2009
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