Ortsbefestigung Ehrenbreitstein

Ortsbefestigung Ehrenbreitstein
Klausenburg, im Hintergrund die Rheinburg

Die Ortsbefestigung Ehrenbreitstein gehörte zum System Niederehrenbreitstein auf der rechten Rheinseite und war somit Teil der preußischen Befestigung von Koblenz. Sie erweiterte den befestigten Ring um den Ort Ehrenbreitstein, der zuvor durch eine Ringmauer aus kurfürstlicher Zeit geschützt war. Die Befestigung entstand in Teilen schon in den Jahren 1827-33 und wurde 1854-57 unter Carl August von Cohausen vollendet. Der krenelierte Mauerzug verband die älteren Teile der Ortsbefestigung miteinander und verlief wie folgt: Helfenstein-Sauerwassertor-Werk Klausenberg-Kelterhaus der Gebrüder Buschmann-Blindtaltor-Blindtaltraverse-Kaponniere am Kolonnenweg-Luisenturm-Teichertturm-Defensibles Trainwagenhaus-Pfaffendorfer Tor.

Inhaltsverzeichnis

Vorgängerbauten

Im Mittelalter verfügte Ehrenbreitstein nicht über eine zusammenhängende Ortsbefestigung. Die schmalen Eingänge in den Ort waren stattdessen mit festen Burghäusern gesichert. Im 16. Jahrhundert sicherte außerdem ein runder Turm und eine Toranlage am Augustinerkloster die Ortschaft. Nach dem Bau der Philippsburg kann die Planung für die Errichtung einer Ortsbefestigung nachgewiesen werden, deren Ausführung allerdings nicht belegt ist. Erst 1672 wurde im Zuge von Umbauten an dem südlichen Ausläufer der kurfürstlichen Festung eine neue Ringmauer um den Ort gelegt, die vom Kapuzinerkloster zum Blindtal, von da zum Rundturm beim Augustinerkloster über den ehemaligen Viereckturm des heutigen Gesellenhauses bis zum Turm am Sauerbrunnen und von hier aus weiter in Richtung des Helfensteins verlief. Von dieser ersten Stadtmauer sind heute hauptsächlich noch die Türme vorhanden, ein Stück Stadtmauer hat sich in der Humboldtstraße erhalten.[1]

Die preußische Ortsbefestigung

Teile der neuen Ortsbefestigung entstanden bereits nach 1827, so einige krenelierte Mauern am Defensiblen Trainwagenhaus und am Werk Klausenberg. Außerdem wurden das Blindtaltor sowie das verteidigungsfähige Kelterhaus der Gebrüder Buschmann, welches in unmittelbarer Nähe des Werks Klausenberg lag, erbaut. Insgesamt war die Befestigung allerdings unzusammenhängend ausgeführt, so dass kein kompletter Befestigungsring um den Ort gelegt war. Erst 1854 begann man unter der Leitung und nach Plänen des Ingenieuroffiziers Carl August von Cohausen die Lücken nach und nach zu schließen und die älteren Teile zu integrieren. Die Anbindung des Klausenbergs an den Helfenstein erfolgte in den Jahren 1854-56, in denen auch das Sauerwassertor gebaut wurde. Werk Klausenburg, Kelterhaus und Blindtal wurden durch krenelierte Mauern miteinander verbunden, während der folgende Abschnitt bis zum Pfaffendorfer Tor gänzlich neu zu befestigen war. Von Cohausen plante insgesamt vier Türme in diesem Abschnitt. Die Blindtaltraverse erhielt einen viereckigen, massiven Turm (Blindturm), von dem die krenelierte Mauer quer zum Kolonnenweg über eine Toranlage bis zu einer zweigeschossigen Kaponniere (Perschenbachturm) verlief. In unmittelbarer Nähe hatte von Cohausen aus ästhetischen Gründen einen weiteren Turm vorgesehen, der allerdings mehrfach abgelehnt worden war und nur durch die Verbindung mit der preußischen Prinzessin Luise eine Baugenehmigung erhielt. Ein vierter und letzter Turm (Teichertturm) entstand in unmittelbarer Nähe zum Pfaffendorfer Tor. 1857 war die komplette Anlage fertig gestellt.

1890 wurde die Ortsbefestigung zusammen mit der Stadtbefestigung Koblenz und dem System Feste Kaiser Franz aufgegeben. Die Stadt Ehrenbreitstein kaufte die Mauer samt Gelände, Gebäude und Toren 1892/93 an und verkaufte sie in den folgenden Jahren nach und nach. So gelangten bedeutende Teile in den folgenden Jahren in Privatbesitz, wurden umgebaut und blieben bis heute erhalten: Werk Klausenberg (heute Rheinburg), defensibles Kelterhaus (heute Klausenburg), Kaponniere am Kolonnenweg, Luisenturm, Teichertturm. Daneben sind Teile der krenelierten Mauer und ein Turm des Sauerwassertors erhalten. Abgebrochen wurden dagegen Teile des Sauerwassertors, das Blindtaltor sowie die Blindtaltraverse, die einem Bergrutsch zum Opfer fiel. Im Zuge der Neufassung des Rheinland-Pfälzischen Denkmalschutzgesetzes 2008 sind die Reste der preußischen Ortsbefestigung als geschütztes Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden.[2]

Literatur

  • Matthias Kellermann: Die preußische Festung Koblenz und Ehrenbreitstein. Zur Geschichte der rechtsrheinischen Festungswerke, Koblenz 2011. ISBN 978-3-934795-63-1.
  • Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte, München Berlin 1954, S. 442 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
  • Marianne Schwickerath: 1857-1997. Zum 140jährigen Jubiläum der Klausenburg, Koblenz-Ehrenbreitstein 1997.
  • Klaus T. Weber (Diss.): Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834). (Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen) 2003,S. 305ff. ISBN 3-89739-340-9

Einzelnachweise

  1. Michel, Kunstdenkmäler, S. 442.
  2. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz, S. 19f. Quelle: http://www.gdke-rlp.de/, abgerufen am 26. September 2010.

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