Horchheimer Torbefestigung

Horchheimer Torbefestigung
Reste der Befestigung am Hafen
Eisenbahnviadukt

Die Horchheimer Torbefestigung gehörte zum System Niederehrenbreitstein auf der rechten Rheinseite und war somit Teil der preußischen Befestigung von Koblenz. Sie wurde von 1864–67 zur Sicherung der 1862-64 erbauten Eisenbahnbrücke errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung der Anlage

Die Befestigung setzte sich im Wesentlichen zusammen aus einer dreistöckigen kasemattierten Torbatterie, einer Verbindungsmauer samt Wachtturm zum Hafen hin, zwei Pulvermagazinen sowie einer Kaponniere an der Verbindungslinie zum Werk Glockenberg. Der Anschluss an dieses Werk erfolgte mittels einer durch eine Schartenmauer gedeckten Treppenverbindung mit vorgelagertem Graben, der sogenannten Teufelstreppe. Etwa in der Mitte der Treppenanlage lag eine Grabenwehr. Die Trasse der rechtsrheinischen Eisenbahn verlief später durch die Befestigung hindurch.[1]

Geschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg musste auch diese Anlage, wie auch die anderen Koblenzer Festungswerke, in Ausführung des Artikels 180 des Versailler Vertrags entfestigt werden. Die Zerstörungen waren jedoch vergleichsweise gering gehalten. Vorgesehen waren lediglich die Kaponniere, eine Hohltraverse sowie die Eisenbahndurchfahrt samt Pulvermagazin 2. Für den Erhalt der restlichen Teile sprachen nach Auffassung des Koblenzer Entfestigungsamtes ästhetische Gründe, da man das Landschaftsbild in unmittelbarer Nähe zum Rhein erhalten wollte. Die Arbeiten an der Befestigung begannen am 19. April und wurden am 30. August 1927 fertig gemeldet. Erhalten blieben das Hauptgebäude samt Pferdestall, ein halbrunder Turm, der an die Gemeinde Pfaffendorf verpachtet war, ein Eisenbahnviadukt, welches zu Lagerzwecken und als Wohnraum vermietet war, sowie die zwei Brückenpfeiler.

Da das Reich hier nur Nutzungsrechte wahrgenommen hatte, ging das Gelände 1930 zurück an die Reichsbahn. 1935/36 wurde der gesamte Bereich im Zuge des Umbaus der Pfaffendorfer Eisenbahnbrücke einer umfassenden Neugestaltung unterzogen, bei welcher die Reste größtenteils abgetragen wurden. Zum Teil fanden die dabei gewonnenen Bruchsteine beim Neubau des Brückenanschlusses wieder Verwendung.[2]

Erhalten blieben das Viadukt, die Verbindung zum Hafen sowie die Reste des Pulvermagazins 1, welche 1990 bei den Bauarbeiten am sogenannten Flaschenhals entdeckt wurden, aber aufgrund der stark angegriffenen Bausubstanz nicht erhalten werden konnten.[3]

Am 1. Oktober 2008 wurde die zur Pfaffendorfer Brücke führende Rampe wegen akuter Einsturzgefahr für den Verkehr gesperrt. Nach Stand Mitte Oktober ist momentan im Gespräch, einen Teil der Fahrbahn abzureißen, um an die beschädigten Teile im Bereich des halbrunden Turms heran zu kommen. Das als Unterbau dienende Eisenbahnviadukt, welches derzeit als Lager und Garagen genutzt wird, sowie die Reste am Hafen sind von dieser Maßnahme scheinbar nicht betroffen.[4]

Im Zuge der Neufassung des Rheinland-Pfälzischen Denkmalschutzgesetzes 2008 sind die Reste der Befestigung als geschütztes Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden.[5]

Einzelnachweise

  1. Wischemann, Die Festung Koblenz, Seite 72f.
  2. Vgl. Koblenzer General-Anzeiger Nr. 8, 11./12. Januar 1936, Seite 1, 2. Blatt: Die Abbrucharbeiten am Horchheimer Tor.
  3. Vgl. Rhein-Zeitung Nr. 253, 31. Oktober/1. November 1990, Seite 25: Gewölbe und Widerlager entdeckt sowie Nr. 214, 14./15. September 1991, S. 17: Nutzung des Gewölbes völlig unmöglich.
  4. Vgl. Rhein-Zeitung Nr. 238, 11. Oktober 2008, Seite 19: Brückenrampe wird teilweise abgerissen.
  5. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz, S. 17. Quelle: http://www.gdke-rlp.de/ (Abgerufen am 12. Januar 2009)

Literatur

  • Matthias Kellermann: Die preußische Festung Koblenz und Ehrenbreitstein. Zur Geschichte der rechtsrheinischen Festungswerke, Koblenz 2011. ISBN 978-3-934795-63-1.
  • Klaus T. Weber (Diss.): Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834). (Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen) 2003, ISBN 3-89739-340-9, S. 260.
  • Rüdiger Wischemann: Die Festung Koblenz. Vom römischen Kastell und Preußens stärkster Festung zur größten Garnison der Bundeswehr, Koblenz 1978 (Anm.: In vielen Dingen überholt, aber immer noch die beste Darstellung für einen Überblick).
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