Otto von Fircks

Otto von Fircks

Otto Friedrich Freiherr von Fircks (* 14. September 1912 in Pedwahlen, Lettland; † 17. November 1989 in Hannover) war ein deutscher Landwirt, SS-Obersturmführer und Politiker (CDU).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Abitur am Deutschen Gymnasium in Windau studierte Fircks von 1933 bis 1939 Landwirtschaft in Riga. Zwischen 1936 und 1939 war er Vorsitzender der Deutschen Studentenschaft in Riga. Er siedelte im Winter 1939 als Volksdeutscher in den Warthegau um, schloss sich der SS (SS-Nr. 357261) an und war als Landwirt Mitarbeiter des SS-Ansiedlungsstabes in Litzmannstadt. 1940/41 leitete er den SS-Arbeitsstab in Gnesen. In dieser Funktion war er an der „Evakuierung“ polnischer Familien sowie an der Einweisung volksdeutscher Umsiedler in deren Höfe beteiligt. Zudem hat sich Fircks bei der Juden-Verfolgung hervorgetan. Dazu schrieb er am 31. Januar 1940: „Mit der Evakuierung geht es dort sehr gut vorwärts. Bis zum 12. Februar wird mit der Heraussetzung der Juden Schluß sein, dann kommen die Polen an die Reihe.“[1]

Von 1941 bis 1945 nahm er als Soldat der Kriegsmarine am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Oberleutnant der Reserve. Bei Kriegsende geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde.

Fircks war von 1946 bis 1951 als Arbeiter im Landkreis Wesermarsch und in Göttingen tätig, wirkte dann als Verwalter in der Landwirtschaft und erwarb schließlich einen Hof, den er in der Folgezeit bewirtschaftete. Daneben engagierte er sich in Vertriebenenorganisationen und war von 1954 bis 1969 Landesgeschäftsführer des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Niedersachsen. Nach mehreren Prozessen und dem Bekanntwerden seiner Verstrickung als SS-Obersturmführer in die volksdeutsche Ansiedlungspolitik zog er sich 1976 aus dem politischen Leben zurück.

Partei

Fircks trat 1961 in die CDU ein, nachdem er zuvor der Gesamtdeutschen Partei angehört hatte, für die er bei der Bundestagswahl 1961 erfolglos auf der niedersächsischen Landesliste kandidiert hatte. Er war von 1964 bis 1968 stellvertretender Vorsitzender und von 1969 bis 1972 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Burgdorf. Fircks war Bezirksvorsitzender in Lüneburg und stellvertretender Landesvorsitzender der Vereinigung der Ost- und Mitteldeutschen in der CDU in Niedersachsen. Zudem wurde er zum Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für Ostfragen sowie zum Vorstandsmitglied des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Niedersachsen gewählt. Seit 1961 war er Mitglied des Präsidiums des Kuratoriums Unteilbares Deutschland. Fricks wurde Mitglied des Programmbeirates beim Norddeutschen Rundfunk.

Abgeordneter

Fircks war in der fünften Wahlperiode vom 20. Mai 1963 bis 5. Juni 1967 Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Er wurde zum Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten der Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegssachgeschädigten vom 26. Juni 1963 bis 5. Juni 1967 gewählt. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von 1969 bis 1976 an. Er war in beiden Wahlperioden über die Landesliste Niedersachsen ins Parlament eingezogen.

Ehrungen

Literatur

  • Barbara Simon: Abgeordnete in Niedersachsen 1946–1994: biographisches Handbuch, 1996, Seite 97-98
  • Heinrich Hannover: Ein CDU-Baron, der Polen als Wanzen bezeichnete. In: Reden vor Gericht. PapyRossa, Köln 2010, S. 56-66
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans-Peter Klausch: Zur NS-Vergangenheit von niedersächsischen Landtagsabgeordneten in der Nachkriegszeit (PDF-Datei; 1,73 MB) S. 10

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Otto Freiherr von Fircks — Otto Friedrich Freiherr von Fircks (* 14. September 1912 in Pedwahlen, Lettland; † 17. November 1989 in Hannover) war ein deutscher Landwirt und Politiker (CDU). Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Partei …   Deutsch Wikipedia

  • Von Fircks — Wappen derer von Fircks Fircks ist der Name eines alten baltischen Adelsgeschlechts. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Immatrikulationen …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Bismarck als Student — Bismarck als Student (1832/33), Skizze seines Corpsbruders Gustav Scharlach Die Studentenjahre Otto von Bismarcks in Göttingen und Berlin stellen einen prägenden und zeitweilig recht wilden Lebensabschnitt[1] des späteren deutschen Reichskanzlers …   Deutsch Wikipedia

  • Fircks — Wappen derer von Fircks Fircks ist der Name eines alten baltischen Adelsgeschlechts. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias von der Recke zu Neuenburg — (* Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Schloss zu Heiden in Westfalen; † 1580), auch Thies von der Recke zu Neuenburg genannt, war Komtur zu Doblen. Leben Thies von der Recke war ein baltischer Angehöriger der ursprünglich aus der Grafschaft Mark… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Fi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Niedersächsischen Landtages (5. Wahlperiode) — Liste der Mitglieder des 5. Niedersächsischen Landtages (1963–1967). Für die Landesregierung dieser Legislaturperiode siehe Kabinett Diederichs II und Kabinett Diederichs III. Zusammensetzung Nach der Landtagswahl am 19. Mai 1963 setzte sich der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Deutschen Bundestages (6. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über alle Mitglieder des Deutschen Bundestages der 6. Wahlperiode (1969–1972). Zusammensetzung Nach der Bundestagswahl 1969 setzte sich der Deutsche Bundestag wie folgt zusammen: Fraktion Beginn der… …   Deutsch Wikipedia

  • Nekrolog 1989 — Nekrolog ◄ | 1985 | 1986 | 1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | ► | ►► Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr 1989 | Literaturjahr 1989 Dies ist eine Liste im… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Deutschen Bundestages (7. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über alle Mitglieder des Deutschen Bundestages der 7. Wahlperiode (1972–1976). Zusammensetzung Nach der Bundestagswahl 1972 setzte sich der Deutsche Bundestag wie folgt zusammen: Fraktion Beginn der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”