- Reise durch die Sonnenwelt
-
Reise durch die Sonnenwelt (auch Hektor Servadacs Reise durch die Sonnenwelt, Hektor Servadacs Weltraumreise, oder Reise durch das Sonnensystem) ist ein Roman des französischen Autors Jules Verne. Der Roman wurde erstmals 1877 von dem Verleger Pierre-Jules Hetzel in zwei Bänden unter dem französischen Titel Hector Servadac veröffentlicht. Band I erschien am 19. Juli 1877 und Band II am 7. November 1877. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1878 unter dem Titel Reise durch die Sonnenwelt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der Hauptmann der französischen Armee in Algerien Hector Servadac streitet sich mit dem Russen Graf Wassili Timascheff, der mit seinem Schoner Dobryna vor der Küste ankert, um die Gunst einer jungen Witwe. Sie verabreden sich zu einem Duell für den nächsten Morgen. Beide befinden sich am Ende eines kleinen Kaps zwischen Tenez und Mostaganem, etwa 3 km von der Mündung des Cheliff entfernt. Servadac vertreibt sich die Wartezeit mit dem Schreiben eines Rondeaus an die Angebetete und Gesprächen mit seinem Ordonnanzoffizier Ben-Zouf. Ben-Zouf, der mit richtigem Namen Laurent heißt, stammt aus Paris vom Montmartre.
Am Abend bemerkt Servadac bei einem Spaziergang an der Küste ein seltsames rötliches Licht durch den Dunst der Erdatmosphäre. Während er später weiter an seinem Gedicht arbeitet, werden er und Ben-Zouf durch eine gewaltige Kraft zu Boden geworfen. Danach hat sich der Horizont verändert, gigantische Wellen türmen sich auf und ein ungewöhnlicher Glanz ist am Himmel zu sehen. Der Mond scheint sich in seiner Größe vervielfacht zu haben. Servadac und Ben-Zouf entdecken, dass die Sonne plötzlich im Westen aufgeht, der Cheliff verschwunden ist, die Schwerkraft der Erde sich vermindert hat und die Länge eines Tages sich auf sechs Stunden verkürzt hat. Algerien scheint jetzt am Äquator zu liegen, da die Sonne am Mittag fast senkrecht steht.
Sie bemerken, dass sie sich alleine auf einer Insel befinden, die sie Gourbi nennen. Der Luftdruck hat merklich abgenommen. Die Erdachse zeigt nicht mehr auf den Polarstern, sondern auf die Wega im Sternbild Leier. Innerhalb von zwei Wochen steigt die Temperatur rasch an. Die Erde scheint sich der Sonne zu nähern. Sie bewegen sich Richtung der Venus und des Merkur. Sie befürchten eine Kollision der Erde mit der Venus, doch die Entfernung zur Venus nimmt später wieder zu. Ben-Zouf sichtet ein Schiff, das sich als die Dobryna herausstellt. Graf Timascheff und die Besatzung wissen ebenfalls nicht, welche Katastrophe sich wirklich ereignet hat.
Der Graf und Servadac planen das Mittelmeer zu durchsegeln um herauszufinden, was passiert ist. Außer der Insel Gourbi finden sie zunächst kein weiteres Land. Der gleichmäßig flache Meeresboden besteht aus einem goldenen Metallstaub. Sie finden einen Felsen im Meer auf dem sich lediglich das Grab des heiligen Ludwig befindet. Sie treffen danach auf eine 70 bis 100 Meter hohe unendliche Steilküste, die sie mehrere Tage entlang fahren. Ein Teil der britischen Garnison von Gibraltar hat ebenfalls die Katastrophe überstanden. Die Soldaten wollen ihren Stützpunkt jedoch nicht aufgeben.
Im Meer treibt ein Etui eines Fernrohres aus Leder in dem sie eine Botschaft finden. Der Absender schreibt von einer Gallia und beschreibt deren Weg durch das Sonnensystem. Inzwischen haben sie die Bahn des Mars hinter sich gelassen und nähern sich dem Jupiter und dem Saturn. Auch der Uranus ist inzwischen mit bloßem Auge sichtbar. Die Lufttemperatur nimmt immer weiter ab. Sie wissen jedoch nicht, wie weit das Aphel ihrer Umlaufbahn von der Sonne entfernt ist. Von der französischen Küste ist nichts mehr übrig. Wo sich zuvor Korsika befand finden sie nur die kleine Insel Magdalena, auf der sich die achtjährige Nina mit einer Ziege befindet.
Bei der Rückkehr nach Gourbi finden sie dort neben Ben-Zouf einige Spanier und einen jüdischen Kaufmann, der aus Deutschland stammt. Aus Köln hat sich Isaac Hakhabut mit seiner Tartane Hansa aufgemacht, um im Mittelmeer Handel zu treiben. Unterwegs hatte er die Spanier aufgegriffen. Unterdessen nimmt die Temperatur, wegen der weiter zunehmenden Entfernung von der Sonne, immer weiter ab. Sie beschließen zu einer Insel überzusiedeln, auf der sie einen tätigen Vulkan gesichtet haben. Sie beabsichtigen den Vulkan als Wärmequelle zu nutzen. Sie lassen sich mit ihrer Kolonie in einer Höhle auf der Vulkaninsel nieder. Gallia hat inzwischen den Mond Nerina bekommen. Vermutlich handelt es sich bei dem Objekt um einen eingefangenen Asteroiden.
Die Dobryna und die Hansa frieren vor der Vulkaninsel im Eis ein. Durch eine Nachricht, die von einer Brieftaube auf die Vulkaninsel gebracht wird, erfahren die Reisenden, dass der geheimnisvolle Absender sich auf der Balearen-Insel Formentera befindet und zu verhungern droht. Mit einem zu einem Segelschlitten umgebauten Beiboot erreichen sie den Absender, der sich als ehemaliger Physiklehrer Palmyrin Rosette von Servadac herausstellt.
Dieser erklärt ihnen, dass sie sich auf einem Kometen befinden, der bei seinem Zusammenstoß mit der Erde ein paar irdische Felsen mitgenommen hat. Rosette hatte vor der Katastrophe den Kometen über mehrere Nächte beobachtet und berechnet, dass dessen Bahn die Ekliptik kreuzt und der Komet mit der Erde kollidieren wird. Die Bahn von Gallia um die Sonne ist eine Ellipse, die den Kometen nach zwei Jahren wieder zu einer Begegnung mit der Erde bringt. Rosette berechnet mit der Hilfe einer Waage die Abmessungen und die Masse von Gallia, muss seine Berechnungen jedoch später korrigieren, da Hakhabut ihm eine manipulierte Waage angedreht hat. Seiner Ansicht nach besteht Gallia zu 70% aus Tellur und 30% aus Gold.
Währenddessen passiert Gallia den Jupiter. Die Reisenden sehen die vier galileischen Monde Europa, Io, Ganymed und Kallisto mit bloßen Augen. Danach passieren sie die Bahn des Saturn. Rosette beobachtet acht der Saturnmonde und die Saturnringe. Die beiden Schiffe werden durch das Packeis immer weiter emporgehoben. Der Vulkan stellt unterdessen nach und nach seine Aktivität ein, die Lava scheint einen anderen Abfluss aus dem Inneren des Kometen gefunden zu haben.
Die Kolonie muss tiefer in den Vulkankrater umziehen, da die Temperatur in der bisherigen Unterkunft immer mehr abnimmt. Als Gallia wieder tiefer in das Innere des Sonnensystems vordringt, wollen Servadac und Ben-Zouf auf einem Überrest von Ceuta die Flagge Frankreichs hissen, finden dort aber bereits eine Abordnung der britischen Soldaten von Gibraltar vor. Sie unterrichten die Briten darüber, dass sie sich auf einem Kometen befinden. Sie schlagen ihnen vor zu ihnen überzusiedeln, um sich gemeinsam auf die von Rosette berechnete erneute Kollision von Gallia mit der Erde vorzubereiten. Die Briten lehnen dies jedoch ab. Gallia verliert wieder den Mond Nerina, der sich aus unbekannten Gründen in die Tiefen des Weltalls verabschiedet.
Der russische Leutnant Prokop hat die Idee, dass die Kolonisten mit einem Heißluftballon die Oberfläche von Gallia verlassen können, bevor diese auf die Erde aufprallt. Das sich erwärmende Meer bringt die sich um die Insel auftürmenden Eisschollen zum schmelzen. Die beiden Schiffe stürzen mit Eismassen herab und werden dabei zerstört. Eine Explosion reißt einen Teil von Gallia ab, auf dem sich Gibraltar, Ceuta und die britischen Soldaten befinden. Vor der Kollision von Gallia mit der Erde starten die Kolonisten mit dem aus den Segeln der Dobryna gefertigten Ballon und finden sich nach dem Zusammenprall in der Nähe der Stadt Mostaganem wieder. Auf der Erde hat niemand den Kometen bemerkt. Die ehemaligen Kolonisten werden verwundert begrüßt, niemand glaubt ihnen ihre Geschichte von der Reise durch die Sonnenwelt.
Verfilmungen
- Valley of the Dragons (1961) ein Columbia Pictures-Film des Regisseurs Edward Bernds
- Na kometě (Auf dem Komet) (1970), des tschechischen Regisseurs Karel Zeman
Literatur
- Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund/Bertelsmann, Stuttgart und München 1992.
- Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005.
- Volker Dehs: Jules Verne. Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005. ISBN 3-538-07208-6
Weblinks
Commons: Off on a Comet – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Hector Servadac – Quellen und Volltexte- Journey Thru Planetary Space als Add-On für das Astronomieprogramm Celestia und als HTML-E-Book in Englisch und Französisch
- "Reise durch die Sonnenwelt" als E-Book in HTML auf zeno.org
- Reise durch das Sonnensystem in Andreas Fehrmann's Collection Jules Verne
Romane von Jules VerneFünf Wochen im Ballon | Die Reise zum Mittelpunkt der Erde | Von der Erde zum Mond | Abenteuer des Kapitän Hatteras | Die Kinder des Kapitän Grant | 20.000 Meilen unter dem Meer | Reise um den Mond | Eine schwimmende Stadt | Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika | Das Land der Pelze | Reise um die Erde in 80 Tagen | Die geheimnisvolle Insel | Der Chancellor | Der Kurier des Zaren | Reise durch die Sonnenwelt | Die Stadt unter der Erde | Ein Kapitän von fünfzehn Jahren | Die 500 Millionen der Begum | Die Leiden eines Chinesen in China | Das Dampfhaus | Die Jangada | Die Schule der Robinsons | Der grüne Strahl | Keraban der Starrkopf | Der Südstern | Der Archipel in Flammen | Mathias Sandorf | Robur der Eroberer | Ein Lotterie-Los | Der Weg nach Frankreich | Nord gegen Süd | Zwei Jahre Ferien | Die Familie ohne Namen | Kein Durcheinander | Cäsar Cascabel | Mistress Branican | Das Karpatenschloss | Claudius Bombarnac | Der Findling | Meister Antifers wunderbare Abenteuer | Die Propellerinsel | Von der Flagge des Vaterlandes | Clovis Dardentor | Die Eissphinx | Der stolze Orinoco | Das Testament eines Exzentrischen | Das zweite Vaterland | Das Dorf in den Lüften | Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin | Die Gebrüder Kip | Reisestipendien | Ein Drama in Livland | Der Herr der Welt | Der Einbruch des Meeres | Der Leuchtturm am Ende der Welt | Der Goldvulkan | Das Reisebüro Thompson & Co. | Die Jagd nach dem Meteor | Der Pilot von der Donau | Die Schiffbrüchigen der „Jonathan“ | Wilhelm Storitz’ Geheimnis | Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac | Onkel Robinson | Paris im 20. Jahrhundert
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Reise um die Erde in 80 Tagen — Titelblatt von Reise um die Erde in 80 Tagen von 1875 des Zeichners Léon Benett Reise um die Erde in 80 Tagen (auch In 80 Tagen um die Welt, In achtzig Tagen um die Erde, Die Rettung der Maharani, Die Wette des Phileas Fogg oder Der Wettlauf des… … Deutsch Wikipedia
Die Eissphinx — Die Expedition erreicht die Eissphinx,Original Illustration von George Roux aus dem zweiten Band von Die Eissphinx … Deutsch Wikipedia
Die 500 Millionen der Begum — Titelillustration aus der französischen Originalausgabe mit einer Illustration des Zeichners Léon Benett … Deutsch Wikipedia
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (Roman) — Am Snæfellsjökull beginnt die Reise ins Erdinnere und … Deutsch Wikipedia
Reise um den Mond — Das Projektil in der Nähe des Mondes, Zeichnung von Émile Antoine Bayard und Alphonse de Neuville … Deutsch Wikipedia
Die Kinder des Kapitän Grant — Titelblatt der französischen Originalausgabe mit einer Illustration des Zeichners Édouard Riou … Deutsch Wikipedia
Die Erfindung des Verderbens — Einband der französischen Prachtausgabe Titelseite der französischen Originalausgabe … Deutsch Wikipedia
Die Familie ohne Namen — Titelseite des Romans mit einer Illustration des Zeichners Georges Tiret Bognet Illustr … Deutsch Wikipedia
Die Jangada — Titelblatt der französischen Originalausgabe … Deutsch Wikipedia
Die Leiden eines Chinesen in China — Titelseite der französischen Originalausgabe mit einer Illustration des Zeichners Léon Benett … Deutsch Wikipedia