SMS Gneisenau (1906)

SMS Gneisenau (1906)
Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge)
Großer Kreuzer SMS Gneisenau um 1905
Schiffsdaten
Schiffstyp Großer Kreuzer
Klasse: Scharnhorst-Klasse
Kiellegung: 1904
Stapellauf (Schiffstaufe): 14. Juni 1906
Indienststellung: 6. März 1908
Bauwerft: A.G. Weser in Bremen
Besatzung: 764
Baukosten: 19.243.000 Goldmark
Schwesterschiffe
SMS Scharnhorst
Technische Daten
Wasserverdrängung: Konstruktion: 11.616 t
maximal: 12.985 t
Länge: über alles: 144,60 m
Wasserlinie: 143,8 m
Breite: 21,60 m
Tiefgang: 7,96–8,37 m
Maschinenanlage: 18 Dampfkessel
(kohlegefeuert)
3 stehende 3-Zylinder-Dreifachexpansions-
Dampfmaschinen
Anzahl der Schrauben: 1 vierflügelig Ø 4,6 m und
2 vierflügelig Ø 4,8 m
Wellendrehzahl: 126/min
Leistung: 26.000 PSi
Leistung an den Wellen: × PS pro Welle
Höchstgeschwindigkeit: 23,6 kn (43,7 km/h)
Fahrbereich: 5120 bis 6500 sm bei 12 kn
(12.040 km bei 22 km/h)
Brennstoffvorrat: 800–2000 Tonnen Kohle
Panzerung
Gürtelpanzer: 150 mm
Seite: 80 mm
Deck: 35–60 mm
Türme: 30–170 mm
Barbetten: 150 mm
Kasematten: 150 mm
Bewaffnung
Geschütze 21 cm L/40: 4 in 2 Zwillingstürmen,
4 in Kasemattenstellung
Waffenreichweite 21 cm: 16.300 m bei 30°
12.400 m bei 16°
Geschütze 15 cm L/40: 6 mit insges. 1.020 Schuss
Geschütze 8,8 cm L/35: 18
Torpedorohre Ø 45 cm: 4
Kommandanten
KptzS Franz Hipper 6. März bis 30. September 1908
KptzS Konrad Trummler 1. Oktober 1908 bis 14. September 1910
KptzS Ludolf von Usslar 15. September 1910 bis 3. Juni 1912
KptzS Wilhelm Brüninghaus Juni 1912 bis Juni 1914
KptzS Otto Maerker Juni bis Dezember 1914

Die SMS Gneisenau war ein Großer Kreuzer (Panzerkreuzer) der kaiserlichen Marine und kam im Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Die Namensgebung erfolgte nach dem preußischen Generalfeldmarschall August Neidhardt von Gneisenau. Dieser hatte als Stabschef von Blücher wesentlichen Anteil am Sieg bei Waterloo über Napoléon Bonaparte im Jahre 1815.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gneisenau wurde als erstes Schiff [1] einer neuen Klasse von Großen Kreuzern (sowohl die Panzerkreuzer als auch die Schlachtkreuzer wurden in der Kaiserlichen Marine als Großer Kreuzer bezeichnet) im Dezember des Jahres 1904 bei der Werft AG Weser in Bremen auf Kiel gelegt. Sie war wie ihr Schwesterschiff Scharnhorst für den Einsatz in den Gewässern der deutschen Kolonien in Übersee (Ostasien) konzipiert. Ihr Stapellauf war am 14. Juni 1906 und ihre Indienststellung fand am 6. März 1908 statt. Sie fungierte erst als moderner Begleitkreuzer der Kaiseryacht SMY Hohenzollern in finnischen Gewässern. Ihr damaliger (bayerischer) Kommandant war der spätere Befehlshaber der I. Aufklärungsgruppe der Hochseeflotte (in der Skagerrakschlacht bestehend aus allen Schlachtkreuzern), damals noch Kapitän zur See Franz Hipper, der 1916 zum Ritter geadelt und 1918 als Admiral Flottenchef war. Danach wurde die Gneisenau nach Ostasien (Tsingtau) entsandt, wo sich bereits ihr Schwesterschiff, die Scharnhorst, befand. Über ihr Auslaufen nach Ostasien existiert noch heute ein Schwarzweißfilm. Wie die Scharnhorst wurde die Gneisenau im Auslandsanstrich mit weißem Rumpf und ockergelben Aufbauten, Masten und Schornsteinen fertiggestellt (sog. „Tropenanstrich“, was eine unrichtige Bezeichnung ist, da die offiziell nur „Auslandsanstrich 98“ heißende Farbgebung insbesondere auch für Kaiser-Begleitschiffe in europäischen Gewässern verwendet wurde, und allein das war der Grund, warum die Gneisenau sie erhielt). Entsprechend der Abschaffung dieser Farben im Jahr 1910 wurde der Kreuzer schon im üblichen Anstrich mit mittelgrauem Rumpf und hellgrauen Aufbauten, Masten und Schornsteinen nach Ostasien verlegt.

Ostasiengeschwader

Die Gneisenau gehörte ebenso wie die Scharnhorst ab 1909 zum deutschen Ostasiengeschwader mit Stützpunkt in Tsingtau. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs waren beide Schiffe bei Ponape auf einer Inspektionsfahrt im Pazifik. Allerdings war die Rückkehr zum Stützpunkt Tsingtau aufgrund des zu erwartenden japanischen Kriegseintritts auf Seiten der Entente unmöglich geworden. Vizeadmiral Maximilian von Spee, Befehlshaber des Ostasiengeschwaders, sammelte daraufhin seine Schiffe zunächst bei der Insel Pagan (der damals deutschen Marianen). Bei einer Kommandantensitzung beschloss Graf Spee, den Kleinen Kreuzer SMS Emden zum selbständigen Kreuzerkrieg in den Indischen Ozean zu entlassen. Das Geschwader dagegen sollte versuchen, über den Pazifik und um Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas herum in die Heimat zu gelangen. Dabei sollte der Gegner möglichst stark geschädigt werden. Über die Marshallinseln, Samoa, Tahiti und die Osterinsel, wo einige Kohleübernahmen erfolgten, erreichte das Geschwader die Westküste Südamerikas. Inzwischen waren auch die Kleinen Kreuzer SMS Dresden und SMS Leipzig dazugekommen. Der Panamakanal, der damals gerade eröffnet worden war, musste von den Gegnern als Durchfahrtsmöglichkeit (drei Kriegsschiffe waren gestattet) mit in Betracht gezogen werden.

Seegefecht bei Coronel

Hauptartikel: Seegefecht bei Coronel

Am 1. November 1914 kam es bei Coronel zum Gefecht mit dem britischen Geschwader des Vizeadmiral Christopher Cradock. Diese Schlacht bei Coronel entschieden die Deutschen in kurzer Zeit zu ihren Gunsten, obgleich sehr starker Seegang und starker Wind das Artilleriefeuer sehr erschwerten. Dabei wurden die britischen Panzerkreuzer HMS Good Hope und HMS Monmouth versenkt, wobei die Gneisenau erst hauptsächlich auf die Monmouth, zwischendurch aber auch auf die Good Hope schoss, als letztere beim verzweifelten Versuch, in Torpedoreichweite zu gelangen, auf die deutsche Linie zufuhr. Die Monmouth wurde vom Feuer der Gneisenau so schwer beschädigt, dass es dem weit unterlegenen Kreuzer SMS Nürnberg ein Leichtes war, in der Dunkelheit die Monmouth zu versenken. Dem Leichten Kreuzer HMS Glasgow gelang, leicht beschädigt, die Flucht. Der Hilfskreuzer HMS Otranto war schon vorher abgelaufen. Die Deutschen verließen das Gefecht zwar unbeschädigt, hatten jedoch teilweise die Hälfte ihrer Munition verschossen. Diese Schlacht war die erste Niederlage der Royal Navy seit der Seeschlacht von Trafalgar 1805, mithin ein großer Prestigeerfolg der Kaiserlichen Marine. Dies führte zu sehr entschlossenen Gegenmaßnahmen der Royal Navy, die letztlich das Ende des Kreuzergeschwaders einleiten sollten.

Nachdem man am 4. November in Valparaiso die Vorräte ergänzt hatte, setzte das Geschwader seine Fahrt südwärts fort. Anfang Dezember erreichte es das Kap Hoorn.

Seegefecht bei den Falklandinseln

Nach einer letzten Kohlenübernahme wollte der Admiral am Morgen des 8. Dezember 1914 die Funkanlagen der Falklandinseln zerstören und sich der dortigen Kohlenvorräte bemächtigen. Außerdem war geplant, den britischen Gouverneur gefangen zu nehmen.

Die britische Admiralität – Lord John Arbuthnot Fisher hatte soeben das Amt des Ersten Seelords unter Winston Churchill als erstem Lord der Admiralität übernommen – hatte jedoch mittlerweile auf die Niederlage von Coronel reagiert und zwei Schlachtkreuzer in den Südatlantik geschickt. Die britische Kampfgruppe unter Führung von Admiral Frederik Doveton Sturdee war mit ihren Schlachtkreuzern HMS Invincible und HMS Inflexible, den drei Panzerkreuzern HMS Kent, HMS Carnarvon und HMS Cornwall sowie den Leichten Kreuzern HMS Bristol und HMS Glasgow den deutschen Schiffen an Geschwindigkeit und Bewaffnung weit überlegen. Dieser Verband sollte eigentlich an der Ostküste Südamerikas kreuzen, um einen Durchbruchsversuch des Ostasiengeschwaders zu vereiteln, lag aber zufällig im Hafen Port William der Falklandinseln, als der Angriffsversuch erfolgte. Dabei spielte die Gneisenau eine besondere Rolle, als sie zusammen mit dem Kleinen Kreuzer Nürnberg zur Erkundung vorgeschickt wurde. Die britischen Schiffe, die sich in einer ungünstigen Lage befanden, da sie zur Kohlenübernahme festgemacht in den engen Hafengewässern lagen, konnten dennoch schnell genug den Hafen verlassen, um den deutschen Schiffen noch nachzusetzen, da das Kreuzergeschwader – kräftemäßig zersplittert – diese ungünstige Lage nicht ausnutzen konnte. Zur reinen Erkundung wäre der Ansatz nur eines Kleinen Kreuzers, etwa der schnellen, weil turbinengetriebenen Dresden, sinnvoller gewesen. In einer vorausgegangenen Besprechung unter Leitung von Graf Spee war es vor allem der Kommandant der Gneisenau, Kapitän zur See Maerker, welcher hinsichtlich der Falklandinseln Bedenken äußerte. Graf Spee schickte noch, als die Schlacht bereits in vollem Gange war, ein Signal an die Gneisenau: „Admiral an Kommandant: Sie haben doch recht gehabt!“.

Versenkung

Zunächst versuchte Graf Spee, mit seinem Geschwader nach Osten zu entkommen. Die See war ruhig und das Wetter klarsichtig. Gegen Mittag hatten die Briten aufgeholt. Die drei Kleinen Kreuzer wurden von Graf Spee mit dem Signal „Entlassen – versuchen zu entkommen !“ freigestellt, und drehten nach Süden ab, wurden aber sogleich von den britischen Panzerkreuzern verfolgt, während Scharnhorst und Gneisenau, von Invincible, Inflexible und Carnarvon angegriffen, die Kleinen Kreuzer zu entlasten versuchten. Auffallend war, dass die britischen Schiffe, obwohl weit überlegen, sich keinerlei Risiken aussetzten und das Gefecht nur auf große Entfernung mit entsprechend hohem Munitionsverbrauch führten, so dass die deutschen Panzerkreuzer zeitweise nur mit den beiden schweren Türmen antworten konnten. Die Scharnhorst ging 16:17 Uhr mit Admiral Graf Spee und ihrer gesamten Besatzung von 860 Mann unter. Die Gneisenau wurde um 18:02 Uhr[2] nach stundenlangem Beschuss durch Invincible, Inflexible und Carnarvon, durch die eigene Besatzung selbst versenkt, nachdem sämtliche Munition verschossen war. Sie rollte erst über und sank dann übers Heck. Nur 187 Besatzungsmitglieder, darunter als Ranghöchster der Erste Offizier Hans Pochhammer (s. Literatur hienach), überlebten den Untergang. Unter den Todesopfern befand sich auch ein Sohn des Grafen von Spee.[2] Das offizielle britische Seekriegswerk (Corbett) vermerkt hierzu, an Haltung seien die Besatzungen der deutschen Schiffe selten übertroffen worden. Und Admiral Sir Sturdee schrieb an Pochhammer: „... wir alle empfinden , dass die 'Gneisenau' bis zum Ende sehr tapfer gefochten hat. Wir bewundern die guten artilleristischen Leistungen beider Schiffe sehr und bedauern ... den Tod Ihres Admirals und so vieler Offiziere und Männer ...“.

Von den Kleinen Kreuzern entkam nur die schnelle Dresden in die chilenische Inselwelt, um nach vier Monaten vor der Robinsón Crusoe Insel ihr Ende selbst einzuleiten..

Literatur

  • Hanson W. Baldwin: World War I: An Outline History (Harper and Row, New York, 1962) (englisch)
  • Hans Pochhammer: Die letzte Fahrt des Grafen Spee (vom ranghöchsten Überlebenden des Kreuzergeschwaders, dem I.Officier der Gneisenau, erzählt)

Weblinks

 Commons: SMS Gneisenau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Scharnhorst, im Etat als Großer Kreuzer D bezeichnet, lief zwar früher vom Stapel, wurde aber erst nach der Gneisenau, im Etat als Großer Kreuzer C bezeichnet, in Bau gegeben
  2. a b Antonella Astorri: Der Erste Weltkrieg: Mit über 1000 zum Großteil noch nie veröffentlichten Fotos (Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt, 2000), S. 58

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