- St. Georg (Hockenheim)
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Die katholische Pfarrkirche St. Georg in Hockenheim, einer Stadt im Rhein-Neckar-Kreis im nördlichen Baden-Württemberg, wurde 1910/1911 errichtet und ist ein überregional bedeutendes Bauwerk des Jugendstils.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Um 1900 hatte Hockenheim etwa 5800 Einwohner, davon waren 2780 evangelisch. Deshalb war der Bau einer größeren katholischen Kirche notwendig geworden. Die Pläne entwarf der Leiter des erzbischöflichen Bauamtes in Karlsruhe, Johannes Schroth. Schroth baute zuvor Kirchen in neoromanischem und neogotischem Stil. Die Grundsteinlegung erfolgte am Himmelfahrtstag 1910, woran eine Gedenktafel an der Marienkapelle erinnert. Die örtliche Bauleitung hatte der Architekt Karl Fischer aus Odenheim. Am Kirchweihtag, dem 15. Oktober 1911, weihte Erzbischof Thomas Nörber die neue Kirche ein.
Architektur
Die Kirche hat eine Länge von 50 m und eine Breite von 30 m. Die Fassade geht zur Hauptstraße und sie ist nur mit Abstand vom Betrachter zu überschauen.
Außenbau
Das Satteldach in 26 m Höhe ist im unteren Bereich der Dachtraufe leicht abgewalmt. Der 60 m hohe quadratische Turm in der Nordostecke besitzt abgerundete Ecken und eine leichte Abtreppung des Turmhelms.
Die Eingangsfassade der Nordwestseite mit der Gliederung der großen und kleinen Fenster zeigt deutlich Stilelemente des Jugendstils. Drei gleichgroße Portale führen unter einer kurzen Vorhalle zunächst in einen engen Windfang und dann in den Kirchenbau. Über kleine kupferbeschlagene Türen gelangt man an den Seiten der vorspringenden Fassade auf die Empore.
Auf der Mittelachse der Fassade befindet sich eine Reliefplastik, die St. Georg beim Kampf mit dem Drachen darstellt. Darüber ist, ebenfalls vom Bildhauer Hermann Taglang geschaffen, eine Corpus-Christi-Darstellung.
Die kupferbeschlagenen Portale sind alle mit Rauten versehen, einem Ornament das im ganzen Bau immer wieder aufgenommen wird.
Innenraum
Beim Eintritt in den Kirchenraum befindet sich der Besucher unterhalb der vorspringenden Empore und betritt anschließend das ca. 34 m lange und 14 m breite lichtdurchflutete Mittelschiff. Die Seitenschiffe sind wesentlich niedriger und schmaler. Die Längstonne des Mittelschiffs wird von fünf Gurtbögen getragen. Die Obergadenfenster führen das Licht in den Raum, das von den gegenüberliegenden Mittelschiffswänden reflektiert wird und dadurch die Helligkeit des Raumes noch steigert. Die dunkleren Seitenschiffe mit Seiteneingängen sind kreuzgratgewölbt.
Über dem Chorraum, um sieben Stufen erhöht, befindet sich auf ornamentierten Vierkantstützen der Triumphbogen. In der Höhe des Chors ist rechts die Sakristei und symmetrisch dazu links die Marienkapelle.
Ausstattung
Die zeitgenössische Ausstattung der Kirche ist vollständig erhalten und zeigt, wie in der Jugendstilkunst versucht wurde, eine Einheit im Sinne eines Gesamtkunstwerks zu schaffen.
Der Altar auf geschlossenem Stipes steht vor einer flachen Chorwandnische. Zu beiden Seiten des Tabernakels ist ein Relief eines Engelchores mit goldenen Nimben. Im Baldachin auf Säulen steht das Altarkreuz. Der Bildhauer Hermann Taglang schuf die plastische Gestaltung, auch die Darstellung des hl. Franziskus am Seitenaltar. In der Kuppel des Chorraumes ist das apokalyptische Lamm mit den Symbolen der vier Evangelisten aufgemalt. Auf Konsolen zu beiden Seiten des Altars stehen die Apostel Petrus und Paulus als Vollplastiken. Die übrigen zehn Aposteln, mit ihren Attributen dargestellt, stehen an den Pfeilern zwischen den Arkaden. Diese überlebensgroßen Plastiken sind das Werk des Bildhauers Emil Sutor aus Karlsruhe und wurden Ende der 1930er Jahre ausgeführt.
Zwischen der ersten und zweiten Arkade auf der linken Seite steht die Kanzel auf vier Stützen. Die Gipsreliefs stellen die Bergpredigt und Pfingsten dar.
Eine besondere ästhetische Qualität besitzen die quadratischen Weihwasserbecken in Kunststein und mit goldenen Quadraten versehen. Hier und an den Wänden, Deckenpartien und Pfeilern wiederholt sich in vielen Varianten der ornamentale Schmuck, charakteristisch für die Zeit des Jugendstils.
Orgel
Die Orgel wurde 1940 von der Orgelbaufirma Michael Welte & Söhne (Freiburg) als Membranladenorgel erbaut. Das Instrument hat 46 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind elektropneumatisch.[1]
I Hauptwerk C–3 1. Principal 16’ 2. Principal 8’ 3. Gedeckt 8’ 4. Flöte 8’ 5. Viola di Gamba 8’ 6. Octav 4’ 7. Rohrflöte 4’ 8. Octav 2’ 9. Kornett III-V 10. Mixtur IV-VI 11/3’ 11. Trompete 8’ II Schwellwerk C–g3 12. Quintatön 16’ 13. Singend Principal 8’ 14. Gedeckt 8’ 15. Salicional 8’ 16. Unda maris 8’ 17. Weitprincipal 4’ 18. Hohlflöte 4’ 19. Quinte 22/3’ 20. Blockflöte 2’ 21. Terz 15/5’ 22. Kornettino III 23. Mixtur IV-VI 24. Oboe 8’ 25. Clairon 4’ Tremulant III Positiv C–g3 26. Rohrgedeckt 8’ 27. Gemshorn 8’ 28. Principal 4’ 29. Nachthorn 4’ 30. Waldflöte 2’ 31. Larigot 11/3’ 32. Nachthörnlein 1’ 33. Terzcymbel III 34. Krummhorn 8’ Tremulant Pedal C–f1 35. Untersatz 32’ 36. Principalbass 16’ 37. Kontrabass 16’ 38. Subbass 16’ 39. Stillgedeckt 16’ 40. Octavbass 8’ 41. Choralflöte 4’ 42. Bauernpfeife 2’ 43. Rauschpfeife IV 44. Posaune 16’ 45. Trompete 8’ 46. Clairon 4’ - Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Suboktavkoppeln: I/I, II/I, II/II, II/P
- Spielhilfen: freie Kombinationen, diverse feste Kombinationen, Registercrescendo
Glocken
1911 wurden die fünf Bronzeglocken von der Glockengießerei Grüninger in Villingen gegossen. Davon wurden drei Glocken 1918 für Rüstungszwecke beschlagnahmt. 1925 wurden die drei fehlenden Glocken ersetzt und 1941 wurden während des Zweiten Weltkriegs wiederum vier Glocken zur Waffenherstellung abgegeben. 1951 wurden drei Glocken von der Firma Schilling in Heidelberg gegossen und später kam die Christusglocke hinzu.
Literatur
- Richard Bellm: Die katholische Kirche in Hockenheim (geweiht am 15. Oktober 1911) und der Jugendstil. Katholisches Pfarramt St. Georg, Hockenheim 1986.
Weblinks
Commons: St. Georg (Hockenheim) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
49.3185088.548101Koordinaten: 49° 19′ 7″ N, 8° 32′ 53″ OKategorien:- Kulturdenkmal im Rhein-Neckar-Kreis
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- Disposition einer Orgel
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