Stadtbus Detmold

Stadtbus Detmold

Der Stadtbus Detmold bedient den öffentlichen Personennahverkehr der Kreisstadt Detmold (Kreis Lippe, NRW) mit acht Stadtbuslinien. Betreiber ist die Stadtverkehr Detmold GmbH (SVD). Die Linien wurden europaweit ausgeschrieben, zum 1. Januar 2012 findet ein Betreiberwechsel statt (neu: Karl Köhne, Linke Lemgo GmbH, Reisedienst Wellhausen).

Im Zusammenhang mit der schrittweisen Einführung des Systems ab 1994 konnten die Fahrgastzahlen von ca. 600 000 (1993) auf über 4,2 Mio mehr als versiebenfacht werden. Rund 6000 Detmolder besitzen Abo-Zeitkarten. Rechnerisch gesehen und zusammen mit den Schülermonatskarten ist jeder neunte Einwohner Inhaber einer Zeitkarte [1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vor der Gebietsreform von 1970 hatte die Stadt Detmold rund 30.000 Einwohner. Alle größeren Umlandgemeinden wurden damals vom städtischen Nahverkehr bedient. Wichtigster Verkehrsträger war ab 1900 bis zu ihrer Stilllegung 1954 die Straßenbahn Detmold. Als Ersatz entstand ein Stadt- und Überlandbusnetz mit einer Ausdehnung bis Bielefeld, Rinteln, Bad Pyrmont und Paderborn. Die Ende des 19.Jahrhunderts erbaute Bahnstrecke Herford–Himmighausen versorgte zusätzlich die heute zum Stadtgebiet gehörenden Nachbargemeinden Remmighausen und Nienhagen mit einem Nahverkehrsangebot.

Die Eingemeindung von 25 Nachbargemeinden vergrößerte das Stadtgebiet auf heute ca. 129 km mit 73.000 Einwohnern. Der Busverkehr in Detmold und Umgebung wurde hauptsächlich von Post und Bahn, später vom „Geschäftsbereich Bahnbus“ und ab den 1990er Jahren von der regionalen Bahntochter Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO) betrieben. Eine Unterscheidung zwischen Stadt- und Regionalverkehr bestand nicht, allgemeiner Linienendpunkt war der Bahnhof Detmold. Durch die erhebliche Zunahme des Individualverkehrs und organisatorische Mängel gingen die Fahrgastzahlen erheblich zurück.

Anfang der 1990er Jahre entstanden Überlegungen, ein neues innerstädtisches Verkehrsnetz zu schaffen. 1993 erfolgte die Gründung der SVD als Gemeinschaftsunternehmen der Stadtwerke Detmold und der Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO). Am 29.Mai 1994 wurde als erste Linie eines neuen Detmolder Stadtbusnetzes die Linie 701 zwischen Berlebeck und Pivitsheide in Betrieb genommenen. Kennzeichen des neuen Angebots gegenüber den bisherigen und noch bestehenden Buslinien waren ein verdichteter Takt mit direkten Anschlüssen zu den Regionalzügen, eine durchgehende Streckenführung über den Bahnhof hinaus sowie übersichtlichere Fahrplanaushänge.

Das Motto, mit dem das neue Unternehmen Fahrgäste anwerben wollte, war „nicht staunen – mitfahren“, womit auch auf die klimatisierten und damals neuartigen Niederflurbusse aufmerksam gemacht werden sollte. Da die Fahrgastzahlen in kurzer Zeit stark anstiegen, entschied man sich bereits ab 1995 das Angebot Detmolder Stadtbus auf weitere innerstädtische Strecken auszudehnen. Schrittweise entstand ein Stadtbussystem mit heute acht Linien. Parallel dazu erfolgten Linienverkürzungen im Regionalbusverkehr. Die zuletzt eingeführten Stadtbuslinien (707/709) verkehren mit gleichen Taktabständen wie Regionallinien. Seit Juni 2010 besteht eine Linienverknüpfung mit der Regionallinie in Richtung Lage (905 → 750).

Konzept

Das Stadtbusnetz ist sternförmig um den zentralen Umsteigepunkt Bahnhof Detmold angeordnet, Die Hauptlinien sind Durchmesserlinien und beginnen bzw. enden nicht am Bahnhof, Fahrgäste zum zweiten zentralen Punkt Rosental im Stadtzentrum müssen daher nicht umsteigen. Auch ein Rendezvous-System, wobei alle Linien gleichzeitig ankommen und kurze Zeit später gleichzeitig wieder abfahren, besteht nicht. Dadurch entstehen kurze Takabstände bei Fahrten Bahnhof–Zentrum (auf Teilabschnitten auch weit darüber hinaus) durch parallel verlaufende Linien. Wartezeiten auf Anschlussbusse an einem Treffpunkt entfallen in den durchgehenden Linien ebenfalls. Auch die Umweltbelastung wird reduziert, da die Busse nicht gleichzeitig hintereinander, sondern mit zeitlichem Abstand fahren.

Um die Bekanntheit des Systems zu erhöhen wird auf großflächige Fahrzeugwerbung verzichtet. Die Busse fahren als „Weiße Flotte“ mit gelbem Strich durch das Stadtgebiet.

Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts sind preiswerte Tarifangebote und ein übersichtliches Tarifsystem. Dazu werden ermäßigte Zeitkarten (Umwelt-Abo und 9-Uhr-Monatskarte) sowie seit 2009 ein spezielles Familien-Ticket („Sechser-Abo“ plus Kinder-Abo) angeboten.

Einige Ortsteile (z. B. Loßbruch, Diestelbruch, Hornoldendorf) werden nur vom Regionalverkehr bedient. Regionalbusse sind nicht in das Stadtnetz integriert, in einigen Bereichen bestehen Parallelbedienungen (u.a. Linie 390 in Richtung Pivitsheide – Augustdorf)..

Liniennetz

Stand: Juli 2010

Linie Linienverlauf Takt Betreiber
701 Berlebeck - Heiligenkirchen - Freilichtmuseum - Bahnhof – HeidenoldendorfPivitsheide V.L. 15 Minuten SVD
702 Kreishaus – Bahnhof
Bahnhof – Spork-Eichholz – Rödlinghausen, Meiersfelder Straße [1]
15 Minuten
30 Minuten
SVD
703 Hiddesen, Sternschanze – Freilichtmuseum – Bahnhof – Herberhausen 30 Minuten SVD
704 Hiddesen, Sternschanze – Fachhochschule – Bahnhof – Jerxen-Orbke, Oetternstraße 30 Minuten SVD
706 Bahnhof – Heidenoldendorf – Pivitsheide – Lage-Hörste 60 Minuten SVD; BVO
707 Freiligrathschule – Klinikum – Bahnhof 60 Minuten SVD
709 Bahnhof – Spork-Eichholz – Remmighausen – Meiersfeld, Gilde-Zentrum 60 Minuten SVD
905 Bahnhof – Hohenloh – Herberhausen – Brokhausen [2] 60 Minuten Karl Köhne GmbH / SVD

Sonntags besteht auf den Linien 701 bis 706 und 905 ein Stundentakt, Linien 707 und 709 kein Betrieb.
Außerdem verkehrt die Linie 777ALF (Anrufbus) zwischen Bahnhof und Vahlhauser Höhe und eine ALF-Linie zur Bandelstraße.

[1] Bei besonderen Anlässen (Baustellen) fährt als Ersatz Linie 708 über Blomberger Straße zum Bahnhof.
[2] Linie 905 ist seit 31. Mai 2010 mit der Regionallinie 750 (Bahnhof–Nienhagen–Lage) verbunden.

Im Anschluss an die Betriebszeiten der Stadtbusse verkehren Anrufsammeltaxen (AST). Diese bedienen außerdem abgelegene Stadtteile ohne Stadtbusanschluss. Es wird ein Zuschlag zum Normaltarif erhoben.

Nachtbus

In den Nächten von Freitag auf Samstag sowie Samstag auf Sonntag und in Nächten vor Feiertagen verkehrt dreimal pro Nacht ein Nachtbus (Regionallinie N1: Industriegebiet Nord/Jowat – Bahnhof – Heidenoldendorf - Pivitsheide VL - Augustdorf). Auf dieser Linie wird ein mit Video- und Soundanlage ausgestatteter Bus der BVO mit besonderem, reflektierenden Anstrich eingesetzt. Es gilt ein besonderer Nachtbustarif, der Verbundtarif wird nicht anerkannt. Das Angebot wird durch AST ergänzt (Verbundtarif mit Zuschlagsregelung).

Nahverkehrstarif

Detmold gehört zum regionalen Tarifverbund „Der Sechser“ (OWL Verkehr GmbH). Nach Paderborn und Bad Driburg besteht ein Übergangstarif. Die Stadtverkehrsgesellschaft verkauft für das Stadtgebiet eine ermäßigte 9-Uhr-Monatskarte sowie ein Umwelt-Abo (rabattiertes „Sechser-Abo“). Außerdem wird der NRW-Tarif anerkannt.

Fahrzeuge

Im Stadtbusnetz werden 22 Midibusse eingesetzt:

Anzahl Typ Daten Eigentümer
15 Neoplan 4416 12 Meter lang, dreitürig, 33 Sitzplätze BVO
2 Mercedes-Benz O 530 Citaro 12 Meter lang, dreitürig, 33 Sitzplätze Karl Köhne
5 Mercedes-Benz O 530 Citaro Euro 4 12 Meter lang, dreitürig, 28 Sitzplätze 3 BVO; 2 vbe-Extertal

Die Busse fahren alle nur im Auftrag der SVD - das Unternehmen selbst besitzt keines der aufgezählten Fahrzeuge. Bei Engpässen und im Schülerverkehr kommen weitere Fahrzeuge von BVO, Karl Köhne Omnibusbetriebe GmbH (eine Tochter der Verkehrsbetriebe Extertal-Extertalbahn GmbH) und anderen Unternehmen zum Einsatz. In der Anfangszeit des Stadtnetzes wurden Neoplan N 4011 eingesetzt.

Besonderes

Die Fahrzeuge der Linien 701 bis 709 sind mit Briefkästen der Deutschen Post AG ausgerüstet.

Einzelnachweise

  1. www.stadtverkehr-detmold.de: Die Entwicklung (abgefragt 20. Juli 2010)

Weblinks

51.937038.88058

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