Stadtkirche St. Johannes (Neustadt an der Orla)

Stadtkirche St. Johannes (Neustadt an der Orla)

Die Johanneskirche in Neustadt an der Orla in Thüringen wurde zwischen 1470 und 1538 erbaut.

Johanneskirche

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die älteste Urkunde, die Neustadt an der Orla erwähnt, stammt aus dem Jahre 1287. Eine um 1294 gestiftete Kapelle wurde um 1400 zur Pfarrkirche erhoben. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlebte der Ort durch Handel, Webereien und Gerbereien einen wirtschaftlichen Aufschwung, verbunden mit der Zunahme der Einwohnerschaft. Die alte Kapelle reichte nicht mehr aus. 1470 wurde der Grundstein für einen Neubau gelegt, der 1538 vollendet wurde.

Baugeschichte

1470 begannen die Bauarbeiten an Chor und Turm. Der Chor wurde 1476 geweiht, aber erst 1503 mit der Einwölbung fertiggestellt. Das alte Kirchenschiff wurde ab 1517 durch einen Neubau aus verputztem Bruchsteinmauerwerk ersetzt. Mit dem Turmaufsatz und dem südlichen, mit einem Baldachin überdachten Portal wurde die Kirche 1538 vollendet.

In den Jahren 1686 und 1769 wurde die Kirche umgestaltet und 1893-94 im neugotischen Stil restauriert. Die eingeschossigen Emporen waren zwar beim Bau des Schiffes vorgesehen, wurden aber erst während der Regotisierung ausgeführt. Im Westen wurde ein zweites Emporengeschoss für die Orgel mit barocker Balusterbrüstung gebaut. Der Eingang an der Westfassade wurde erweitert, zwischen den Pfeilern im Innern wurden Scheidbögen eingefügt.

Bei der Restaurierung 1981-83 wurden im Chorgewölbe Reste spätgotischer Wandmalerei freigelegt und im Chor bunte Glasfenster mit der Darstellung der Geburt Jesus Christus und der Christi Himmelfahrt eingebaut. Die historische Orgel wurde 1993 von der Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau rekonstruiert.

Baubeschreibung

Die dreischiffige Hallenkirche mit Chor und Nordturm beherrscht das Stadtbild durch ihr hohes Dach. Das Langhaus besteht aus fünf Jochen. Die polygonalen Pfeiler im Kirchenschiff gehen bis unter die flache Holzdecke. Der Chor ist nur so breit wie das Mittelschiff, er hat zwei Joche, einen polygonalen Abschluss und ein Netzgewölbe mit figürlichen Schlusssteinen. Im nördlichen Zwickel zwischen Langhaus und Chor steht der Turm auf quadratischem Grundriss, in dessen Erdgeschoss sich die Sakristei mit einem Kreuzgratgewölbe befindet. Der ehemals offene Durchgang unter dem Chorabschluss ist vermauert. Die Außenfassaden mit umlaufendem, teils verkröpftem Sohlbankgesims werden mit einfachen Strebepfeilern gestützt. Über niedrigen Spitzbogenfenstern befinden sichMaßwerkfenster. Das Südportal hat ein profiliertes Gewände und ein auf Kopfkonsolen ruhendes Schlingrippengewölbe. Das nördliches Spitzbogenportal ist mit Profilen überstabt.

Ausstattung

Aus dem Vorgängerbau der Kirche ist der Mittelschrein des geschnitzten Katharinen-Altars erhalten, auf dem Anna selbdritt, die Heilige Katharina und die Heilige Dorothea zu sehen sind. Dieser Altar steht an der Südseite neben dem kelchförmigen, farbig gefassten Taufbecken von 1494. Die Tafelbilder des am 24. Juni 1513 geweihten Altars von Lucas Cranach dem Älteren erzählen Begebenheiten aus dem Leben Johannes des Täufers. In geöffnetem Zustand des Schreins sind Johannes der Täufer und die Schutzheiligen der Orlasenke, die Brüder Simon und Judas dargestellt. Auf den Innenseiten der Flügel sind Tafelbilder über die Taufe Jesu und die Enthauptung Johannes des Täufers abgebildet.

Über die Außenseiten der beiden Flügel der Altarretabel ist der Abschied Christi von Maria gemalt, auf den Standflügeln die Apostel des Figurenschreins. Als „Schreinwächter" sind seitlich der heilige Georg links und der heilige Florian rechts vollplastisch dargestellt. Im Aufsatz des Altars ist ein filigranes Gesprenge mit dem heiligen Martin zu Pferde, flankiert von der heiligen Katharina und Magdalena, und in der Bekrönung Anna selbdritt zu sehen. Auf der Predella ist das Jüngste Gericht dargestellt. Die bemalte Rückseite des Schreins zeigt das Schweißtuch der Veronika.

Glocken

Auf dem Turm hängen drei Glocken. Die größte auf dem Marktplatz 1479 gegossene Glocke ist nach Susanna benannt. Die beiden anderen stammen aus dem Jahr 1494. Den Innenraum schmückt ein Altarbild aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä.. Eine Orgel von Johann Georg Fincke ist seit 1726 vorhanden.

Literatur

  • Kati Reinhardt, Martin Gröger: Kirchen im Ostthüringer Land. Altenburg 2001.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Thüringen. München 2003.

Weblinks

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