- Thalebra
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Thalebra Kreisstadt SondershausenKoordinaten: 51° 18′ N, 10° 48′ O51.30611111111110.796666666667257Koordinaten: 51° 18′ 22″ N, 10° 47′ 48″ O Höhe: 257–274 m ü. NN Fläche: 6,15 Einwohner: 333 (Okt. 2009) Eingemeindung: 1. Jan. 1996 Eingemeindet nach: Schernberg Postleitzahl: 99706 Vorwahl: 036020 Lage des Ortsteils Thalebra
in der Stadt SondershausenThalebra ist ein Ortsteil der Kreisstadt Sondershausen im Kyffhäuserkreis in Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie und Verkehr
Thalebra liegt etwa 10 Kilometer südwestlich von Sondershausen am Fuße der Hainleite in einem Talkessel. Der Ort wird von einem kleinen Bach, dem Sumpfbach, durchflossen, der westlich davon aus Wiesenquellen entspringt. Nördlich grenzt Thalebra an der Bundesstraße 249 sowie unweit von der Hohenebra-Ebelebener Eisenbahn. Östlich des Dorfes befindet sich die Bahnstrecke Erfurt–Nordhausen. Der Ort verfügt über mehrere kleine Gewässer/Teiche und besitzt einen Gutspark.
Geologie
Eine Flurstücksbezeichnung von Thalebra in der Nähe der Kirschleite (kleines Wäldchen südwestlich vom Ort) trägt den Namen „Am Schacht“. Hier wurden 1791 ein Alaunwerk und Vitriolbergwerk angelegt. Der Abbau erfolgte nur über einen kurzen Zeitraum. Genaueres ist aber nicht bekannt.
Nachbarorte
Schernberg, Hohenebra, Bellstedt, Gundersleben, Rockstedt
Hessenweg
Geht man die Straße zwischen Thalebra und Hohenebra entlang, sieht man südlich am Horizont eine gelichtete Baumreihe, die auf einen geradlinigen Weg hinweist.
Es handelt sich um den sogenannten Hessenweg, welcher eine alte Handelsstraße war, die von Kassel bis Erfurt führte. Auf dieser Straße wurden die Waren vom Nachbarland Hessen mit Fuhrwerken in die ehemalige Handelsmetropole Erfurt transportiert.
Vor dem Dreißigjährigen Krieg hatte diese Straße eine strategische Bedeutung für die Raubzüge der Fürsten und Grafen und im Krieg für die Kriegshorden Wallensteins und Gustav Adolfs. Sie plünderten die Dörfer und verbreiteten Angst und Schrecken. Aus Chronikunterlagen ist zu ersehen, dass das Dörfchen Rockstedt in dieser Zeit besonders schwer gelitten hat. Auch der Siebenjährige Krieg hinterließ in dieser Gegend seine grausigen Spuren, als das Freibataillon „von Wunsch“ in Ebeleben Quartier machte. Ein Hinweis, dass dieses Gebiet um den Hessenweg in frühester Zeit schon von Bedeutung war, ist ein etwa 3000 Jahre alter Bronzefund.
Heute ist der Hessenweg ein breiter, gerader Feldweg, welcher sich von Rockstedt – Ebeleben kommend bis nach Otterstedt zu den „Neun Börnern“ verfolgen lässt. Zwischen den Dörfern Thalebra und Bellstedt bildet er die Flurgrenze. Vom Hessenweg kann man in das Tal des Ortes, auf die Dörfer an den südlichen Hängen und Ausläufern der Hainleite, auf den Possen und auf der anderen Seite auf die Dörfer vor dem Hang der Fahnerschen Höhen sehen. Bei klarer Sicht ist der Glockenturm auf dem Ettersberg bei Weimar zu erkennen.
Wüstungen
Im Zeitraum der Geschichte bestanden um Thalebra noch weitere Orte, welche nur noch als Wüstungen bekannt sind. Eine dieser Wüstungen befand sich einige hundert Meter südlich von Thalebra, das heutige Flurstück „Küllstedter Grund“. Dieser Ort wurde 1128 als „Viunoldus de Collstedte“, 1297 als „Bertoldus des Kulestede“, 1320 als „Hermannus des Kulstede“, 1372 als „Sifrid von Culstete“, 1377 als „Friedrich von Kulstedt“, 1384 als „Sivred von Culstete“, 1403 als „Ulrich von Kulstett“ und 1506 als das Dorf „Kolstete“ genannt.
In den Regesten des Staatsarchivs Rudolstadt ist unter der Nr. 1191 zu lesen. (es konnte nicht alles exakt gelesen werden) „Anno 1401 Papst Bonifatius IX. erlässt eine ….. durch welche er die Kirche zu Uthleben und Westerengel sowie die Capelle St. Pancratie zu Culstedt in der Kirche zu Jechaburg „incorporiert“. In den Archidiaconatsregister von 1506 wird Kolstete als zur sedes Markzussra gehörig, aber als desolat bezeichnet.
Grundmauern des ehemaligen Dörfchens sind nicht mehr vorhanden, aber sein Name hat sich, wie bereits erwähnt, in der Flurstücksbezeichnung „Küllstedter Grund“ erhalten. Es wurde aber an dieser Stelle eine Glocke gefunden, welche im Schlossmuseum Sondershausen zu sehen ist.
Geschichte
Seit undenklichen Zeiten ist die Landschaft, in der auch Thalebra liegt, Siedlungsraum. Sie war Durchgangsland vieler Völkerschaften, Stämme und sesshafter Ackerbauern.
Namensentwicklung und urkundliche Erwähnung
Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft Thalebra führt auf das Jahr 1080 zurück. Urkundliche Namensformen sind:
- 1080 Everha, Evera parva Ebera, Ebra inferio
- 1402 Tal-Ebra
- 1467 Taeldra
- 1483 Talebra
- 1496 Tallebra – später entwickelte sich daraus „Thalebra“
1075 führte Kaiser Heinrich IV. Krieg gegen die Thüringer und Sachsen – Sachsenkrieg (Heinrich IV.) Der Kaiser mit seinen Truppen hatte ein Hoflager bei „Spira“ – Spier (Sondershausen). Die Sachsen und Thüringer lagerten bei „Everha“. Somit ist anzunehmen, dass Thalebra bereits 1075 bestand. Es ist aber nicht urkundlich belegt.
Bauernkrieg und Dreißigjähriger Krieg
Auch der Ort wurde nicht von diesen beiden Kriegen verschont. Im Deutschen Bauernkrieg (1524 bis 1526) sollen die Männer um Thomas Müntzer den Ort zerstört haben. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) sind die Schweden nach der Schlacht bei Leipzig durch Thalebra gezogen.
Seuchen – Pest
Im Jahr 1551 wütete die grausame Seuche Pest in der Gegend. Allein in der Stadt Sondershausen verstarben 840 Menschen. Thalebra wurde auch nicht verschohnt.
Bronzefund
Im Jahre 1957 wurde in der Thalebraer Gemarkung Flur „Rockstedter Berg“ – unweit des Hessenweges ein etwa 3000 Jahre altes Bronzedepot gefunden. Es setzt sich aus einem Schwert, einem so genannten Pfahlbaumesser, zwei Lanzenspitzen und einem kleinen Ring zusammen. Alle Gegenstände waren in kleine Stücke zerbrochen.
Es ist anzunehmen, dass dieses Depot kultische Bedeutung hatte. Der religiöse Brauch war es, die Waffen und Geräte der Verstorbenen auch zu „töten“, damit sie nach Walhall gelangen konnten und dort den Toten wieder zur Verfügung standen.
Diese Fundstücke wurden im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar wieder zusammengesetzt und von der dünnen, porösen, hellgrünen Patina befreit. Sie sind in diesem Museum in ihrem ursprünglichen „goldenen“ Glanz zu besichtigen.
Landwirtschaftliche Güter von Thalebra
Thalebra besaß früher mehrere kleinere Güter, welche teils adligen Familien und teils frommen Stiftungen, wie zum Beispiel den Klöstern Nordhausen und Jechaburg, gehörten. 1676 wurde zwischen den Grafen Christian Wilhelm und Anthon Günther mit Georg Christoph von Dachröden (Dacheröden) ein Kaufcontract über das Freuyguth zu Thalebra abgeschlossen. Bei der Familie von Dacheröden handelt es sich um eine uradlige thüringische Familie mit dem Stammsitz „Dachrieden“ unweit von Mühlhausen in Thüringen gelegen. Am 28.01.897 wird die Familie erstmals mit dem Stammsitz „Dachreda“ in Verbindung gebracht. 1801 erbte das Gut Thalebra Caroline Friederike von Dacheröden und nach ihrem Tod 1829 ihr Ehemann Wilhelm von Humboldt. Solange Wilhelm und Caroline von Humboldt lebten, sind sie einige Male auf dem Gut Thalebra, trotz ihrer vielen Auslandsaufenthalte, gewesen. Wilhelm v. Humboldt kümmerte sich immer wieder um eine gute Bewirtschaftung Thalebras.
Erst zu Zeiten des Sohnes Theodor v. Humboldt kam es schließlich zum Verkauf dieses jahrhundertealten Dacherödschen Besitztumes. Das Gut und vor allem die landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden bis zum Ende des 2. Weltkrieges weiter genutzt. Die Besitzer wurden endschädigungslos enteignet. Kurzzeitig wurde das Gut 1945 als Kindergarten genutzt. Die Felder wurden an Neubauern, Landarme, Kleinbauern und Land- und Industriearbeiter verteilt. Kurze Zeit später wurde aufgrund der sozialistischen Gesinnung, das Gutsgebäude abgerissen und die historischen Fakten rieten in Vergessenheit.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstand aufgrund der allgemeinen kulturbezogenen Rückbesinnung ein Interesse an einem umfassenden Resümeé. Insbesondere die Geschichte des Gutes und dessen Besitzverhältnisse gerieten in das Blickfeld der Heimatforschung. Es entstand ein beidseitig angestrebter Kontakt mit der Humboldtgesellschaft Göttingen und der Gemeinde Thalebra, wodurch Nachforschungen betrieben wurden.
Da Caroline Friederike von Humboldt, geb. von Dacheröden, durch ihre große Freundschaft mit Goethe und Schiller und vor allem durch die Heirat mit Wilhelm von Humboldt in die deutsche Geschichte eingegangen ist, setzte die Gemeinde in Thalebra ihr zu Ehren einen Gedenkstein, der zugleich eine historische Erinnerung an die Familie von Dacheröden bedeuten soll. Am 10. November 1998 wurde im Eingangsbereich des Friedhofes von Thalebra dieser Gedenkstein gesetzt.[1]
Eingemeindung
Am 1. Januar 1996 wurde Thalebra nach Schernberg eingemeindet.[2] Seit dem 1. Dezember 2007 gehört der Ort zusammen mit Schernberg zu Sondershausen.[3]
Einzelnachweise
- ↑ mittelsömmern.de
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1996
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2007
Literatur
Hazel Rosenstrauch, Wahlverwandt und ebenbürtig: Caroline und Wilhelm von Humboldt, Eichborn Verlag 2009, ISBN 3-8218-4771-9
Weblinks
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