Wilhelm Pieck (S61)

Wilhelm Pieck (S61)
Flagge
Wilhelm Pieck
Wodnik-Klasse
Typschiff Wodnik der Polnischen Marine
Typschiff Wodnik der Polnischen Marine
Übersicht
Typ Motorschulschiff
Namensgeber Wilhelm Pieck
Bauwerft

Stocznia Północna (Nord-Werft), Gdańsk

Kiellegung 1974
Stapellauf 1975
Dienstzeit

Vierte Flottille

Indienststellung 6. Juli 1976
Außerdienststellung 1. Oktober 1990
Heimathafen Warnemünde
Verbleib Abwrackwerft in Santander
Technische Daten
Verdrängung

1.750 ts

Länge

71,4 Meter

Breite

12,0 Meter

Tiefgang

4,0 Meter

Besatzung

60 + 63 Offiziersschüler

Antrieb

2 Chiegielski-Sulzer 6TD 48 Dieselmotoren mit 2.640 kW
2 Wellen mit Zameck-Liaaen Verstellpropellern

Geschwindigkeit

17 kn

Reichweite

7.800 sm

Bewaffnung

2 30mm/L52 Doppellafetten, 2 25mm/L70 Doppellafetten

Die Wilhelm Pieck (S61) war das erste neu gebaute Motorschulschiff der Volksmarine, das von 1976 bis 1990 für die praktische Ausbildung von Schülern militärischer Lehranstalten, vornehmlich zur Ausbildung von Offiziersschülern, eingesetzt war. Benannt war es nach dem ehemaligen SED-Vorsitzenden und einzigen Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck.

Inhaltsverzeichnis

Entwurf

Die Wilhelm Pieck war die Baunummer 3 der auf der Nord-Werft in Gdańsk gebauten Wodnik-Klasse (Projekt 888), einem Schulschiff auf der Basis der ebenfalls in Polen für die Sowjetische Marine gebauten Vermessungsschiffe der Moma-Klasse (Projekt 861).

Der Rumpf war als Backdecker ausgelegt und durch zehn Schotte in elf wasserdichte Abteilungen unterteilt. In den Aufbauten befanden sich der Hauptbefehlsstand, technische Räume, die so genannten Lehrkabinette, eine Bibliothek und weitere Ausbildungsräume. Die Offiziersschüler waren je in einem 26-, 21- und 16-Mann-Deck untergebracht. Die weiteren Einrichtungen des Schiffes erlaubten die „Unbegrenzte Fahrt“.

Von den polnischen Schwesterschiffen Wodnik und Gryf unterschied sich die Wilhelm Pieck durch einen zusätzlichen Mast auf der Back, das Fehlen der Schanzkleider am Vorschiff und anderer Brückenaufbauten. Zwei weitere Schiffe dieser Klasse, Luga und Oka, wurden für die Sowjetische Marine gebaut.

Ausbildungsfahrten

Mit der Indienststellung des neuen Motorschulschiffes konnte die Volksmarine auch Ausbildungsfahrten in entfernte Gewässer machen. Die erste Reise führte am 25. Juli 1976 nach Leningrad und die erste "Große Fahrt" (jeweils der Höhepunkt des 3. Studienjahrs) fand 1978 statt. In der nachfolgenden Tabelle sind die bekannten Ausbildungsfahrten aufgeführt.

Zeitraum Häfen
4.4.- 24.4.1977 Gdynia - Tallinn - Riga
10.6.- 23.6.1977 Leningrad - Gdynia
29.6.- 7.8.1978 Murmansk
17.5.- 3.7.1979 Sewastopol - Constanța - Warna
10.5.- 4.6.1980 Murmansk
16.6.- 5.8.1981 Sewastopol - Split
13.6.- 18.7.1983 Leningrad - Riga - Turku
16.8.- 8.9.1983 Gdynia - Tallinn
3.5.- 30.6.1984 Tripolis - Sewastopol - Piräus
4.6.- 25.7.1987 Sewastopol - Constanța - Warna - Latakia
1988 Gdynia - Tallinn
3.6.- 15.7.1988 Murmansk - Tallinn - Gdynia
1988 Gdynia - Leningrad
23.5.- 14.7.1989 Algier - Sewastopol - Piräus - Split
1989 Leningrad - Gdynia - Riga
11.6.- 26.6.1990 Plymouth - Gdynia - Riga

Auf den Mittelmeer-Reisen wurde die Wilhelm Pieck 1979 und 1981 vom Bergungsschiff Otto von Guericke, 1984 vom Werkstattschiff Kühlung und 1989 vom Hochseeversorger Darss begleitet. Während der letzten Fahrt machte das Schiff auf dem Weg nach Riga einen Abstecher nach Warnemünde zum Geldumtausch (D-Mark-Einführung).

Verbleib

Die Wilhelm Pieck wurde nicht von der Bundesmarine übernommen und in Kröslin aufgelegt. Am 8. Mai 1991[1] wurde sie zum Marinestützpunkt Olpenitz geschleppt und 1993 nach Flensburg.[2] Zuletzt lag das Schiff im Kieler Tirpitzhafen.

Die Pläne eines dänischen Geschäftsmanns, das ehemalige Schulschiff als Herberge für vietnamesische Straßenkinder einzusetzen, sind an der erheblichen Asbestbelastung gescheitert. So wurde das Schiff letztendlich über die VEBEG verkauft und zum Abwracken nach Santander geschleppt.[3]

Sonstiges

Mit Bezug auf die Rumpfnummer S61 wurde die Wilhelm Pieck im Marinejargon auch Sidol 61 genannt. Sidol war ein "beliebtes" Reinigungsmittel in der DDR und an Bord ausreichend vorhanden, um die Offiziersschüler zu beschäftigen.

Einzelnachweise

  1. Peenemünder Chronik
  2. Gerhard Koop/Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5950-6
  3. Marineforum 5/1997 S. 36

Weblinks

Literatur

  • Hans Mehl/Knut Schäfer/Ulrich Israel: Vom Küstenschutzboot zum Raketenschiff, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1986, ISBN 3-327-00075-1
  • Siegfried Breyer/Peter Joachim Lapp: Die Volksmarine der DDR, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1985, ISBN 3-7637-5423-7

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