Clemenskirche (Berlin)

Clemenskirche (Berlin)

Das Exerzitienzentrum der Göttlichen Barmherzigkeit für die Reevangelisation ist ein Exerzitienzentrum der Römisch-katholischen Kirche in der Stresemannstraße 66 in Berlin. Es wurde am 15. März 2008 von dem Erzbischof des Erzbistums Berlin Georg Maximilian Kardinal Sterzinsky im Rahmen eine Pontifikalamtes neu begründet. Es wird von vier Patres der Vinzentiner Kongregation aus Cochin im Bundesstaat Kerala, Indien und einem privaten Förderverein betrieben. Gestiftet wurde es ursprünglich 1911, aus privaten Mitteln von Clemens August Graf von Galen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Zentrum besteht aus der dem Schutzpatron Südmährens Klemens Maria Hofbauer geweihten St. Clemens Kirche und einem Hospiz für Wanderarbeiter, Lehrlinge und Gesellen. Es wurde im Jahre 1910 von dem 2005 selig gesprochenen Kardinal und Prediger gegen das Nazi-Regime Graf Clemens August von Galen erbaut und 1911 konsekriert. In dieser Zeit, so wie auch heute stellten die Katholiken in Berlin eine Minderheit dar. Schon im Jahre 1907 erwarb Graf von Galen das Grundstück am Anhalter Bahnhof. Für den Kauf ließ sich der vermögende Sohn aus adeligem Haus seinen Erbanteil auszahlen. 45.000 Goldmark stellte er für den Bau eines Gesellenhauses mit Wohnraum für 200 bis 400 Personen zur Verfügung. Der Rest wurde für den Bau der Kirche St. Clemens verwendet. Der spätere Bischof von Münster war dann auch Kurator, d.h. selbständiger Seelsorger für die 3.000 Katholiken. Architektonisch ist die Kirche eine für das Berlin der damaligen Zeit typische Hinterhofkirche. Sie ist von der Straße nicht einsehbar und wird vom Vorderhaus verdeckt. Nec laudibus, nec timore - weder durch Lob noch durch Furcht werde er sich von der Verkündigung der Wahrheit des Evangeliums abbringen lassen, so der Wahlspruch des katholischen Seligen auch der Löwe von Münster genannt.

Beim Anhaltinischen Bahnhof

In der Folge des Friedens von Westfalen aus dem Jahre 1648 hatten die Katholiken in protestantisch regierten Territorien kein Recht auf öffentliche Religionsausübung. Die Duldung von Katholiken in der reformatorischen Mehrheitsgesellschaft Brandenburg-Preußens ergab sich aus der Militärpolitik. Friedrich Wilhelm I. ließ im Rahmen der Eingliederung des katholischen Fürstbistums Breslau und Schlesiens erstmals den Neubau einer katholischen Kirche in Berlin zu. Am 1. November 1773 wurde die 1927 zur Basilica minor erhobene St. Hedwigskirche geweiht. Im 19. Jahrhundert verschlechterte sich allerdings die Lage der Katholiken im Rahmen des Kulturkampfes in Preußen. Katholische Kirchen konnten keine dominierenden städtebaulichen Stellungen einnehmen, lediglich Hinterhofkirchen waren gestattet.

Jesuitengesetz

St. Clemens ist aber auch ein Zeugnis des Jesuitenordens in Berlin. Am 4. Juli 1872 wurde das Jesuitengesetz verkündet. Jesuiten und ihnen verwandte Orden konnten von nun an aus dem Deutschen Reich ausgewiesen werden. Ihre Niederlassungen wurden aufgelöst. Ausländer konnten ausgewiesen werden. Deutschen Ordensangehörigen konnte der Aufenthalt in bestimmten Orten zugewiesen werden. Trotzdem hielten sich um 1900 mehrere Jesuiten in Berlin auf. Sie fanden auch Unterkunft bei Clemens August Graf von Galen, der als ehemaliger Student der Universität Innsbruck, der jesuitisch geprägten theologischen Fakultät, ein großer Freund des Ordens war. 1917 wurde das Jesuitengesetz aufgehoben. Mit staatlichem Einverständnis wurde in der Stresemannstrasse, der damaligen Königgrätzer Straße, die erste Niederlassung der Jesuiten in Berlin gegründet.

St. Clemens Kirche

Die St. Clemens Kirche ist eine klassische dreischiffige Basilika mit holzgeschnitzten Türen und Orgel. Neoromanische Rundbogenelemente zeugen von einer neuen Schlichtheit und Sachlichkeit. Vorne am Altar dominiert neben dem Tabernakel ein riesiges Wandbild, das Christus als den guten Hirten darstellt.

Während seiner Zeit als Apostolischer Nuntius in Deutschland besuchte der spätere Papst Pius XII. von der Nuntiatur in der Rauchstraße seinen Beichtvater regelmäßig in St. Clemens.

Jüngere Geschichte

Im Jahre 2007 wurde das Zentrum aufgrund finanzieller Schwierigkeiten der Erzdiözese Berlin für 2,5 Mio Euro an zwei britische Finanzinvestoren verkauft. Mit dem Verkaufserlös sollte die Bischofskirche St. Hedwig am Bebelplatz renoviert werden. Neuer Miteigentümer wurde ein türkisch-stämmiger Berliner Geschäftsmann muslimischen Glaubens. Seine Firma entwickelte das Konzept eines bunten Kulturzentrums der St.-Clemens-Höfe, die in den umfangreichen Gebäudekomplex einziehen sollten. Die Kirche wurde in der ein halbes Jahr dauernden Planungsphase nicht entwidmet. Es wurde auch nicht daran gedacht, die Kirche in eine Moschee umzuwandeln. Inzwischen hat den Komplex ein Förderverein St. Clemens von den Finanzinvestoren zurückgemietet. Es besteht auch die Möglichkeit die Immobilie zurückzukaufen. Die Kosten für Miete und Unterhalt betrugen im Jahr 2008 alleine 50.000 Euro.[1] Förderverein und indische Vinzentinerpatres betreuen das von ihnen nun so genannte Exerzitienzentrum der Göttlichen Barmherzigkeit. In Kerala betreut der Orden das größte Exerzitienzentrum der Welt, mit wöchentlich 25.000 Besuchern. Der Schwerpunkt liegt in Berlin auf Vertiefung des Glaubens, Neuevangelisation, Sakramentespendung, Ewiger Anbetung und Exerzitien. Es finden täglich zwei Heilige Messen statt, Beichtgelegenheiten werden rund um die Uhr angeboten und es gibt ein spezielles Programm für Jugendliche.

Einzelnachweise

  1. Die Welt: Gemeinde muss ihre eigene Kirche mieten 7. Januar 2008

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