- Cover Version
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Als Neueinspielung oder engl. Coverversion (kurz: Cover) wird ein Musikstück bezeichnet, das von jemand anderem als dem ursprünglichen Interpreten gespielt wird. Da erst in der Rock- und Pop- bzw. Unterhaltungsmusik der Interpret an die Autoren gekoppelt wird, beschränkt sich die Verwendung des Begriffes größtenteils auf diese Musikart.
Inhaltsverzeichnis
Definition und unterschiedliche Arten
Als Originalversion bezeichnet man die Version, in der ein Lied bekannt wurde (vor der Erfindung von Tonträgern durch Bühnenshows) beziehungsweise die Version, die zuerst auf Tonträgern veröffentlicht wurde. Häufig spricht man auch von einer Originalversion, wenn Komponist und Interpret identisch sind.
Der Begriff Coverversion ist eher ein in Deutschland bekannter Titel. In den Vereinigten Staaten wird statt dessen in der Regel das Wort Remake verwendet.
Als Coverversion bezeichnet man die Neuinterpretation eines Liedes. Eine besonders wichtige Motivation für Coverversionen ist das wirtschaftliche Interesse. An Coverversionen verdienen nicht nur Interpreten, Produzent und Label der neuen Version, sondern auch die Autoren und/oder der Verlag des gecoverten Werks.
Es gibt im Wesentlichen zwei verschiedene Arten von Coverversionen. Die einfachste Möglichkeit einer Coverversion sind möglichst genau nachgespielte Musikstücke, die in Richtung Imitation gehen. Dies wird oft von Coverbands praktiziert, die sich auf das Nachspielen von Musikstücken einer einzigen Band konzentrieren.
Eine andere Möglichkeit sind Eigeninterpretationen von Liedern, die unterschiedlich motiviert sein können. Neben der reinen Sympathie für ein Stück oder die Verwendung als Füllwerk bei fehlendem Eigenmaterial werden häufig Epochen, Interpreten oder Stücke in Bezug auf das eigene Selbstverständnis referenziert (vielfach im Britpop). Eine andere Option ist die kommentierende, die meist eine kritische Haltung zum ursprünglichen Stück wiedergibt, beispielsweise in Sid Vicious’ parodistischer Interpretation von Frank Sinatras My Way oder dem musikalischen Zerfetzen der US-amerikanischen Nationalhymne Star-Spangled Banner durch Jimi Hendrix, das die tiefe Abneigung und Gespaltenheit der amerikanischen Jugend Ende der 1960er-Jahre ihrem Land gegenüber illustrierte.
Ein Sonderfall der Coverversion ist das Tribute, das als Würdigung eines Interpreten durch andere Musiker gedacht ist.
Abgrenzungen
Grundsätzlich abzugrenzen von der Coverversion ist:
- das Zitat, das nur Elemente eines anderen Stückes aufgreift und darauf im Kontext einer originären, kreativen Leistung verweist (zum Beispiel in Beatle Bones and Smokin’ Stones von Captain Beefheart)
- die Paraphrase, die ein eigenständiges Stück ist, aber sich durch umfangreiche Referenzen an eine Epoche, einen Interpreten oder ein Stück daran abarbeitet.
- das Plagiat: Eine Coverversion gibt sich immer als diese zu erkennen: Die Angaben, wer die Musik und den Text geschrieben hat, müssen vom Original übernommen werden. Wenn dies ausbleibt, spricht man von einem Plagiat (zum Beispiel My Sweet Lord von George Harrison, im Original He’s So Fine von The Chiffons).
Urheberrecht
In Deutschland gilt, dass von offiziell veröffentlichten Liedern Coverversionen ohne spezielle Erlaubnis der Rechteinhaber möglich sind. Nur bei „entstellenden“ Eingriffen in das Werk bedarf es der Einwilligung der Autoren beziehungsweise des Verlags. Auch für die deutsche Übersetzung eines ausländischen Textes ist eine Erlaubnis notwendig. Dies hat einen wirtschaftlichen Hintergrund: Noch in den 1960er-Jahren war der Texter der deutschen Version an den Einnahmen des Originals in Deutschland beteiligt. Normalerweise sichert sich der Verleger des Originals auch die Rechte an der Übersetzung. Nur wenn die Coverversion sehr große Einnahmen verspricht, kann der deutsche Texter eine Beteiligung an den Verlagsrechten erhalten.
Geschichte
Ursprung
Seit der Erfindung von Tonträgern – Walzen von Edison und Bell/Tainter, Platten von Berliner – Ende des 19. Jahrhunderts sind Coverversionen üblich. Damals waren Notenblätter die wichtigste musikalische „Software“ und wegen der Werbefunktion von (möglichst vielen) Aufnahmen begrüßten die Verlage zunächst die unentgeltliche Verwertung ihrer Rechte. Von einer Coverversion kann man jedoch genau genommen erst dann sprechen, wenn ein „Original“ eindeutig zu identifizieren ist. Dies ist der Fall, wenn ein Interpret eine herausragende Bedeutung bei der Popularisierung eines Stücks hat.
In den 1950er-Jahren wurden sehr viele Rock-’n’-Roll-Songs, die von schwarzen Musikern geschrieben und aufgenommen wurden, von weißen Musikern, wie Pat Boone, Elvis Presley oder Bill Haley, gecovert. Bekannteste Coverversionen dieser Art waren Bill Haleys Millionenseller Rock Around the Clock und Shake Rattle and Roll, die den Rock ’n’ Roll ab Frühjahr 1954 erst popularisierten. Diese Versionen waren durchweg ruhiger und weniger „dreckig“ gespielt als die Originalinterpretationen. Auch die Texte wurden soweit bereinigt, dass sie den Moralvorstellungen der weißen Mittelschicht der 1950er-Jahre entsprachen. Diese Coverversionen waren es, die von den Radiostationen gespielt und bei den mehrheitlich weißen Radiohörern erfolgreich wurden.
Bis in die 1960er-Jahre war es keineswegs üblich, dass Künstler von ihnen selbst geschriebenes Material interpretierten. So war es nichts Ungewöhnliches, dass Bands ihre Karriere mit Coverversionen ihrer Vorbilder begannen. Beste Beispiele sind die Beatles und die Rolling Stones, die beide zahlreiche Stücke Chuck Berrys im Repertoire hatten. Häufig wurden auch gezielt Coverversionen lanciert, um deren Originalinterpreten und Autoren zu größerer Popularität zu verhelfen. So wurde etwa der Song Blowin’ in the Wind von Bob Dylan zunächst in der Version von Peter, Paul and Mary ein Hit, bevor seinem Autor der Durchbruch gelang. In den 1960er-Jahren war es auch üblich, dass britische Interpreten für den britischen Markt die Stücke coverten, die in den USA von Amerikanern auf den Markt gebracht wurden.
Deutsche Schlager als Coverversionen internationaler Titel
Auch zahlreiche deutsche Schlager sind Adaptionen internationaler Titel. Bekannte Coverversionen sind Jürgen Drews' Ein Bett im Kornfeld, das im Original Let Your Love Flow von den Bellamy Brothers war oder Rudi Carrells Wann wird’s mal wieder richtig Sommer, basierend auf City of New Orleans in der Version von Arlo Guthrie. Bis Ende der 1970er-Jahre waren diese in Deutschland häufig erfolgreicher als die Originale.
Weitere Beispiele sind Manuelas Schuld war nur der Bossa Nova, Mama von Heintje, Santa Maria von Roland Kaiser oder die Interpretation Am Tag als Conny Kramer starb von Juliane Werding, das auf der Melodie von The Night They Drove Old Dixie Down von The Band basiert, auch sehr erfolgreich von Joan Baez, Johnny Cash und John Denver gecovert. Vor allem in den 1970ern wurden neue deutsche Interpreten oft zunächst mit nur einer produzierten Single auf den Markt geworfen, um deren Marktwert zu testen. So gibt es kaum international erfolgreiche Titel, die nicht von deutschen Künstlern eingesungen wurden, wie beispielsweise Harald Juhnkes Version von My Way, das durch Frank Sinatra weltberühmt wurde.
Es ist bemerkenswert, dass die deutschen Texte vieler Titel inhaltlich in keinerlei Zusammenhang mit den ursprünglich englischsprachigen Originalen stehen. Hierbei kommt es oft zu kuriosen Versionen von Stücken: beispielsweise Cindy & Berts Der Hund von Baskerville basierend auf Black Sabbaths Paranoid. Dies kam mitunter auch dann vor, wenn der Originalinterpret selbst die deutsche Fassung einsang (oft ohne selbst zu wissen, was er sang), wie Sandie Shaw, die ihr Puppet on a String als Wie ein Wiedehopf im Mai auf deutsch sang. Unter dem Reihentitel 1.000 Nadelstiche (benannt nach der deutschen Version von Needles and Pins von Jackie DeShannon, später von unter anderem von den Searchers und Smokie gecovert) existiert eine CD-Collection und ein ausführliches Begleitbuch (Bear Family Records), das das Phänomen deutscher Versionen der Original-Interpreten dokumentiert. Auch diese Spielart hielt sich bis in die 1970er-Jahre, in denen auch ABBA einige ihrer internationalen Hits in deutschen Versionen aufnahm.
Noch heute werden von vielen Volksmusik- oder Schlagersängern deutsche Versionen international erfolgreicher Titel eingesungen. Diese werden jedoch eher selten weitläufig bekannt.
Kommerzielle Coverversionen der letzten Jahre
In den 1990er-Jahren entstanden durch Sampling neue Formen der Coverversion, die besonders vertraute Popmusik der 1970er und 1980er mit hohem Wiedererkennungswert nutzten. Während die Samples in Europa besonders häufig mit Technobeats unterlegt wurden, kombinierten amerikanische Hip-Hop-Produzenten prominente Samples mit neuen Rap-Texten.
Die Intention verschob sich aber von einer rein künstlerischen stark zu einer rein kommerziellen Angelegenheit. Vielfach wurden die bekannten, eingängigen alten Melodien lieblos mit einer Bassspur und eintönigem, oftmals mit dem Computer verfremdeten, Gesang unterlegt, um schnell Geld zu verdienen. Vor allem im Techno- und Dance-Bereich beschränken sich viele Interpreten heutzutage darauf, lediglich alte Titel unterschiedlichster Interpreten und Jahrzehnte neu aufzulegen. Beispiele hierfür sind etwa Novaspace, Groove Coverage oder Jan Wayne. Oftmals haben diese Coverversionen mit den Originalen nur noch wenig gemeinsam, zum Beispiel der im Original von Alice Cooper gesungene und später von Groove Coverage gecoverte Titel Poison.
Der kommerzielle Hintergedanke von Coverversionen spielte zwar schon immer eine Rolle, aber besonders seit den späten 1990er-Jahren lässt sich vermehrt das bloße „Ausschlachten“ der alten Lieder beobachten. Vor allem die Anzahl an gecoverten Titeln im Vergleich zu neuen Liedern nahm stärker zu. Waren in den 1980er-Jahren hin und wieder einmal einzelne Coverversionen älterer Titel in den Charts (zum Beispiel You Keep Me Hangin’ On von Kim Wilde), wurde vor allem zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine gewisse Anzahl an Coverversionen in den Charts zur Regelmäßigkeit. So waren am 3. September 2001 beispielsweise sieben Titel der in den Top-10 der deutschen Singlecharts platzierten Lieder Coverversionen.[1]
Ungewöhnliche Coverversionen
Seit Beginn der Punkmusik haben Bands klassische Rock- und Popsongs auf „Punkweise“ gecovert, dekonstruiert und neu interpretiert. Ein Beispiel ist Satisfaction, im Original von den Rolling Stones, in der Version von Devo. Die neu arrangierten Stücke klingen oft lauter (voluminöser), schneller und härter als die Originale. Viele Punkcoverversionen beinhalten kleine Ska-/Reggaeparts. In den 1980er-Jahren erfolgreiche Bands wie Heaven 17, Siouxsie and the Banshees und andere veröffentlichten Alben, die ausschließlich Coverversionen enthielten. Die Toten Hosen coverten auf ihrem Album Never Mind the Hosen zahlreiche deutsche Schlager.
Seit Anfang des 21. Jahrhunderts ist es populär geworden, bekannte Hits in ein anderes musikalisches Genre zu übersetzen. So gibt es eine ganze Reihe Bands, wie etwa die Berliner The BossHoss oder Texas Lightning, die Pop-Hits im Country-Musik-Stil spielen, die französische Band Nouvelle Vague überträgt New-Wave-Songs zu Bossa Nova, der amerikanische Sänger Richard Cheese spielt Pop, Hip-Hop und Metal als Swing- beziehungsweise Lounge-Musik, die Briten Ten Masked Men verwandeln Popsongs in Death Metal und Me First and the Gimme Gimmes Lieder verschiedenster Arten in Punkmusik. Bereits 1996 erregten The Mike Flowers Pops Aufsehen mit Easy Listening-Versionen von Rocksongs wie Wonderwall von Oasis und Light My Fire von The Doors.
Erfolgreicher als das Original
In einigen Fällen wurden Coverversionen sogar erfolgreicher und populärer als die Originalaufnahmen, wie etwa All Along The Watchtower, das zwar im Original von Bob Dylan stammt, das die meisten Hörer aber bis heute mit Jimi Hendrix assoziieren, oder I Will Always Love You von Whitney Houston, das im Original von Dolly Parton stammt. Ein weiteres Beispiel ist Black Magic Woman, im Original von Fleetwood Mac, die weitaus bekanntere Version des Liedes stammt aber von Santana. I love Rock ’n’ Roll von Joan Jett war ursprünglich die B-Seite einer Single von The Arrows. National wäre hier Über sieben Brücken musst du gehn zu nennen, das Peter Maffay 1980 von der DDR-Band Karat coverte. Einige Stücke und Komponisten sind sehr beliebt und werden immer wieder gecovert, so etwa die Cat Stevens-Songs The First Cut Is the Deepest (beispielsweise von Rod Stewart oder Sheryl Crow) und Father and Son (Cover zum Beispiel von Ronan Keating). Teilweise werden diese Versionen bekannter als das Original (etwa Sinéad O’Connors Version von Prince’ Nothing Compares 2 U oder Janis Joplins Fassung von Me and Bobby McGee, das im Original von Kris Kristofferson stammt).
Rekorde
Laut Guinness-Buch der Rekorde ist Yesterday von den Beatles mit über 3000 Versionen das am häufigsten auf Tonträgern gecoverte Lied aller Zeiten. Die Überprüfung solcher Rekorde ist allerdings naturgemäß schwierig, weswegen hier auch noch Chuck Berrys Johnny B. Goode genannt sei, das generell im Verdacht steht, der am meisten gecoverte Song zu sein. Ebenfalls rekordverdächtig ist das Lied La paloma, seit der NDR eine Reihe startete, in der täglich eine andere Version des Liedes auf NDR2 im Radio gespielt wurde.
Weblinks
- coverinfo.de Datenbank zum Thema Coverversionen mit über 180.000 Einträgen
- SecondHandSongs Datenbank zum Thema Coverversionen mit über 90.000 Einträgen
- The Ultimate Punk Rock Cover Project Sammlung von Stücken, die von Punk-Bands gecovert wurden
- Jan Freitag: Malen nach Zahlen Artikel zum Thema Coverversionen bei www.zeit.de
Einzelnachweise
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