- D'Este
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Die Este waren eines der ältesten italienischen Adelsgeschlechter. Sie regierten 1240–1597 Ferrara und 1288–1796 Modena und waren bedeutende Mäzene der Renaissancezeit.
Geschichte
Die aus dem fränkischen Adel stammende Familie ließ sich zur Zeit Karls des Großen in der Lombardei nieder. Alberto Azzo II. d’Este (* 996; † 1097) erbaute 1056 bei der Stadt Este die gleichnamige Burg und benannte sich nach ihr.
Er hatte aus zwei Ehen drei Söhne, die die verschiedenen Linien der Familie begründeten:
- Welf IV. d’Este (Guelfo), der Älteste, war der Sohn von Kunigunde († vor 1056), der letzten Erbin der Welfen. Er ist der Stammvater der älteren deutschen Welfenlinie (Welf-Esten), die bis ins heutige britische Königshaus reicht.
- Hugo, aus der zweiten Ehe stammend, übernahm die Grafschaft Maine, das Erbe seiner Mutter, verkaufte es aber bereits ein Jahr später; er starb ohne Nachkommen.
- Die jüngere italienische Linie (Fulc-Este oder nur Este) begann mit Fulco I. d’Este († um 1128/35), dem dritten Sohn. Seine Nachkommen führten seit 1171 den Titel der Markgrafen von Este.
Die beiden blühenden Linien (auf deutscher Seite Heinrich der Löwe) schlossen 1154 einen Vertrag, der der jüngeren Linie den Besitz in Italien zusprach. Die Fulc-Este erwarben in der Folgezeit Ferrara, Modena und Reggio. Este selbst ging 1275 an Padua und 1405 mit Padua an Venedig.
Borso d’Este bekam von Kaiser Friedrich III. 1452 für Modena und Reggio den Herzogstitel, und nahm im Gegenzug beides von ihm als Reichslehen in Empfang; 1471 folgte durch Papst Paul II. der gleiche Titel für Ferrara als päpstliches Lehen. Die legitime Linie der Familie starb mit Alfonso II. d’Este 1597 aus, eine auf die Reichslehen beschränkte Nebenlinie außerehelicher Herkunft führte den Namen weiter. Ferrara wurde 1598 von Papst Clemens VIII. wegen der fehlenden Ehelichkeit der Erben eingezogen und in den Kirchenstaat eingegliedert.
In der Folge der Französischen Revolution wurden die beiden Herzogtümer 1796 zur Cispadanischen Republik erklärt, die im Jahr darauf in die Cisalpinische Republik aufging. Die herzogliche Familie wurde 1801 im Frieden von Lunéville mit dem Breisgau und der Ortenau entschädigt; 1803 starb der letzte Herzog, Ercole III. d’Este, seine Tochter Maria Beatrice brachte die Erbschaft den Habsburgern zu und wurde zur Begründerin der Linie Österreich-Este. Der Breisgau und die Ortenau gingen 1805 ebenfalls verloren, hier übernahm der neue Kurfürst und spätere (ab 1806) Großherzog von Baden die Herrschaft. Nach dem Wiener Kongress wurde Modena den Erben zurückgegeben. 1859/60 ging der Besitz jedoch im Zuge des Risorgimento und der Gründung des Königreichs Italien endgültig verloren.
Der letzte Herzog aus der Familie Österreich-Este Franz V. starb 1875. Er vererbte den Titel und sein Vermögen jedoch nicht an seine Nichte, Erzherzogin Marie Therese von Österreich-Este, die mit dem späteren König Ludwig III. von Bayern verheiratet war, sondern an Erzherzog Karl Ludwig von Österreich, einen jüngeren Bruder von Kaiser Franz Joseph I. unter der Bedingung, dass der Name Österreich-Este von dessen Nachkommen weitergeführt werde. So trug Karl Ludwigs Sohn, Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este (geboren 1863) diesen Namen. Franz Ferdinand wurde 1896, nach dem Tod des Kronprinzen Rudolf Thronfolger von Österreich-Ungarn. Seine Nachkommen waren jedoch wegen ihrer morganatischen Herkunft nicht erbberechtigt und mussten sich mit dem Titel Herzöge von Hohenberg zufrieden geben. Nach der Ermordung des Thronfolgers im Jahr 1914 ging der Name Österreich-Este auf Franz Ferdinands Großneffen Robert, geboren 1915, den Sohn des späteren Kaisers Karl I. über. Roberts Mutter, Zita von Bourbon-Parma, Tochter des Herzogs Robert I. von Parma war eine Urenkelin von Maria Theresia von Savoyen, Herzogin von Parma und Lucca, Tochter von Maria Theresia von Österreich-Este, Königin von Sardinien, die ihrerseit Tochter von Maria Beatrice d’Este und Erzherzog Ferdinand, den Begründern der Linie Österreich-Este war.
Heute trägt den Namen Österreich-Este Roberts Sohn, Erzherzog Lorenz von Österreich-Este, dem als Gemahl der Prinzessin Astrid von Belgien 1995 von König Albert II. auch der Titel Prinz von Belgien verliehen wurde. Die fünf Kinder des Paares tragen seit 1991 den Titel Erzherzog bzw. Erzherzogin von Österreich-Este und Prinz bzw. Prinzessin von Belgien.
Siehe auch: Geschichte von Ferrara und Geschichte von Modena
Die wichtigsten Familienmitglieder
- Anna d’Este (1531−1607)
- Borso d’Este (1413–1471) Herzog von Ferrara, Modena und Reggio
- Ercole I. d’Este (1431–1505), Herzog von Ferrara, Modena und Reggio
- Isabella d’Este (1474–1539), verheiratet mit Francesco Gonzaga, Markgraf von Mantua
- Beatrice d’Este (1475–1497), verheiratet mit Ludovico Sforza, Herzog von Mailand
- Alfonso I. d’Este (1476–1534) Herzog von Ferrara, Modena und Reggio, verheiratet mit Lucrezia Borgia
- Ippolito I. d’Este (1479–1520) Kardinal
- Ercole II. d’Este (1508–1559) Herzog von Ferrara, Modena und Reggio
- Ippolito II. d’Este (1509–1572) Kardinal, Erbauer der Villa d’Este
- Alfonso II. d’Este (1533–1597) Herzog von Ferrara, Modena und Reggio,
- Francesco III. d’Este (1698–1780) Herzog von Modena und Reggio
Die Herren und Markgrafen von Este
- Alberto Azzo II. d’Este (* 997; † 1097)
- Fulco I. d’Este († 1128)
- Azzo IV d’Este († vor 1145)
- Bonifacio I. d’Este († 1163)
- Fulco II. d’Este († vor 1172)
- Bonifacio II. d’Este († 1190)
- Obizzo I. d’Este († 1193) seit 1171 als Markgraf von Este
- Azzo V. († 1193) Markgraf von Este
- Azzo VI. († 1212) Markgraf von Este, Podestà von Ferrara
- Aldobrandino I. († 1215) Markgraf von Este, Podestà von Mantua ab 1212
- Azzo VII. Novello († 1264) Markgraf von Este, Podesta von Ferrara ab 1215, Podesta von Mantua ab 1253
- Rinaldo I. († 1251)
- Obizzo II († 1293) Markgraf von Este, Podesta von Ferrara ab 1264, Herr von Modena ab 1288, Herr von Reggio ab 1289
- Francesco I. († 1312 Markgraf von Este ab 1282
- Bertoldo I. († 1343) Markgraf von Este
- Francesco II. († 1384) Markgraf von Este
- Azzo IX. († 1415) Markgraf von Este
- Taddeo († 1448) Markgraf von Este
- Bertoldo II. († 1463) Markgraf von Este
Die Herren von Ferrara, Modena und Reggio
- Obizzo II d’Este († 1293) Markgraf von Este, Podesta von Ferrara ab 1264, Herr von Modena ab 1288, Herr von Reggio ab 1289
- Azzo VIII. d’Este († 1308), Herr von Ferrara, Modena und Reggio ab 1293
- Aldobrandino II. d’Este († 1326) Herr von Ferrara, Modena und Reggio ab 1308, vertrieben
- Rinaldo II. d’Este († 1335), wieder eingesetzt, Herr von Ferrara ab 1317
- Niccolò I. d’Este († 1344) Mitherr
- Rinaldo III. d’Este († 1369)
- Obizzo III. d’Este († 1352) Herr von Ferrara ab 1335, Herr von Modena ab 1336
- verheiratet mit Elisabeth ( † 3. März 1341), die Tochter Albrecht II. (Sachsen-Wittenberg)
- Aldobrandino III. d’Este († 1361) folgt 1352
- Niccolò II. d’Este († 1388) folgt 1361
- Alberto I. d’Este († 1393) folgt 1388
- Niccolò III. d’Este († 1441) folgt 1393
- Leonello d’Este († 1450) folgt 1441, Markgraf von Ferrara
- Borso d’Este († 1471, folgt 1450, Herzog von Modena und Reggio 1452, Herzog von Ferrara 1471
Die Herzöge von Ferrara, Modena und Reggio 1452–1597
- Borso 1452–1471 (Herzog von Ferrara 1471)
- Ercole I. 1471–1505
- Alfonso I. 1505–1534
- Ercole II. 1534–1559
- Alfonso II. 1559–1597
Die Herzöge von Modena und Reggio 1597–1796
- Cesare 1597–1628
- Alfonso III. 1628–1629 († 1644)
- Francesco I. 1629–1658
- Alfonso IV. 1658–1662
- Francesco II. 1662–1694
- Rinaldo 1694–1737
- Francesco III. 1737–1780
- Ercole III. 1780–1796 († 1803)
Die Herzöge von Modena und Reggio aus dem Haus Habsburg (Österreich-Este) 1814–1860
(seit 1815 auch Herzöge von Mirandola und seit 1829 Herzöge von Massa und Fürsten von Carrara)
- Francesco IV. 1814–1846
- Francesco V. 1846–1859 († 1875)
Siehe auch
Literatur
- Francesco Bocchi: Este. In: Norbert Angermann u.a. (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters. Dtv, München 2003, ISBN 3-423-59057-2 (hier Band 4)
- Luciano Chiappini: Gli Estensi. Mille anni di storia. Corbo, Mailand 2001, ISBN 88-8269-029-6.
- Werner L. Gundersheimer: Ferrara. The style of a renaissance despotism. University Press, Princeton, N.J. 1973, ISBN 0-691-05210-7.
Weblinks
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