1492 – Die Eroberung des Paradieses

1492 – Die Eroberung des Paradieses
Filmdaten
Deutscher Titel: 1492 – Die Eroberung des Paradieses
Originaltitel: 1492: Conquest of Paradise
Produktionsland: USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien
Erscheinungsjahr: 1992
Länge: 149 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Roselyne Bosch
Produktion: Ridley Scott,
Alain Goldman
Musik: Vangelis
Kamera: Adrian Biddle
Schnitt: William M. Anderson,
Françoise Bonnot,
Les Healey,
Armen Minasian,
Deborah Zeitman
Besetzung

1492 – Die Eroberung des Paradieses (Originaltitel: 1492: Conquest of Paradise) ist ein Historienfilm des Regisseurs Ridley Scott aus dem Jahr 1992. Das Drehbuch stammt von Roselyne Bosch. Der Film erzählt die Geschichte der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus und die Auswirkungen auf die Ureinwohner. Das Drehbuch basiert zwar auf historischen Begebenheiten, jedoch wird nach überwiegender Auffassung der Kritiker die Person des Kolumbus zu positiv dargestellt und so als Held stilisiert.

In den Kinos war der Film wenig erfolgreich und spielte kaum die Produktionskosten ein. Sehr erfolgreich wurde später aber die Filmmusik des Komponisten Vangelis.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film beginnt mit der Ankunft des Kolumbus in Madrid. Dort wird er Zeuge der Hinrichtung von angeblichen Ketzern durch die Inquisition. Dies dient zur Illustration der Zeitumstände, denen Kolumbus als aufgeklärter und humanistisch gesinnter Charakter gegebenübergestellt wird. Kolumbus bemüht sich um die Unterstützung der spanischen Krone für das Projekt einer Expedition, die einen alternativen Seeweg nach Indien finden sollte. Er erreicht, dass er seine Pläne einer Kommission der Universität Salamanca vortragen darf. Die Wissenschaftler der Universität werden als bornierte und eingebildete Dogmatiker dargestellt, die die Pläne des Kolumbus nur aus formalen Gründen ablehnen. Nach der Ablehnung verfällt Kolumbus in Wut, dann in Depression, bis er Unterstützung durch den Seemann Pinzón erhält. Dieser kann ihm mit Hilfe eines Bankiers direkten Zugang zur Königin Isabella verschaffen. Kolumbus und die Königin sind sich spontan sympathisch und hierdurch, sowie durch die berechnende Unterstützung des Schatzmeisters der Königin Sanchez, kann er schließlich seine Pläne durchsetzen. Die entscheidende Audienz findet im Film vor dem Hintergrund der Eroberung des maurischen Granada 1492 statt. Auch die immensen Forderungen des Kolumbus werden schließlich akzeptiert.

Es werden drei Schiffe geschickt, die vom Hafen Palos ablegen. Bei der Abfahrt gesteht Kolumbus seinem Beichtvater, der ihn die ganze Zeit unterstützt hatte, dass er bei der Berechnung der Route gelogen habe. Ihm sei bewusst, dass die Strecke nach Indien viel weiter sei; wie lange genau die Reise dauern werde, wisse er nicht. Die Reise selbst wird stark verkürzt dargestellt. In einer Szene zeigt Kolumbus einem Seemann, wie er nach den Sternen navigiert und gewinnt so einen wichtigen Verbündeten in der Mannschaft. Dennoch werden die Matrosen immer unruhiger, je länger die Reise dauert; es machen sich Angst und Aufruhr breit. Schließlich merkt auch Kapitän Pinzón, dass die bereits zurückgelegte Distanz größer ist als die von Kolumbus zuerst vorgeschlagenen 750 Seemeilen. Kolumbus kann eine Meuterei abwenden, wobei ihm ein zufälliger Windumschwung als gutes Omen zur Hilfe kommt. Bald finden sich erste Anzeichen von nahem Land; die Schiffe landen schließlich auf einer Insel. Die Dramatik dieses historischen Augenblicks und der persönliche Triumph des Kolumbus werden sehr eindringlich dargestellt. Bald trifft man auch Bewohner dieser Insel. Die Begegnung mit den Eingeborenen wird als überwiegend friedlich dargestellt und Kolumbus sorgt durch harte Disziplin für ein gutes Benehmen seiner Seeleute gegenüber den Indios. Es findet sich jedoch nur wenig Gold, was zu erster Enttäuschung führt. Auf der Suche nach Gold werden weitere Inseln, u.a. das heutige Haiti, entdeckt. Als nach einiger Zeit noch immer keine großen Mengen Gold gefunden sind und mehrere aus der Besatzung krank werden, kehrt Kolumbus nach Spanien zurück. Allerdings bleiben 39 Männer zurück, um ein Fort zu bauen.

Kolumbus wird nach seiner Rückkehr in Spanien als Held gefeiert und steigt rasend schnell in der Hierarchie des Adels auf. Dies weckt aber auch den Neid einflussreicher Höflinge. Als er sich weigert, dem Vorschlag, den Richter Francisco de Bobadilla als Gouverneur einzusetzten, zu folgen, verliert er auch die Unterstützung von Sanchez. Mit 17 Schiffen und zahlreichen Kolonisten kehrt Kolumbus auf die Inseln zurück. Dort stellt er fest, dass die zurückgelassenen Matrosen alle von Unbekannten getötet wurden. Kolumbus verhindert, dass der Adlige Moxica Rache an den Eingeborenen nimmt. Er beginnt den Aufbau einer Kolonie. Dabei setzt er auf den Ausgleich zwischen Eingeborenen und Spaniern, was er mit dem idealistischen Ziel einer Neuen Welt begründet. Weil er auch von den Adligen harte Arbeit verlangt, macht er sich diese endgültig zu Feinden. Moxica zettelt schließlich eine Rebellion an, die erst nach harten Kämpfen niedergeschlagen werden kann. Moxica stirbt, seine Mitverschwörer lässt Kolumbus hinrichten. Die stark negativ gezeichnete Figur des Moxica wird auch als Hauptverantwortlicher für die Gräuel an den Eingeborenen dargestellt, wohingegen im Film Kolumbus selbst vergeblich versucht die Ureinwohner zu schützen.

Ein verzerrter Bericht eines zurückgekehrten Mönches führt zur Abberufung von Kolumbus. Ausgerechnet der von Kolumbus zuvor abgelehnte Bobadilla wird nun neuer Vizekönig und Kolumbus in Ketten nach Spanien zurückgebracht. Er muss nun miterleben, wie an seiner Stelle Amerigo Vespucci als Entdecker der neuen Welt gefeiert wird. Durch Fürsprache seiner Söhne kann er eine neue Audienz bei der Königin erreichen. Er erhält die Genehmigung für eine letzte Reise in die neue Welt. Der Film endet mit den Worten seines Sohnes Fernando, der sich daran macht, die Geschichte seines Vaters aufzuschreiben und ihm so seinen Ruhm wiedergibt.

Abweichungen von den historischen Fakten

Die Bemühungen von Kolumbus um die Unterstützung der spanischen Krone werden stark gekürzt und zusammengefasst. In der Person des Sanchez werden offenbar zwei Personen, die das Vorhaben von Kolumbus unterstützten, zusammengefasst, nämlich Alonso de Quintanilla und Luis de Santángel. Ebenso steht die Figur des Freundes und Beichtvaters offenbar für Juan Perez und Pedro González de Mendoza.

Für die Behauptung, dass Kolumbus absichtlich über die Entfernung des Seewegs gelogen habe, gibt es keinen Beleg.

Von den vier Amerika-Reisen des Kolumbus werden nur zwei geschildert und die letzte erwähnt.

Wichtige weitere Ereignisse auf der ersten Reise nach der Entdeckung, wie etwa der Verlust der Santa Maria, kommen im Film nicht vor. Von der Rolle des Martín Alonso Pinzón findet nur seine Erkrankung Beachtung.

Die Verantwortung von Kolumbus für Mord und Versklavung der Eingeborenen wird im Interesse an einer möglichst positiven Darstellung des Film-Protagonisten durch einen dramaturgischen Trick umgekehrt: Der von Depardieu gespielte Kolumbus tritt den Bewohnern der westindischen Inseln gegenüber mit Nachsicht, Liebe und Verantwortungsbewusstsein auf. Bereits auf der zweiten Reise wird er (im Interesse der Wertschöpfung aus seinen Expeditionen von Seiten seiner spanischen Auftraggeber) von den Vertretern der Adelskaste begleitet, die – im Gegensatz zu ihm – in der eingeborenen Bevölkerung nur potenzielle Sklaven und auszubeutende Wirtschaftskraft sehen. Als Antagonist fungiert hier die fiktive Figur des Moxica (Michael Wincott), der Kolumbus' humanitären Umgang mit den Ureinwohnern unterwandert, zu Aufruhr und Krieg anstachelt und dem es schließlich gelingt, einen nicht mehr zu kittenden Riss zwischen Spanier und Inselbewohner zu treiben. Nachdem die Kolonie infolgedessen im Chaos versunken ist, legt der pro-adelige Priester der Gemeinde vor Königin Isabella und Sanchez falsches Zeugnis ab – dass Kolumbus alleine für Morde an und Krieg mit der Urbevölkerung verantwortlich sei. Isabella hat danach keine andere Wahl mehr, als Kolumbus als Gouverneur abzusetzen. Mit diesem Kniff, durch das falsche Zeugnis eines Priesters als "Wahrheit in die Geschichte" eingehen zu lassen, was sich im Film völlig anders abgespielt hat, wird die historische Integrität der Handlung gewahrt, die Figur des Kolumbus gleichzeitig aber von aller Verantwortung für das Schicksal der Eingeborenen freigesprochen.

Obwohl die ersten Begegnungen mit den Ureinwohnern wohl tatsächlich relativ friedlich verliefen, trägt Kolumbus selbst die Hauptschuld für die späteren Gräuel. Er ging nach allen vorhandenen Quellen weit brutaler vor, als dies selbst von der spanischen Krone gewünscht wurde. Für eine humanistische Gesinnung gibt es keinen Beleg, dafür aber viele für die finanziellen Motive hinter seinen Entdeckungsfahrten. Der Charakter und die Handlungen des historischen Kolumbus sind wohl der fiktiven Gestalt des Moxica weit näher als der des Kolumbus im Film.

Kritiken

Roger Ebert schrieb in der Chicago Sun-Times vom 9. Oktober 1992, Kolumbus wurde in dem Film menschlicher gezeigt und mit einer komplexeren Persönlichkeit ausgestattet als in den anderen Filmbiografien über ihn. Er lobte die Darstellung von Gérard Depardieu und die Regie von Ridley Scott, die vor allem für „atemberaubende“ Bilder sorgte. Ebert bezweifelte die historische Korrektheit der Darstellung der Figur von Kolumbus, fügte dem jedoch hinzu, dass die historischen Charaktere womöglich aus aktueller Sicht reinterpretiert werden sollten. [1]

Das Lexikon des internationalen Films spricht von einer „naiven Verfilmung“, die „keinen Anspruch auf geschichtliche Wirklichkeit erhebt“ und die Protagonisten als „tragisch scheiternde Helden stilisiert“. Der Film wird als „enttäuschendes Historiengemälde“ bewertet, welches „langatmig inszeniert“ wurde. [2]

In einem Überblick der Online-Filmkritik-Website Rotten Tomatoes wird der Film ausgeglichen beurteilt; von 15 Kritiken waren 7 positiv, 8 negativ. [3]

Auszeichnungen

Die Musik von Vangelis wurde für den Preis Golden Globe Award nominiert. Außerdem wurde das Titellied Conquest of Paradise 1995 als Auftrittsmusik des deutschen Boxers Henry Maske ausgewählt und erreichte in der Folge Platz 1 der Charts in Deutschland und der Schweiz. Die Single erhielt in Deutschland Dreifachplatin, die Soundtrack-LP Doppelplatin.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Kritik von Roger Ebert in der Chicago Sun-Times vom 09. Oktober 1992
  2. Eintrag im Lexikon des internationalen Films
  3. Eintrag zu 1492 – Conquest of Paradise auf rottentomatoes.com, abgerufen am 16. Dezember 2006

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