- Elmar Brok
-
Elmar Heinrich Brok (* 14. Mai 1946 in Verl) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1999 bis 2007 Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Beruf
Nach dem Abitur im Jahre 1966 am Gymnasium Theodorianum in Paderborn[1] studierte Brok ohne Abschluss Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft in Edinburgh. Nach einem Rundfunkvolontariat war er als Rundfunk- und Zeitungsjournalist tätig. Später war Brok Europabeauftragter des Vorstandes der Bertelsmann AG und war dort von 2004 bis 2011 Senior Vice President Media Development.[2]
Elmar Brok ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie in Bielefeld.
Partei
Brok engagierte sich zunächst in der Jungen Union und war von 1973 bis 1981 deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Er gehört seit 1994 dem Landesvorstand der CDU in Nordrhein-Westfalen und seit 2004 dem CDU-Bundesvorstand an. Seit 1996 ist er Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe. Seit 1989 leitet Brok den CDU-Bundesfachausschuss Außen-, Sicherheits- und Europapolitik
Brok ist außenpolitischer Koordinator der Europäischen Volkspartei (EVP) und gehört dem EVP-Vorstand an.
Nachdem er von 1993 bis 2002 zunächst Vizepräsident war, ist Brok seit 2002 Präsident der Europäischen Union Christlich-Demokratischer Arbeitnehmer (EUCDA).
Abgeordneter
Seit 1980 ist Brok Mitglied des Europäischen Parlaments. Er ist Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für konstitutionelle Angelegenheiten und stellvertretendes Mitglied im Europaausschuss des Deutschen Bundestages.
Seit der Europawahl 2009 ist Elmar Brok außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion und Mitglied des EVP-Fraktionsvorstandes sowie Vorsitzender der interparlamentarischen Delegation zum US-Kongress und des Transatlantic Legislators' Dialogue.
Von 1999 bis 2007 war er Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Menschenrechte, Gemeinsame Sicherheit und Verteidigungspolitik.
Brok war als Vertreter des Europäischen Parlaments beteiligt an den Regierungskonferenzen über die Überprüfung des Vertrags von Maastricht (1994/1995), zum Vertrag von Amsterdam (1996/1997), zum Vertrag von Nizza (2000), dem EU-Verfassungsvertrag (2003/2004) sowie zum Vertrag von Lissabon (2007). 2001 bis 2002 war Brok Vorsitzender der EVP-Gruppe im Konvent für die Verfassung der Europäischen Union.
Von 1999 bis 2004 war Brok Hauptberichterstatter für die Erweiterung der Europäischen Union.
Im September 2010 war er an der Gründung der Spinelli-Gruppe beteiligt, die sich für den europäischen Föderalismus einsetzt.
Mitgliedschaften
Brok ist Mitglied der Europa-Union Parlamentariergruppe Europäisches Parlament.
Er ist Mitglied der Parlamentarischen Arbeitsgruppe der Initiative A Soul for Europe.
Gesellschaftliche Ämter
Von 1999 bis 2006 war Brok Präsident der Europa-Union Deutschland. Peter Altmaier wurde am 10. Dezember 2006 zu seinem Nachfolger und Brok selbst zum Ehrenpräsidenten gewählt. Des Weiteren ist Brok stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums des Instituts für Europäische Politik (IEP), Co-Vorsitzender des Deutsch-Ungarischen Forums, Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF).
Auf lokaler Ebene ist er Vorsitzender des Kuratoriums der St. Hedwig-Heimvolkshochchule und sitzt als Mitglied im Stiftungsvorstand der Marienschule Bielefeld.
Kritik
Brok wurde wiederholt vorgeworfen, die Interessen seines Arbeitgebers Bertelsmann anstatt die seiner Wähler zu vertreten. So wird behauptet, er sei maßgeblich am Zustandekommen der EU-Richtlinie zum Urheberrecht beteiligt gewesen, die nach Aussage eines Bertelsmann-Managers die Position der Medienunternehmen stärke.[3]. Ein weiterer Vorwurf lautet, im Entwurf für den Vertrag über eine Verfassung für Europa für Europa habe Brok durchgesetzt, dass das Recht auf „Geistiges Eigentum“ im Verfassungsentwurf absolut gesetzt wurde und keiner sozialen Verpflichtung unterliege (Art.II-77 Abs. 2).[4] Der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim bezeichnete Broks Tätigkeit mehrmals als „legale Korruption“.
Brok erklärt dazu, dass er stets transparent seine berufliche Tätigkeit öffentlich und über die Regeln des EP hinaus angegeben habe und derartig behauptete Einflussnahme nicht vorgenommen habe.
Seine Angabe, er trenne Mandat und private Geschäftsinteressen „messerscharf“, wurde von Brüssel-Korrespondenten bezweifelt, die interne Bertelsmann-Papiere von 1994 zugespielt bekamen. Es wurden Vorwürfe laut, er habe seine Beziehungen genutzt, um einen festen freien Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Hajo Friedrich, der zuvor kritisch über ihn berichtet hatte,[5] an zukünftiger Berichterstattung zu hindern. Hierzu habe Brok bei FAZ-Herausgeber Günther Nonnenmacher angerufen. Nachdem Nonnenmacher daraufhin mit dem Brüsseler FAZ-Büro gesprochen habe, hätte Friedrich nicht mehr für das Politikressort schreiben dürfen, wie er es vorher gelegentlich getan hatte.[6] Nonnenmacher und Brok verneinen dies aber.
Elmar Brok hat seine Position als Senior Vice President Media Development der Bertelsmann AG zum 31. Mai 2011 aufgegeben.
Ehrungen
Brok wurden das große Bundesverdienstkreuz (2009), das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, der Verdienstorden „Großoffizier von Luxemburg“, das Kommandeurskreuz des Verdienstordens Litauen sowie das estländische Verdienstkreuz II. Klasse des Ordens von Terra Mariana verliehen.
2007 ernannte ihn das Tabakforum zum Pfeifenraucher des Jahres.
Einzelnachweise
- ↑ Abiturientenverzeichnis 1910 - 1985, Hersausgeber: Vereinigung ehemaliger Theodorianer, 1985, Seite 47
- ↑ Jürgen Kaube: Nebeneinkünfte. Pflegestufe eins. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Januar 2005.
- ↑ Peter Mühlbauer: Lex Bertelsmann vor der zweiten Hürde
- ↑ Peter Mühlbauer: „Verfassungsfeinde feiern in Berlin“.
- ↑ Hajo Friedrich: Nebeneinnahmen im Zwielicht: In: FAZ, 11. Januar 2005.
- ↑ Lutz Mükke: „Broker“ In: Medienmagazin Message, 4. Quartal 2005, vollständiges PDF: [1]
Weblinks
Commons: Elmar Brok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website von Elmar Brok.
- Biografie beim Europäischen Parlament.
- Abstimmungsverhalten von Elmar Brok im Europäischen Parlament auf VoteWatch.eu (auf Englisch)
- Lutz Mükke: Der Parlaments-Broker (pdf). In: message 4/2005, 7. Oktober 2005.
- Quartalsberichte von Elmar Brok an Bertelsmann über seine Lobbyarbeit auf der Website von Hans-Peter Martin.
- Literatur von und über Elmar Brok im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Elmar Brok auf abgeordnetenwatch.de
Präsidenten der Europa-Union DeutschlandEugen Kogon (1949–1954) | Paul Leverkuehn (1954) | Ernst Friedlaender (1954–1957) | Friedrich Carl von Oppenheim (1957–1973) | Theo M. Loch (1973–1980) | Walter Scheel (1980–1989) | Egon Klepsch (1989–1997) | Hans-Gert Pöttering (1997–1999) | Elmar Brok (1999–2006) | Peter Altmaier (seit 2006)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Elmar Brok — (born May 14, 1946 in Verl, Kreis Gütersloh) is a German Member of the European Parliament and the former Chairman of the European Parliament Committee on Foreign Affairs. He was elected on the CDU ticket and sits with the European People s Party … Wikipedia
Elmar Brok — Elmar Brok, 2009 Elmar Brok (né le 14 mai 1946) est député européen CDU allemand depuis 1980. Il fut le coordinateur de la délégation du Parti Populaire Européen (PPE) durant la Convention sur l avenir de l Europe et représentant du Parlement… … Wikipédia en Français
Elmar — ist ein Vorname und ist die Kurzform des altgermanischen Männernamens Eilmar oder Agilmar. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Varianten 3 Namenstag 4 Bekannte … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Brn–Bro — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Europa-Union — Deutschland e.V. Gründer Eugen Kogon Gegründet 1946/49 Sitz … Deutsch Wikipedia
Europa-Union Deutschland e.V. — Europa Union Deutschland e.V. Gründer Eugen Kogon Gegründet 1946/49 Sitz … Deutsch Wikipedia
Union Europäischer Föderalisten — Europa Union Deutschland e.V. Gründer Eugen Kogon Gegründet 1946/49 Sitz … Deutsch Wikipedia
Daniel Cohn-Bendit — in March 2010 Co president of the European Greens–European Free Alliance group in the European Parliament … Wikipedia
Othmar Karas — (born 24 December 1957 in Ybbs an der Donau, Lower Austria) is an Austrian politician and Member of the European Parliament. He is a member of the Austrian People s Party, vice chair of the EPP ED group, and sits on the European Parliament s… … Wikipedia
Bertelsmann-AG — Unternehmensform Aktiengesellschaft Gründung 1. Juli 1835 … Deutsch Wikipedia