Emmanuelle Béart

Emmanuelle Béart
Emmanuelle Béart in Deauville (2010)
Béart (2000)
Béart bei den Filmfestspielen in Cannes 2000

Emmanuelle Béart (* 14. August 1963 in Gassin, Département Var) ist eine französische Theater- und Filmschauspielerin sowie Mannequin. Von 1996 bis 2006 war sie UNICEF-Botschafterin.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Béart ist die Tochter des libanesischen Ingenieurs, Dichters und Chansonniers Guy Béart und des früheren, italienisch-griechischen Mannequins Geneviève Galéa (später Schauspielerin). Zu ihren weiteren Vorfahren zählen nach ihren eigenen Angaben neben Griechen und Italienern auch Russen, Spanier, Malteken, Orientalen und Kroaten.[2] Ihre Kindheit verbrachte sie mit vier jüngeren Geschwistern (drei Schwestern und einem Bruder) auf dem elterlichen Hof in der Provence. Bei ihrer Erziehung in der liberalen 68er-Ära waren Offenheit in der Familie und soziale Anteilnahme selbstverständlich. Sie wuchs ohne Fernsehen auf und lernte dafür durch das Radio die Chansons und Lieder der französischen Kultur.

Im Alter von 9 Jahren hatte sie 1972 ihre erste kleine Filmrolle in René Cléments Kriminaldrama Treibjagd. Als sie Romy Schneider in Mado (1976) spielen sah, stand für sie der Entschluss fest, Schauspielerin zu werden. 1980 ging sie nach Montreal, Kanada. Ursprünglich geplant waren 15 Tage, doch Land und Leute gefielen ihr auf Anhieb so gut, dass sie nahezu vier Jahre dort blieb. Sie arbeitete als Au-pair-Mädchen, schloss nebenbei erfolgreich ihre Schulausbildung mit dem Baccalauréat ab und lernte darüber hinaus noch Englisch. Dort wurde sie auch von dem Regisseur Robert Altman ermutigt, als Schauspielerin weiterzumachen. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich nahm sie 1983 Schauspielunterricht bei Jean-Laurent Cochet. Der erste Erfolg stellte sich 1986 mit der Rolle eines Hirtenmädchens in der Marcel-Pagnol-Verfilmung Manons Rache (mit Yves Montand) ein.

1987 wurde sie von dem Regisseur Tom McLoughlin unter 5.000 Kandidatinnen ausgewählt, um in Hollywood die Fantasy-Komödie Verabredung mit einem Engel zu drehen. Für die Rolle in Jacques Rivettes Film Die schöne Querulantin, in dem sie an der Seite von Michel Piccoli ein geheimnisvolles Aktmodell spielt, wurde sie 1991 bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet. Danach spielte sie in einigen Filmen von so bekannten Filmemachern wie Claude Sautet (Ein Herz im Winter), André Téchiné (Ich küsse nicht), Claude Chabrol (Die Hölle) und François Ozon (8 Frauen). Béart gilt als Perfektionistin in ihrem Metiers, für den Film Ein Herz im Winter nahm sie ein Jahr lang Geigenunterricht und wegen Le heros de la famille hatte sie Gesangsunterricht für die Rolle einer Cabaret-Sängerin.

Béart zählt mit ihrer erotischen Ausstrahlung zu den Stars des französischen Kinos. Im Jahr 2006 präsentierte sie die Weihnachtswäschekollektion von H&M.

Soziales Engagement

Béart war von 1996 bis März 2006 Botschafterin des französischen Komitees der UNICEF. Sie reiste für insgesamt sechs UNICEF-Missionen in verschiedene Entwicklungsländer, darunter wegen einer Resozialisierungsinitiative von ehemaligen Kindersoldaten in Sierra Leone.[1] Sie legte ihr Mandat nieder aus Enttäuschung über die nicht eingehaltenen Versprechen diverser Regierungen, Aids-Waisen ärztlich angemessen zu versorgen.[3] Sie ist weiterhin Mitglied des Komitees für Patenschaften von UNICEF France. Darüber hinaus setzte sie sich auch für illegale Einwanderer (sans papiers) ein. Bei der Besetzung der Kirche Saint-Bernard in Paris im (18. Arrondissement) 1996 durch Immigranten[4] [5] wurde sie ebenfalls verhaftet und verlor dadurch ihren Werbevertrag mit dem Modehaus Dior.[6]

Familie

1984 begegnete sie Daniel Auteuil bei den Dreharbeiten zu dem Film Der Filou (L’amour en douce). Sie heirateten noch während der Drehtage, ihre Ehe wurde 1994 nach zehn Jahren geschieden. Aus der Ehe mit Auteuil ging eine Tochter hervor. Außerdem hat sie einen Sohn mit dem Musiker und Produzenten David Moreau.

Im August 2008 heiratete sie in ihrem Haus im belgischen Genappe den Schauspieler und Schriftsteller Michaël Cohen. Dieser hatte 2007 den Roman Ça commence par la fin veröffentlicht, in dem er Béart für die Romanheldin Gabrielle zum Vorbild genommen haben soll.[7]

Auszeichnungen

Für ihre schauspielerische Leistung in Manons Rache erhielt sie 1987 einen César als beste Nebendarstellerin; siebenmal war sie erfolglos für den wichtigsten französischen Filmpreis nominiert – davon fünfmal in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin. 1993 gewann Béart für Ein Herz im Winter gemeinsam mit der späteren Oscar-Preisträgerin Emma Thompson (Wiedersehen in Howards End) den italienischen David di Donatello als beste ausländische Darstellerin. Im Jahr 2002 erhielt sie für François Ozons Krimikomödie 8 Frauen gemeinsam mit dem übrigen weiblichen Schauspielensemble um Catherine Deneuve, Isabelle Huppert und Fanny Ardant den Silbernen Bären der Internationalen Filmfestspiele von Berlin („Herausragende künstlerische Leistung“) und den Europäischen Filmpreis als Beste Darstellerin.

Filmografie (Auswahl)

Béart mit Michel Piccoli bei den Filmfestspielen in Cannes 1991
  • 1972: Treibjagd (La course du lièvre à travers les champs)
  • 1976: Demain les mômes
  • 1983: Erste Sehnsucht (Premiers désirs)
  • 1983: Eine verbotene Liebe (Un amour interdit)
  • 1984: Der Filou (L’amour en douce)
  • 1986: Manons Rache (Manon des sources)
  • 1987: Verabredung mit einem Engel (Date with an Angel)
  • 1988: Der große Blonde auf Freiersfüßen (A gauche en sortant de l’ascenseur)
  • 1989: Wilde Kinder (Les enfants de désordre)
  • 1990: Die Reise des Capitan Fracassa (Il viaggio di Capitan Fracassa)
  • 1991: Die schöne Querulantin (La belle noiseuse)
  • 1991: Ich küsse nicht (J’embrasse pas)
  • 1992: Ein Herz im Winter (Un cœur en hiver)
  • 1994: Die Hölle (L’enfer)
  • 1994: Eine französische Frau (Une femme française)
  • 1995: Nelly und Monsieur Arnaud (Nelly et Monsieur Arnaud)
  • 1996: Mission: Impossible
  • 1997: Das letzte Rotkäppchen (Le dernier chaperon rouge) - Kurzfilm
  • 1999: Die wiedergefundene Zeit (Le temps retrouvé)
  • 1999: Elephant Juice
  • 2000: Les destinées sentimentales
  • 2001: 8 Frauen (8 femmes)
  • 2003: Les égarés
  • 2003: Die Geschichte von Marie und Julien (Histoire de Marie et Julien)
  • 2003: Nathalie (Nathalie…)
  • 2005: Die drei Musketiere (D’Artagnan et les trois mousquetaires)
  • 2005: Un fil à la patte
  • 2005: Wie in der Hölle (L’enfer)
  • 2006: A Crime - Späte Rache (Un crime)
  • 2006: Le heros de la famille
  • 2007: The Witnesses (Les témoins)
  • 2008: Disco
  • 2008: Vinyan
  • 2008: My Stars (Mes stars et moi)

Literatur

  • Sylvie Lancrenon: Cuba Libre. Emmanuelle Béart. Übersetzt von Sophia Marzloff. Schirmer/Mosel, München 2008, ISBN 978-3-8296-0375-1, Band mit in Havanna erstellten erotischen Fotografien.
  • Fabien Goffez: Emmanuelle Béart. Nouveau monde, Paris 2005, ISBN 2-84736-090-5
  • Guy Austin: Stars in modern French film. Hodder Arnold, 2003, ISBN 978-0340760185
  • Emmanuelle Béart: Sous nos yeux. Missions d'Emmanuelle Béart, ambassadrice de l'UNICEF. Fotos von Olivier Guespin. Hrsg. von UNICEF, Gallimard, Paris 2003, ISBN 2-7424-1247-6

Weblinks

 Commons: Emmanuelle Béart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b „Kindersoldaten. Interview mit Emmanuelle Beart“, arte, Mai 2004
  2. „Wann sind Sie reif für Komödien, Madame Béart?“ FAZ, 10. August 2007
  3. „Emmanuelle Béart verlässt l'UNICEF“, gofeminin.de, 28. März 2006
  4. Video: Evacuation St Bernard, Institut national de l'audiovisuel, 23. August 1996, 3:31 Min.
  5. Video: Interview Emmanuelle Béart, Institut national de l'audiovisuel, 23. August 1996, 4:15 Min.
  6. Béarts Festnahme (Foto), FAZ, 10. August 2007
  7. „Personalien. Emmanuelle Béart“, Der Spiegel, 15. September 2008, Nr. 38, S. 200.

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