Ernst Fuchs (Maler)

Ernst Fuchs (Maler)
Ernst Fuchs, Wien 2007

Ernst Fuchs (* 13. Februar 1930 in Wien) ist ein österreichischer Maler, Architekt, Grafiker und Musiker. Er gilt als einer der Gründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ernst Fuchs wurde als einziges Kind von Maximilian und Leopoldine Fuchs in Wien geboren, väterlicherseits waren seine Vorfahren jüdischer Herkunft. Als sein Großvater Siegmund in die USA und sein Vater nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938/39 nach Shanghai emigrieren mussten, wurde er nach antisemitischen Anfeindungen 1942 römisch-katholisch getauft. Ab etwa 1942 erhielt Fuchs erste Unterweisungen im Zeichnen und Malen durch den Maler und Restaurator Alois Schiemann, dem Bruder seiner Taufpatin. Bis zum fünfzehnten Lebensjahr erhielt er Unterricht in Bildhauerei und Malerei bei Emmy Steinböck und Fritz Fröhlich an der Malschule St. Anna in Wien.

Von 1946 bis 1950 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien, zuerst unter Robin Andersen, dann unter Albert Gütersloh. Eine erste Einzelausstellung gab es 1949 in Paris, wohin er 1950 übersiedelte. Es folgten bis 1956 Reisen nach Amerika, Italien, Spanien und England. 1957 hielt er sich längere Zeit im Dormitio-Kloster am Berg Zion (Israel) auf und beschäftigte sich mit Ikonenmalerei. 1962 kehrte er nach Wien zurück, wo er eine Professur erhielt. Er zählt zusammen mit Wolfgang Hutter, Arik Brauer, Rudolf Hausner und Anton Lehmden zu den Gründern der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. 1972 erwarb er die Otto-Wagner-Villa und begann dort mit der Brunnenanlage Nymphäum Omega mit der Verwirklichung seiner architektonischen Vorstellungen. Das renovierte Gebäude dient heute als „Privatmuseum Ernst Fuchs“ und Veranstaltungsort. Die Villa, die ihm früher auch als Atelier diente, bewohnt Fuchs heute nicht mehr. Der Maler lebt und arbeitet seit 1988 in Monaco.

Otto-Wagner-Villa (Wien)
Nymphäum Omega
Sphinx (1977, Bronze auf Marmorsockel)

Seine anfänglich surrealistischen, später manieristischen Werke weisen häufig eine religiöse oder mythologische Symbolik auf. Nach den Aussagen in seinem Buch „Architectura Caelestis“ fußen viele seiner Motive auf visionärer Erfahrung. In Paris entstanden, beeinflusst durch die flämische Malerei, zahlreiche ikonographische Arbeiten. Drei dieser Werke bildeten später das Altarbild der Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf.

Aus den 1970er-Jahren stammen Skulpturen und einige Opernausstattungen (Parsifal und Die Zauberflöte in Hamburg, Lohengrin in München). Mozarts Zauberflöte sollte er 1996 nochmals ausstatten. Ebenfalls noch in den 1970er-Jahren entstanden Lyrik und philosophische Essays.

Fuchs singt und spielt mystisch inspirierte Schallplatten ein, u. a. die Alben „Von Jahwe“ (Gesänge über das Tetragramm JHWH) und „Via Dolorosa“, und arbeitet immer wieder auch mit Musikern zusammen, wo er ebenfalls als Sänger seine spirituellen Motive umsetzt. So z. B. das Album „Aphrica“ mit Klaus Schulze (1983), das er später mangels künstlerischer Übereinstimmung zurückzieht. Weitere Zusammenarbeit u. a. mit Chris Karrer von Amon Düül II im Jahr 1994 sowie Veröffentlichung der DoCD „Mystische Gesänge“.

In den 1990er-Jahren war Fuchs verstärkt als künstlerischer Gestalter von Bauwerken tätig (St.-Jakob-Kirche in Thal bei Graz, Hotelanlage in St. Veit an der Glan), wobei seine phantastische Architektur besonders durch die Verwendung üppiger Ornamentik und kräftiger Farben auffiel.

Moderne Werke von Fuchs, die bis in die Gegenwart auf biblische, mystische oder astrologische Motive gründen, waren seit den 1980er Jahren auf Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Italien, Japan, Russland und weiteren Ländern zu sehen.

Fuchs pflegte Freundschaften mit Salvador Dalí, Arno Breker, Mati Klarwein, Leonor Fini und vielen anderen Künstlern. 1975 ist Fuchs der jüngste der Künstlerfreundschaft, die Salvador Dalí proklamierte: „Wir sind das Goldene Dreieck der Kunst: Breker-Dalí-Fuchs. Man kann uns wenden wie man will, wir sind immer oben.

1987 porträtierte Ernst Fuchs Falco. Der Dialog, den die Beiden während des Malens führten, wurde aufgezeichnet und anlässlich des 50. Geburtstages von Falco im ORF ausgestrahlt.

2005 porträtierte der Regisseur und Produzent Jürgen Haase Ernst Fuchs in dem Dokumentarfilm Mit den Augen der Seele. Straßensänger und Kaiser wollt' ich werden.[1]

Auszeichnungen

Zitate über Fuchs

„Was an Fuchs besticht, ist seine hohe Intelligenz, seine enorme Belesenheit und seine sprühende Phantasie, die sich wie eine langaufgestaute Quell ergießt und alles in Begeisterung mitreisst; sie scheint nie zu versiegen. In ihm hat man eine Kultur von dreitausendjähriger Herkunft vor sich, die er mit seinen Werken repräsentiert.“

Arno Breker[3]

Werke (Auswahl)

Hotel „Ernst Fuchs Palast“ (St. Veit/Glan)

Bücher und CDs

  • Ernst Fuchs: Architectura Caelestis – Bilder des verschollenen Stils, Paperback, 223 S., Mit 15, teilweise farbigen Tafeln und zahlreichen Abbildungen im Text, 1966
  • Ernst Fuchs: Phantastisches Leben. Erinnerungen. 1. Aufl. Berlin 2001. ISBN 3-463-40401-X
  • Mystische Gesänge (Doppel-CD)
  • Dervish Kiss (CD von und mit Chris Karrer)

Literatur

  • Friedrich Haider: Ernst Fuchs: Zeichnungen und Graphik aus der frühen Schaffensperiode 1942 bis 1959. Löcker, Wien 2003 ISBN 3-85409-387-X
  • Walter Schurian (Text), Gerd Lindner (Hg.): 1900 bis 2010: Phantastische Kunst aus Wien. Panorama-Museum, Bad Frankenhausen 2010 ISBN 9783938049174 (mit Abb., auch von und über Brauer, Hausner, Hutter und Lehmden)
  • Theo Rommerskirchen: Ernst Fuchs. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005. ISBN 3-926943-85-8
  • Ernst Fuchs: Der Feuerfuchs. Umschau, 1988, ISBN 3-524-70004-7

Weblinks

 Commons: Ernst Fuchs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Filmbeschreibung beim Progress Film-Verleih
  2. Ernst Fuchs zum 80. Geburtstag mit Goldenem Ehrenzeichen bedacht In: Rathauskorrespondenz vom 22. März 2010 (abgerufen am 23. März 2010)
  3. zit. aus „Arno Breker – Schriften“, Marco-Edition Bonn-Paris, 1983. S. 79

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