Eugen Anton Bolz

Eugen Anton Bolz
Eugen Bolz auf einer deutschen Briefmarke (2006)

Eugen Anton Bolz (* 15. Dezember 1881 in Rottenburg am Neckar; † 23. Januar 1945 in Berlin) war ein deutscher Politiker der Zentrumspartei und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Tod

Eugen Bolz vor dem Volksgerichtshof, 1944

Eugen Bolz wurde als das zwölfte Kind eines Kaufmanns in Rottenburg am Neckar geboren. Er studierte in Tübingen Rechtswissenschaften und wurde dort Mitglied der Studentenverbindung AV Guestfalia Tübingen im CV. Ziemlich bald nach dem Studienabschluss in Bonn und Berlin ergriff er den Beruf des Politikers und trat der Zentrumspartei bei, für die er von 1912 bis 1933 dem Reichstag (davon genauer gesagt 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung für den Wahlkreis Aalen-Ellwangen-Gaildorf-Neresheim) und von 1912 bis 1933 dem württembergischen Landtag angehörte. 1919 wurde er in Württemberg zum Justizminister, 1923 zum Innenminister ernannt. Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er – als erster Katholik im überwiegend protestantischen Württemberg – als Nachfolger von Wilhelm Bazille seit 1928 Staatspräsident und zugleich weiterhin Innenminister. Da er als Anhänger der katholischen Soziallehre die NSDAP offen ablehnte, galt er als einer der Hauptgegner der neuen Machthaber. Er wurde am 11. März 1933 aus dem Amt gedrängt, nachdem der Landtag unter dem Druck der Nationalsozialisten seinen Nachfolger Wilhelm Murr gewählt hatte. Dem Fraktionszwang der Zentrumsfraktion folgend stimmte Bolz am 23. März 1933 im Reichstag dem Ermächtigungsgesetz trotz heftiger innerer Gewissenskonflikte zu. Am 19. Juni 1933 wurde Eugen Bolz verhaftet und mehrere Wochen in dem frühen Konzentrationslager Festung Hohenasperg interniert.

Nach seiner Entlassung zog er sich nach Beuron zurück. Ende 1941 / Anfang 1942 kam Eugen Bolz in Verbindung mit dem Widerstandskreis um Carl Friedrich Goerdeler. Eugen Bolz erklärte sich bereit, nach einem Umsturz ein Ministeramt in einer neuen Regierung zu übernehmen. In Goerdelers Ministerliste wurde er als Innenminister geführt. Nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er am 12. August 1944 verhaftet, am 21. Dezember vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 im Zuchthaus Berlin-Plötzensee enthauptet.

Ehrungen

Mahnmal in Stuttgart
  • An Bolz erinnert eine Bronzetafel an seinem Geburtshaus in der Königstraße 53 in seiner Geburtsstadt Rottenburg am Neckar, deren Ehrenbürger er ist.[1]
  • Im baden-württembergischen Landtag ist einer der Sitzungssäle nach ihm benannt.
  • In Stuttgart-Mitte steht in der Bolzstraße am Königsbau ein Mahnmal für Eugen Bolz.
  • Im Jahre 2004 wurde eine neue Glocke seiner Taufkirche, St. Moriz in Rottenburg am Neckar, nach ihm benannt.

Es gibt zahlreiche weitere Einrichtungen, Straßen und Plätze, die mit dem Namen Eugen Bolz verbunden sind.

Die von Bolz besuchte Lateinschule in Rottenburg heißt heute Eugen-Bolz-Gymnasium. Auch Schulen in Bad Waldsee, Ellwangen, Kornwestheim, Meckenbeuren und Wolpertswende wurden nach Bolz benannt.

1994 wurde eine Studienstiftung Eugen Bolz gegründet, die dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) nahesteht und eine demokratische und staatsbürgerliche Bildung von Studenten fördert.

Am 9. November 2006 gab die deutsche Post eine 45 Cent Sondermarke innerhalb der Serie „Aufrechte Demokraten“ heraus.

Zitate

  • „Politik ist nichts anderes als praktisch angewandte Religion.“
  • „Angesichts der Terrorherrschaft der Nazis forderte ich, dass das Gesetz Gottes über dem Staatsgesetz stehen müsse.“

Siehe auch

Denkmal in Rottenburg

Verweise

Literatur

  • Alois Dangelmaier: Staatspräsident Dr. Eugen Bolz als Mann u. Staatsmann. Schwabenverlag, Stuttgart 1948
  • Rudolf Morsey: Eugen Bolz (1881–1945) in: Jürgen Aretz, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd. 5. Mainz 1982
  • Max Miller: Eugen Bolz. Schwabenverlag, Stuttgart 1951
  • Joachim Köhler (Hrsg.): Christentum und Politik. Dokumente des Widerstands. Thorbecke-Verlag, Sigmaringen 1996, ISBN 3799540830
  • Joachim Köhler: Eugen Bolz. Württembergischer Minister und Staatspräsident, in: Michael Bosch, Wolfgang Niess (Hrsg.): Der Widerstand im deutschen Südwesten 1933-1945. Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 1984
  • Wilhelm Kohler: Leben und Martyrium unseres Staatspräsidenten Dr. Eugen Bolz. Ackermann Verlag, Schramberg 1947
  • Joachim Sailer: Eugen Bolz und die Krise des politischen Katholizismus in der Weimarer Republik. bibliotheca academica Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3928471090

Weblinks

Referenzen

  1. Erinnerungstafel an seinem Geburtshaus in Rottenburg

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