Eyes wide shut

Eyes wide shut
Filmdaten
Deutscher Titel: Eyes Wide Shut
Originaltitel: Eyes Wide Shut
Produktionsland: UK, USA
Erscheinungsjahr: 1999
Länge: 153 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Stanley Kubrick
Drehbuch: Stanley Kubrick,
Frederic Raphael
Produktion: Brian W. Cook,
Jan Harlan,
Stanley Kubrick
Musik: Jocelyn Pook
Kamera: Larry Smith
Schnitt: Nigel Galt
Besetzung

Eyes Wide Shut [ˌaɪz ˌwaɪd ˈʃʌt] ist der letzte vollendete Film des US-amerikanischen Filmregisseurs Stanley Kubrick, der nur zwei Tage nach Fertigstellung des Schnittes im Jahr 1999 verstarb. In den Hauptrollen spielen Nicole Kidman und Tom Cruise, in Nebenrollen sind der Regisseur Sydney Pollack, der deutsche Schauspieler Sky du Mont sowie die US-amerikanische Schauspielerin Leelee Sobieski zu sehen.

Eyes Wide Shut ist eine ins New York der Gegenwart gelegte Verfilmung von Arthur Schnitzlers Traumnovelle. Der Filmtitel ist ein Oxymoron und bedeutet wörtlich übersetzt „Augen weit geschlossen“.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der New Yorker Arzt Bill Harford und seine Frau Alice besuchen die Weihnachtsparty des gemeinsamen Freundes Victor Ziegler, auf der jeder der beiden mit anderen Partygästen flirtet. Bill trifft seinen ehemaligen Kommilitonen Nick Nightingale wieder. Später wird er in Victors Badezimmer gerufen, wo er der jungen Prostituierten Mandy das Leben rettet, die während eines privaten Schäferstündchens mit Victor eine Überdosis genommen hat.

Nach der Weihnachtsparty, einem routinemäßig verlaufenden Arbeitstag und einem gemeinsamen Joint mit seiner Frau erfährt Bill in einem Streit mit ihr, dass sie ihn und die gemeinsame Tochter Helena auf einer gemeinsamen Reise beinahe für einen ihr unbekannten Marineoffizier verlassen hätte. Als er kurz darauf zu einem sterbenden Patienten gerufen wird, gesteht dessen Tochter ihm ihre Liebe, und für Bill beginnt eine Reise (nicht nur) durch die Straßen von New York.

Von Rachegelüsten wegen der (geträumten) Untreue seiner Ehefrau geplagt, begleitet er eine Prostituierte in ihre Wohnung, verlässt sie nach einem unerwarteten Anruf von Alice aber wieder, ohne mit ihr geschlafen zu haben. Er besucht den befreundeten Musiker Nick Nightingale in einem New Yorker Jazzclub, wo dieser als Pianist einen Gig hat. Von ihm erfährt er von einem Ort, an dem regelmäßig geheime Orgien stattfinden – sein Freund spielt dort mit verbundenen Augen. Alle Teilnehmer dieser Orgien tragen Masken, und man erhält nur Zutritt, wenn man ein Passwort kennt. Nick teilt Bill dieses Passwort („Fidelio“, wie die gleichnamige Oper von Beethoven) mit, und die beiden trennen sich wieder.

Bill besorgt sich daraufhin eine Maske und ein Kostüm beim Verleiher Mr. Milich, wobei der seine minderjährige Tochter mit zwei erwachsenen Japanern ertappt. Der aufgeregte Vater droht den Japanern die Polizei zu rufen, während die Tochter bei Bill Schutz sucht und ihn dabei ungeniert anflirtet.

Bill fährt mit einem Taxi zu der angegebenen Adresse, einem großen und schwer bewachten Anwesen, und erlangt mit dem Passwort Zutritt. Dort wird er Zeuge einer großen, mysteriösen Orgie. Eine der anwesenden Frauen nimmt ihn beiseite und bittet ihn dringend, das Haus zu verlassen, da er jeden Moment enttarnt werden könne und daher in größter Gefahr sei. Bill bleibt jedoch – und wird entdeckt. Man bringt ihn in den Festsaal, wo er dem Zeremonienmeister der Veranstaltung Rede und Antwort stehen muss, während Dutzende Maskierte die Szenerie umringen. Bill wird gezwungen, sich zu demaskieren und soll drastisch bestraft werden. Jedoch nimmt die unbekannte Frau Bills Bestrafung auf sich; er wird verschont und darf das Haus verlassen.

Am folgenden Tag versucht Bill, erneut Kontakt zu Nick aufzunehmen, muss aber in dessen Hotel vom Rezeptionisten erfahren, dass dieser, mit einer Prellung im Gesicht und begleitet von zwei bedrohlich wirkenden Männern, sein Zimmer gegen 5:00 Uhr mit unbekanntem Ziel verlassen habe.

Bei der Rückgabe des Kostüms (wobei die Maske fehlt) trifft Bill bei Mr. Milich die Japaner wieder und erfährt, dass diese mit dem Vater des minderjährigen (und angeblich geistig behinderten) Mädchens eine „Einigung finanzieller Natur“ getroffen haben. Ähnliche Dienste, wie sie für die Japaner geleistet wurden, werden auch Bill angeboten.

Als er erneut das herrschaftliche Anwesen besuchen will, in dem Tags zuvor die Orgie stattgefunden hat, steht Bill vor verschlossenen Toren. Von einem Boten erhält er einen namentlich an ihn gerichteten Zettel mit der Nachricht, er solle seine Nachforschungen aufgeben, dies sei die zweite und hoffentlich letzte Warnung. Seine Nachforschungen seien fruchtlos und gefährlich.

Wieder in der Wohnung der Prostituierten, trifft Bill nur deren Mitbewohnerin an, von der er erfährt, dass diese kurz zuvor einen positiven HIV-Test erhalten habe und vermutlich nicht wiederkomme.

Als Bill danach erneut orientierungslos durch die Straßen irrt, glaubt er, von einem glatzköpfigen Mann in einem hellen Mantel verfolgt zu werden. Während er diesen beobachtet, kauft er an einem Zeitungsstand eine Zeitung und begibt sich anschließend, anscheinend auf der Flucht vor seinem Verfolger, in ein nahegelegenes Café. Als er dort die Zeitung durchblättert, stößt er auf die Schlagzeile, dass eine ehemalige Schönheitskönigin an einer Überdosis Drogen gestorben ist. Bill gibt sich im Krankenhaus als Arzt der Verstorbenen aus und erhält Gelegenheit, ihre Leiche zu sehen. Er glaubt, dass sie die Frau auf der Orgie war und dass sie an seiner Stelle gestorben ist.

Bill wird von Victor zu sich gerufen, der zugibt, bei der Orgie anwesend gewesen zu sein, und dem Fassungslosen versichert, dass alles nur ein Theater, eine Täuschung gewesen sei, um ihm Angst zu machen und ihn ruhigzustellen. Victors Schilderung zufolge sei die verstorbene Schönheitskönigin, Mandy, zwar wirklich die Frau gewesen, die ihm auf der Orgie „das Leben gerettet“ habe, aber sie sei tatsächlich einer Überdosis erlegen und nicht einer rituellen Bestrafung unterzogen worden. Auch Nick sei lediglich zu seiner Familie nach Seattle zurückgebracht worden. Ob all diese Behauptungen stimmen, bleibt jedoch unklar.

Verwirrt kehrt Bill nach Hause zurück, wo er auf die schlafende Alice trifft. Neben ihr, auf seinem Kissen, liegt seine Maske, ohne dass gezeigt wird, wie sie dorthin gelangte. Zutiefst erschüttert berichtet er seiner Frau von seinen Versuchen, sich für ihre vermeintliche (oder wahre?) Untreue zu rächen.

Sie vergeben einander und wissen, dass ihre Beziehung zukünftig auf einer neuen Basis wird fußen müssen. Der Film schließt mit folgendem Dialog zwischen Alice und Bill: „Es gibt etwas sehr Wichtiges, das wir äußerst dringend machen müssen.“ – „Was denn?“ – „Ficken.“

Kritiken

„In enger Anlehnung an Arthur Schnitzlers ‚Traumnovelle‘ (1925) beschwört Stanley Kubricks letzter Film in suggestiven Szenenfolgen die Zerstörbarkeit erotischer Liebe durch den sich verselbständigenden sexuellen Trieb. Trotz aller Faszinationskraft der Gestaltung, die Traum und Wirklichkeit auf unentwirrbare Weise mischt, mangelt es der psychoanalytischen Komponente des Stoffes letztlich aber doch an Glaubwürdigkeit: Die Ansiedlung der Handlung im heutigen New York beraubt die Ereignisse ihrer motivierenden Einbettung in den Sittenkodex des europäischen Bürgertums zur Zeit des frühen 20. Jahrhunderts.“

Lexikon des internationalen Films[1]

„Leider ist Kubricks letzter Film kein Vermächtnis, denn es ist gleichzeitig – auch filmisch – sein schlechtestes Werk. Was unter prüden Amerikanern für Skandale sorgte, dürfte hier nur ein müdes Achselzucken bewirken. Die Sexszenen sind klinisch rein, die Orgienszene wirkt langweilig, zumal alle Personen eher lustlos hindrapiert wurden. Das ganze Konstrukt funktioniert kaum.“

prisma.de[2]

Fremdsprachige Kritiken

James Berardinelli schrieb auf movie-reviews.colossus.net, der Film sei „extrem“, aber nicht „pornographisch“. Er lobte die Darstellungen Kidmans, die, anders als der in einigen Szenen schwächere Cruise, konstant „exzellent“ spiele. Berardinelli lobte außerdem die Filmmusik.

Interpretation

In Arthur Schnitzlers Vorlage finden die Träume der Ehefrau in Dänemark statt. Das Passwort zur Orgie ist im Original „Dänemark“, was psychologisch interessante Doppeldeutigkeiten mit sich bringt (man könnte etwa das Passwort als Tagesrest-Anteil eines Traumes deuten). Kubrick hingegen baute diese Information nicht in seinen Film ein. Ein weiterer deutlicher Unterschied besteht in der Ausprägung des Traums der Frau, die sich bei Schnitzler u.a. in Richtung Tod des Ehemanns richtet, während in der Verfilmung der Schwerpunkt deutlich auf die sexuelle Ebene gelegt wird. Weitere Unterschiede zwischen Film und Buch sind in der Person Victor Zieglers zu sehen, der in der Novelle gänzlich fehlt, im Film jedoch das Geheimnis der geheimen Gesellschaft lüftet und somit die eigene Phantasie des Rezipienten erheblich einschränkt.

Vor dem Erscheinen des Films gab es einige Diskussionen, die nicht nur das verspätete Datum der Veröffentlichung und Kubricks Eigenheiten auf dem Filmset betrafen, sondern auch über die beiden Hauptdarsteller Cruise und Kidman geführt wurden, die zu der Zeit noch ein Ehepaar waren.

In Kubricks Film kommt ein Ehepaar mit der Mehrschichtigkeit der Welten von Moral und Lebendigkeit in Konflikt. Ehe, Treue, Wahrhaftigkeit und Wahrheit unterliegen fortlaufend moralischer Kontrolle, um mit scheinbarer Sicherheit die mühsamen Aufgaben des alltäglichen Lebens meistern zu können. Es ist weitgehend bequem, an diese Werte zu glauben und sich darauf zu verlassen, dass andere Menschen dies auch tun. Es ist auch gesellschaftliche Notwendigkeit, um soziale Stabilitäten zu erzeugen.

Instabilitäten entstehen dauernd durch die sich durchsetzende Lebendigkeit des Sexualtriebs, der sich durch alle Schichten und alle Verbindlichkeiten hindurch quer mit fast jedem verbünden will. Im Begriff des „Ficken“ lässt Kubrick alles verdichtend eine Ahnung aufkommen, wie unsicher die moralischen Vorgaben sind, auf welch schwankender Brücke sich Paare bewegen könnten, wenn sie ehrlich miteinander wären.

Musik

Die Titelmusik des Filmes ist der „Walzer Nr. 2“ aus der Suite für Varieté-Orchester (im Abspann fälschlich als Jazz-Suite Nr. 2 bezeichnet) von Dmitri Schostakowitsch. Weitere Musikstücke, die im Film verwendet wurden:

Auszeichnungen

Eyes Wide Shut wurde für viele verschiedene Auszeichnungen nominiert; u.a. für den Golden Globe (Jocelyn Pook). Der Film erhielt die folgenden Auszeichnungen:

  • 1999: Filmcritica „Bastone Bianco“ Award auf den Filmfestspielen von Venedig – Stanley Kubrick
  • 2000: Blockbuster Entertainment Award – Nicole Kidman (Beste Schauspielerin in dem Genre Drama/Romantik)
  • 2000: Csapnivalo Award
  • 2000: French Syndicate of Cinema Critics – Bester Ausländischer Film

Synchronisation

Rolle Darsteller Synchronsprecher[3]
Dr. Bill Harford Tom Cruise Patrick Winczewski
Alice Harford Nicole Kidman Irina Wanka
Victor Ziegler Sydney Pollack Thomas Fritsch
Nick Nightingale Todd Field Philipp Brammer
Sandor Szavost Sky du Mont Sky du Mont
Marion Nathanson Marie Richardson Madeleine Stolze

Synchronregie in der deutschen Version führte auf Wunsch Kubricks, den er noch vor seinem Tod äußerte, Edgar Reitz, den er wegen seines ersten Teils der Heimat-Trilogie schätzte.

Literatur und weiterführende Informationen

  • Michel Chion: Eyes Wide Shut. London 2002.
  • Julia Freytag: Verhüllte Schaulust. Die Maske in Schnitzlers Traumnovelle und in Kubricks Eyes Wide Shut. Bielefeld 2007.
  • Christiane Kubrick: Stanley Kubrick A Life In Pictures. Bulfinch Press, Boston 2002, ISBN 0-8212-2815-3 (englisch).
  • Frederic Raphael: Eyes Wide Open. A Memoir of Stanley Kubrick and „Eyes Wide Shut“. Orion Publishing, London 2000, ISBN 0-7538-0955-9 (englisch).
  • Georg Seeßlen / Fernard Jung: Stanley Kubrick und seine Filme. Marburg 1999.
  • Christian Ruschel: Vom Innen und Außen der Blicke – Aus Arthur Schnitzlers Traumnovelle wird Stanley Kubricks Eyes Wide Shut. Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz 2002 (Inauguraldissertation).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Filmlexikon FILME von A-Z – Eyes Wide Shut
  2. prisma.de: Eyes Wide Shut
  3. Deutsche Synchronkartei

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