- FDGB-Pokal 1969/70
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Der zum 19. Mal ausgetragene FDGB-Pokalwettbewerb im Fußball fand 1969/70 statt.
Die I. Hauptrunde begann mit 23 Spielen, an denen aus der Saison 1968/69 die 15 Bezirkspokalsieger*, 29 Vertreter der zweitklassigen DDR-Liga sowie die beiden Oberligaabsteiger teilnahmen. Der DDR-Ligist Chemie Böhlen hatte ein Freilos gezogen. Bis zum Finale wurden alle Begegnungen in K.-o.-Runden ausgetragen, unentschiedene Spiele wurden verlängert und danach ggf. wiederholt.
Überraschungsmannschaft des Wettbewerbs war der thüringische Bezirkspokalsieger Motor Grimma. Sie unterlag erst im Viertelfinale dem Vorjahresfinalisten FC Karl-Marx-Stadt, hatte jedoch im Achtelfinale den Oberligisten Chemie Halle mit 1:0 ausgeschaltet.
Die Mannschaften der DDR-Oberliga hatten in der II. Hauptrunde in das Pokalgeschehen eingegriffen. Vier von ihnen, Stahl Eisenhüttenstadt, Sachsenring Zwickau, FC Rot-Weiß Erfurt und Chemie Leipzig, schieden bereits bei ihrem ersten Auftritt aus. Im Achtelfinale schieden bis auf Lok Leipzig die noch verbliebenen DDR-Ligisten Energie Cottbus, Rot-Weiß Erfurt II und Lok Stendal aus. Während Pokalverteidiger 1. FC Magdeburg im Viertelfinale nach einer überraschenden 0:2-Heimniederlage gegen Hansa Rostock ausschied, hatte Vorjahresfinalist FC Karl-Marx-Stadt gegen den Bezirkspokalsieger Motor Grimma mit 5:1 leichtes Spiel. Im Halbfinale schied aber auch der FCK nach einer 1:2-Heimniederlage gegen den FC Vorwärts aus. Die Berliner hatten zuvor schon den neuen DDR-Meister FC Carl Zeiss Jena im Viertelfinale mit 2:0 ausgeschaltet. Als zweiter Finalist qualifizierte sich DDR-Ligist und Oberligaaufsteiger 1. FC Lokomotive Leipzig.
Inhaltsverzeichnis
I. Hauptrunde
(18. August 1969)
Freilos: BSG Chemie Böhlen Ausscheidungsrunde
(17. August 1969)
1. FC Magdeburg II* - BSG Chemie Zeitz 2:1 BSG Energie Cottbus - Berliner FC Dynamo II 5:1 ASG Vorwärts Leipzig - BSG Chemie Böhlen 1:3 BSG Motor Hennigsdorf - BSG EAB Lichtenberg 47 2:1 BSG Motor Eisenach - BSG Sachsenring Zwickau 1:4 FC Hansa Rostock II - BSG Post Neubrandenburg 1:1 n.V. Wiederholungsspiel: BSG Post Neubrandenburg - FC Hansa Rostock II 3:0 II. Hauptrunde
(5. Oktober 1969)
1. FC Magdeburg II* - FC Karl-Marx-Stadt 3:5 n.V. FC Karl-Marx-Stadt II* - BSG Wismut Aue 0:3 BSG Post Neubrandenburg – FC Vorwärts Berlin 0:2 TSG Wismar – Berliner FC Dynamo 1:2 SG Dynamo Schwerin – Hallescher FC Chemie 1:4 ASG Vorwörts Cottbus – FC Hansa Rostock 0:1 1. FC Union Berlin – BSG Stahl Eisenhüttenstadt 2:0 BSG Sachsenring Zwickau II – BSG Stahl Riesa 2:3 FC Rot-Weiß Erfurt II – BSG Sachsenring Zwickau 1:0 BSG Lokomotive Stendal – FC Rot-Weiß Erfurt 1:0 BSG Motor Hennigsdorf – SG Dynamo Dresden 0:2 FC Carl Zeiss Jena II – 1. FC Magdeburg 1:3 BSG Energie Cottbus – BSG Chemie Leipzig 4:2 BSG Wismut Gera – FC Carl Zeiss Jena 1:2 n.V. BSG Motor Grimma* - BSG Chemie Böhlen 2:1 BSG Chemie Riesa – 1. FC Lokomotive Leipzig 1:4 Achtelfinale
(30. November 1969)
BSG Motor Grimma* - Hallescher FC Chemie 1:0 1. FC Union Berlin - FC Karl-Marx-Stadt 0:6 BSG Stahl Riesa - SG Dynamo Dresden 0:1 n.V. FC Energie Cottbus - 1. FC Lokomotive Leipzig 0:5 BSG Wismut Aue - 1. FC Magdeburg 1:1 n.V. Berliner FC Dynamo - FC Hansa Rostock 0:0 n.V. BSG Lokomotive Stendal - FC Carl Zeiss Jena 0:1 FC Vorwärts Berlin - FC Rot-Weiß Erfurt II 3:0 Wiederholungsspiele: 1. FC Magdeburg - BSG Wismut Aue 1:0 FC Hansa Rostock - Berliner FC Dynamo 2:0 Viertelfinale
(26. April 1970)
BSG Motor Grimma* - FC Karl-Marx-Stadt 1:5 SG Dynamo Dresden - 1. FC Lokomotive Leipzig 1:2 FC Vorwärts Berlin - FC Carl Zeiss Jena 2:0 1. FC Magdeburg - FC Hansa Rostock 0:2 Halbfinale
(6. Mai 1970)
FC Karl-Marx-Stadt - FC Vorwärts Berlin 1:2 1. FC Lokomotive Leipzig - FC Hansa Rostock 2:1 Finale
Statistik
Paarung FC Vorwärts Berlin – 1. FC Lokomotive Leipzig Ergebnis 4:2 Datum 13. Juni 1970 Stadion Rudolf-Harbig-Stadion, Dresden Zuschauer 12.000 Schiedsrichter Gerhard Kunze (Karl-Marx-Stadt) Tore 1:0 Begerad (4.), 2:0 H. Wruck (15.), 3:0 Gießner (52., Eigentor), 3:1 Löwe (62.), 3:2 Köditz (67.), 4:2 Nöldner (82.) FC Vorwärts Berlin Alfred Zulkowski - Otto Fräßdorf, Manfred Müller, Erich Hamann, Frank-Rainer Withulz - Wolfgang Strübing, Jürgen Nöldner, Gerhard Körner - Horst Wruck (ab 79. Jürgen Pfefferkorn), Horst Begerad, Jürgen Piepenburg
Trainer: Fritz Belger1. FC Lokomotive Leipzig Werner Friese - Michael Faber, Peter Gießner, Gunter Sekora (ab 79. Volker Benes), Wilfried Gröbner - Arno Zerbe, Eberhard Köditz, Manfred Geisler - Wolfram Löwe, Henning Frenzel, Manfred Kupfer
Trainer: Kurt HolkeSpielverlauf
Dieses Endspiel hatte mit dem FC Vorwärts Berlin einen eindeutigen Favoriten. Die Berliner trafen als neuer Vizemeister auf den Aufsteiger aus der zweitklassigen DDR-Liga, den 1. FC Lokomotive Leipzig. Die Leipziger waren zudem gehandicapt, da ihr bester Angreifer, Henning Frenzel, gerade erst eine Anginaerkrankung überstanden hatte. Noch hoffnungsfroh prognostizierte Leipzigs Trainer: „Die Mannschaft, die im Mittelfeld heute am dynamischten wirkt, gewinnt.“ [1] Das Spiel gab ihm recht, allerdings bestätigt durch die gegnerische Mannschaft. Die Berliner starteten sofort ernergiegeladen und mit voller Angriffswucht und kamen schon in den ersten vier Minuten zu drei Eckbällen. Nachdem Piepenburg schon in der zweiten Minute einen Schuss an den Pfosten gesetzt hatte, leitete er in der 5. Minute den Führungstreffer für die Armeemannschaft ein. Er eröffnete eine Kombination über vier Stationen, die Mittelstürmer Begerad zum 1:0 abschloss. Schon zehn Minuten später ließ Rechtsaußen Wruck das 2:0 folgen und weitere hochkarätige Torchancen ließen die Leipziger einem Debakel entgegensteuern. Sie wurden vor allem ein Opfer der laufstarken Berliner Mittelfeldreihe, in der Strübing, Nöldner und Körner den Spielfluss diktierten. Auf der anderen Seite enttäuschte vor allem Geisler, der besonders im Abwehrverhalten große Schwächen zeigte. Mit dem 2:0 zur Pause war Lok Leipzig noch gut bedient, aber schon sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff schienen sie endgültig k. o. zu sein, Libero Gießner lenkte eine Eingabe von Wruck ins eigene Tor.
Als niemand mehr einen Pfifferling auf die Lok-Elf setzte, machte sie noch einmal das Spiel spannend. In der 62. Minute entwischte Frenzel seinem Bewacher Hamann, spielte auf Löwe ab, der den Ball über den Berliner Torwart Zulkowski ins Tor zog. Sechs Minuten später nahm der Leipziger Köditz einen Pass seines Linksaußen Kupfer auf und erzielte den Anschlusstreffer. Die Berliner wankten, Leipzig kam in der 73. und in der 82. Minute zu weiteren guten aber ungenutzten Tormöglichkeiten. Jürgen Nöldner vom FC Vorwärts blieb es unmittelbar darauf in der 83. Minute vorbehalten, den Siegtreffer für seine Mannschaft nach einem Duett mit dem eingewechselten Pfefferkorn zu markieren. Er setzte damit den Schlusspunkt in dem bisher torreichsten Endspiel der FDGB-Pokalgeschichte.
Helmut Riedel, Präsident des DDR-Fußballverbandes resümierte anschließend:
„Ein Pokalendspiel wie man es sich wünscht. Eine spielerisch und kämpferisch sehr gute erste Halbzeit des FC Vorwärts, in der schon alles entschieden sein konnte, und ein leidenschaftliches Aufbegehren des 1. FC Lok, der noch einmal für Spannung sorgte. Die reifere Mannschaft aber gewann verdient.“ [1] * Fußnote:
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