Fiat CR.42

Fiat CR.42
Fiat CR.42 der Regia Aeronautica im Royal Air Force Museum in Hendon bei London
Eine schwedische Fiat CR.42, dort als J11 bezeichnet

Die Fiat CR.42 Falco (Falke) war ein italienisches Doppeldecker-Jagdflugzeug der späten 1930er-Jahre, das im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Die CR.42 fand neben ihrem Einsatz bei der italienischen Luftwaffe auch Verwendung bei den Luftstreitkräften einiger weiterer europäischer Länder sowie ab 1943 auch der Italienischen Sozialrepublik und wurde bis 1944 produziert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Fiat CR.42 war die nochmals verbesserte und leistungsgesteigerte Nachfolgerin der bereits im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzten CR.32, ebenfalls ein Jagdeinsitzer in Doppeldecker-Auslegung; sie wies jedoch im Gegensatz zu dieser einen luftgekühlten Doppelsternmotor auf. Entwickelt wurde sie wie schon ihre Vorgängertypen vom Ingenieur Celestino Rosatelli, woraus sich die Modellbezeichnung CR ergibt.

Das Doppeldecker-Jagdflugzeug entstand zu einer Zeit, als es im Deutschen Reich, in Großbritannien, Frankreich oder in den USA bereits moderne Jäger als Eindecker mit einziehbarem Fahrwerk gab, wie etwa die Messerschmitt Bf 109, Hawker Hurricane oder die Morane-Saulnier M.S.406-Jäger. Selbst in Italien gab es modernere Entwicklungen, wie die Fiat G.50 Freccia, Macchi MC.200 Saetta oder die Reggiane Re.2000 Falco. Der Grund hierfür war, dass es in der Regia Aeronautica (italienische Luftwaffe bis 1943) viele Verfechter der Idee des akrobatischen Luftkampfes gab, wie sie bislang mit der CR.32 perfekt ausgeübt werden konnte. Man war davon überzeugt, dass die Entschlossenheit des Piloten und die Wendigkeit allein genügten, um in Luftkämpfen zu siegen. Diese Luftkampftaktik vertraten auch die japanischen Militärs zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Darüber hinaus war für diese Entwicklung der große Erfolg des agilen Jagd-Doppeldeckers CR.32 im Spanischen Bürgerkrieg förderlich, sodass die Regia Aeronautica zum Zeitpunkt des Erstfluges der CR.42 sich noch nicht eindeutig für den Eindecker entschieden hatte. Diese erkannte ihre Fehleinschätzung indes erst 1939 und damit sehr spät, was dazu führte, dass die Falco zu Kriegsbeginn mit die Hauptlast bei den Luftkämpfen tragen musste.

Der Erstflug der CR.42 fand am 23. Mai 1938 statt. Die Maschine unterschied sich von ihrer Vorgängerin CR.32 durch einen moderneren Rumpf und einen luftgekühlten Doppelsternmotor vom Typ Fiat A.74 RC.38 mit einer Leistung von 840 PS. Zwar gehörte die „Falco“ zu den besten je gebauten Jagdflugzeugen ihrer Art; sie war jedoch zur Zeit des Kriegseintritts des faschistischen Italiens im Juni 1940 veraltet. Trotzdem war sie sehr beliebt bei den italienischen Verbänden, so dass einige Einheiten sogar ihre moderneren Macchi MC.200-Jäger gegen die CR.42 austauschten.

Auch ausländische Streitkräfte fanden schnell Interesse an dem wendigen Fiat-Jäger, immerhin zählte die italienische Luftwaffe in den 1930er-Jahren zu den Spitzenreitern der Luftkriegsführung, die auch zahlreiche Rekorde für sich verbuchen konnte. So kauften die belgischen Luftstreitkräfte 42 „Falcos“, Ungarn 68 Flugzeuge und Schweden (als J11) 72 CR.42.

Einsatz

Als das faschistische Italien am Juni 1940 auf deutscher Seite in den Zweiten Weltkrieg eintrat, konnten die „Falcos“ sich noch relativ gut gegen andere Jagdflugzeuge der Feindländer behaupten. In der Hand eines erfahrenen Piloten konnten sie trotz der geringeren Geschwindigkeit mit ihrer überlegenen Wendigkeit auch der Hawker Hurricane gefährlich werden. Gerade auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz, z. B. in Italienisch-Ostafrika, konnten die Flieger der Regia Aeronautica große Erfolge für sich verbuchen. So kam es, dass dort die CR.42 in den Luftkämpfen gegen die Gloster Gladiator-Doppeldecker eindeutig den Luftraum dominierte. Im weiteren Verlauf des Krieges in Europa, wo die moderneren Eindecker längst das Geschehen bestimmten, kristallisierten sich jedoch schnell die Nachteile des Fiat-Jägers heraus. Gerade die mangelnde Geschwindigkeit wurde oft zum Problem, so z. B. bei der Luftschlacht um England.

Die ungarische Luftwaffe setzte die Fiat CR.42 anfangs erfolgreich im Feldzug gegen die Sowjetunion ein.

Ab 1942 wurde die „Falco“ mehr und mehr von der Jäger-Rolle entbunden, da sie in dieser Rolle längst ins Hintertreffen geraten war. Sie wurde zunehmend bei Flugschulen, als Jagdbomber oder als Schlachtflugzeug eingesetzt. Auch die deutsche Luftwaffe verwendete dieses Muster in Flugzeugführerschulen (FFS) und als Nachtschlachtflugzeug noch bis Frühjahr 1945.

Versionen

  • CR.42 „Falco“ mit einem 7,7-mm-MG und einem 12,7-mm-MG für Belgien, Ungarn und Italien
  • CR.42AS mit Bombenschlössern, als Schlachtflugzeug und Jagdbomber
  • CR.42bis mit zwei 12,7-mm-Maschinengewehren für Schweden (dort als J11 bezeichnet)
  • CR.42CN für Nachteinsätze mit Scheinwerfern
  • CR.42B (auch CR.42DB) mit einem V-12-Motor Daimler-Benz DB 601 ausgerüstetes Versuchsmuster, schnellster Doppeldecker der Welt (515 km/h)
  • I.CR.42 (auch ICR.42 oder CR.42 Idro) Wasserflugzeug-Version mit zwei Schwimmern

Einsatzländer

BelgienBelgien Belgien
  • Belgische Luftwaffe
Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Irak 1924Irak Irak
  • Royal Iraqi Air Force
Italien 1861Italien Italien
Italien SozialrepublikItalienische Sozialrepublik Italienische Sozialrepublik
SchwedenSchweden Schweden
Ungarn 1918Ungarn Ungarn
  • Ungarische Luftwaffe

Technische Daten

  • Abmessungen
    • Flügelspannweite: 9,70 m
    • Länge: 8,26 m
    • Höhe: 3,57 m
  • Gewichte
    • Leergewicht: 1.708 kg
    • Startgewicht: 2.295 kg
  • Leistungen
    • Triebwerk: ein Fiat-A-74-RC-38 (830-840 PS)
    • Höchstgeschwindigkeit: ca. 450 km/h
    • Steigzeit auf 6.000 m: 5,26 Min.
    • Dienstgipfelhöhe: 10.200 m
    • Reichweite: ca. 780 km
  • Bewaffnung
    • 2 × 12,7-mm-MGs von SAFAT mit 400 Schuss
    • spätere Varianten + 2 × 12,7-mm-MGs
    • 200-kg-Bomben unter den Tragflächen (2 × 100 kg)
  • Besatzung
    • ein Flugzeugführer

Vergleichbare Typen

Erhaltene Flugzeuge

Ein Flugzeug ist im Italienischen Luftfahrtmuseum Vigna di Valle ausgestellt. [1]

Siehe auch

Literatur

  • Hans Werner Neulen: Am Himmel Europas. Universitas, München 1998, ISBN 3-8004-1366-3.
  • Carlo Lucchini, Enrico Leproni: Die Italienische und Deutsche Luftwaffe über dem Mittelmeer 1940–43. Band 1. Flugzeug-Publ.-GmbH, Illertissen 1998, ISBN 3-927132-37-3.
  • Susan Harris (Redaktion): Enzyklopädie der Flugzeuge. Weltbild, Augsburg 1994, ISBN 3-89350-055-3.

Einzelnachweise

  1. Aeronautica Militare: ITALIAN AIR FORCE MUSEUM. In: FIAT CR.42 FALCO. Ministero della Difesa, abgerufen am 16. Juni 2009 (italienisch).

Weblinks

 Commons: Fiat CR 42 Falco – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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