Italienisch-Ostafrika

Italienisch-Ostafrika
Das italienische Kolonialreich am Horn von Afrika nach der Besetzung Äthiopiens durch Italien im Jahr 1936 bis zum Kriegseintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg 1940

Italienisch-Ostafrika (italienisch Africa Orientale Italiana, abgekürzt A.O.I.) war die Bezeichnung eines großen zusammenhängenden italienischen Kolonialgebiets im Osten von Afrika, das von 1936 bis 1941 bestand. Es umfasste zusätzlich zu den bereits bestehenden italienischen Kolonien Colonia Eritrea und Italienisch-Somaliland auch Äthiopien, das im italienisch-äthiopischen Krieg (1935–1936) erobert worden war. 1940–1941 gehörte auch das von Italien besetzte britische Gebiet Britisch-Somaliland dazu.[1]

Africa Orientale Italiana wurde 1941, nach der Niederlage Italiens, aufgelöst. Die früheren italienischen Kolonialgebiete bestanden aber zunächst weiter.

Vom eigentlichen Africa Orientale Italiana zu unterscheiden ist die nicht-formelle Bezeichnung „Italienisches Ostafrika“ für verschiedene italienische Kolonialgebiete am Horn von Afrika. Dies umfasste ab 1870 kleinere Niederlassungen am Roten Meer, wenige Jahre später kamen ganz Eritrea und Italienisch-Somaliland.[2] dazu, 1936–1941 auch Äthiopien.

Inhaltsverzeichnis

Italienischer Kolonialismus am Horn von Afrika

Erste Besitzungen

Nur 20 Jahre nach Erreichen seiner nationalen Einheit entschloss sich Italien trotz enormer Probleme im eigenen Land dazu, am Wettlauf um Afrika teilzunehmen, um so seinen Platz im Konzert der europäischen Mächte zu sichern. Trotz dieser politischen Zielsetzung waren die ersten italienischen Kolonialisierungsversuche in Ostafrika eher zögerlicher und improvisierter Natur.

Eine erste Niederlassung in der Region entstand im Jahr 1870 in der Bucht von Assab im heutigen Eritrea. Dort kaufte die Reederei Rubattino im Auftrag der italienischen Regierung ein kleines Gebiet, das aber aus wirtschaftlichen und politischen Gründen bald wieder aufgegeben wurde. Erst die Regierung Depretis interessierte sich 1882 wieder für die kleine Besitzung und übernahm es von Rubattino, womit es auch offiziell zu einer italienischen Kolonie wurde.

Die weitere Ausdehnung der Kolonialherrschaft gelang durch diplomatische Absprachen mit Großbritannien, das damit u. a. einer französischen Expansion in der Region (Dschibuti) entgegenwirken wollte. 1885 besetzte Italien die eritreische Hafenstadt Massawa (Massaua) und die davor gelegenen Inseln des Dahlak-Archipels, was beim Kaiserreich Abessinien (Äthiopien) wegen der Seezugänge zu erheblicher Beunruhigung führte.

Konflikte mit Äthiopien

Niederlage bei Dogali (1887)

Am 25. Januar 1887 kam es bei Saati (20 km westlich von Massawa) erstmals zu Zusammenstößen zwischen italienischen und abessinischen Truppen. 10.000 abessinische Soldaten unter Ras Alula griffen das dortige Fort an, das von zwei italienischen Kompanien und 300 Einheimischen verteidigt wurde. Nach dreistündigem Gefecht mussten sich die abessinischen Truppen zurückziehen. Am 26. Januar machte sich ein von 500 italienischen Soldaten eskortierter Nachschubkonvoi auf den Weg zum Fort Saati, wurde jedoch auf halbem Weg (Schlacht bei Dogali) von Alulas Soldaten überrascht und völlig vernichtet. Die wenigen hundert Italiener zogen sich auf die Hügel bei Dogali zurück und kämpften gegen die abessinische Übermacht, bis ihnen die Munition ausging, danach mit blanken Waffen. Der italienische Kommandeur, Oberstleutnant De Cristoforis, fiel zusammen mit 430 weiteren Soldaten.

Nach diesem Zwischenfall entsandte Italien 15.000 Soldaten nach Eritrea. Sie besetzten das evakuierte Saati und weiteten bis 1888 den italienischen Machtbereich um Massawa aus. Der Negus (Kaiser) von Abessinien nahm daraufhin Verhandlungen mit Italien auf. Man einigte sich auf den Status Quo. Italien zog bis auf eine 6.000 Mann starke Schutztruppe in Massawa seine Truppen aus der Region ab. Diese Schutztruppe unter General Antonio Baldissera stellte 1888 auch die erste italienische Askari-Truppe auf, die aus 1.900 eritreischen Soldaten bestand, jedoch von italienischen Offizieren und Unteroffizieren geführt wurde.

Kurz danach kam es in Abessinien zu einem Bürgerkrieg, bei dem Italien Kaiser Menelik II. gegen territoriale Entschädigungen unterstützte. Durch den Vertrag von Wichale/Uccialli (2. Mai 1889) erhielt Italien das Recht, das Gebiet zwischen Arafali und Asmara zu besetzen. Der Artikel 17 dieses Vertrags war eine hinterlistige Täuschung zugunsten Italiens.[3] In der Übersetzung des Vertragstextes war die Rede davon, dass der Kaiser von Äthiopien seine Außenpolitik mit Unterstützung der italienischen Regierung führen könne, während im italienischen Text stand, dass seine Außenpolitik nur über italienische Botschaften führen dürfe, was de facto die Errichtung eines Protektorats bedeutete.[4] Dieser nicht gültige Vertrag war letztlich der Grund für Äthiopiens Kriegserklärung.

Zwischen 1889 und 1890 setzten sich die Italiener im Süden und Nordosten Somalias fest und weiteten ihren Machtbereich dort bis 1925 stetig aus. Sie errichteten die Kolonie Italienisch-Somaliland mit Mogadischu (Mogadiscio) als Hauptstadt.

Zwischen Juni 1889 und Januar 1890 besetzten italienische Truppen Keren, Asmara und sogar Adwa, das weit jenseits der Grenzen des Vertrags von Wichale lag. 1890 gab man Adwa dem Negus jedoch wieder zurück. 1893 kündigte dieser den Vertrag von Wichale, weil er sich dem italienischen Protektoratsanspruch nicht beugen wollte.

In Italien übernahm kurz danach Francesco Crispi das Amt des Ministerpräsidenten. Crispi war ein ehemaliger italienischer Freiheitskämpfer, der sich bis zu seiner Regierungsübernahme im Jahr 1894 zu einem antiparlamentarischen Imperialisten entwickelt hatte, der eine entschiedenere italienische Kolonialpolitik forderte. Ähnlich dachte auch sein Statthalter in Eritrea, der autoritäre General Oreste Baratieri. Die Spannungen zwischen Italien und Abessinien spitzten sich immer mehr zu.

Bereits am 21. Dezember 1893 war eine aus 10.000 Mann bestehende Streitmacht unter Amir Ahmed Ali bei der italienischen Festung von Agordat geschlagen worden. Im Sommer 1894 griff Baratieri in den Krieg (Mahdi-Aufstand) an der äthiopisch-sudanesischen Grenze ein und eroberte am 17. Juli Kassala. Im Dezember griff Baratieri die äthiopische Provinz Tigray an. Am 13. bzw. 15. Januar 1895 schlug er die Truppen von Ras Mangasha bei Coatit und Senafé, bis Oktober besetzte er dann den Rest der Gegend.

Niederlage gegen Äthiopien

Niederlage von Adua (1896)

Kaiser Menelik II. griff nun zu Gegenmaßnahmen: Er hob im ganzen Land frische Truppen aus und kaufte Waffen und Munition in Russland und Frankreich. Im November 1895 marschierte der Negus mit 150.000 Mann von Addis Abeba nach Eritrea. Auf dem Weg dorthin griff er mit 30.000 Mann auch einen italienischen Militärstützpunkt auf dem Amba Alagi an. Die dort stationierten 2.400 Soldaten verteidigten sich unter ihrem Kommandeur, Major Pietro Toselli, bis zur letzten Patrone und wurden dann (bis auf 600 Mann) niedergemacht. Am 21. Januar 1896 eroberte Menelik nach zweiwöchiger Belagerung das Fort von Makallé zwischen dem Amba Alagi und Adwa.

Italien beorderte nun hastig zusammengewürfelte Verstärkungen nach Eritrea. Im Februar 1896 standen auf den Höhenzügen von Saurià (westlich von Adwa) 10.000 italienischen Soldaten und 7.000 Askaris etwa 120.000 Männer Meneliks gegenüber. Angesichts des Kräfteverhältnisses, der geringen Ortskenntnisse und der Nachschubprobleme seiner Truppen hielt sich Baratieri zunächst zurück. Wegen seiner Vorsicht wurde er schon am 21. Februar 1896 von der italienischen Regierung abgelöst. Sein Nachfolger, General Antonio Baldissera, schiffte sich am 23. Februar in Brindisi nach Massawa ein. In der Zwischenzeit entschloss sich Baratieri dazu, sich mit seinen Truppen dem abessinischen Lager bei Adwa zu nähern, um dort günstig liegendes Gelände zu besetzen. Am 29. Februar um 21.00 Uhr begannen die Italiener an vier Stellen mit diesem begrenzten Vormarsch, jedoch verliefen sich einige ihrer Verbände in der Nacht. Als sie am nächsten Morgen von den Äthiopiern entdeckt wurden, hatte die italienische Führung kein vollständiges Bild der Lage mehr, während isolierte italienische Verbände vom Gegner nach und nach geschlagen wurden. Dieser Sieg Äthiopiens ging in die Geschichte ein als die Schlacht von Adwa. 4.900 italienische Soldaten und 1.000 Askaris fielen, 500 Italiener und 1.000 Askaris wurden verwundet, 1.900 Italiener und 800 Askaris gingen in Gefangenschaft. Auf äthiopischer Seite waren 7.000 Mann gefallen und 10.000 verwundet. Auf Grund eigener Nachschubprobeme zog sich der Negus zurück und nutzte Adwa nur für spätere Verhandlungen mit den Italienern.

Nach dieser Niederlage kam es in Italien zur Krise.[5] Crispi trat zurück und mit ihm endete vorläufig auch die imperiale Kolonialpolitik. Baratieris Nachfolger Baldissera erreichte Massaua am 4. März. Er reorganisierte seine Truppen und holte die italienischen Gefangenen zurück nach Eritrea. Am 26. Oktober 1896 unterzeichneten beide Seiten einen Friedensvertrag, in dem Italien die volle Unabhängigkeit Äthiopiens anerkannte.

Strategische Bedeutung der Region

In den Jahren nach Adwa verzichtete nicht nur Italien, sondern auch die anderen europäischen Kolonialmächte darauf, Äthiopien zu erobern. Frankreich und Großbritannien hatten Ende des 19. Jahrhunderts in Tunesien und Ägypten keine Rücksicht auf die Interessen Italiens im Mittelmeer genommen. Obwohl das strategisch wichtige Britisch-Somaliland isoliert lag, machte Großbritannien keine Anstalten, dieses Gebiet am Roten Meer über das fruchtbare abessinische Hochland mit seinen anderen afrikanischen Kolonien territorial zu verbinden. Die britische Kolonialpolitik verfolgte in diesen Jahren das Ziel, die Linien Kairo-Kapstadt und Kairo-Indien zu sichern, weswegen u. a. auch der Sudan unterworfen wurde, um auf diesem Weg die fehlende Verbindung nach Kenia herzustellen. Mit der Besetzung Äthiopiens hätte Großbritannien nicht nur die Isolation Britisch-Somalilands beendet, sondern auch seine strategischen Verbindungen gegen italienische Bedrohungen sichern können. Auch Frankreich hatte in den Jahrzehnten vor der britischen Eroberung des Sudan darauf verzichtet, seine strategisch besonders wichtige Besitzung Dschibuti mit seinem Kolonialreich in West- und Zentralafrika zu verbinden. Erst das faschistische Italien ließ sich 1935 endgültig dazu hinreißen, seine ostafrikanischen Kolonien durch die Eroberung Äthiopiens abzurunden und dabei den riskanten Angriff auf das zerklüftete, militärisch hochproblematische abessinische Gebirgsland zu wagen.

Strategisch noch problematischer war der Umstand, dass Großbritannien mit Gibraltar, Malta und Sues das Mittelmeer und die Verbindung von dort zum Roten Meer (sowohl über Sues als auch über Gibraltar und das Kap der Guten Hoffnung) kontrollierte und damit Italien und besonders auch seine ostafrikanischen Kolonien faktisch in der Hand hatte.

Africa Orientale Italiana

Amadeus III. von Savoyen-Aosta

Als Benito Mussolini 1935 mit der Eroberung Äthiopiens begann (Italienisch-Äthiopischer Krieg, vom Völkerbund verurteilt, das Embargo wurde unterlaufen), riskierte er einen Krieg mit Großbritannien. Während die Regierung in London die Home Fleet ins Mittelmeer schickte, massierte Mussolini an der libysch-ägyptischen Grenze Truppen, um Sues und damit die britische Herrschaft im Mittelmeer zu bedrohen. Großbritannien ließ es schließlich aus politischen Gründen zu, dass Mussolini mit 330.000 italienischen Soldaten – der größten außerafrikanischen Armee, die je in Afrika agierte – und 87.000 Askaris von Eritrea und Somalia aus Abessinien eroberte und bei den Kämpfen gegen die 500.000 Mann des äthiopischen Kaisers auch Giftgasbomben einsetzte. Auch die Zivilbevölkerung und landwirtschaftliche Flächen wurden massiv mit Senfgas bombardiert, was einen Verstoß gegen das auch von Italien im Jahr 1928 ratifizierte Genfer Protokoll bedeutete. Der damals von vielen (u. a. Hitler) bewunderte italienische Mut stand somit auch mit Großbritannien in Zusammenhang und nicht nur mit Äthiopien. Obwohl Addis Abeba fiel, hatten die Italiener zu keiner Zeit das gesamte äthiopische Gebiet unter Kontrolle.

Die Entscheidung der britischen Führung, die italienische Invasion zuzulassen, brachte Großbritannien in den kommenden Jahren im Mittelmeerraum in eine ähnlich problematische Lage wie Italien. Italien hatte in Ostafrika 1936 ein recht großes Kolonialgebiet, das jedoch vom Mutterland völlig isoliert lag. Andererseits stellte es eine begrenzte Bedrohung der britischen Verbindungen zwischen Kairo, Kapstadt und Indien dar. Wirklich bedrohlich für Großbritannien war jedoch, dass Italien von der libyschen Kyrenaika und von Ostafrika aus den Sudan, Ägypten, den Sueskanal, also ganz Nordostafrika und somit die britische Kontrolle über das Mittelmeer und die Verkehrsader nach Indien in Gefahr bringen konnte.

1940 zeigte sich dann, dass Italiens unzureichend motorisierte und gepanzerte Truppen im nordafrikanischen Wüstenkrieg keine wirkliche Bedrohung für das britisch kontrollierte Ägypten und den Sueskanal darstellten. Auch in Ostafrika konnten die isolierten italienischen Verbände gegen die aus Indien und anderen Teilen des Empires kommenden Commonwealth-Truppen letztlich kaum auf einen strategischen Erfolg (Sudan, Libyen, Ägypten) hoffen, vor allem nicht, wenn es in Nordafrika zu keinem gleichzeitigen Vormarsch nach Osten und Südosten kam.

Die begrenzten Erfolge, die Italien in Ostafrika 1940 gegen Großbritannien erzielen konnte (Besetzung von Britisch-Somaliland in kurzer Zeit) und der anschließend an verschiedenen Stellen teilweise kühn geführte Kampf gegen den alliierten Gegenangriff können nicht über die zum Teil katastrophale Vorbereitung, Planung und Führung des Krieges durch das faschistische Regime hinwegtäuschen.

Zweiter Weltkrieg, britischer Widerstand

Vor allem wegen der Aufstände gegen die faschistische Herrschaft in Äthiopien waren dort beträchtliche italienische Truppenkontingente stationiert (vgl. Italienische Kriegsverbrechen in Afrika). 1937 standen statt der vorgesehenen 100.000 Soldaten 135.000 italienische Soldaten und 120.000 Kolonialtruppen auf äthiopischem Boden, im Mai 1940 waren es dann insgesamt 285.000 Soldaten, davon 85.000 Italiener (etwas später dann 91.000). Diese Truppen sollten (und mussten) im Falle eines Kriegs auf sich allein gestellt kämpfen. Ihr Befehlshaber, Marschall Rodolfo Graziani, forderte im Dezember 1937 u. a. drei Panzerbrigaden (praktisch die ganze damalige italienische Panzertruppe) zur wirksamen Verteidigung des Gebiets, was mit der Begründung abgelehnt wurde, er solle sich vorrangig um die innere Sicherheit kümmern. Erst im Mai 1940 trafen 50 minderwertige Panzer (11 bzw. 5 Tonnen) und einige Artilleriegeschütze ein. Wegen mangelnder Motorisierung konnten sich die zahlenmäßig starken italienischen Verbände kaum auf angemessene Weise in den enormen Operationsräumen bewegen. Die ständigen Aufstände banden darüber hinaus einen großen Teil dieser Verbände in Äthiopien. Die Nachschublage war weit davon entfernt, die „autonome“ Kriegsführung (vorgesehene Dauer: ein Jahr) zu ermöglichen. Die Italiener und ihre Eritreer konnten mit diesen Verbänden gerade noch Aufstände niederschlagen, aber keinen modernen Krieg gegen eine Großmacht führen. Italienische Anfangserfolge wurden dadurch begünstigt, dass Großbritannien zunächst sehr wenige Truppen in der Region stationiert hatte (fast 20.000). Im Gegensatz zu den Italienern konnten diese jedoch laufend verstärkt (+60.000) und versorgt werden.

Nach Mussolinis Kriegserklärung am 10. Juni 1940 eroberten die Italiener zunächst das strategisch wichtige Kassala im Südosten des Sudans und einige kleinere, als günstig erachtete Stellen an den Grenzen zum britischen Kenia (Moyale) und zum französischen Dschibuti. Obwohl man befürchtete, dass das zum Vichy-Frankreich gehörende Dschibuti von den Briten als künftige Operationsbasis besetzt werden könnte, verzichtete man hier vertragsgemäß auf einen Angriff. Britisch-Somaliland war hingegen ab dem 3. August 1940 das Ziel eines ersten großen italienischen Angriffs. Die wenigen Bataillone (darunter ein Bataillon des schottischen Black-Watch-Regiments) des britischen Generals Chater versuchten an einer Bergkette 60 km hinter der Grenze eine wirksame Verteidigung aufzubauen, scheiterten aber bei Tug Argan nach vier Tagen schwerer Kämpfe an den 26 Bataillonen des italienischen Generals Guglielmo Nasi. Nach der Besetzung Britisch-Somalilands hatten die Commonwealth-Truppen 250 Mann verloren, die Italiener und ihre Askaris 205.

Südafrikanische Truppen mit einer eroberten italienischen Flagge in Moyale an der Grenze zwischen Kenia und Äthiopien, 1941.

Sechs Monate später, im Februar 1941, startete Großbritannien von Kenia aus eine Gegenoffensive in Richtung Italienisch-Somaliland. Der italienische Widerstand gegen den britischen Vormarsch war zunächst sporadisch und wenig effektiv, später brach er angesichts der mangelnden Motorisierung und Luftunterstützung völlig zusammen. General Cunninghams motorisierte Truppen stießen nach der Besetzung Mogadischus weiter in das äthiopische Tiefland (Ogaden) vor.

Äthiopische Kameltruppen, 22. Januar 1941.

Zur gleichen Zeit griffen britische Truppen unter General Platt vom Sudan aus an, wodurch Abessinien in eine strategische Zange genommen werden konnte. Die Italiener zogen sich in isolierte und leichter zu verteidigende Gebiete zurück, auch weil die britischen Truppen von einheimischen Rebellen sehr effektiv unterstützt wurden. Dabei kam es u. a. auch zum Massaker von Dire Dawa (80 km nordwestlich von Harar), wo die vollständige Auslöschung der italienischen Bevölkerung nur durch eine Intervention des britischen Generals Wetherall verhindert werden konnte (im weiteren Verlauf ersuchten die Italiener die britischen Truppen mehrmals, bestimmte Gebiete schnell zu besetzen, um weitere Massaker an der italienischen Zivilbevölkerung zu verhindern). Ende März 1941 hielt der italienische Vizekönig, Amadeus III. von Savoyen-Aosta, einen weiteren italienischen Widerstand bei Addis Abeba für unmöglich. Er zog sich mit 7.000 Mann auf den Amba Alagi zurück, wo schon die 2.400 Mann des Majors Toselli 1895 bis zur letzten Patrone gekämpft hatten. Erst jetzt fingen die Italiener an, sich entschlossen zu wehren. Bei Keren scheiterte der britische Vormarsch nach Massawa zwei Monate lang am Widerstand der Truppen des italienischen Generals Carnimeo. Von El Alamein (Fallschrimjägerdivision „Folgore“ und Panzerdivision „Ariete“) und Enfidaville (Infanteriedivision „Trieste“) abgesehen, kämpften die italienischen Truppen im Zweiten Weltkrieg nirgendwo so entschlossen und diszipliniert gegen die Truppen des Empire wie in Keren, auf dem Amba Alagi und um Gondar. Insgesamt blieb der entschlossene italienische Widerstand jedoch auf einige wenige Orte und Personen (Amedeo Guillet) beschränkt, in vielen anderen Gegenden zeigten die italienischen Offiziere und ihre Truppen einen vergleichsweise geringen Kampfgeist, was zum Teil bis zu Verweigerungen von Befehlen des Vizekönigs (so bei der befohlenen Verteidigung der Bergpässe bei Harar und anderer Schlüsselstellungen) führte. Der vereinzelte entschiedene italienische Widerstand endete erst im November 1941 mit dem Fall von Gondar.

Siehe auch

Literatur

  • Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. SH-Verlag, Köln 2006, ISBN 3-89498-162-8 (Italien in der Moderne 13), (Tagung, Universität Luzern, 3. Oktober 2005: Der Abessinienkrieg (1935–1941) in Geschichte und Erinnerung).
  • Matteo Dominioni: Lo sfascio dell'Impero. Gli italiani in Etiopia 1936–1941. Prefazione di Angelo Del Boca. Laterza, Rom u. a. 2008, ISBN 978-88-420-8533-1 (Quadrante 143).
  • Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Mit einem Vorwort von Angelo Del Boca. Orell Füssli, Zürich 2005, ISBN 3-280-06062-1 (Kultur – Philosophie – Geschichte 3).
  • Arnaldo Mauri: Il mercato del credito in Etiopia. Giuffrè, Mailand 1967 (Istituto di Economia Aziendale dell'Università Commerciale „L. Bocconi“ 5, 20, ZDB-ID 1421295-x).
  • Alberto Rovighi: Le Operazioni in Africa Orientale (Giugno 1940 – Novembre 1941). 2 Bände. Ufficio Storico Stato Maggiore dell'Esercito, Rom 1988.
  • Gerhard Schreiber: Die politische und militärische Entwicklung im Mittelmeerraum 1939/40. In: Militärisches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 3: Gerhard Schreiber, Bernd Stegmann, Detlef Vogel: Der Mittelmeerraum und Südosteuropa. Von der „non belligeranza“ Italiens bis zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, ISBN 3-421-06097-5, S. 4–414.
  • Gerald Steinacher (Hrsg.): Zwischen Duce, Führer und Negus. Südtirol und der Abessinienkrieg 1935–1941. Athesia, Bozen 2006, ISBN 88-8266-399-X (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 22).
  • Michael Thöndl: Der Abessinienkrieg und das totalitäre Potential des italienischen Faschismus in Italienisch-Ostafrika (1935–1941). In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. 87, 2007, ISSN 0079-9068, S. 402–419.
  • Michael Thöndl:Mussolinis ostafrikanisches Imperium in den Aufzeichnungen und Berichten des deutschen Generalkonsulats in Addis Abeba (1936–1941). In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. 88, 2008, S. 449–488.

Einzelnachweise

  1. Giampaolo Calchi Novati: Africa Orientale Italiana. In: Encyclopaedia Aethiopican, vol. 1 [A-C], Wiesbaden 2003, S. 129-133/134.
  2. Giampaolo Calchi Novati: Italian Somaliland. In: Encyclopaedia Aethiopican, vol. 3 [He-N], Wiesbaden 2008, S. 224-226.
  3. Charles Henry Alexandrowicz: The European-African Confrontation: A Study in Treaty Making.(Leiden 1973, S. 72ff.
  4. Hatem Elliesie: Amharisch als diplomatische Sprache im Völkervertragsrecht. In: Aethiopica (International Journal of Ethiopian and Eritrean Studies, 11, Wiesbaden 2008, S. 235-244.
  5. Wolfgang Altgeld /Rudolf Lill: Kleine italienische Geschichte. (Bonn 2005), S. 333ff.

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