- Florian Gerster
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Florian Gerster (* 7. Mai 1949 in Worms) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er war Minister in Rheinland-Pfalz und Vorsitzender des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Beruf
Nach seinem Abitur 1968 am Rudi-Stephan-Gymnasium in Worms und anschließendem Wehrdienst studierte Gerster Psychologie und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Von 2002 bis 2004 war er Vorsitzender des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit. Seitdem ist er als Unternehmensberater in Frankfurt am Main tätig. Er war bis Herbst 2007 Partner der Personalberatung Ray und Berndtson. Gerster ist gegenwärtig als Direktor Policy Fellows für das politisch-gesellschaftlich ausgerichtete Policy-Fellow-Netzwerk des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit zuständig, ist als Lehrbeauftragter der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer tätig und seit September 2007 Präsident des neu gegründeten Arbeitgeberverbandes Neue Brief- und Zustelldienste (seit 2011 Bundesverband Briefdienste).[1] Darüber hat er den Rang eines Oberstleutnant der Reserve der Bundeswehr. Er ist ein Gründungsmitglied des Fördervereins für die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Er arbeitet als Beiratsvorsitzender in Deutschland unter anderem für den amerikanischen Immobilieninvestor Fortress Investment Group, der als Private Equity Fonds bestrebt ist, Bestände des deutschen sozialen Wohnungsbaus zu erwerben,[2] und ist Mitglied im Aufsichtsrat des Wohnungsunternehmens GAGFAH. Außerdem ist er ehrenamtlicher Vorsitzender der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e. V. [3] sowie im Vorstand des Absolventennetzwerkes der Universität Mannheim, AbsolventUM e.V. [4] Seit Anfang 2010 ist er stellvertretender Vorsitzender des Netzwerks Deutscher Gesundheitsregionen e.V. .
Politischer Werdegang
Bereits mit 17 Jahren trat Gerster 1966 in die SPD ein. Seine politische Karriere begann 1974 als Stadtrat in Worms. 1977 trat er als Nachrücker von Lucie Kölsch in den Landtag von Rheinland-Pfalz ein. 1987 wurde er in den Bundestag gewählt, womit er sein Landtagsmandat niederlegte. Von 1991 bis 1994 war er Minister für Bundesangelegenheiten und Europa des Landes Rheinland-Pfalz, im Oktober 1994 wechselte er in das Ressort für Arbeit, Soziales und Gesundheit. Seit dem Jahr 2001 war er auch für die Familienpolitik zuständig. Von 2001 bis 2002 war er erneut Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags.
Vorstandsvorsitzender der Bundesanstalt für Arbeit (BA)
Am 27. März 2002 wurde Gerster Nachfolger des wegen eines Statistikskandals entlassenen Bernhard Jagoda als Leiter der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, die 2004 in Bundesagentur für Arbeit umbenannt wurde. Gerster hatte den Job angenommen, nachdem sein Gehalt und später auch das Spesenkonto des Vorstandes verdoppelt wurde. Sein Ziel war der Totalumbau der Agentur. Insbesondere führte er eine effektivere Steuerung der Bildungsmaßnahmen der Bundesagentur ein, die im Ergebnis zu massiven Reduzierungen führte. Er war der erste Vorsitzende der BA, der keinen Beamtenstatus innehatte.
Im Mai 2002 berief er seinen späteren Amtsnachfolger Frank-Jürgen Weise in den Vorstand der BA.
Im November 2003 geriet er wegen eines PR-Auftrags in Höhe von 1,3 Millionen Euro mit der WMP Eurocom, der nicht ausgeschrieben worden war, in die Schlagzeilen. Mitte Januar 2004 wurden Verträge mit fünf Beraterfirmen und einem Gesamtvolumen von 38 Millionen bekannt. Am 20. Januar 2004 wurden Vorwürfe laut, Gerster solle veranlasst haben, dass interne Protokolle der Behörde verfälscht wurden, um die Affäre zu vertuschen. Obwohl ihn ein interner Revisionsbericht am Vortag entlastete[5], entzog ihm am 24. Januar 2004 der Verwaltungsrat der Bundesagentur mit der Vorsitzenden Ursula Engelen-Kefer das Vertrauen mit 20 zu 1 Stimmen; eine halbe Stunde später wurde Florian Gerster vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, entlassen.
Nach seiner Entlassung bezog Gerster immer noch Zahlungen aus seiner Tätigkeit bei der BA. Dies hatte er sich vorher vertraglich entsprechend zusichern lassen.
Bekannte Verwandte
Gerster ist der Bruder der Journalistin und Autorin Petra Gerster, die seit 1998 als Nachrichtensprecherin der Fernsehsendung heute bundesweit bekannt ist. Sein Onkel zweiten Grades Johannes Gerster ist Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und war bis Januar 2006 Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel sowie neben anderen Funktionen und Ämtern bis 1997 Landesvorsitzender der CDU in Rheinland-Pfalz.
Siehe auch
Kabinett Scharping – Kabinett Beck I – Kabinett Beck II – Kabinett Beck III
Veröffentlichungen
- Die linke Mitte heute (mit Dietrich Stobbe) (1989), ISBN 3801201473
- Zwischen Pazifismus und Verteidigung: Die Sicherheitspolitik der SPD (1994), ISBN 3789036595
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Gewinner und Verlierer im Sozialstaat (1997), ISBN 3789051349
- Arbeit muss sich lohnen (2001), ISBN 3789075051
- Arbeit ist für alle da: Neue Wege in die Vollbeschäftigung (2003), ISBN 3549071809
Weblinks
- Literatur von und über Florian Gerster im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tabellarischer Lebenslauf von Florian Gerster im LeMO (DHM und HdG)
- Florian Gerster bei Sabine Christiansen am 27. Januar 2004
Einzelnachweise
- ↑ Florian Gerster wird Präsident des Arbeitgeberverbandes „Neue Brief- und Zustelldienste e.V.“ BBD, 11. September 2011, abgerufen am 7. August 2011.
- ↑ Die ZEIT: Wenn der Investor klingelt, 5. Januar 2006
- ↑ Offizielle Webseite der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e. V., Stand: Dezember 2006
- ↑ ABSOLVENTUM MANNHEIM - Vorstand, Stand: Dezember 2006
- ↑ tagesschau.de: Chronologie: Von der PR-Affäre bis zum Showdown in Nürnberg (nicht mehr online verfügbar), Stand: 24. Januar 2004
Julius Scheuble | Anton Sabel | Josef Stingl | Heinrich Franke | Bernhard Jagoda | Florian Gerster | Frank-Jürgen Weise
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