Freischaffender Schriftsteller

Freischaffender Schriftsteller

Schriftsteller sind Urheber beziehungsweise Verfasser literarischer Texte und zählen damit zu den Autoren.

Inhaltsverzeichnis

Der Begriff

Der Begriff Schriftsteller wurde im 17. Jahrhundert aus „(in) eine Schrift stellen“ im Sinne von „verfassen“ gebildet und ersetzt seitdem als Berufsbezeichnung die Fremdwörter Skribent und Autor.[1] Nach den Gebrüdern Grimm leitet sich Schriftsteller noch 1616 von einem Concipienten ab, der für andere rechtliche Schreiben aufsetzt, und die Anwendung des Wortes Schriftsteller für einen, der berufsmäszig eine litterarische thätigkeit ausübt, wird erstmals 1723 belegt. Sie zitieren u.a. auch noch Immanuel Kant, für den einer, der zum Publikum im eigenen Namen spricht, Schriftsteller beziehungsweise Autor genannt wird sowie Friedrich Schiller, für den der Begriff Schriftsteller den des Schöngeists ablöste, während Joachim Heinrich Campe Schriftstellerei und schriftstellern als „niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter“ ansah.[2]

Abgrenzung

Autor ist jeder, der einen Text gleich welcher Art in welchem Medium auch immer veröffentlicht und dafür Urheberrechte geltend machen kann. Die rechtlich ebenso ungeschützte Bezeichnung Schriftsteller sucht hiervon eine Abgrenzung.

Selbstverständnis unter Autoren

Autoren, die Wert darauf legen, als Schriftsteller bezeichnet zu werden, verbinden dies nicht selten mit einem Leistungsnachweis, der sich nach der Anzahl ihrer nicht im Selbst- oder Zuschussverlag veröffentlichten Bücher, der Höhe der jeweils verkauften Auflagen und der etwaig kritischen Aufnahme durch die Rezensenten bemisst. Unterstrichen wird dies auch noch durch die Option, seinen Lebensunterhalt ausschließlich durch Buchveröffentlichungen zu bestreiten.

Dies wird zuweilen auch mit der Selbstbezeichnung Freier Schriftsteller kenntlich gemacht - obgleich, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, auch sie nur selten allein von den aus Buchveröffentlichungen erwirtschafteten Tantiemen leben können, sondern sich und ihre weitere Arbeit an den Manuskripten durch Lesungen, Vorträge, Anträge für Stipendien und andere immerhin Literatur nahe Arbeiten finanzieren müssen.

„Frei“ bedeutet zunächst eine freiberufliche Tätigkeit, also kein Gewerbe. Mancher versteht darunter aber auch, als Autor nicht an einen Verlag gebunden zu sein. Angesichts des Gefälles zwischen dem hohem Anspruch und der Lebenswirklichkeit dürften sich nach der engsten Definition in Deutschland bestenfalls hundert von mehreren tausend in Schriftstellerverbänden organisierten Autoren als Schriftsteller bezeichnen.

Obschon ein Schriftstellerverband wie der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller Autoren und Übersetzer aller Gattungen und Genres versammelt und sich im DGB daneben lediglich der Journalistenverband dju als eigenständige Organisation etabliert hat, wird mit der Bezeichnung Schriftsteller auch noch zuweilen eine Einschränkung auf Autoren der Belletristik verbunden.

Autoren und Autorinnen der jüngeren Generation haben zu diesem Begriff ein unverkrampfteres Verhältnis: Sie wollen als Verfasser von Texten - gleich welcher Art - von ihrer Schriftstellerei leben können. Zudem sind nur noch die wenigsten Autoren beziehungsweise Schriftsteller Puristen, was ihr Thema oder die Gattung angeht, sondern sie versuchen, ihr Auskommen durch ein Crossover in verschiedenen Genres und Medien zu sichern. So gibt es nicht wenige Romanautoren, die Gedichte und Kinderbücher, aber auch Theaterstücke und Drehbücher zu Filmen verfasst haben.

Bezeichnung durch andere

Je nach Umfang im Umgang mit Literatur gilt für die Öffentlichkeit im Allgemeinen jeder als Schriftsteller, der ein Buch gleich welcher Art veröffentlicht hat. Schriftsteller wird hierbei vermutlich schlicht von Schriftenhersteller abgeleitet, was etymologisch (siehe Eingangserläutungen ganz oben) zwar falsch ist, der umfassenden Zuordnung nach aber dem etymologischen Ursprung als Ersatz des Fremdwortes Autor näher kommt als eine wertende Unterscheidung zwischen beiden Bezeichnungen.

Bei den Rezensenten des Feuilletons wird ebenfalls kaum noch eine wertend gemeinte Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller getroffen.

Werdegänge

Während in den USA Creative Writing zur Hochschulausbildung zählt oder in Japan sich Schüler/innen traditionell im Haiku-Schreiben üben, wird in den Schulen des deutschen Sprachraums nach wie vor mehr über Literatur geredet als zum literarischen Schreiben angeregt. Schriftsteller im deutschen Sprachraum sind meist zunächst intensive Leser, um sich dann als Autodidakten eigene Wege zum Schreiben wie auch zum Vermarkten von Manuskripten zu suchen. Befördert wurde die Professionalisierung im deutschsprachigen Raum durch das Aufkommen von Literaturagenten.

An der Universität Hildesheim und seit 1995 an der Universität Leipzig (Deutsches Literaturinstitut Leipzig) gibt es nach US-amerikanischen Vorbild[3] eine schreibhandwerkliche Ausbildung beziehungsweise einen Studiengang zum diplomierten Schriftsteller. Gasthörer können diese Seminare ebenfalls besuchen. Darüber hinaus bieten zahlreiche Schreibwerkstätten, wie z. B. das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen oder die Marburger Sommerakademie, angehenden Autoren interaktives Training oder ein Coaching durch bereits etablierte Schriftsteller an.

Trotz wie auch immer gearteter Vor- und Ausbildung gelingt es nur sehr wenigen Schriftstellern, allein von ihren Publikationen beziehungsweise Buchhonoraren zu leben. Die meisten gehen deshalb noch anderen Tätigkeiten nach - entweder völlig jenseits der Literatur oder in einer immerhin artverwandten Kombination als Übersetzer, Lesereisender oder, wie schon seit längerem in den USA, als Dozent für Creative Writing.

Informationen zu Vergütung und Tantiemen siehe Autor.

Organisationen

Viele Schriftsteller sind in Berufsverbänden und Interessenvereinigungen organisiert. Sie dienen dem literarisch inhaltlichen Diskurs aber auch der Förderung ihrer Mitglieder durch verbandseigene Publikationen sowie Lese- und Diskussionsveranstaltungen. Größter Bundesverband in Deutschland ist mit 4000 Mitgliedern der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller (VS). Er bietet insbesondere auch Rechtsschutz und Beratung in Fragen des Urheberrechts. Der VS handelt darüber hinaus auch Normverträge mit dem deutschen Buchhandel aus und versteht sich als Lobby, wenn es um die soziale Absicherung von Autoren (siehe Künstlersozialversicherung) und sie betreffende Gesetzestexte geht. Darüber hinaus sind die meisten Schriftsteller auch Mitglied in der VG Wort zur Sicherung der Zweitrechte an ihren Werken.

Quellen

  1. Duden Bd.7, Das Herkunftswörterbuch. Eine Etymologie der deutschen Sprache. Dudenverlag / Mannheim - Wien - Zürich 1963. ISBN 3-411-00907-1
  2. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Der Digitale Grimm® Version 05-04 © Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2004
  3. Frank McCourt: Tag und Nacht und auch im Sommer, Erinnerungen Luchterhand, Luchterhand Literatur-Verlag, München 2005, 2. Auflage, ISBN 978-3-630-87239-1

Literatur

Dokumentationen

  • Herlinde Koelbl: Im Schreiben zu Haus  −  Wie Schriftsteller zu Werke gehen  −  Fotografien und Gespräche, Knesebeck Verlag, München 1998, ISBN 3-89660-041-9; 260 S.; In dieser Fotodokumentation werden 42 Autoren beziehungsweise Schriftsteller an ihrem Arbeitsplatz porträtiert und in individuellen Interviews sowohl Anlass ihrer Berufung als auch Rahmenbedingungen und individuelle Vorgehensweise bei der Entstehung von Werken dargestellt.
  • Isolde Ohlbaum: AutorenAutoren, ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2000, ISBN 3-89716-212-1, 160 S.; Fotodokumentation deutscher und ausländischer Autoren und Schriftsteller in Einzel- und Gruppenporträts bei öffentlichen Anlässen und in außerberuflichen Situationen.

Handbücher

  • Sandra Uschtrin: Handbuch für Autorinnen und Autoren, München: 5. Aufl. 2005
  • Wolfgang Bittner: Beruf: Schriftsteller - Was man wissen muss, wenn man vom Schreiben leben will, München 2006, ISBN 3-86520-197-0

Lexika

  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, 3. Aufl., Bern/München 1968ff. (Stand Ende 2006: 26 Bände bis Wagner)
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Ergänzungsbände, Bern 1994ff. (Stand Ende 2006: 6 Bände bis Ryslavy (1999))
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, hg. von Carl Ludwig Lang, Bern/München 2000, ab Bd.2 hg von Konrad Feilchenfeldt, Bern/München 2001 (Stand Ende 2006: 9 Bände bis Fries)
  • Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur - KLG : Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, seit 1978, wird laufend aktualisiert
  • Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur - KLfG : Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, wird laufend aktualisiert
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Band 1 - 3, Redaktion: Andreas Klimt, K. G. Saur Verlag, München - Leipzig, ISBN 3-598-23581-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)
  • Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender: Band 1-2, Redaktion: Andreas Klimt; K. G. Saur Verlag, München - Leipzig, ISBN 3-598-24181-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)
  • Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur

Siehe auch

Weblinks


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