Albert Speer junior

Albert Speer junior
Albert Speer im April 2010

Albert Speer (* 29. Juli 1934 in Berlin) ist ein deutscher Stadtplaner und Architekt in Frankfurt am Main und emeritierter Professor sowie ehemaliger Dekan des Fachbereichs Raum- und Umweltplanung an der Universität Kaiserslautern.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Albert Speer wuchs in Berchtesgaden als ältestes von sechs Kindern auf. Seinen Vater Albert Speer (sen.) sah er nur selten. Dieser war in der Zeit des Nationalsozialismus Generalbauinspektor (Germania-Planungen), später Reichsminister für Bewaffnung und Munition, und nach dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 20 Jahre im alliierten Kriegsverbrechergefängnis an der Wilhelmstraße in Berlin-Spandau inhaftiert.

Seine Mutter zog mit den Kindern zu den Großeltern nach Heidelberg. Wegen seines starken Stotterns verließ Speer die Schule und begann 1952 in Heidelberg eine Schreinerlehre, die er 1955 mit dem Gesellenbrief abschloss.[1] Das Abitur holte er auf dem Abendgymnasium nach.[1] In den Fußstapfen von Vater, Großvater und Urgroßvater begann er 1955 in München Architektur zu studieren. In den Jahren 1960 bis 1964 arbeitete er in verschiedenen Büros unter anderem in Deutschland, Schweden und der Türkei. Seit 1960 ist er Mitglied im BDA, dem Bund Deutscher Architekten. Um durch eigene Leistungen und nicht wegen des Namens seines Vaters anerkannt zu werden, nahm er anonym an mehreren Wettbewerben teil. 1964 gewann er den zweiten Preis eines internationalen Wettbewerbs zur Bahnhofsverlegung und Innenstadtkonzeption in Ludwigshafen. Daraufhin gründete er sein eigenes Büro für Stadt- und Regionalplanung in Frankfurt am Main. 1968 folgte der erste Auftrag im Ausland: die Stadt- und Regionalplanung von West-Tripolitanien in Libyen. Seit 1970 ist Albert Speer Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung.

1972 berief ihn die Universität Kaiserslautern an den Lehrstuhl für Stadt- und Regionalplanung, wo er den Studiengang Raum- und Umweltplanung mit aufgebaut und wesentlich geprägt hat. 1994 erhält Albert Speer eine Gastprofessur an der ETH Zürich. Seine Lehrtätigkeiten dauerten bis 1997 an.

Albert Speer war in erster Ehe mit der Journalistin Rut Winkler geb. Käfer verheiratet. Seit 1972 ist er in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Ingmar Zeisberg verheiratet.

Büro

Das erste Büro wurde 1964 in Frankfurt am Main gegründet. Mitte der 1960er Jahre umfasst das Arbeitsspektrum die Planung neuer Wohnquartiere, Flächennutzungspläne, Altstadtsanierungen in mittelalterlichen Städten wie Lübeck, Speyer und Worms sowie Regionalplanungsstudien in Rheinland-Pfalz und Hessen.

Das erste große, nationale Architekturprojekt wurde 1972 von der DG Bank in Frankfurt am Main beauftragt.

Modellfoto, Europaviertel

Anfang der 1970er Jahre kamen mehrere internationale Projekte in Nordafrika und Asien hinzu. 1973 begann eine achtjährige Beratungsarbeit für die algerische Regierung. Es folgten 1977 erste Aufträge der saudi-arabischen Regierung. Bis heute werden verschiedene Planungen für Riad bearbeitet, zum Beispiel:

  • das Diplomatenviertel (DQ) mit dem Community Center,
  • das Ministerium für Wasser und Elektrizität
  • und etliche städtebauliche oder verkehrsplanerische Projekte.

Seit 1979 berät das Büro die Messe Frankfurt bei deren Planungen. Insbesondere wird diese Tätigkeit im Moment durch die Entwicklung des Europaviertels auf dem Gelände des alten Frankfurter Güterbahnhofs sichtbar. Ebenso steht das Büro seither mit planerischen und beratenden Arbeiten der Stadt Frankfurt zur Seite. Beispiele hierfür sind das Museumsufer und der Holbeinsteg, große Bereiche des Frankfurter Flughafens und Teile der Skyline.

1984 gründete Albert Speer mit Kollegen das Büro AS&P - Albert Speer & Partner in Frankfurt am Main, das aktuell mit über 100 Mitarbeitern zu den großen und renommierten Büros für Architektur und Stadtplanung in Deutschland zählt.

Master Plan EXPO 2000 Hannover
Außenansicht, BMW Dreieich
Victoria-Turm, Mannheim

1994 bereitet die Erstellung einer Entwicklungsstruktur für einen Stadtteil in Tianjin den Weg zu weiteren großen, chinesischen Projekten. In jüngster Zeit hat das Büro insbesondere mit folgenden Arbeiten auf sich aufmerksam gemacht:

Außenansicht, Oval Baseler Platz, Frankfurt a.M.

Zwischenzeitlich gab es auch Projektbüros in Hannover und in Berlin. 2011 projekt tuttlingen masterplan 2025

China

2001 wurde ein Büro in Shanghai eröffnet, um bei den Planungen vor Ort agieren und reagieren zu können. Dieses „Representative Office“ ist seit Frühjahr 2007 eine chinesische Firma, die zu 100 % AS&P gehört. Im Büro arbeiteten 2009 mehr als 100 Mitarbeiter.

Im Januar 2006 konnte sich das Büro bei einem Designwettbewerb gegen Architekturbüros aus Japan, China und den USA durchsetzen. Das Büro übernimmt die Planungen für eine riesige, 120 km² große Automobilstadt mit 300.000 Einwohnern bei der chinesischen Industriemetropole Changchun.

Preise und Auszeichnungen (Auszug)

1964 gewann Albert Speer den zweiten Preis im internationalen Wettbewerb in Ludwigshafen (s. o.). 1966 wird er für das Projekt "Satellitenstadt Birkenheide" mit dem Preis der Deutschen Bauausstellung für junge Architekten ausgezeichnet. 1998 1. Preis im eingeladenen Wettbewerb zum Neubau eines Verwaltungsgebäudes für die Westdeut. ImmobilienBank / Landesbank Rheinland-Pfalz, Mainz

2003 erhielt Albert Speer die Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main, eine der angesehensten Auszeichnungen seiner Heimatstadt. „Albert Speers Einfluss auf die städtebauliche Entwicklung Frankfurts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden“, hieß es zur Begründung. Es sei ihm zu verdanken, dass die Stadt eine neue Identität gefunden habe.

2004 bekam er den Architekturpreis des DAIV (Deutscher Architekten- und Ingenieurverein).

Im Oktober 2006 ist Speer für sein wissenschaftliches Engagement und die damit verbundene Weiterentwicklung von Architektur und Stadtplanung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Speer habe dem Leben in der Stadt ein neues Gesicht gegeben, die Wissenschaft maßgeblich geprägt und Deutschland weltweit als anerkannter Architekt und Städteplaner repräsentiert.

Seit 2007 ist Speer Mitglied des Kuratoriums Nationale Stadtentwicklungspolitik[2] des Ministeriums für Städtebau (BMVBS).

Stiftung

1995 hat Albert Speer eine Stiftung ins Leben gerufen, die mit Bescheid vom 13. Dezember 1994 des Regierungspräsidiums in Darmstadt als „Professor Albert Speer-Stiftung“ genehmigt wurde. Zweck und Organisation der Stiftung sind in der Verfassung wie folgt geregelt: „Zweck der Stiftung ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich Architektur und Planung durch Gewährung von Stipendien, Beihilfen, Auslandsstudienaufenthalten und/oder eines Preises, der für Architekten und Planer, die das 35. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in einem Turnus von 2 Jahren vergeben werden kann.“[3]

Interviews

  • Gerhard Matzig: Albert Speer über Größe, Interview mit Albert Speer junior in: Süddeutsche Zeitung, 30. April 2010, Seite 66[1]

Literatur (Auswahl)

  • Albert Speer: Die intelligente Stadt. Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 1992, ISBN 3-421-03033-2
  • Lothar Juckel und Diedrich Praeckel (Hrsg.): Stadtgestalt Frankfurt: Speers Beiträge zur Stadtentwicklung am Main 1964 - 1995. Mit Beiträgen von Dieter Bartetzko. Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 1996, ISBN 3-421-03068-5
  • Paulhans Peters: Albert Speer & Partner, Planen und Bauen, Urbanism and Architecture. Birkhäuser, Zürich 1997, ISBN 3-7643-5265-5
  • Ulrike Stark: Architekten. Albert Speer und Speerplan. Fraunhofer Irb, Stuttgart 1998, ISBN 3-8167-3035-3
  • Jeremy Gaines und Stefan Jäger: Albert Speer & Partner. Ein Manifest für nachhaltige Stadtplanung. Think Local, Act Global, Prestel Verlag, München 2009, 224 S., 80 farbige Abb., 20 s/w Abb., ISBN 978-3-7913-4206-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Interview mit Gerhard Matzig in der Süddeutschen Zeitung am 30. April 2010
  2. www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de (abgerufen Juli 2010)
  3. www.albert-speer.de

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