Gablitz

Gablitz
Gablitz
Wappen von Gablitz
Gablitz (Österreich)
Gablitz
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Wien-Umgebung
Kfz-Kennzeichen: WU
Fläche: 18,16 km²
Koordinaten: 48° 14′ N, 16° 9′ O48.22583333333316.146666666667284Koordinaten: 48° 13′ 33″ N, 16° 8′ 48″ O
Höhe: 284 m ü. A.
Einwohner: 4.643 (1. Jän. 2011)
Bevölkerungsdichte: 255,67 Einw. pro km²
Postleitzahl: 3003
Vorwahl: 02231
Gemeindekennziffer: 3 24 03
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Linzer Straße 99
3003 Gablitz
Website: www.gablitz.gv.at
Politik
Bürgermeister: Michael Cech (ÖVP)
Gemeinderat: (2010)
(25 Mitglieder)
14 Liste ÖVP, 8 Liste SPÖ, 2 Liste Die Grünen, 1 FPÖ
Lage der Marktgemeinde Gablitz im Bezirk Wien-Umgebung
Ebergassing Fischamend Gablitz Gerasdorf Gramatneusiedl Himberg Klein-Neusiedl Klosterneuburg Lanzendorf Leopoldsdorf (Bezirk Wien-Umgebung) Maria-Lanzendorf Mauerbach Moosbrunn Pressbaum Purkersdorf Rauchenwarth Schwadorf Schwechat Tullnerbach Wolfsgraben Zwölfaxing Wien NiederösterreichLage der Gemeinde Gablitz im Bezirk Wien-Umgebung (anklickbare Karte)
Über dieses Bild
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(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)

Gablitz ist eine Marktgemeinde mit 4643 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011) im Bezirk Wien-Umgebung in Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Gemeinde Gablitz liegt circa fünf Kilometer westlich der Wiener Stadtgrenze im Wienerwald in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 18,16 km². Davon sind 71,9 Prozent bewaldet.

Zu Gablitz gehören die Siedlungen Allhang, Buchgraben, Fischergraben, Hauersteig, Hochbuch, Höbersbach und Laabach.

Tiefster Punkt des Gemeindegebietes befindet sich am Übertritt des Gablitzbaches nach Purkersdorf mit etwa 260 m ü. A., der höchste Punkt ist der Troppberg mit 542 m ü. A.

Benachbarte Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn): Tulbing, Mauerbach, Hadersdorf-Weidlingau (14. Wiener Gemeindebezirk), Purkersdorf, Tullnerbach und Sieghartskirchen.

Geschichte

In der Antike gehörte die Region zur römischen Provinz Pannonien. Über die Gründung von Gablitz existieren keine genauen Angaben. Der Ortsname „Gablitz“ weist, wie andere Siedlungsnamen mit der Endung -itz, ice, auf einen slawischen Ursprung, vermutlich 7./8. Jahrhundert, hin und bedeutet vermutlich "Apfelbach" oder "kleine Kapelle".

Am 16. Mai 1060 wurde der heute zu Gablitz gehörige Ortsteil Laabach als „Loupach“, damals zu Ollern "Alarun" gehörend, erstmals erwähnt. (Ollern und Umgebung waren seit 1033 im Besitz des Erzbistums Freising).

Im Klosterneuburger Traditionsbuch wird „Hainricus de Gabliz“ als Zensuale (Zinsbauer) des "Ulricus de Vrindorf" (Freundorf) erwähnt. Als Zeuge scheint auch „Hartrudus des Sahfingan“ (vermutlich Hartrud von Sachsengang) auf. Die Sachsenganger waren Lehensträger von Freising. Diese Eintragung - ohne Jahreszahl - ist möglicherweise Ende des 12. Jahrhunderts einzuordnen.

1311 erhielt der Wiener Bürger Greif (Griffo) die Ansiedlung in Gablitz samt einen Wald beim Rozwärtingergraben von Bischof Emicho von Freising als Lehen. „Er hatte es vom Mauerbacher erworben, der das Besagte wiederum von Herrn Leopold von Sachsengang zu Lehen hatte, und jener Herr von Sachsenganger hatte es wiederum vom Herrn Bischof. Und so kam es schließlich durch Kauf in die Hand des genannten Greif.“

1337 verkauften „Jans der Greyffe, Bürger zu Wien und seine Frau Anna“ mit Einwilligung des Freisinger Bischof den Hof in Gablitz samt Mühle, Wald, Obstgarten und behausten Holden an Herzog Otto den Fröhlichen.

1380 belehnte Albrecht III. den Wiener Bürger Paul Ernst mit dem Hof in Gablitz. Knapp 20 Jahre später (1398) schien der Wiener Ratsbürger Michael Menschen auf, der den Hof in Gablitz, Felder, Dorf und Mühle an Leutold von Chreusbach verkaufte. 1410 verkaufte er den Hof, zwei Hofstätten und die Mühle zu Gablitz Ulrich und Cecilia Missinger, die mit dem Gut von Herzog Leopold belehnt wurden. Schon ein Jahr später – 1411 – übergaben die Missinger das Gut der Kartause Mauerbach. Damit waren das Dorf, der Hof und die Mühle bis auf weiteres als herzogliches Lehen bei der Kartause Mauerbach.

1529 wurden zahlreiche Häuser und die Rosenkranzkapelle von den Türken zerstört. 1575 scheinen in Gablitz 11 Urlehen (15 Familien) und einige Waldarbeiter auf, 1619 sind es 25, 1657 waren 27 Lehen registriert.

1621 erhielt die "Straussin von Hadersdorf" das Dorf Gablitz mit 16 Untertanen als herzogliches Lehen, ihre Nachkommen verpfändeten den Ort an den Wiener Wolfstrigl. 1642 ließ Wolfstrigl das Dach der Kirche decken, worauf es zum Konflikt mit der Kartause Mauerbach kam, 1648 verkaufte er die 18 Häuser (Untertanen) an die Kartause, wo sie bis 1782 verblieben. An und in der Gablitzer Kirche ist das Mauerbacher Wappen mit Jahreszahl 1642 zu sehen. Auf dem ehemaligen Wirtschaftshof/Klostergasthof (Hauptstraße/Kirchengasse) ist ebenfalls ein Mauerbacher Wappen sichtbar.

Während der zweiten Türkenbelagerung Wiens wurde das Dorf Gablitz verwüstet.

Im 17. und 18. Jahrhundert scheinen adelige Grundbesitzer auf, etwa der

  • Geheime Rat und Hofkammerpräsident Christoph Ignaz Freiherr von und zu Lilienberg, Erbherr auf Hacking und Schloß Winterspach in Laab (* 1628 Wien † 1685), der das Gablitzer Gut "Blumensuch" nannte
  • Graf und Gräfin Sallaburg
  • Graf Albrechtsburg
  • Johann Heinrich von Schmidt
  • Graf Meraviglia u.a.m.

Die Gablitzer Bevölkerung setzte sich damals aus bäuerlichen Untertanen und Waldarbeitern (Hüttlern) zusammen.

Im 19. und 20. Jahrhundert war Gablitz ein beliebter Sommerfrischeort. Es waren Bürger aus Wien und aus anderen Teilen des Habsburgerreiches, die in den Sommermonaten ihre Villen bewohnten und durch vielfältige Initiativen den Ort belebten. Zahlreiche Vereine wie der Verschönerungsverein, Kirchenbauverein, Gablitzer Männerchor, Athletenclub, Arbeiterbibliothek usw. entstanden.

1868 war Gablitz Teil des Bezirks Sechshaus, ab 1890 des Bezirks Hietzing-Umgebung. 1938 wurde der Ort im Gegensatz zu Purkersdorf nicht Groß-Wien angeschlossen, sondern dem Landrat St. Pölten zugeteilt, welches 1945 in der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten aufging.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte rege Bautätigkeit in Gablitz ein. 1956 wurde die Gemeinde der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung zugeordnet. 1977 wurde die Gemeinde zum Markt erhoben.

Einwohner

Ergebnis der Volkszählung 2001: 4393 Einwohner.

  • 1694: 260 Einwohner
  • 1783: 406 Einwohner (inkl. Ortsteile Laabach, Hauersteig, Hochbuch und Buchgraben)
  • 1834: 429 Einwohner
  • 1869: 753 Einwohner
  • 1880: 903
  • 1890: 1084
  • 1900: 1315
  • 1910: 1882
  • 1923: 1795
  • 1934: 1963
  • 1951: 2061
  • 1961: 2057
  • 1971: 2556
  • 1981: 2962
  • 1991: 3840 (3784)
  • 2001: 4408 (4393)[1]

Politik

Bürgermeister der Marktgemeinde ist Michael Cech, Amtsleiter Hannes Fronz. Im Gemeinderat gibt es seit 14. März 2010 bei insgesamt 25 Sitzen folgende Mandatsverteilung: Liste ÖVP 14, Liste SPÖ 8, Liste Grüne 2, FPÖ 1, andere Parteien haben keine Sitze.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Hochram-Alpe
  • Kaiserdenkmal - Hauptstraße
  • Römerstein (Fundort Rabenstein) Linzerstraße (Raika)
  • Klosterruine am Riederberg

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Jahr 2001 gab es 246 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten, 1999 gab es acht land- und forstwirtschaftliche Betriebe. 2001 betrug die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort 1945. Die Erwerbsquote lag bei 46,05 Prozent (2001).

Als Hauptwohnort wird Gablitz von den Bewohnern wegen seiner Landschaft, Infrastruktur und Kinderfreundlichkeit (Kindergärten, Volksschule, Hort, Theater) geschätzt.

Persönlichkeiten

  • Heinrich Rieger (1868-1942) und Bertha Rieger (1870-1944) waren von 1900 bis zu ihrer Deportation Besitzer der Sommervilla Gablitz, Linzerstraße 99 und dem 2500 m² großen Garten. Heinrich Rieger war Zahnarzt in 1070 Wien, Mariahilferstraße 124 und bedeutender Kunstsammler. Die Kunstsammlung wurde 1921 registriert, noch heute sind viele Werke verschollen. Eine Tafel am Gemeindeamt, Linzerstraße 99, erinnert an Heinrich und Bertha Rieger.
  • 1912 bis 1923 war Ferdinand Ebner als Volksschullehrer in Gablitz tätig. In dieser Zeit schrieb er seine bedeutendsten philosophischen Werke. Der Zwölftonmusiker Josef Matthias Hauer widmete ihm seine 1. Symphonie. Befreundet war Ferdinand Ebner mit dem Künstlerpaar Hildegard Jone und Joseph Humplik. Ferdinand Ebner starb 1931 in Gablitz, wo er am Ortsfriedhof begraben ist. Der Grabstein wurde von Josef Humplik gestaltet.
  • Fritz Grünbaum (1880-1941) trat gemeinsam mit seiner ersten Frau Carli Nagelmüller 1912 zu Gunsten der Gablitzer Feuerwehr, deren Teilorganisation die Rettung war, im Gasthaus Stadlmaier, Linzerstraße 80, auf. Über Antrag des Gemeindearztes Julius Singer wurde er 1913 zum Ehrenmitglied des Gablitzer Rettungs Corps ernannt. Karoline Nagelmüller-Grünbaum (1884-1930) war von 1906 bis 1928 Haus- und Grundbesitzerin in Gablitz, Hauptstraße 34.
  • Auf dem Areal Linzerstraße 78 stand ein 1887 erbautes Haus, das aus zwei Zimmer-Küche-Wohnungen bestand. Es war zwischen 1900 und 1911 und 1915 bis 1917 im Besitz des "Internationalen Artisten Clubs", im Volksmund wurde das Haus "Künstlerheim" genannt.
  • Der Landschafts- und Genrenmaler Josef Wenzel Sühs (auch Süss, Süsz, Süß) (1864-1937) wohnte ab 1925 in Gablitz, Ferdinand Ebner Gasse 4 (damals Schulgasse 4).
  • Der Schauspieler Josef Egger (1887-1966) ist in Gablitz gestorben. Sein Grab befindet sich auf dem örtlichen Friedhof.
  • Die Opernsängerin Gertrude Grob-Prandl (1917-1925) hatte Gablitz ab 1960 zu ihrem Sommersitz gewählt: Ihr gehörte die heute so genannte "Künstlervilla" Linzerstraße 96.
  • Arnulf Neuwirth (* 1912) österreichischer Maler, Grafiker und Kunstkritiker entwarf das Gablitzer Wappen
  • Der Fußballnationalspieler Stefan Maierhofer kommt aus Gablitz wo er beim Ortsansässigen SV Gablitz mit dem Fußballspielen begann.
  • Die Juristin und parteiunabhängige ehemalige Bundesministerin für Justiz Claudia Bandion-Ortner lebt mit ihrer Familie in Gablitz.

Ehrenbürger

  • Freiherr Oscar von Lasserzollheim (k.k. Bezirkshauptmann von Sechshaus)

Literatur

  • Fischer Lisa (2008): irgendwo. Wien, Theresienstadt und die Welt. Die Sammlung Heinrich Rieger. Wien: Czernin Verlag.
  • Grimmlinger Renate (2007): Ferdinand Ebner: Zeitgeist, Kunst und Frauen. Luise Karpischek. Maria Mizera. Hildegard Jone. (Gemeindeamt Gablitz)
  • Grimmlinger Renate (2011): Fritz Grünbaum, Carli Nagelmüller und Gablitz
  • Grimmlinger R. und Haunschmid A. (2011): Auf Spurensuche in Gablitz (Museum Gablitz)
  • Grimmlinger Renate (2011): Eine kurze Geschichte von Gablitz für Kinder. Museum Gablitz
  • Grimmlinger Renate (2002) und (2011): Historischer Spaziergang durch Gablitz. Museum Gablitz
  • Grimmlinger Renate (2010): Gablitz für Kinder: Urgeschichte, Kelten und Römer. Museum Gablitz

Einzelnachweise

  1. alle Angaben aus Volkszählungen bzw. Kurt Klein: Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Niederösterreich, 4. Teil. Waidhofen an der Thaya, Wiener Neustadt (Land), Wien-Umgebung, Zwettl, 30.06.2010 S. 52 (http://www.oeaw.ac.at/vid/download/histortslexikon/Ortslexikon_Niederoesterreich_Teil_4.pdf, abgerufen am 23. September 2011).

Weblinks

 Commons: Gablitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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