- Friedrich Goldmann
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Friedrich Goldmann (* 27. April 1941 in Chemnitz; † 24. Juli 2009 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Dirigent.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bereits in den fünfziger Jahren unternahm er als Mitglied des Dresdner Kreuzchores (1951 bis 1959) erste Versuche auf dem Gebiet der Komposition. Während der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik nahm er 1959 als Stipendiant der Stadt Darmstadt an einem Sonderseminar für Komposition bei Karlheinz Stockhausen teil. Nach seinem Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden (1959 bis 1962) im Fach Komposition bei Johannes Paul Thilman war er 1962 bis 1964 Meisterschüler bei Rudolf Wagner-Régeny an der Akademie der Künste in Berlin. Daneben arbeitete er als freier musikalischer Mitarbeiter am Berliner Ensemble, wo er wichtige künstlerische Kontakte unter anderem zu Heiner Müller, Ruth Berghaus, Karl Mickel, Herbert Kegel und Luigi Nono knüpfte. Er gehörte auch zum engsten Freundeskreis von Paul Dessau, dem er Förderung und wesentliche Impulse verdankte.
Nach Abschluss eines weiteren Studiums der Musikwissenschaften von 1964 bis 1968 bei Georg Knepler, Ernst Hermann Meyer und Alfred Brockhaus an der Humboldt-Universität zu Berlin erhielt er erste Aufträge für Kompositionen und war seitdem als freischaffender Komponist und als Orchesterdirigent tätig. Seine Werke wurden von Dirigenten wie Pierre Boulez, Daniel Barenboim, Mark Elder und Ingo Metzmacher sowie Orchestern und Ensembles wie den Berliner Philharmonikern, der Bläservereinigung Berlin, dem Ensemble Modern und dem Arditti Quartett aufgeführt. Zu seinen bedeutenden Aufträgen zählen Werke zum 425jährigen Jubiläum der Sächsischen Landesbibliothek ("Inclinatio Temporum"), für das Konzerthaus Berlin, die Expo 2000 in Hannover, dem pélerinages-Festival in Weimar sowie dem 20. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer (2009). Seine Werke werden von C.F.Peters / Edition Peters in Frankfurt verlegt.
Als Dirigent leitete er die Staatskapelle Berlin, die Berliner Philharmoniker, das Ensemble Modern, das Gewandhausorchester Leipzig, das Ensemble Intercontemporain, das Konzerthausorchester Berlin, die Dresdner Staatskapelle und viele andere. Seit den siebziger Jahren gastierte Goldmann auch international als Dirigent, unter anderem in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Schweden, Norwegen, Russland (Ensemble-Modern-Tournee 1995), den USA (Spoleto-Festival, Charleston, SC), Italien, Südkorea, Japan, Irland, Polen, Bulgarien. Ab 1988 leitete er das Boris-Blacher-Ensemble der Hochschule der Künste Berlin. Von ihm bestehen zahlreiche Rundfunkaufnahmen (u.a. Rundfunk der DDR, SWR, WDR, SFB, RIAS, RTÉ Irland). Tonträger nahm er unter anderem für Nova, WERGO und Deutsche Grammophon sowohl mit Interpretionen eigener Kompositionen als auch mit Werken anderer auf (z.B. Karlheinz Stockhausens "Gruppen", 1994). Bedeutende Aufführungen unter Goldmanns Leitung waren u.a. Arnold Schönbergs "Moses und Aaron" (Staatsoper Berlin, 1988) und Luigi Nonos "Prometeo" (französische und deutsche EA, Paris und Frankfurt a.M., 1985). Mitte der neunziger Jahre stellte er seine Dirigententätigkeit aus gesundheitlichen Gründen ein.
Friedrich Goldmann war seit 1978 Mitglied der Berliner Akademie der Künste (Ost). Ab 1980 lehrte er im Rahmen der Meisterkurse an dieser Akademie bis zur Vereinigung der Akademie der Künste (Ost) und (West) in die Akademie der Künste (Berlin) im Jahr 1993. Auf Einladung des Goethe-Instituts leitete er auch Kompositionskurse in Seoul (Südkorea) und Tokyo (Japan). Seit 1996 war er auch Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. 1990 wurde er zum Präsidenten der Gesellschaft für Neue Musik in der DDR gewählt. Nach der Wiedervereinigung war Goldmann bis 1997 Präsident der Gesellschaft für Neue Musik, der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). 1991 folgte er dem Ruf zur Professur für Komposition an die Hochschule der Künste, Berlin (heute Universität der Künste). Dort leitete er das Institut für Neue Musik. Zu seinen Schülern zählen Enno Poppe, Helmut Oehring, Nicolaus Richter de Vroe, Steffen Schleiermacher, Chatschatur Kanajan, H. Johannes Wallmann, Charlotte Seither, Paul Frick und andere. 2006 wurde Friedrich Goldmann emeritiert. Ferner war er Mitglied des Deutsch-Französischen Kulturrats und des Deutschen Musikrats.
Sein Sohn ist der Musiker Stefan Goldmann (* 1978).[1]
Werke
Zu Goldmanns umfangreichem Œuvre zählen neben kammermusikalischen Kompositionen auch mehrere Sinfonien, Solokonzerte, Filmmusiken sowie die Oper "R.Hot bzw. die Hitze".
- Orchesterwerke
- Werke für Soloinstrumente mit Orchester (u.a. Klavier, Oboe, Violine)
- Bühnenwerke
- Kammermusik
- Vokalwerke
- Filmmusik (Till Eulenspiegel (1974), Paul Dessau (1974), Das Luftschiff (1983), Floh im Ohr (1986))
Auszeichnungen
- 1973: Hanns-Eisler-Preis
- 1977: Kunstpreis der DDR
- 1986: Nationalpreis der DDR
Weblinks
- www.friedrichgoldmann.com – Website mit Werkverzeichnis und Links
- Akademie der Künste – Werkverzeichnis und Archiv
- Sächsische Akademie der Künste – Biographie und Bibliographie
- C.F.Peters – Verlag
- Literatur von und über Friedrich Goldmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Friedrich Goldmann in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Friedrich Goldmann bei filmportal.de
Einzelnachweise
- ↑ Norbert Beleke, Karin Di Felice (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who's Who. Verlag Schmidt-Roemhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-2040-9, S. 427.
Peter Dom, Gerhard Rosenfeld, Ruth Zechlin (1968) | Siegfried Matthus, Wolfgang Strauss (1969) | Gerhard Rosenfeld (1970) | Jürgen Elsner und Inge Lammel (1971) | Gerhard Tittel, Peter Wicke, Udo Zimmermann (1972) | Friedrich Goldmann, Rainer Kunad, Hans-Joachim Schulze, Udo Zimmermann (1973) | keine Verleihung (1974) | Frank-Volker Eichhorn, Winfried Höntsch, Friedrich Schenker (1975) | Willy Focke, Georg Katzer (1976) | Manfred Schubert, Manfred Weiss (1977) | Thomas Böttger, Paul-Heinz Dittrich (1978) | Manfred Grabs, Peter Herrmann, Bert Poulheim (1979) | Wilfried Krätzschmar, Günter Neubert, H. Johannes Wallmann (1980) | Thomas Ehricht, Bernd Franke, Heinz Weitzendorf (1981) | Gerd Domhardt, Thomas Hertel (1982) | Rainer Böhm, Reiner Dennewitz, Hans-Peter Jannoch (1983) | Ralf Hoyer, Burckhardt Meier, Reinhard Pfundt, Kurt Dietmar Richter (1984) | Günter Mayer, Reinhard Wolschina (1985) | Gottfried Glöckner, Fritz Hennenberg, Reinhard Pfundt (1986) | Walter Thomas Heyn, Helmut Zapf (1987) | Reinhard Wolschina (1988) | Johannes Schlecht, Steffen Schleiermacher (1989) | Helmut Oehring, Annette Schlünz (1990)
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