Germendorf

Germendorf
Germendorf
Wappen Ortsteil Germendorf
Koordinaten: 52° 45′ N, 13° 10′ O52.74888888888913.17222222222238Koordinaten: 52° 44′ 56″ N, 13° 10′ 20″ O
Höhe: 38 m ü. NN
Fläche: 15,28 km²
Einwohner: 1.818 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 26. Okt. 2003
Postleitzahl: 16515
Vorwahl: 03301

Germendorf ist ein Ortsteil der Stadt Oranienburg im brandenburgischen Landkreis Oberhavel. Im Jahr 2008 zählte man 1818 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Germendorf (Brandenburg)
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Lage von Germendorf in Brandenburg

Germendorf befindet sich westlich der Kernstadt Oranienburg und erstreckt sich von der Muhre bis zum Ländchen Glien (Germendorfer Sander) über eine Fläche von 1528 Hektar, wovon lediglich 207 bewohnt sind. Der Ortsteil liegt am Übergang von der Havelniederung, die besiedelt bzw. von landwirtschaftlichen Nutzflächen geprägt ist, zur westlich anschließenden Fläche, die höher gelegen und bewaldet ist. Im Westen von Germendorf gibt es eine Kiesgrube, die seit 1928 auf dem damaligen Grundstück des Malers Erich Buchholz betrieben wird.[1]

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes ist datiert auf das Jahr 1375 im Landbuch von Karl IV unter dem Namen Gerwendorff.[2] In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten änderte sich der Name immer wieder und das Dorf wurde so unter anderem als „Germendorff“, „Gerbendorff“ (1450), „Gerwendorpp“ (1480) und „Gerbendorff“[3] erwähnt.

Aufgrund verheerender Feuer wurde der Ort im Laufe der Zeit mehrere Male zerstört. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde ein Großteil des Dorfes zerstört. Die Klinkerkirche im Dorfzentrum, welche heutzutage unter Denkmalschutz steht, wurde 1739 erbaut, nachdem die alte Kirche Opfer eines Feuers wurde. Im Jahre 1861 musste der Kirchturm erneuert werden, da der alte Kirchturm aufgrund eines erneuten Feuers zerstörte wurde.[4]

Dorfkirche Germendorf

Germendorf war über hunderte Jahre bis in das 20. Jahrhundert hinein ein Angerdorf. 1915 wurde der Bahnhof Germendorf im Zuge Errichtung der Bahnlinie Oranienburg-Kremmen eröffnet. Dadurch rückte Germendorf auch ein Stück näher an Berlin heran und es ermöglichte einen ersten Einwohnerzuwachs. Weiter veränderte es das Bild des Dorfes, neue Wohnviertel für Arbeiter entstanden.

Während der zweiten industriellen Revolution am Anfang des 20. Jahrhunderts, bauten die Ernst Heinkel Flugzeugwerke Montagehallen für die Heinkel-Werke Oranienburg südlich des Dorfes. In der Zeit des Nationalsozialismus verrichteten zwischen 6240 und 8000 Häftlinge in einem Außenlager des KZ Sachsenhausen dort ihre Zwangsarbeit. In Andacht an die über 1500 getöteten Gefangenen wurde im Jahre 1974 ein Gedenkstein an der Straße in Richtung Velten errichtet.

Im April 1945, während des Zweiten Weltkrieges, war Germendorf Teil einer großen russischen Offensive. Am 22. April standen russische Spitzen nördlich von Spandau in Hennigsdorf, Hohen Neuendorf und Birkenwerder. Oranienburg wurde von Süden her eingekreist und die Rotarmisten versuchten weiter in die Stadt vorzudringen. Im Zuge der Zangenbewegung, welche die Rote Armee in Richtung Berlin vornahm, versuchte man auf breiter Front westlich vorzurücken und stand am Ruppiner Kanal, nicht weit entfernt von Germendorf. Am 23. April wurde an der südlich des Kanals weiterhin ein deutscher Brückenkopf gehalten, der „Brückenkopf Oranienburg“. In der Nacht wurden russische Truppen in Schwante und im Kremmener Forst konzentriert. Bis zum 24. April wurden weitere deutsche Truppen, hauptsächlich junge, kampfunerfahrene Soldaten, im Norden von Oranienburg konzentriert. Am 25. April stieß der „Brückenkopf Oranienburg“ vor, um die Zangenbewegung der Russen in Richtung Berlin zu unterbinden. Nach zahlreichen heftigen Kämpfen wurde er allerdings an der Bahnlinie nördlich von Germendorf gestoppt. Die Kämpfe dauerten bis zum nächsten Tag. Die russischen Gegenattacken wurden stärker und in den nächsten Tagen wurden Oranienburg, Germendorf, Friedrichsthal und Velten von der Roten Armee eingenommen.[5]

Nach dem Fall der Berliner Mauer und der anschließenden Eingliederung der Deutschen Demokratischen Republik in die Bundesrepublik Deutschland verzeichnete Germendorf im Zuge der Suburbanisierung einen Einwohnerzuwachs. Es zog vor allem Leute aus Oranienburg oder Berlin nach Germendorf, da hier die Hauspreise und Mieten günstig waren und es eine relative Nähe zu Berlin gibt. Seit dem 26. Oktober 2003 ist Germendorf ein Stadtteil von Oranienburg und trägt auch dessen Postleitzahl. Dies fand im Zuge einer kommunalen Umstrukturierung statt.

In den letzten zehn Jahren siedelten sich weitere Firmen und Unternehmen in Germendorf an und schufen so hunderte neuer Arbeitsplätze. Zurzeit sind 197 Firmen in Germendorf registriert (Stand 2006).[6]

Freizeit/Erholung

Germendorf ist vor allem durch den „Wildtierpark Germendorf“ bekannt, welcher 600 Tiere in 40 verschiedenen Arten beheimatet. Neben einigen regional beheimateten Tieren gibt es auch exotische Lebewesen zu bestaunen. Der Tierpark schließt außerdem den Kiessee sowie das „Strandhotel Germendorf“ mit ein. Gründer und Eigentümer des Tierparks ist der ehemalige Dorfvorsteher Horst Eichholz (Jahrgang 1932). Anfangs vor allem als Badeort genutzt, wurde der Tierpark im Jahre 2000 nach einer Erweiterung und einer Umstrukturierung des ursprünglichen Areals geformt.

Der Tierpark befindet sich mit seinen 42 Hektar im westlichen Teil des Dorfes in einer ehemaligen Kiesgrube. Für den Bau der Autobahn A 19 (Berlin–Rostock) wurde, unter anderem, im Germendorfer Gebiet Sand abgetragen und die Kiesgrube entstand mitten im Wald.

Unterhalten wird der Tierpark ausschließlich durch Eintrittsgelder, Spendengelder und Eigenkapital des Eigentümers. Es werden keinerlei kommunale Gelder in Anspruch genommen. Die Kosten für den Park mit seinen 22 Mitarbeiter belaufen sich auf etwa 500.000 Euro jährlich.

Im Jahre 2006 strömten unter der Woche bis zu 1000 Besucher in den Tierpark, an Wochenenden sogar bis zu 2500. Durch ständige Erweiterung und Umstrukturierungen bietet der Tierpark heute verschiedenste Attraktionen, wie z. B. eine Freilichtbühne, 15 Grillplätze, einen Dinosaurierpark, Schwimmbereiche und einen großen Spielplatz.

Am 6. und 7. Juli 2001 fand ein bedeutendes Death und Black Metal Festival im Tierpark Germendorf statt, das „Under the Black Sun Festival“. An zwei Tagen spielten die Bands Mütiilation, Judas Iscariot, Deströyer 666, Horna, Murder Rape, Ork and Trimonium auf einer extra für dieses Festival gebauten Bühne im westlichen Teil des Parks. Der Auftritt der Band Mütiilation wurde aufgenommen und unter dem Titel „Desecrated Jesus Name - Live in Germendorf, Germany 7/7/01“[7] als Bootleg in Fankreisen verbreitet.

Drei Hotels und Pensionen bieten gemütliche Unterkünfte in Germendorf: das bereits erwähnte Strandhotel[8] direkt neben dem Tierpark, das Hotel „Zum fröhlichen Landmann“[9] gegenüber der Dorfkirche und die Pension „Märkische Heide“[10] am östlichen Ortsausgang Richtung Oranienburg.

Bildung

In Germendorf ist eine Grundschule ansässig, welche sich im Laufe der Jahre mit der „Eden Grundschule“, einer anderen Grundschule aus einem weiteren Stadtteil Oranienburgs, aufgrund von Schülermangel zusammenschließen musste. Zurzeit besuchen 180 Schülerinnen und Schüler die Schule, in der sie von zehn Lehrerinnen und Lehrern in den Klassenstufen 1 bis 6 unterrichtet werden. Die Schule bietet weiter außerschulische Aktivitäten in Form von AGs an, z. B. eine Musikgruppe, eine Mathegruppe oder eine Sportgruppe. Das Motto der Schule lautet: „Wir sind eine gewaltfreie Schule, in der alle Kinder die Möglichkeit erhalten, sich umfangreiches Wissen anzueignen.“[11]

Seit dem Schuljahr 2010/2011 ist die Germendorfer Grundschule als eine offene Ganztagsschule einzustufen.

Verkehrsanbindung

Germendorf liegt an der Bundesstraße 273, die den Ort mit dem Zentrum von Oranienburg im Westen und Kremmen sowie Schwante verbindet. Gleichzeitig bindet sie den Ortsteil an die westliche Umgehungsstraße (B 96) um Oranienburg an. Über die vierspurige B 96 ist Germendorf und das nördliche Oberhavel direkt an die A 10 – den Berliner Ring – angebunden. Das Stadtzentrum von Berlin erreicht man dadurch innerhalb von 35 bis 40 Minuten Fahrzeit, die Stadtgrenze Berlins bereits nach gut 15 Minuten.

Das Dorf liegt außerdem an der ehemaligen Bahnstrecke Oranienburg–Kremmen–Nauen, die seit 1967 für den öffentlichen Personenverkehr stillgelegt ist. Der Germendorfer Bahnhof wurde wie die gesamte Strecke 1915 erbaut. Der Abzweig von der Nordbahn zur Strecke Richtung Germendorf ist in Oranienburg etwas südlich des Regional- und S-Bahnhofes zu erkennen. Die Schienen von Oranienburg nach Germendorf wurden allerdings größtenteils im Zuge des Baus der B 96 demontiert. Auch die ehemalige Brücke am östliche Germendorfer Dorfeingang viel dem Bauvorhaben zum Opfer. Seit 2006 kann der Streckenabschnitt von Germendorf in Richtung Westen nach Kremmen mit Draisinen befahren werden. Eine weitere Eisenbahnstrecke berührte Germendorf im Süden. Diese Strecke zweigte bei Oranienburg-Eden von der Strecke Oranienburg–Kremmen ab und mündete bei Velten in die Kremmener Bahn. Sie war nur von 1951 bis 1969 in Betrieb und ist inzwischen abgebaut. An ihr lag der Haltepunkt „Germendorf Süd“.

Die Buslinie 824, welche zwischen den Bahnhöfen Oranienburg und Hennigsdorf pendelt, unterhält zwei Busstationen in Germendorf, einmal die Haltestelle „Germendorf Dorfstr.“ im Dorfzentrum nahe der Dorfkirche sowie die Haltestelle „Germendorf Am Bahndamm“ in der Nähe des Globus Baumarktes im Osten. Die Linie wird von der Oberhavel Verkehrsgesellschaft mbH (kurz OVG) betrieben, welche auch ihren Sitz am östlichen Ende des Dorfes unterhält.

Sport

Fußball hat eine lange Tradition in Germendorf. So wurde im Jahre 1926 ein Radfahrverein gegründet, welcher 1930 eine eigene Fußballmannschaft gründete.[12] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Team, wie alle anderen auch, verboten. Erst im Jahr 1950 wurde die Mannschaft unter dem Namen „SG Germendorf“ wieder ins Leben gerufen. In den 1960er Jahren spielte der Verein unter dem Namen „ASG Vorwärts Germendorf“. Im Jahre 1972 wurde der Verein unter dem Namen „BSG Einheit Germendorf“ neugegründet und wechselte letztmals in den 1990ern den Namen in „FSV Germendorf 1972“.[13]

Die Spiele des FSV Germendorf werden auf dem Germendorfer Sportplatz, nahe der Germendorfer Grundschule ausgetragen. Im Jahr 2010 gewann der FSV Germendorf die Kreisliga Oberhavel und qualifizierte sich somit für die Landesklasse West.

Weblinks

 Commons: Oranienburg-Germendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mo Buchholz, Eberhard Roters (Hrsg.): Erich Buchholz. Nicolai, Berlin 1993, S. 11
  2. http://www.oranienburg.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=69458
  3. http://mehrow.de/Presse_und_Literatur/Heimat_und_Welt/HUW_1936_04_Ortsnamen.html
  4. http://www.fuerstenberg-tourismus.de/index.php?id=235&UserId=166&ort=Oranienburg-Germendorf&ListId=2
  5. http://luftkrieg-oberhavel.de/webs/boden/007.htm
  6. http://www.oranienburg.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=69458
  7. http://www.sound-cave.com/it/shop/mutiilation/live-in-germendorf-germany-7-7-01-dvd.html
  8. http://www.strandhotel-germendorf.de/
  9. http://www.zum-froehlichen-landmann.com/
  10. http://www.pension-maerkische-heide.de/
  11. http://www.sound-cave.com/it/shop/mutiilation/live-in-germendorf-germany-7-7-01-dvd.html
  12. http://www.sscbb.de/text/brandenburgervereineoberhavelland.html
  13. Seite zur Geschichte der Sportvereine im Landkreis Overhavel auf der Website des Sportsouvenir-Sammler-Clubs Berlin-Brandenburg 1983 e. V.

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