- Umgehungsbahn (Brandenburg)
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Die Umgehungsbahn ist eine Bahnstrecke, die westlich und nördlich um Berlin führt. Sie verläuft von Jüterbog über Treuenbrietzen, Beelitz, Potsdam, Wustermark, Nauen und Kremmen nach Oranienburg. Der Abschnitt Wustermark–Oranienburg ist mittlerweile stillgelegt, Golm–Priort ist nun ein Bestandteil des Berliner Außenrings und als zweigleisige Hauptbahn ausgebaut; die Abschnitte Nauen–Priort und Golm–Beelitzer Kreuz sind beziehungsweise waren eingleisige Hauptbahn, der Rest eingleisige Nebenbahn.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Um die Wende zum 20. Jahrhundert erwies sich das Streckennetz in Berlin für den wachsenden Güterverkehr zunehmend als Engpass. Auch aus militärstrategischen Gründen wurde eine Umfahrung der Hauptstadt in Erwägung gezogen. Die 1894 eröffnete Strecke von Jüterbog nach Treuenbrietzen wurde über Potsdam nach Nauen an der Hamburger Bahn verlängert (Einweihung Treuenbrietzen–Beelitz Stadt 1904, Beelitz Stadt–Wildpark 1908 und Wildpark–Nauen 1902). Niveaufreie Kreuzungen mit bestehenden Hauptbahnen entstanden nördlich von Beelitz mit der Wetzlarer Bahn, im Bahnhof Wustermark mit der Berlin-Lehrter Eisenbahn und im Bahnhof Wildpark (heute Bahnhof Potsdam Park Sanssouci) mit der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn. Mit dem Bau des Verschiebebahnhofs Wustermark an der Lehrter Bahn östlich der Kreuzung mit der Umgehungsbahn entstand eine zweigleisige Verbindungsstrecke aus Richtung Wildpark, die nördlich von Priort nach Osten abbog. Auch der Abschnitt von Wustermark nach Nauen wurde für den Bau des Verschiebebahnhofs zweigleisig ausgebaut.
Während des Ersten Weltkrieges, 1915, wurde die Verlängerung von Nauen über Kremmen nach Oranienburg eingeweiht. In Zuge der Eröffnung des Rangierbahnhofs Seddin entstanden in der ersten Hälfte der 1920er Jahre Verbindungskurven von Ferch-Lienewitz und Beelitz Stadt dorthin. In den folgenden Jahren wurde das Netz der Berliner Umfahrungsstrecken mit der Verbindung von Seddin nach Großbeeren und später mit dem Güteraußenring weiter ausgebaut.
Im Personenverkehr diente die Strecke vornehmlich lokalen Interessen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Teilung war für die DDR die Umfahrung West-Berliner Gebietes besonders wichtig geworden. Bereits 1950 wurde in der Nähe des Bahnhofes Altes Lager eine Verbindungskurve zur Anhalter Bahn nach Süden gebaut. Das Verkehrsaufkommen auf der Strecke nahm in den Folgejahren zu, Mitte der 1950er Jahre wurde sie auch von D-Zügen aus Sachsen zur Ostsee benutzt. Mit dem Berliner Außenring entstand in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre eine leistungsfähige Umfahrung, in die zwischen Golm und Priort die Umgehungsbahn einbezogen wurde. Am Schnittpunkt von Umgehungsbahn und Außenring in den Wäldern südwestlich von Potsdam wurde 1958 der Turmbahnhof Potsdam Süd eingeweiht, der wenige Jahre später zum Potsdamer Hauptbahnhof wurde (heute Potsdam Pirschheide).
Nach Mauerbau und der Schließung der Hamburger Bahn nach einem Grenzdurchbruch Dezember 1961 nutzten auch die Züge Berlin–Hamburg den Abschnitt zwischen Wustermark und Nauen, die sogenannte Bredower Kurve. Für den Güterverkehr blieb die Strecke als Ergänzungsstrecke, vor allem zum nahegelegenen Rangierbahnhof Seddin, wichtig. Gelegentlich wurden auch Transitzüge nach Berlin über diese Strecke umgeleitet. Der Abschnitt Nauen–Oranienburg verlor dagegen an Bedeutung. Bereits 1967 ist der Personenverkehr eingestellt worden, auch der Güterverkehr verlief zum größten Teil über den schnelleren und leistungsfähigeren Außenring.
Entwicklung der letzten Jahre
Zwischen Nauen und Oranienburg wurde der Güterverkehr in den 1990er Jahren abschnittsweise eingestellt: Kremmen–Germendorf am 22. April 1993 und Germendorf–Oranienburg am 1. Februar 1996. Seit 2000 bzw. 2001 ist die Strecke stillgelegt und teilweise abgebaut, bei Germendorf wird sie für Draisinenfahrten benutzt. Am 30. April 1996 wurde die Verbindung Wustermark–Bredow–Nauen ebenfalls stillgelegt, nachdem mit der wiedereröffneten Hamburger Bahn eine direkte Verbindung nach Berlin zur Verfügung stand.
Auf dem Abschnitt Wustermark–Golm–Potsdam verkehrt heute alle ein bis zwei Stunden die Regionalbahnlinie RB21, auf dem Außenringabschnitt außerdem die Linie RB20 und ein reger Güterverkehr. Der Personenverkehr zwischen Wildpark (heute Potsdam Park Sanssouci) und Potsdam Pirschheide wurde 1994 eingestellt, stattdessen fahren die Züge nun von Potsdam Hauptbahnhof.
1998 wurde die Brücke der Umgehungsbahn über die Wetzlarer Bahn bei Beelitz gesperrt. Statt der durchgehenden Züge Potsdam–Jüterbog verkehrt nun zwischen Potsdam und Ferch-Lienewitz die RB 22 weiter über Michendorf nach Berlin-Schönefeld.
Beelitz Stadt, Treuenbrietzen und Jüterbog werden nun mit der RB33 aus Berlin-Wannsee über Michendorf bedient. Nach 2000 gab es Überlegungen zur Einstellung des Personenverkehrs auf dem relativ schwach nachgefragten Abschnitt Beelitz Stadt–Jüterbog. Allerdings wurde 2006/07 diese Strecke doch auf 100 km/h ausgebaut. Die Attraktivität des Angebotes hat sich dank der kürzeren Fahrzeit und günstiger Anschlüsse in Berlin-Wannsee und seit Ende 2007 auch in Jüterbog gesteigert. Die Verkehrsleistung auf der RB 33 wurde zum Fahrplanwechsel im Dezember 2007 für zwei Jahre im Interessenbekundungsverfahren vergeben, den Zuschlag erhielt Veolia Verkehr mit ihrer Tochtergesellschaft Ostseeland-Verkehr (OLA). Die Strecke wird von der Märkischen Regiobahn - einer Marke der OLA - mit zwei Desirotriebwagen betrieben. Sie trägt jetzt die Bezeichnung MR 33 und verkehrt im Zweistundentakt. Montags bis freitags gibt es zwischen Beelitz Stadt und Berlin-Wannsee einen ungefähren Stundentakt.
Zukunft
Mit Fahrplanwechsel im Dezember 2011 überhimmt die Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG) die Verbindung Berlin-Wannsee–Jüterbog. Auf der dann als OE 33 bezeichneten Linie werden Gelenktriebwagen der Baureihe 646 eingesetzt. Von Montag bis Freitag verkehren die Züge stündlich auf der gesamten Linie und am Wochenende im Zweistundentakt. Somit ergeben sich Umsteigebeziehungen in Jüterbog zum RE 5 in Richtung Berlin–Rostock, Lutherstadt Wittenberg (Anhalter Bahn) und Falkenberg (Elster). In Berlin-Wannsee besteht Anschluss zum RE 1 nach Werder (Havel) und zu den Berliner S-Bahn-Linien S 1 und S 7.
Mit Inbetriebnahme des Flughafens Berlin Brandenburg wird sich auch die Linienführung der RB 22 verändern. Zwischen Potsdam Hbf und Michendorf verkehrt künftig die RB 23. Eine neue Linie wird es auf der Relation Potsdam Hbf–Golm–Flughafen Berlin Brandenburg–Königs Wusterhausen geben.
Sonstiges
Nach der Einstellung des Verkehrs diente der Bahnhof Bredow als Kulisse für den Kriminalfilm „Dettmanns weite Welt“ aus der Serie Polizeiruf 110. Otto Sander und Ben Becker sind als Streckenarbeiter dabei mit dem Abbau „ihrer“ Strecke, an der sie jahrelang gearbeitet hatten, beschäftigt. Bereits die beiden Vorgängerfilme „Totes Gleis“ und „Das Wunder von Wustermark“ waren in Bredow gedreht worden, die Bahnhofsszenen dabei allerdings in Großbeeren an der Anhalter Bahn.
Weblinks
- Umgehungsbahn. In: bahnstrecken.de. Abgerufen am 4. Sept. 2009.
- Berliner-Bahnen.de - Zeittafel und Bahnhöfe
Literatur
- Bernd Kuhlmann: Der Berliner Außenring. Kenning, Nordhorn 1997. ISBN 3-927587-65-6
Kategorien:- Spurweite 1435 mm
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