Schmachtenhagen

Schmachtenhagen
Schmachtenhagen
Koordinaten: 52° 46′ N, 13° 20′ O52.77416666666713.32861111111148Koordinaten: 52° 46′ 27″ N, 13° 19′ 43″ O
Höhe: 48 m
Fläche: 28,9 km²
Einwohner: 2.109 (2006)
Eingemeindung: 26. Okt. 2003
Postleitzahl: 16515
Vorwahlen: 03301, 033053 (für Bernöwe)

Schmachtenhagen ist ein Ortsteil der Kreisstadt Oranienburg in Brandenburg und liegt im Südosten des Landkreises Oberhavel. Die bis dahin selbstständige Gemeinde schloss sich am 26. Oktober 2003 der Stadt Oranienburg an und wird von ihr verwaltet.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Verkehrsanbindung

Lage

Schmachtenhagen liegt auf dem südwestlichen Teil der nördlichen Havel-Niederungen, der sogenannten Oberhavel. Die alte Ortsmitte am Anger mit der Kirche befindet sich etwa 33 Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Berlin. Höchste Punkte des Ortes sind mit durchschnittlich 20 Metern über Normalhöhennull (NHN) zwei Anhöhen nahe der westlichen Gemeindegrenze, die Fuchsberge und die Zwergberge. Der niedrigste Punkt mit 43,3 Meter über NHN liegt an einem Graben im nördlichen Bereich des Ortsgebietes. Die Höhe der Ortsmitte an der Kirche beträgt etwa 50 Meter über NHN. Das Gemarkungsgebiet des Ortsteils Schmachtenhagen umfasst eine Fläche von 28,9 km². Es schließt die östlich entlang des Oder-Havel-Kanals verlaufenden Niederungen des Stintgrabens am früheren Germania-Klinkerwerk am westlichen Ortsrand mit ein und grenzt an das Ostufer des Grabowsees, in dem zugleich der sich von Ost nach West schlängelnde Bach Bäke mündet. Der Stintgraben ist der Abfluss des Grabowsees und durch ein Graben-Netz mit dem Lehnitzsee verbunden. Der Ortsteil untergliedert sich in mehrere Wohngebiete um das Zentrum (den historischen Dorfkern um den Dorfanger herum) in die ab etwa 1910 entstandenen Siedlungen West, die Siedlung Süd (auch Kolonie Marx und Holzhausen genannt), die Siedlungen Ost, die nördlich des Angers errichtete Siedlung Upstall und den außerhalb gelegenen Standort Bernöwe.

Denkmalgeschützes Darrengebäude, Ernst-Thälmann-Platz 11

Nachbarorte

Der Ortsteil Schmachtenhagen liegt rund 7 km östlich der Kernstadt Oranienburg und nahe der östlichen Grenze der Großgemeinde Wandlitz wie auch des Landkreises Barnim. Angrenzende Gemeinden sind im Westen die Stadt Oranienburg mit den entlang des Oder-Havel-Kanals liegenden Ortsteilen Sachsenhausen, Friedrichsthal und Malz, im Norden an den zur Stadt Liebenwalde gehörenden Ortsteil Kreuzbruch, im Osten die ehemals selbständigen und an den Landkreis Barnim grenzenden Gemeinden Zehlendorf und Wensickendorf und im Süden mit der Schmachtenhagener Heide an das Mühlenbecker Land sowie südwestlich mit der Oranienburger Heide angrenzenden den Oranienburger Ortsteil Lehnitz.

Verkehrsanbindung

Seit dem 21. Mai 1901 besitzt der Ort durch den im Nachbarort Zehlendorf errichteten Haltepunkt der Heidekrautbahn auf der Strecke von Berlin-Wilhelmsruh nach Liebenwalde (ab 1950 Berlin-Blankenburg, ab 1976 Berlin-Karow) einen nahen Bahnanschluss. Seit 2002 ist er Endstation des westlichen Astes der Heidekrautbahn, wird jedoch nur am Wochenende zum Anfahren eines Wochenmarktes am nördlichen Ortstrand bedient und erhielt an der Bauernmarktchaussee einen eingleisigen, ersten Bahnhof. Der 1950 errichtete Betriebsbahnhof am Malzer Weg ist, wie auch die weitere knapp 5 Kilomreter lange Strecke bis zur Nordbahn, seit 1983 nicht mehr in Betrieb, 1991/92 demontiert worden und inzwischen überwachsen. Zudem ist Schmachtenhagen durch eine Buslinie mit Oranienburg und Liebenwalde sowie eine weitere Linie mit dem Ortsteil Bernöwe verbunden. Die Bundesstraße 273 (Potsdam - Bernau) durchquert den Ort in Ost-West-Richtung und kreuzt die Landesstraße 29 (Schmachtenhagen - Biesental) beidseitig der "Königliche oder auch Alte Darre (dem denkmalgeschützten Wahrzeichen des Ortes), zugleich endet die L-29 hier. Der S-, Regional- und Fernbahnhof Oranienburg liegt 5 km entfernt, ein Anschluss zur 96 (Zittau-Rügen) beim Ortsteil Eden 10 km und die Autobahnauffahrten am Berliner Außening im 16 Kilometer-Radius: das Kreuz Oranienburg 16 km, die Auffahrt Birkenwerder 12 km, Auffahrt Mühlenbeck 13 km, der Anschluss zur Bundesautobahn E-28 (Potsdam-Bernau-Polen) über die B-273 ist nach 16 km erreichbar.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung datiert in einer in Bautzen am 13. Februar 1350 unterzeichneten und im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem gelagerten Urkunde, in dem der Ort als „Schönhagen“ wie viele andere in der Umgebung in den Schenkungsurkunden der Markgrafen Ludwig der Brandenburger und Ludwig der Römer erwähnt wird, in der sie den Grafen Ulrich von Lindow mit der Burg Bötzow nebst umliegenden Dörfern belehnten.

1638 brach während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) die Pest aus und raffte fast die Hälfte der Dorfbewohner dahin, mehrfach wurde der Ort und das Land entlang der Havel von Dänen, Kaiserlichen Heerscharen und Schweden durchzogen und geplündert, wodurch viele Häuser und Scheunen vernichtet wurden. Zudem verloren die Schmachtenhagener durch die Kriegssteuer viele Hufe Land. 1642 wurde das Amt Bötzow an Frau von dem Knesebeck verpfändet, drei Jahre später werden die Kirche wieder aufgebaut und ein Pfarramt eingerichtet. Da 1648 knapp die Hälfte der Gehöfte brach lagen, wurde das Dorf mit Unterstützung der Frau von dem Knesebeck, wieder aufgebaut und besiedelt. Ein paar Bauern, die überlebten, bauten aus eigener Kraft neue Gebäude, andere ließen sich neue Häuser bauen. 1651 wurde der Ort wird nun zu Bötzow (dem späteren Oranienburg) zugehörig, 1745 dem neuen Amt Zehlendorf zugeschlagen, 1763 gehört der dann wieder zum Amt Friedrichsthal. 1792 entsteht zwischen Darre und Friedhof eine Schmiede, die zusätzliche Bewohner ins Dorf lockte.

Anfang des 19. Jahrhunderts entstehen drei in sich geschlossene Siedlungen. Zwischen 1945 und 1990 lag der Ort in der DDR, im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde er im Oktober 2003 wieder Ortsteil mit Amtssitz in der Stadt Oranienburg.

Bevölkerungsentwicklung
1875 1890 1910 1925 1933 1946 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2006 2010
741 542 730 926 1104 1598 1430 1461 1515 1525 1591 1687 1784 1826 1841 1874 2109 2228[1]

Evangelische Kirche

Evangelische Kirche

Im 15./16. Jahrhundert bekam der Ort seine erste Feldstein-Kirche, die in der Folgezeit oft vernachlässigt und ausgebessert wird. 1699 erhält sie einem neuen Turm aus Fachwerk, fällt jedoch 1874 einem Brand zum Opfer und wird abgerissen. An ihrer Stelle wurde nach anderthalbjähriger Bauzeit im Dezember 1876 der heute noch stehende gelbe Backsteinbau im neuromanischem Rundbogenstil mit seinem rund 30 Meter hohen und weit erkennbaren mit quadratischem Westturm mit Schieferdach und Apsis sowie einer Langorgel mit 11 Registern auf 2 Manualen geweiht. In der SBZ wurde sie in den 1950er Jahren jedoch stark verändert: alte Aufbauten und der alte Altar wurden entfernt, die Wände in schlichtes Grau getüncht. Die Folge war, dass einige ältere Einwohner das über die Jahrhunderte Wind, Wetter, Schwamm und Holzwurm ausgesetzte Gotteshaus, vor allem wegen seiner einsturgefährdeten Holzdecke, mieden. Seit 1997 engagieren der örtliche Männergesangsverein und ein 2005 gegründeter Förderverein neben den Mitteln aus der Gemeindekasse durch Spendeneinnahmen und regelmäßig stattfindende Benefizkonzerte für die stückweise Sanierung. Die Orgel befindet sich nach ihrer Restaurierung im Jahre 2007 wieder in hervorragendem Zustand, in diesem Jahr ist man bemüht, das Geld für die Installation einer Heizung aufzubringen.

Von den derzeit rund 2000 Einwohnern sind etwa 190 aktive Christen. Da der Ort keinen eigenen Parrer besitzt, wird er von einem Geistlichen des Pfarramtes Oranienburg-Süd betreut.

Baudenkmäler

  • sowjetisches Ehrenmal im Ortstel Bernöwe
  • Grabstein auf dem Friedhof zur Erinnerung an sieben französische KZ-Häftlinge von 1945
  • Darregebäude
  • Evangelische Kirche

Sehenswürdigkeiten

  • "Königliches Forsthaus" nahe der Lehnitzer Schleuse
  • Naturdenkmal "Drei Buchen" an der Gorkistraße
  • Gedenkstätte für die zwischen 1945 und 1950 erschossenen Häftlinge des Sowjetischen "Speziallagers Nr. 7"
  • Ruine der "Schmiede" gegenüber dem Darregebäude
  • "Ehrenmal" für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Bürger des Ortes in der Form eines Obelisken mit Namenstafel und "Bismarck-Eiche"
  • altes und saniertes Guthaus (Sitz des Ortsvorstehers) mit Feuerwehrdepot
  • 1850 erbaute "alte Schule", jetzt Kita
  • 1815 gepflanzte und auf dem Nordende des Angers, noch auf dem Kita-Gelände, stehende und mit einem Feldstein gekennzeichnete „Friedenseiche 1815“.
  • "Brücke zum Alten Krug"
  • "Brücke am Elsenbusch"
  • "Erlebnispfad"

Tourismus

Bildung

  • Ostern 1850 Einweihung der „alten Schule“
  • Ostern 1946 Umzug der „alten Schule“ in das Gutshaus samt Nebengebäuden
  • Ostern 1946 Einweihung der POS Robert Neddermeyer (auch als Oberstufe für die Grundschüler aus Zehlendorf, Wensickendorf, Bernöwe)
  • Mai 1946 Einweihung der Kita Bäkestrolche in der „alten Schule“ (die Kinderkrippe blieb noch bis in die 1970er Jahre 200m entfernt extern)
  • September 2007 Auflösung der POS und Eröffnung der Neddermeyer-Grundschule

Politik

Ortsbeirat

Partei / Wahlbewerber Stimmen Sitze
Die Linke 850 2
CDU 465 1
SPD 376 1
LGU 293 1

Am 28. September 2008 fanden die letzten Kommunalwahlen statt. Die Wahlbeteiligung betrug 89,0 Prozent der wahlberechtigten Einwohner. Danach setzt sich der aus fünf Personen bestehende Ortsbeirat wie in der Tabelle gezeigt zusammen.[2] Der Ortsbeirat hat beratende Funktion für die Gemeindevertretung von Oranienburg bezüglich der Entscheidungen des Gremiums, die den Ortsteil Schmachtenhagen betreffen. Einige der Vertreter des Ortsbeirates sind gleichzeitig Gemeindevertreter. Er tagt im Speisesaal der Schule.

Ortsvorsteher, Städtepartnerschaften

Bis zur Eingemeindung besaß Schmachtenhagen einen Bürgermeister, seitdem wird aus dem Kreis der gewählten Gemeindevertreter ein Ortsteilbürgermeister gewählt, der nun Ortsvorsteher heißt. Seit dem 28. September 2008 nimmt Hanz-Dieter Manzl (Die Linke) dieses Ehrenamt wahr. Sitz des Ortsvorstehers ist das Gemeindezentrum in der Schmachtenhagener Dorfstraße 33.

Schmachtenhagen unterhält keine eigene Orts- oder Städtepartnerschaft. Seit der Bildung der Großgemeinde Oranienburg wurden die vom Ort(steil) Schmachtenhagen Ende der 1990er-Jahre abgeschlossenen Partnerschaftsvereinbarungen Bagnolet, (Frankreich) seit 1964, Hamm, (Deutschland) seit 1990, Mělník, (Tschechien) seit 1974, Vught, (Niederlande) seit 2000, Friedrichsthal (Saar), (Deutschland) seit 1991 (seit kommunaler Neuordnung im Oktober 2003 reguläre Partnerstadt von Oranienburg) auf das gesamte Gemeindegebiet ausgedehnt.

Einzelnachweise

  1. Quelle für alle Angaben: Das Genealogische Orts-Verzeichnis auf genealogy.net/Schmachtenhagen
  2. SPD Oranienburg, Kommunalwahl 2008

Weblinks

 Commons: Oranienburg-Schmachtenhagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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