- Geschichte Korsikas
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Vorgeschichte
- Siehe Hauptartikel: Korsika im Altertum
Über die Kulturen, die ab etwa 6000 v. Chr. (ältestes ggf. noch präneolithisches Datum, 6570 v. Chr. die „Dame von Bonifacio“) die Insel Korsika prägten, ist wenig bekannt. Einzig in Filitosa und bei Terrina (ab 2600 v. Chr. Kupferverarbeitung der Terrinien-Kultur) wurden Überreste der Kulturepochen gefunden, sie lassen Rückschlüsse auf deren Abfolge zu. Ab etwa 1800 v. Chr. wurden die Megalithkulturen von der Torre-Kultur überlagert. Aus der Tatsache, dass die Statuenmenhire oftmals zerschlagen und in den Bauten der Torreaner als Baumaterial verwendet wurden, schloss der Archäologe Roger Grosjean, dass dieser Übergang zwischen den Kulturen nicht friedlich vonstatten ging.[1]
Vorgeschichtliche torreanische Plätze: Alo-Bisucce, Araggiu, Balestra, Ceccia, Capula, Cucuruzzu, Filitosa, Foce, Palaggiu, Stantari, Tappa und Torre.
Antike
Die frühesten geschichtlichen Einwohner Korsikas waren wahrscheinlich Ligurer. Die Phokäer aus Ionien waren das erste geschichtliche Volk, das hier Siedlungen gründete. Um 560 v. Chr. wurde die Stadt Alalia gegründet. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts unterlagen sie jedoch den mit den Karthagern verbündeten Etruskern, die nach ihrer Entmachtung durch die Römer wiederum von den Karthagern verdrängt wurden.
Letzteren folgten die Römer, die nach dem Ersten Punischen Krieg die Insel rechtswidrig besetzten, aber sich erst Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. niederließen. Sowohl Marius als auch Sulla gründeten Kolonien – die erste 104 v. Chr. in Mariana (bei Lucciana), die zweite 88 v. Chr. in Aleria. In den ersten Jahrhundert der christlichen Epoche bildete Korsika eine der senatorischen Provinzen des Reichs. Obwohl es in ständigen Handelsbeziehungen mit dem italienischen Festland stand, war die abgelegene und verarmte Insel eher als Verbannungsort für politische Häftlinge bekannt. Einer der berühmtesten von ihnen war Seneca der Jüngere, der bis 49 n. Chr. acht Jahre hier verbrachte.
Während des Zusammenbruchs des Römischen Reichs im Westen war der Besitz Korsikas für eine Weile zwischen den Vandalen und den gotischen Verbündeten der römischen Kaiser umstritten. 469 machte sich Geiserich schließlich zum Herrn über die Insel. 65 Jahre lang behielten die Vandalen die Herrschaft; die korsischen Wälder lieferten das Holz für die Flotten, mit denen sie das Mittelmeer terrorisierten. Nachdem Belisar die Macht der Vandalen in Africa zum Einsturz gebracht hatte, eroberte sein Leutnant Cyril Korsika (536).
Ostrom, Franken, Sarazenen
Nun wurde es unter dem Exarchat von Karthago Teil des oströmischen Reiches und sah gelegentliche Überfälle durch die Langobarden. Überdies kamen im Jahre 713 das erste Mal Muslime von der Nordküste Afrikas auf die Insel. Korsika blieb nominell dem byzantinischen Reich zugeordnet, bis sich Karl der Große nach seinem Sieg gegen die Langobarden (774) an die Eroberung der Insel machte, die nun an die Franken kam.
806 begann der erste einer Reihe von Einfällen der Mauren aus Spanien. Obwohl sie mehrmals von den kaiserlichen Leutnanten geschlagen wurden, kehrten sie ständig wieder und kamen 810 vorübergehend in den Besitz der Insel. Von einer Expedition des Kaisersohns Karl wurden sie vernichtend geschlagen, kamen aber wieder und wieder zurück. 828 wurde die Verteidigung Korsikas Bonifatius II., Graf der toskanischen Marken, anvertraut, der einen erfolgreichen Feldzug gegen die afrikanischen Muslime führte und nach der Rückkehr nach Korsika im Süden eine Festung baute, die den Kern der Stadt Bonifacio bildet, die seinen Namen trägt. Sein Krieg gegen die Sarazenen wurde von seinem Sohn Adalbert weitergeführt, nachdem er 846 die Würden seines Vaters übernommen hatte.
Unter den römisch-deutschen Kaisern
Aber trotz aller Bemühungen scheinen die Muslime bis um 930 im Besitz eines Teils der Insel geblieben zu sein. Berengar II., König Italiens, machte sich zum Herrscher über die Insel, und nach seiner Absetzung durch Otto den Großen wurde sie ein Zufluchtsort für seinen Sohn Adalbert, dem es gelang, die Insel zu halten und sie an seinen Sohn weiterzugeben, einem weiteren Adalbert. Letzterer wurde von den Truppen Ottos II. besiegt, und Korsika erneut an das Markgrafentum Toskana angeschlossen, von dem Adalbert einen Teil der Insel als Lehen bekam.
Entstehung der Terra di Comune
Die Periode feudaler Anarchie begann nun, bei der unbedeutende Feudalherren darauf aus waren, ihre jeweiligen Gebiete auszudehnen. Besonders die Grafen von Cinarca, die von Adalbert abstammen sollen, zielten darauf ab, ihre Oberherrschaft über die ganze Insel herzustellen. Um dieser und anderen Ambitionen entgegenzuwirken, wurde im 11. Jahrhundert eine Art nationaler Landtag gehalten, und Sambucuccio, Herr von Alando, stellte sich an die Spitze einer Bewegung, die darin resultierte, dass die Feudalherren auf weniger als die südliche Hälfte der Insel beschränkt wurden, und in dem übrigen Teil, der künftig Terra di Comune genannt wurde, eine Art Republik aus autonomen Gemeinden gegründet wurde.
Dieses System, das bis zur Französischen Revolution überlebte, wird folgendermaßen von Jacobi beschrieben. Jede Gemeinde nominierte eine Zahl Ratsmitglieder, die unter der Leitung eines Podestà mit der Rechtspflege beauftragt waren. Die Podestà aus allen wahlberechtigten Bezirken wählten ein Mitglied des obersten Rats, der mit dem Beschließen von Gesetzen und Verordnungen für die Terra di Comune beauftragt war. Dieser Rat oder Magistrat wurde nach der Anzahl der Bezirke, die an der Nominierung teilhatten, die Zwölf genannt. Schließlich wählten die Väter der Kommune in jedem Bezirk einen Magistrat, der unter dem Namen caporale mit der Interessenvertretung der Armen und Schwachen betraut war.
Inzwischen blieb der Süden unter der Herrschaft der Grafen von Cinarca, während im Norden feudale Barone im Vorgebirge von Cap Corso ihre Unabhängigkeit aufrechterhielten. Interne Fehden setzten sich fort; Wilhelm, Markgraf von Massa, aus der Familie, die später als Malaspina bekannt wurde, wurde von den Kommunen eingeschaltet (1020), vertrieb die Grafen von Cinarca, rief die Barone zur Ordnung, und gründete in Harmonie mit den Kommunen ein Herrschaftsgebiet, das er an seinen Sohn weiterreichen konnte.
Belehnung an Pisa
Gegen Ende des 11. Jahrhunderts erhoben jedoch die Päpste aufgrund der Schenkung Karls des Großen Anspruch auf die Insel, obwohl der fränkische Eroberer allenfalls die Rückgabe des Kirchenlands versprochen hatte. Der korsische Klerus unterstützte den Anspruch, und 1077 erklärten sich die Korsen in Anwesenheit des apostolischen Legaten Landolfo, Bischofs von Pisa, zu Untertanen des Heiligen Stuhls. Papst Gregor VII. verlieh daraufhin die Insel dem Bischof und seinen Nachfolgern. Die Belehnung wurde 1190 von Urban II. bestätigt und in ein Zugeständnis voller Souveränität erweitert.
Die Pisaner nahmen die Insel feierlich in Besitz, und ihre judices nahmen den Platz der päpstlichen Legaten ein. Wie zuvor die Vandalen schätzten auch die Pisaner Korsika als unerschöpfliches Materiallager für ihre Flotte. Korsika erblühte unter der aufgeklärten Herrschaft der großen Handelsrepublik.
Konflikt zwischen Pisa und Genua
Gründe für Uneinigkeit blieben freilich zur Genüge. Die korsischen Bischöfe bereuten ihre Unterwerfung unter den Pisaner Erzbischof; die Genuesen intrigierten in Rom, um eine Rücknahme des päpstlichen Geschenks an ihre Rivalen zu erreichen, mit denen sie um die Oberherrschaft auf See stritten.
Die folgenden Päpste folgten in dieser Hinsicht widersprüchlichen Strategien. 1138 teilte Innozenz II. als Kompromiss die kirchliche Gerichtsbarkeit der Insel zwischen den Erzbischöfen von Pisa und Genua. Dies gab den Genuesen großen Einfluss auf Korsika, und der Konkurrenzkampf zwischen Pisanern und Genuesen sprang auf die Insel über. Erst 1195 konnte Genua allerdings wirklich in dem Land Fuß fassen, indem es das Piratennest Bonifacio eroberte, das dem Handel beider Republiken nachstellte. Zwanzig Jahre lang kämpften die Pisaner darum, die Festung für sich selbst zu gewinnen, bis 1217 der Papst die Sache damit beilegte, dass er sie in seine eigenen Hände nahm.
Während des 13. Jahrhunderts ging der Kampf zwischen Pisa und Genua weiter und bildete auf der Insel die Fehde zwischen Ghibellinen und Guelfen ab, die sich in Italien abspielte. Um der ruinösen Anarchie ein Ende zu setzen, zogen die Oberhäupter der Terra di Comune den Markgrafen Isnard Malaspina hinzu; die Pisaner setzten noch einmal den Grafen von Cinarca ein. Der Krieg zwischen Markgraf, den Pisanern und den Genuesen zog sich mit wechselndem Glück dahin, weil es keinem gelang, die Vorherrschaft zu erlangen.
Korsika geht an Genua
Am 4. April 1297[2] trug Papst Bonifatius VIII. noch zu den Komplikationen bei, indem er König Jakob II. von Aragon mit Korsika und Sardinien belehnte. Mit langer Verzögerung griffen die Aragonesen 1325 Sardinien an und unterwarfen es, mit dem Resultat, dass die Pisaner mit ihrer zerschlagenen Seemacht sich nicht mehr in Korsika halten konnten. Eine erneute Phase der Anarchie folgte, bis 1347 eine große Versammlung der caporali und Barone entschied, Genua die Oberhoheit über die Insel anzubieten. Ein regelmäßiger Tribut sollte an die Republik gezahlt werden; die Korsen sollten ihre Gesetze und Gebräuche unter dem Rat der Zwölf im Norden und einem Rat der Sechs im Süden bewahren können; korsische Interessen sollten in Genua durch einen orator vertreten werden.
Die Genueser Herrschaft begann unter schlechten Vorzeichen, denn der Schwarze Tod tötete rund zwei Drittel der Bevölkerung. Sie sollte der Insel keinen Frieden bringen. Die Genueser Feudalbarone des Südens ähnlich wie die erblichen caporali des Nordens widersetzten sich der Autorität des Genueser Statthalters. König Peter von Aragon machte sich ihre Fehden dazu zunutze, seine Ansprüche wieder anzumelden. 1372 machte sich Arrigo, Graf von La Rocca, mit der Hilfe von Aragoneser Truppen zum Herrn der Insel. Aber gerade sein Erfolg brachte die Barone von Cap Corso gegen ihn auf, die sich erneut an Genua wandten.
Die Republik, die mit anderen Problemen beschäftigt war, ließ sich auf den glücklosen Notbehelf ein, die Statthalterschaft der Insel einer Gesellschaft aus fünf Personen zu übertragen, die Maona genannt wurde. Sie versuchten durch eine Partnerschaft mit Arrigo della Rocca die Ordnung wiederzustellen, was verheerende Folgen hatte. 1380 gaben vier der Statthalter der Maona ihre Rechte an die Genueser Republik zurück, und Leonello Lomellino blieb als einziger Statthalter zurück. Er war es, der 1383 Bastia an der Nordküste bauen ließ, das das Bollwerk Genuas auf der Insel wurde. Erst 1401, nach dem Tod Graf Arrigos, wurde die Genueser Herrschaft vorübergehend wiederhergestellt.
Aragon
In der Zwischenheit war Genua selbst in die Hände der Franzosen gefallen, und 1407 kehrte Leonello Lomellino mit dem von Karl VI. von Frankreich verliehenen Titel eines Grafen von Corsia als Gouverneur zurück. Aber Vincentello d'Istria, der sich im Dienst des Königs von Aragon verdient gemacht hatte, hatte Cinarca erobert, scharte um sich alle Kommunen der Terra di Comune, rief sich selbst in Biguglia zum Grafen von Corsica aus und nahm sogar Bastia ein. Lomellino war nicht in der Lage, gegen ihn zu bestehen, und um 1410 war Korsika, mit der Ausnahme Bonifacios und Calvis, an Genua verloren, das jetzt wieder unabhängig von Frankreich war.
Eine Fehde Vincentellos mit dem Bischof von Mariana führte jedoch zum Verlust seiner Autorität in den Terra die Comune. Er war gezwungen, in Spanien nach Hilfe zu suchen, und während seiner Abwesenheit konnten die Genuesen das Land zurückerobern. Allerdings nicht für lange Zeit – das große Schisma war eine zu offensichtliche Gelegenheit für Streit, als dass man sie hätte versäumen können. Die Weihbischöfe in Genua kämpften für Benedikt XIII., die in Pisa für Johannes XXIII.; und als Vincentello mit einer Aragoneser Truppe zurückkehrte, konnte er in den unruhigen Wassern mit Gewinn fischen. Er nahm mühelos Cinarca und Ajaccio ein, kam mit den Pisaner Bischöfen zu einer Einigung, meisterte die Terra di Comune und baute eine starke Burg in Corte. Um 1419 waren die Genueser Besitzungen in Korsika wieder auf Calvi und Bonifacio zusammengeschrumpft.
In diesem kritischen Augenblick erschien Alfonso von Aragon mit einer großen Flotte, um die Insel in Besitz zu nehmen. Calvi fiel an ihn, aber Bonifacio hielt sich. Sein Widerstand gab den über die aragonesische Tyrannei empörten Korsen Zeit, eine Revolte zu organisieren. Am Ende wurde die Belagerung Bonifacios aufgehoben, und die in ihren Privilegien bestätigte Stadt wurde praktisch eine unabhängige Republik unter Genueser Schutz. Was Vincentello angeht, er hielt sich noch eine Weile, aber schließlich erhob sich das Land gegen ihn. 1435 wurde er von den Genuesen, die ihn zufällig im Hafen von Bastia gefangenommen hatten, als Rebell hingerichtet.
Die Anarchie ging weiter, während rivalisierende Parteien, nominell Anhänger der Aragonesen und der Genuesen, um die Vorherrschaft stritten. Diesmal nutzte der Genueser Doge Janus da Fregoso die Situation aus, um die Insel zu unterwerfen, wobei seine Artillerie gegen das Heer des Grafen Paolo della Rocca leichtes Spiel hatte (1441). Um seine Herrschaft zu festigen, baute und befestigte er eine neue Stadt, San Fiorenzo, in der Nähe der Ruinen von Nebbio. Aber die Aragonesen intervenierten wieder, und die Anarchie erreichte ihren Höhepunkt. Ein Appell an Papst Eugen IV. resultierte in der Absendung einer päpstlichen Armee aus 14.000 Männern (1444), die durch ein Bündnis einiger der caporali und der meisten Barone unter der unerschrockenen Führung von Rinuccio da Leca völlig vernichtet wurde.
Ein zweiter Feldzug war erfolgreicher, und Rinuccio wurde getötet. 1447 wurde Eugen auf dem Papstthron von dem Genuesen Nikolaus V. nachgefolgt, der seine Rechte an Korsika unverzüglich an Genua überschrieb. Die Insel war nun effektiv geteilt zwischen: der Genueser Republik; den Herren von Cinarca, die ihre Ländereien im Süden unter der nominellen Oberherrschaft von Aragon hielten; und Galeazzo da Campo Fregoso, der an der Spitze der Terra di Comune stand.
Banca di San Giorgio
Eine Versammlung der Häupter der Terra di Comune entschied nun, die Regierung der Insel der Bank Casa di San Giorgio anzubieten, einer einflussreichen kaufmännischen Gesellschaft, die im 14. Jahrhundert in Genua gegründet worden war. Die Bank sagte zu, die Spanier wurden aus dem Land vertrieben und eine Regierung organisiert. Aber die Bank geriet bald in Konflikt mit den Baronen und begann einen Vernichtungskrieg gegen sie. Ihr Widerstand wurde schließlich 1460 gebrochen, und die Überlebenden nahmen in der Toskana Zuflucht. Aber die Ordnung war kaum wiederhergestellt worden, als der Genuese Tommasinoda Campo Fregoso, dessen Mutter Korsin war, die Ansprüche seiner Familie wiederaufgriff und es ihm gelang, das Innere der Insel in den Griff zu bekommen (1462).
Zwei Jahre später stürzte der Mailänder Herzog Francesco Sforza die Fregoso-Familie in Genua und machte seine Ansprüche auf Korsika geltend. Sein Leutnant zwang die Insel ohne Schwierigkeit, die Oberherrschaft des Herzogs von Mailand zu akzeptieren. Aber als Francesco Sforza 1466 starb, brach ein Streit aus, und die Mailänder Oberhoheit wurde – außer in den Küstenstädten – rein nominell. Schließlich überzeugte Tommasino da Campo Fregoso 1484 den Herzog von Mailand, ihm die Regierung der Insel zuzusprechen. Die befestigten Orte wurden ihm übergeben; er kam durch eine Ehe in Beziehung zu Gian Paolo da Leca, dem mächtigsten der Barone, und stand bald an der Spitze der Insel.
Innerhalb von drei Jahren liefen die Korsen wieder Sturm. Ein Abkömmling der Malaspinas, der einmal in Korsika geherrscht hatte, Jacopo IV. (d'Appiano), war jetzt Fürst von Piombino, und gegen ihn richtete sich die Unzufriedenheit. Sein Bruder Gherardo, Graf von Montagnano, griff den Hilferuf auf, proklamierte sich zum Grafen von Korsika, landete auf der Insel und besetzte Biguglia und San Fiorenzo. Daraufhin verkaufte Tommasino da Campo Fregoso diskret seine Rechte an die Bank von San Giorgio. Kaum hatte jedoch die Bank – mit der Unterstützung des Grafen von Leca – Graf Gherado besiegt, versuchte die Fregoso-Familie, den Verkauf zu leugnen. Ihre Ansprüche wurden vom Grafen von Leca unterstützt, und es kostete die Vertreter der Bank einen harten Kampf, bis der Baron besiegt und nach Sardinien verbannt war. Zweimal kehrte er zurück, und erst 1501 wurde er endgültig aus dem Land ausgewiesen. Erst 1501 waren auch die anderen Barone niedergemacht, und die Bank konnte ihren Besitz der Insel als sicher erachten.
Die Macht, die die Banca di San Giorgio mit rücksichtsloser Brutalität gewonnen hatte, übte sie mit engstirniger und kurzsichtiger Selbstsüchtigkeit aus. Nur ein Schatten einheimischer Institutionen wurde geduldet, und kein adäquates System der Verwaltung wurde anstelle des abgeschafften eingerichtet. Die Blutfehde oder vendetta schlug in der Abwesenheit einer Justiz gerade zu einer Zeit Wurzeln, als anderswo in Europa der Fortschritt der Zivilisation dem Privatkrieg ein Ende setzte. Die Vertreter der Bank traten diesen ständigen Streitigkeiten keineswegs entgegen, denn sie sahen sie als bestes Mittel, einen allgemeinen Aufstand zu verhindern. Da sie nur mit dem Auspressen von Steuern aus einer widerspenstigen Bevölkerung beschäftigt waren, vernachlässigten sie die Verteidigung der Küste, entlang derer Piraten nach Belieben plünderten. Zu all diesen Nöten kamen im 16. Jahrhundert noch die Pest und verheerende Überschwemmungen, die dafür sorgten, dass das Land noch weiter verarmte und barbarisierte.
Französische Einmischung
Unter diesen Umständen ersann König Heinrich II. von Frankreich das Projekt, die Insel zu erobern. Von korsischen Söldnern im französischen Dienst, die von dem in Händen der Genueser erlittenen Unrecht verbittert waren, erhielt er alle notwendigen Informationen. Durch einen in Konstantinopel mit Süleyman dem Prächtigen geschlossenen Bündnisvertrag (1. Februar 1553) sicherte er sich die Zusammenarbeit mit der türkischen Flotte. Die vereinten Kräfte griffen die Insel im gleichen Jahr an; die Zitadelle von Bastia fiel beinahe kampflos, und sogleich wurden alle anderen Festungen gleichzeitig belagert. Nach der Kapitulation Bonifacios vor den Türken nach verbissenem Widerstand folgte ein Massaker an der Garnison. Bald hielten die Genueser von allen befestigten Orten nur noch Calvi.
In diesem kritischen Augenblick intervenierte Kaiser Karl V.; eine starke Macht aus Kaisertruppen und Genuesen wurde auf die Insel gebracht, und das Kriegsglück wendete sich. Die Details des folgenden Kampfes, in dem der korsische Nationalheld Sampiero de Bastelica seine ersten Lorbeeren erwarb, sind von geringer allgemeiner Bedeutung. Festungen wurden erobert und wiedererobert; für drei Jahre gaben sich Franzosen, Deutsche, Spanier, Genuesen und Korsen einem gegenseitigen Abschlachten und Gräueltaten hin. Das Ergebnis war eine sinnlose Rückkehr zum status quo. 1556 überließ ein Waffenstillstand Korsika, mit Ausnahme von Bastia, den Franzosen, die sich daran machten, eine erträgliche Regierung einzurichten; aber 1559 wurde die Insel durch den Vertrag von Cateau-Cambrésis wieder der Banca di San Giorgio zugesprochen, von der es umgehend von der Republik Genua übernommen wurde.
Nach dem Vertrag von Cateau-Cambrésis
Probleme begannen sofort wieder. Die Genuesen versuchten eine Steuer zu erheben, die die Korsen ablehnten. In Verletzung des Friedensvertrages, in dem eine universelle Amnestie vereinbart worden war, konfiszierten sie das Eigentum von Sampiero da Bastelica besser bekannt als Sampiero Corso. Daraufhin stellte sich Sampiero an die Spitze der Nationalbewegung. Die Oberherrschaft der Türken schien der Genuas vorzuziehen, und er begab sich mit Brief vom französischen König bewaffnet nach Konstantinopel und bat um die Hilfe einer Flotte, um Korsika auf den Status einer osmanischen Provinz herabzusetzen. All seine Bemühungen um ausländische Hilfe waren jedoch vergeblich. Er beschloss, alleine zu handeln, und landete im Juni 1564 mit nur fünfzig Anhängern.
Sein Erfolg war zunächst außergewöhnlich, und er stand bald an der Spitze von 8000 Leuten, aber letztlich wurde ein Sieg durch die Disziplinlosigkeit unter den Korsen und durch ständige Fehden verhindert. Für über zwei Jahre wurde ein Krieg geführt, in dem sich beide Seiten nichts schenkten. Aber nach der Ermordung Sampieros 1567 war die Moral der Aufständischen gebrochen. 1568 wurde ein ehrenhafter Frieden einschließlich einer Generalamnestie mit dem Genueser Befehlshabenden Giorgio Dora geschlossen. Sampieros Sohn Alphonse d’Ornano emigrierte mit 300 seiner Freunde nach Frankreich, wo er unter Heinrich IV. zum Marschall aufstieg.
Von dieser Zeit bis 1729 blieb Korsika unter der Regierung Genuas im Frieden. Es war allerdings ein Friede durch Müdigkeit und Verzweiflung, nicht durch Zufriedenheit. Die Einigung von 1568 hatte den Korsen ein großes Maß an Autonomie gewährt; während der folgenden Jahre wurde diese Stück für Stück zurückgenommen, bis sie, entwaffnet und machtlos, von allen Ämtern in der Verwaltung ausgeschlossen waren. Die Genuesen ersetzten das von ihnen zerstörte System auch nichts durch ein effizientes. Wegen des Fehlens eines effektiven Gerichtswesens nahm die vendetta zu; wegen des Fehlens eines effektiven Schutzes war die Küste den Verwüstungen durch Piraten ausgeliefert, so dass die Küstendörfer und -städte aufgegeben wurden und die Einwohner sich in das Landesinnere zurückzogen. Ein großer Teil des fruchtbaren Landes wurde deshalb eine malariaverseuchte Öde.
Zudem war die Bevölkerung 1576 von der Pest dezimiert worden. Emigration setzte sich en masse fort, und ein Versuch, durch die Ansiedlung einer griechischen Kolonie 1688 zu stoppen, fügte der glücklosen Insel nur ein weiteres Element der Uneinigkeit zu. Für die Genuesen war Korsika weiterhin lediglich ein Gebiet, das sie für ihren Profit ausbeuten konnten. Sie monopolisierten seinen Handel; sie besteuerten bis zu seiner Leistungsfähigkeit und darüber hinaus; sie erschlossen sich mit der Ausgabe von Lizenzen für Feuerwaffen eine Einnahmequelle; und sie vermieden beflissen, in den Brauch der vendetta einzugreifen, der diesen fiskalen Notbehelf so profitabel machte.
1729 erhoben sich die Korsen, empört über eine neue due semi genannte Herdsteuer zur Revolte. Ihre Führer waren Andrea Colonna Ceccaldi und Luigi Giafferi. Wie üblich waren die Genuesen bald auf einige wenige Küstenstädte beschränkt. Aber die Intervention durch Kaiser Karl VI. und die Absendung einer großen deutschen Söldnertruppe kehrte das Blatt um, und 1732 war die Autorität Genuas wiederhergestellt. Zwei Jahre später erhob Giacinto Paoli jedoch abermals die Fahne der Revolte; und 1735 proklamierte eine Versammlung in Corte die Unabhängigkeit Korsikas, setzte eine Verfassung auf und vertraute die Führerschaft Giafferi, Paoli und Geccaldi an. Obwohl sich die Genuesen wiederum in ihre Festungen zurückziehen mussten, machten ein Mangel an Waffen und Proviant einen entscheidenden Erfolg der Aufständischen zunichte.
Theodor von Neuhoff
Als am 12. März 1736 der deutsche Abenteurerbaron Theodor von Neuhoff mit einer Schiffsladung Musketen und Vorräten und der Zusicherung weiterer Hilfe erschien, waren Führer und Volk bereit, seine Hilfe zu seinen Bedingungen zu akzeptieren, nämlich dass er als König von Korsika anerkannt werden solle. Am 15. April proklamierte eine Versammlung des Klerus und der Vertreter der Kommunen in Alésani feierlich Korsika als unabhängiges Königreich unter der Herrschaft Theodors I. und seiner Erben. Die Regentschaft des neuen Königs sollte nicht lange währen. Zwar beleidigte die Opera-Buffa-Manier seiner Ankunft nicht die schlichten Insulaner (er war mit einem scharlachroten Kaftan, türkischen Hosen, einem spanischen Hut und Feder bekleidet und mit einem Krummsäbel gegürtet); sie waren sogar bereit, seine üppige Verleihung von Titeln und seinen Ritterorden della Liberazione ernstzunehmen. Sie schätzten seinen persönlichen Mut. Und die Tatsache, dass die Genueser Regierung ihn als Hochstapler brandmarkte und einen Preis auf seinen Kopf aussetzte, konnte sie in ihrer Zuneigung nur bestärken.
Ganz anders sah es aber aus, als die von ihm zugesagte europäische Hilfe nicht ankam, und mehr noch, als die Regierungen, mit deren Einfluss er geprahlt hatte, sich von ihm distanzierten. Im November hielt er es für ratsam, sich auf den Kontinent zu begeben, vorgeblich auf Suche nach Hilfe; er ließ Giafferi, Paoli und Luca d'Ornano als Regenten zurück. Trotz mehrerer Versuche gelang es ihm nicht, wieder auf die Insel zurückzukehren. Die Korsen, des Kriegs müde, eröffneten Verhandlungen mit Genua. Aber die Weigerung der Genuesen, sie als etwas anderes denn als Rebellen zu behandeln, machte eine gegenseitige Verständigung unmöglich. Schließlich entschied die Republik, Frankreich um Hilfe zu ersuchen, und im Juli 1737 wurde ein Vertrag unterzeichnet, mit dem der französische König sich verpflichtete, Ordnung unter den Korsen herzustellen.
Frankreich
Die Absicht der Franzosen bei ihrer Hilfe war nicht der Erwerb der Insel an sich, sondern die ihnen schon lange bewusste Gefahr zu vermeiden, dass sie in die Hände einer anderen Großmacht fallen könnte, etwa Großbritannien. Die Korsen andererseits, wenn sie auch bereit waren, mit dem französischen König zu einer Einigung zu kommen, weigerten sich, die Herrschaft Genuas anzuerkennen, selbst wenn sie von Frankreich gedeckt wäre. Eine mächtige französische Armee unter dem Comte de Boissieux kam im Frühjahr 1738 an, und einige Monate wurde verhandelt.
Aber die Wirkung der französischen Garantie der korsischen Freiheiten wurde durch die Forderung zunichte gemacht, dass die Insulaner ihre Waffen niederlegen müssten. Boissieux' Versuch, die Entwaffnung durchzusetzen, folgte seine Niederlage gegen die Korsen im Winter 1738/39. Im Februar 1739 starb Boissieux. Sein Nachfolger, der Marquis de Maillebois, kam im März mit großer Verstärkung an. Durch eine Kombination von Strenge und Versöhnung stellte er bald die Ordnung her. Ihre Aufrechterhaltung hing jedoch von der Anwesenheit der französischen Truppen ab, und im Oktober 1740 erforderte der Tod Karls VI. und der Ausbruch des österreichischen Erbfolgekrieges ihren Abzug. Genuesen und Korsen standen wiederum Angesicht zu Angesicht, und der beständige Kampf begann von neuem.
1743 begab sich König Theodor auf die Insel, unterstützt von einer britischen Schwadron. Da er erkannte, dass er keine Anhängerschaft mehr besaß, reiste er ab, um nie wiederzukommen. Die Korsen versammelten sich zu einem Landtag in Casinca und wählten nun Giampietro Gaffori und Alerio Matra zu Generälen und Schützern des Vaterlands (protettori della patria). Sie begannen einen heftigen Angriff auf die Genueser Festungen. Jetzt wurden ihnen durch die Sympathie und aktive Unterstützung der europäischen Mächte geholfen, und 1746 gelang es Graf Domenico Rivarola, einem Korsen in sardischem Dienst, Bastia und San Fiorenzo mit der Hilfe einer britischen Schwadron und sardischen Truppen einzunehmen.
Der sektiererische Geist der Korsen selbst war allerdings ihr ärgster Feind. Der britische Befehlshaber befand es als unzweckmäßig, in die Angelegenheiten eines Landes einzuschreiten, dessen Führer Dummköpfe seien. Rivarola, auf sich allein gestellt, war nicht in der Lage, Bastia zu halten, das ein Ort mit Sympathien für Genua war. Trotz dem Zusammenbruch von Genua selbst, das nun in österreichischer Hand war, gelang es dem Genueser Gouverneur, sich auf der Insel zu halten.
Bis zum Zeitpunkt des Friedens von Aachen 1748 war die Situation auf der Insel wieder umgeschlagen. Rivarola und Matra waren verstorben, Gaffori war nominell als Oberhaupt eines Volks zurückgeblieben, das von ständigen Fehden zerrissen war. Auch Genua hatte die Österreicher mit französischer Hilfe vertrieben. Aufgrund eines Berichts, dass der König von Sardinien über einen erneuten Eroberungsversuch nachdachte, hatte eine starke französische Expedition unter Marquis de Cursay auf Ersuchen der Republik Calvi, Bonifacio, Ajaccio und Bastia besetzt.
Nach dem Frieden von Aachen
Durch die Bedingungen des Friedens von Aachen wurde Korsika erneut Genua zugesprochen, aber die französische Garnison blieb, bis ein Ausgleich zwischen der Republik und den Insulanern erzielt worden sei. In Hinblick auf die schwer zu bändigende Gemütsart der beiden Parteien konnte keine Einigung erzielt werden; aber dank Cursays persönlicher Popularität konnte der Frieden für eine Weile bewahrt werden. Sein Abzug 1752 war jedoch das Signal für einen allgemeinen Aufruhr, und einmal mehr wurde Gaffori von einem Landtag in Orezza zum General und prottetore gewählt. Im Oktober des folgenden Jahrs wurde er Opfer einer Vendetta, und die Nation war wieder führungslos. Sein Platz wurde eine Zeit lang, mit Unterstützung anderer Leutnants von Gaffori, von Clemente Paoli eingenommen. Wegen seines Temperaments war er allerdings ungeeignet, in diesen spannungsvollen Zeiten ein aufrührerisches und ungebändigtes Volk zu führen, und 1755 wurde auf seinen Vorschlag sein Bruder Pasquale eingeladen, aus Neapel zu kommen und das Kommando zu übernehmen.
Pasquale Paoli wurde im April von einer Versammlung in San Antonio della Casabianca zum General gewählt. Seine erste Aufgabe war die Unterdrückung der konkurrierenden Partei, die von Emanuele Matra geführt wurde, dem Sohn von Gafforis früherem Bündnispartner. Gegen Frühling 1756 war dies erledigt, und die Korsen waren in der Lage, eine vereinigte Front gegen die Genuesen zu bilden. In diesem Augenblick intervenierten wieder die Franzosen, da sie von einer vermuteten Verständigung zwischen Paoli und den Briten alarmiert waren. Sie besetzten Calvi, Ajaccio und San Fiorenzo bis 1757, als ihre Truppen wegen Kriegen auf dem Kontinent abgezogen wurden.
1758 erneuerte Paoli die Angriffe auf die Genuesen. Er gründete den neuen Hafen Isola Rossa als Zentrum, wo von aus die korsischen Schiffe die Handelsschiffe Genuas angreifen konnten. Die Republik war nun tatsächlich zu schwach, um ihre Herrschaft über die Insel ernsthaft zu verteidigen. Mit der Ausnahme der Küstenstädte herrschte Paoli über die Insel mit absoluter Autorität und mit auffallender Klugheit. In den Pausen zwischen den Kämpfen war er damit beschäftigt, die korsische Anarchie in eine Art zivilisierte Ordnung zu verwandeln. Gegen die Vendetta wurde vorgegangen, teilweise durch religiösen Einfluss, teilweise mit strenger Hand. Die übriggebliebenen Unterdrückungsrechte der Feudalherren wurden abgeschafft. Die traditionellen Institutionen der Terra di Comune wurden zur Basis einer demokratischen Verfassung für die ganze Insel.
Was die Beziehungen Korsikas angeht, so hing nun alles von der Haltung Frankreichs ab, an das sowohl Paoli als auch die Republik Anträge machten. 1764 erschien eine französische Expedition unter dem Comte de Marbeauf und besetzte mit Einverständnis Genuas drei der Genueser Festungen. Obwohl die Genueser Souveränität ausdrücklich in der Vereinbarung anerkannt wurde, mit der diese Aktion bewilligt wurde, war sie in der Realität nicht vorhanden. Franzosen und Korsen blieben im Einvernehmen, und die Einwohner der nominell genuesischen Städte schickten tatsächlich Repräsentanten in das nationale Parlament, die consulta. Der Höhepunkt kam Anfang 1767, als die Korsen die Genueser Insel Capraja eroberten und Ajaccio und andere Orte besetzten. Die Orte waren von den Franzosen aus Protest gegen das Asyl geräumt worden, das den aus Frankreich verbannten Jesuiten hier gegeben wurde. Genua erkannte jetzt, dass es in dem langen Streit den kürzeren gezogen hatte, und am 15. Mai 1768 unterzeichnete es einen Vertrag, mit dem die Suzeränität über die Insel Frankreich überlassen wurde.
Die Korsen, die zur Unabhängigkeit entschlossen waren, standen nun einem gewaltigeren Feind als der altersschwachen Republik Genua gegenüber. Ein Teil des Volks war für Unterwerfung, aber Paoli selbst sprach sich für Widerstand aus. Unter denen, die ihn in der zur Diskussion dieser Frage einberufenen consulta unterstützten, war sein Sekretär Carlo Buonaparte, Vater von Napoleon Bonaparte, dem zukünftigen französischen Kaiser. Die Einzelheiten des folgenden Kriegs können hier nicht erörtert werden. Angesichts des Ausbleibens der erhofften Hilfe von Großbritannien stand der Ausgang des Kriegs nicht in Frage; und obwohl die Franzosen kein leichtes Spiel hatten, waren sie gegen Sommer 1769 Herren der Insel. Am 16. Juni schifften Pasquale und Clemente Paoli zusammen mit rund 400 ihrer Anhänger auf einem britischen Schiff nach Livorno ein. Am 15. September 1770 wurde eine Generalversammlung der Korsen einberufen, und die Abgeordneten schwuren König Ludwig XV. Treue.
Zwanzig Jahre lang blieb Korsika in Abhängigkeit von der französischen Krone, wenn es auch viele seiner alten Institutionen bewahrte. Dann kam die Französische Revolution, und die Insel wurde entsprechend dem neuen Verwaltungsmodell als separates Département in Frankreich eingegliedert. Paoli, der auf Antrag Mirabeaus von der Nationalversammlung aus dem Exil zurückgerufen wurde, wurde bei seinem Besuch in Paris von der Nationalversammlung und vom Jakobinerklub als Held und Märtyrer der Freiheit bejubelt. 1790 kehrte er nach Korsika zurück und wurde dort mit großem Beifall empfangen und als Vater des Landes gefeiert.
Für die neue Ordnung auf der Insel hatte er allerdings wenig Sympathie. In den Städten waren Zweigstellen des Jakobinerklubs eröffnet worden, und diese neigten wie anderswo dazu, die Funktionen der regulären Regierungsorgane zu usurpieren und ein neues Element des Streits in das Land einzuführen, an dessen Einigung Paoli gearbeitet hatte. Zweifel an seiner Loyalität zu den revolutionären Prinzipien waren schon 1790 von Bartolomeo Arena, einem korsischen Abgeordneten und begeistern Jakobiner, in Paris verbreitet worden. Doch nach dem Sturz der Monarchie 1792 ernannte ihn die französische Regierung in ihrer Sorge, Korsika zu sichern, übereilt zum Generalleutnant der Truppen und Gouverneur (capo comandante) der Insel.
Paoli nahm das Amt an, das er zwei Jahre zuvor aus den Händen Ludwigs XVI. abgelehnt hatte. Für die Menschen und Methoden der Terrorherrschaft hatte er jedoch keinerlei Sympathie. Als er verdächtigt wurde, der Expedition gegen Sardinien 1793 Steine in den Weg gelegt zu haben, wurde er mit dem Generalprokurator Pozzo di Borgo vor das Gericht des Nationalkonvents geladen. Paoli forderte nun offen den Konvent heraus, indem er die Repräsentanten der Kommunen zum Landtag in Corte am 27. Mai einberief. Auf die Proteste Salicetis, der an der Versammlung teilnahm, antwortete er, dass er nicht gegen Frankreich rebelliere, sondern gegen die herrschende Partei, deren Aktionen die Mehrheit der Franzosen missbillige. Saliceti eilte daraufhin nach Paris, und auf seinen Antrag wurden Paoli und seine Sympathisanten vom Konvent als vogelfrei erklärt (26. Juni).
Paoli hatte sich bereits entschlossen, die Fahne der Revolte gegen Frankreich zu erheben. Aber obwohl die consulta ihn in Corte zum Präsidenten wählte, war die korsische Meinung keineswegs einheitlich. Napoléon Bonaparte, den Paoli für seine Ansichten hatte gewinnen wollen, wies die Idee eines Bruchs mit Frankreich empört zurück. Von da an rangierten die Bonapartes unter seinen Feinden. Paoli ersuchte nun die britische Regierung um Unterstützung und erreichte die Absendung einer beträchtlichen Truppe. Bis zum Sommer 1794 wurde nach schweren Kämpfen die Insel unterworfen, und im Juni bot die korsische Versammlung die Herrschaft formell König Georg III. an.
Die britische Besatzung dauerte zwei Jahre, während deren die Insel von Sir Gilbert Elliot verwaltet wurde. Paoli, dessen Anwesenheit als unzweckmäßig betrachtet wurde, wurde zur Rückkehr nach England aufgefordert, wo er bis zu seinem Tod blieb. 1796 schickte Bonaparte nach seinem siegreichen Italienfeldzug eine Expedition nach Korsika. Die Briten waren der etwas undankbaren Aufgabe müde und leisteten nicht viel Widerstand. Im Oktober war die Insel wieder in französischen Händen. 1814 wurde sie noch einmal für kurze Zeit von Großbritannien besetzt, aber im Abkommen von 1815 wurde sie an die französische Krone zurückgegeben. Seitdem ist ihre Geschichte ein Teil der Geschichte Frankreichs.
Das 20. Jahrhundert
Im Ersten Weltkrieg kämpften die Korsen auf der Seite Frankreichs, 15.000 korsische Soldaten fielen in französischem Waffendienst. Nach dem Weltkrieg gab es keinen Aufbau, da auch zuvor keine Industrie vorhanden war. Der wirtschaftliche Niedergang der Insel führte nach 100 Jahren weitgehender Ruhe wieder zu politischen Unruhen und zu Kämpfen zwischen korsischen Freischärlern und der französischen Gendarmerie.
Im Zweiten Weltkrieg besetzten am 11. November 1942 zunächst italienische und später auch deutsche Truppen mit 100.000 Soldaten die Insel. Der gemeinsame Feind veranlasste den korsischen Widerstand zur Zusammenarbeit mit der französischen Résistance. Schon nach einem Jahr konnten die Besatzer wieder vertrieben werden. Am 5. Oktober 1943 war die ganze Insel befreit und damit nach Algier, Oran und Constantine das vierte von Besatzern befreite französische Departement. Damit war die Befreiung vom Süden her an das Festland Frankreichs herangerückt.
Nachdem Frankreich seine Kolonien in die Freiheit entlassen musste, wurden viele Nordafrikaner repatriiert, darunter auch ehemalige Korsen. Etwa 17.000 kamen und siedelten mit finanzieller Unterstützung des Staates im Süden und Südosten der Insel. Diese als ungerechtfertigte Bevorzugung gesehene Maßnahme führte zu gewaltsamen Ausschreitungen der Korsen gegen die neuen Siedler. Ein weiterer Grund für korsischen Unmut war der Tourismus, der fest in der Hand der Festlandfranzosen war und die auch die Gewinne machten. In den 1960er Jahren wurde der korsische Widerstand wieder aufgenommen und 1967 wurde die ARC gegründet, die Action Régionale Corse, die erste korsisch-nationalistische Separatistenorganisation, die mit gezielten Anschlägen auf nicht-korsische Einrichtungen begann. 1970 erhielt Korsika von Frankreich die Regionalautonomie, ohne das damit weitergehende Selbstverwaltungsrechte verbunden waren. 1975 wurde Korsika in die zwei Départements aufgeteilt: Corse-du-Sud und Haute-Corse. Im selben Jahr wurde auch die FLNC gegründet, die Front de Libération Nationale de la Corse (französisch) bzw. Frontu di Liberazione Naziunalista Corsu (korsisch, auf deutsch: Nationale Korsische Befreiungsfront). In den nächsten 15 Jahren folgte eine Zeit des Bombenterrors, der viele Opfer forderte. Es wurden aber nie direkte Anschläge auf Touristen ausgeführt. 1991 wurde ein Selbstverwaltungsstatut für Korsika verabschiedet, in der die kulturelle Eigenständigkeit des korsischen Volks anerkannt wird. Als korsische Verwaltungseinheit wurde die Collectivité Territoriale de Corse (CTC) gegründet. Trotzdem ging der Widerstand weiter, der 1998 zur Ermordung des französischen Präfekten Claude Erignac führte.[3]
Literatur
Circonscription des antiquités pré historiques de Corse: 1190 Prehistoire de La Corse. ISBN 2-86620-50-3 (formal falsche ISBN)
Referenzen
- ↑ Roger Grosjean: Filitosa. Hochburg des prähistorischen Korsika. 1978
- ↑ Ferdinand Gregorovius, Waldemar Kampf: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, Seite 522. ISBN 3-406-07107-4, abgefragt am 3. April 2009
- ↑ Wolfgang Kathe: Korsika, Reise Know-How Verlag Peter Rump, ISBN 3-8317-1448-7
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