Gillis Bildt

Gillis Bildt
Gillis Bildt

Baron Didrik Anders Gillis Bildt (* 16. Oktober 1820 in Göteborg; † 22. Oktober 1894 in Stockholm) war ein schwedischer Generalleutnant, Diplomat, Politiker und Ministerpräsident von Schweden (Sveriges Statsminister).

Inhaltsverzeichnis

Familie und militärische Laufbahn

Der Sohn eines Oberstleutnants schlug ebenfalls eine militärische Laufbahn ein. Zunächst absolvierte er die Militärakademie im Schloss Karlberg (Militärhögskolan Karlberg). Anschließend trat er 1837 als Offiziersaspirant in das Artillerieregiment von Götaland ein.

Darauf hin beendete er 1842 seine Ausbildung zum Offizier und erreichte wegen seines Fleißes und seiner Kompetenz die Aufmerksamkeit des damaligen Kronprinzen Oskar. Nach seiner Graduierung war er dann neben seiner Tätigkeit als Offizier auch für einige Jahre Tutor für Mathematik.

Noch als Leutnant wurde er 1851 Adjutant des jetzigen König Oskar I. Dieses führte in den folgenden Jahren zu seinen raschen Beförderungen zum Major und Chef eines Artilleriestabes 1854, Oberstleutnant 1856 sowie zum Oberst 1858.

Nach dem Tode Oskars I. wurde von dessen Nachfolger König Karl XV. bereits 1859 zum Generalmajor und dessen Ersten Aide-de-camp befördert. Für seine Verdienste wurde er bereits 1864 zum Baron (Friherre) geadelt. 1875 wurde er zum Generalleutnant ernannt.

Sein Ururenkel ist der Politiker und ehemalige Ministerpräsident und derzeitige schwedische Außenminister Carl Bildt.

Politische Laufbahn

Abgeordneter

Bildt begann seine politische Laufbahn bereits 1847 mit der Wahl zum Abgeordneten des Adelshauses im Reichstag der Stände. Diesem gehörte er zunächst bis 1867 an. Während dieser Zeit war er Vertreter der konservativen Adelspartei (Junkerpartiet), die eine Freihandelspolitik forderte. Andererseits setzte sich auch für soziale Angelegenheiten wie die Krankenpflege und die schulische Ausbildung von Frauen ein.

Als Oberhausmitglied war er daneben von 1848 bis 1860 Berichterstatter im Verfahrensausschuss (Statsutskottet). 1863 war er ein starker Befürworter der Wahlrechtsreform von Louis De Geer und der Einführung eines allgemeinen Wahlrechts. Als solcher hatte er maßgeblichen Einfluss bei der Auflösung des Reichstages der Stände zugunsten des nur noch aus zwei Kammern (Oberhaus (Första kammaren) und Unterhaus (Andra kammaren)) bestehenden Reichstages. Seine Unterstützung ging sogar soweit, dass er als Regierungspräsident und Generalmajor Truppen in Reserve hielt, um bei einer eventuellen Ablehnung der Reform Recht und Ordnung in Stockholm aufrecht zu halten.

Nach der Parlamentsreform von 1867 war er bis 1874 Mitglied des Oberhauses (Första kammaren). Als solcher wurde er mit den meisten Stimmen auch zum Mitglied des ersten Satzungsausschusses des neuen Reichstages gewählt. Des Weiteren war er später Mitglied des Verteidigungsausschusses.

Von 1887 bis zu seinem Tod war er später erneut Mitglied des Oberhauses. Diese Wiederernennung durch die protektionistischen Abgeordneten erfolgte jedoch gegen den Wunsch von König Oskar II., da dieser keinen engen Freund der königlichen Familie mit Parteipolitik und einer Gegnerschaft zur amtierenden Regierung mit ihrer Pro-Freihandelspolitik konfrontiert sehen wollte. Bildt versprach daraufhin dem König, parteipolitisch unabhängig zu bleiben. Tatsächlich nahm er jedoch an Treffen mit der protektionistischen Fraktion im Oberhaus teil, wobei er jedoch einen moderaten Protektionismus vertrat.

Regierungspräsident

Neben seiner militärischen Laufbahn und seiner Abgeordnetentätigkeit übernahm er auch Ämter innerhalb der Staatsverwaltung. Von 1858 bis 1862 war er zuerst Regierungspräsident und Militärbefehlshaber der Provinz Gotland und danach von 1862 bis 1874 der Provinz Stockholm.

Während dieser Amtszeit setzte er sich für den Ausbau des Eisenbahnnetzes ein, wobei er dabei besonders die militärische und wirtschaftliche Bedeutung für Stockholm förderte. Hierfür erhielt er weite Unterstützung durch den Reichstag, den Stadtrat von Stockholm, die Stockholmer Börse, aber auch durch die Bürgerschaft erhielt. Daneben war er auch Anteilseigner und Vorstandsmitglied der Gesellschaft, die eine Eisenbahnlinie zwischen Stockholm und den Bergwerken von Västmanland betreiben wollte.

Botschafter im Deutschen Kaiserreich

1874 wurde er zum Botschafter im Deutschen Kaiserreich ernannt. In diesem Amt, das er bis 1886 bekleidete, stärkte er die Verbindungen zwischen Schweden und dem erst drei Jahre zuvor gegründeten Reich Kaiser Wilhelms I. Insbesondere wurden in diesen Jahren bilaterale Abkommen über Post, Telegraphie, Auslieferung und Seeleute geschlossen.

Zugleich wurde er während seiner Zeit in Deutschland Augenzeuge des vom Reichskanzler Otto von Bismarck betriebenen Protektionismus, insbesondere im landwirtschaftlichen Bereich.

Ministerpräsident von 1888 bis 1889

Nach seiner Rückkehr aus Deutschland wurde er 1886 als Reichsmarschall Leiter des Königlichen Hofstaates. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tode aus.

Zur gleichen Zeit gründete sich in Schweden nach dem Preisverfall für Getreide die Protektionistische Partei. Die von dieser geforderten Schutzzölle zur Stützung der einheimischen Landwirte wurden jedoch von der Freihandelspolitik der von 1884 bis 1888 amtierenden Regierung von Robert Themptander abgelehnt.

Als im März 1887 die Mehrheit der Zweiten Kammer den Antrag auf Einführung von Getreide- und Schutzzöllen annahm, löste Themptander den Reichstag auf und erzielte auch bei den Neuwahlen eine Mehrheit, die den Freihandel forderte.

Diese verminderte sich aber bei den ordentlichen Reichstagswahlen im Herbst 1887, zumal das höchste Gericht die Wahl der 22 freihändlerischen Vertreter Stockholms wegen eines Formfehlers für ungültig und die Vertreter der Schutzzollpolitik für gewählt erklärte; auch in der Ersten Kammer vermehrten sich die Anhänger der Getreidezölle bei den Nachwahlen. Daher reichte das Ministerium Themptander nach Eröffnung des neuen Reichstags im Januar 1888 seine Entlassung ein.

Der König beauftragte angesichts der noch nicht endgültig entschiedenen Haltung der Mehrheit der beiden Kammern den Baron Bildt damit, ein gemäßigt schutzzöllnerisches Kabinett zusammenzustellen, was ihm am 6. Februar 1888 gelang. [1]

Wegen seiner aus erster Hand in Deutschland gewonnenen Erfahrungen im Protektionismus zugunsten der Landwirtschaft, nicht zuletzt aber wegen seiner eigenen Sympathien für den Schutz heimischer Produkte, war Bildt somit ein idealer Nachfolger Themptanders, nachdem der frühere Sprecher der Reichstagskammern, Erzbischof Anton Niklas Sundberg, die Übernahme des Amtes abgelehnt hatte.

Das Kabinett von Bildt, das zum Teil auch aus Befürwortern des Freihandels bestand, musste jedoch die Preise für Nahrungsmittel und Werkzeuge erhöhen, da die Einnahmen aus den Schutzzöllen zum Abbau der Staatsverschuldung, dem Bau von Eisenbahnen sowie der Verbesserung der Verteidigung genutzt wurden.

Am 12. Oktober 1889 trat er von seinem Amt als Ministerpräsident zurück.

Weblinks und Hintergrundliteratur

 Commons: Gillis Bildt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Allgemeine biographische Informationen

Hintergrundliteratur

  1. Schweden (Geschichte bis zur Gegenwart). In: Meyers Konversationslexikon. 4. Auflage, Leipzig 1885–1892, Band 14, S. 716

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